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Veröffentlicht am 10.07.2023

Unbedingt lesen!

Durch das große Feuer
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Darum geht‘s:
England im Jahre 1914: Henry und Sidney lernen sich als Internatsschüler einer renommierten Eliteschule kennen und schätzen. Erst erscheint ihnen der Erste Weltkrieg noch etwas weit weg und ...

Darum geht‘s:
England im Jahre 1914: Henry und Sidney lernen sich als Internatsschüler einer renommierten Eliteschule kennen und schätzen. Erst erscheint ihnen der Erste Weltkrieg noch etwas weit weg und unwirklich. Die einzigen Berührungspunkte sind die Meldungen gefallener junger Männer in der wöchentlichen Schülerzeitung. Diese Männer werden von den Ahnungslosen als Helden gefeiert. Doch als Henry und Sidney selber in den Krieg ziehen – ohne dass ihnen bewusst ist, was sie gegenseitig füreinander empfinden – holt sie die Wirklichkeit und die Härte des Krieges schnell ein. Was sie dort erleben, wird beide fürs Leben prägen und verändert auch ihr Verhältnis zueinander.

So fand ich‘s:
Es gibt manchmal Bücher, bei denen ich mich schwer tu‘, meine Gedanken dazu in Worte zu packen. In der Regel sind das dann Geschichten, die mich besonders intensiv berührt haben. „Durch das große Feuer“ ist wieder Mal so ein Buch. Es ist ein Buch, über das ich im Grunde nur sagen möchte: „Unbedingt lesen!“. Und dann soll es direkt auf den Leser von sich aus wirken. Ich will es aber dennoch versuchen, meine Gedanken zusammenzufassen...

Mich konnte die Autorin Alice Winn mit ihrem Erzählstil gleich von Anfang an für sich gewinnen. Man hört zwischen den Zeilen den typischen Tonfall der Englischen Upperclass und gleichzeitig spürt man den jugendlichen Leichtsinn und Enthusiasmus der beiden Protagonisten. Doch beide sind auch sehr empfindsame Seelen sind, was sie jedoch in der ruppigen Schülerwelt nicht zu zeigen wagen. So ist beiden auch lange nicht bewusst, dass ihre Gefühle einander gegenüber nicht nur einseitig sind.

Als beide kurz nacheinander in den Krieg ziehen, ahnen sie nicht, wie sehr die Geschehnisse sie verändern werden. Aber über all die Grausamkeiten und Schrecken, die die Autorin weder verharmlost noch maskiert hat (im Gegenteil!) hinweg, bleibt die Verbindung der beiden zueinander unerschüttert, wächst auch trotz der Distanz weiter.

Auch wenn ich mich bei manchen Kriegsszenen wirklich schwergetan habe, weiterzulesen, bin ich der Autorin dankbar für dieses Buch. Ich tue mich schwer zu schreiben, dass ich es „gerne“ gelesen habe – dafür gab es zu viele Grausamkeiten. Ich möchte diese Lektüre jedoch nicht verpasst haben. Denn es ist in meinen Augen ein wichtiges Buch und auch wenn es während dem Ersten Weltkrieg spielt, sind die Themen aktueller denn je.

Zudem gab es auch tatsächlich sehr schöne Momente. Und die Autorin hat es meiner Meinung nach vortrefflich geschafft, die Liebesgeschichte zwischen zwei Männern einfühlsam und glaubwürdig zu erzählen – eine Liebe, die allen Widrigkeiten der damaligen Zeit trotzte und sich zusammen mit den Charakteren der beiden Protagonisten parallel verändert hat und an allen Geschehnissen gewachsen ist. Ich hoffe sehr, das klingt jetzt nicht kitschig – denn das ist das Buch zu keinem Moment.

Als Fazit gibt es für mich nur eins - auch wenn ich mich wiederhole: „Unbedingt lesen!“

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Spannend, originell, fröhlich - ein toller Schmöker für kleinere und größere Fantasyfans

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
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Darum geht’s:
Matilda ist so wie man sich ein nettes Mädchen von nebenan vorstellt. Doch wie gerne wäre sie so viel mehr. Vor allem würde sie viel dafür geben, um dem Nachbarsjungen Quinn, der etwas arrogant ...

Darum geht’s:
Matilda ist so wie man sich ein nettes Mädchen von nebenan vorstellt. Doch wie gerne wäre sie so viel mehr. Vor allem würde sie viel dafür geben, um dem Nachbarsjungen Quinn, der etwas arrogant aber gleichzeitig sehr attraktiv ist, aufzufallen. Er scheint jedoch absolut kein Interesse an ihr zu haben – zumindest bis zu jener Nacht, in der er von mysteriösen Wesen verfolgt und dabei schwer verletzt wird. Nach dieser schicksalshaften Nacht steht Quinns Leben auf dem Kopf und er sieht immer mehr Dinge, die eigentlich nicht sein können. Als dann noch Matilda in die sonderbaren Geschehnisse mit hineingezogen wird, ist sie die einzige, der er sich anvertrauen kann. Während die beiden immer tiefer in ein spannendes Abenteuer hineingeraten, kommen sie sich auch persönlich näher…

So fand ich‘s:
Eine Marotte von mir lässt mich Bücher, auf die ich mich besonders freue, aufsparen, so dass ich immer das Gefühl habe, noch ein ganz besonderes Leseerlebnis vor mir zu haben. Das Problem dabei ist, dass es dann sein kann, dass sich meine Erwartungen zu hoch schrauben und mich schlussendlich das aufgesparte Buch enttäuscht. Auch das Cover dieses Buches hatte mich richtiggehend magisch angezogen und ich wollte mir die Vorfreude darauf nicht zu schnell nehmen. Daher bin ich das Risko eingegangen. Doch jetzt war es soweit und ich habe mich zusammen mit Matilda und Quinn in das Vergissmeinnicht-Abenteuer gestürzt. Jedenfalls war meine Sorge unbegründet und ich bin auch jetzt nach dem Umblättern der letzten Seite immer noch total begeistert.

Es hat nur wenige Seiten lang gedauert, bis die Autorin mich endgültig am Haken hatte mit dieser turbulenten, spannenden aber auch irgendwie fröhlichen Geschichte. Neben der fantasievollen Parallelwelt, in der sich Quinn wiederfindet und in der man als Leser so manchem originellen Wesen begegnet, gefallen mir hier ganz besonders die beiden unterschiedlichen Erzählstimmen. Einerseits erleben wir alles aus Quinns Perspektive, aber auch Matilda kommt immer wieder zu Wort. So wird die Geschichte auf sehr abwechslungsreiche und kurzweilige Art erzählt. Die Autorin hat meiner Meinung nach eine gute Einfühlungsgabe und sie schafft es, die Teenagergefühle sehr lebendig rüberzubringen – aber auch immer noch so, dass ich als älteres Semester nicht das Gefühl habe, außen vor zu bleiben.

Die Liebesgeschichte selbst nimmt meiner Meinung nach genau den richtigen Raum ein und entspricht dem Alter der beiden Protagonisten. Dieser Hauch Romantik ist für mich genau perfekt dosiert und stellt das i-Tüpfelchen in dieser Geschichte dar.

Mir hat dieses Buch großen Lesespaß bereitet und zum Glück müssen wir nicht allzu lange auf Band zwei warten. Denn ich freue mich schon sehr auf das Wiedersehen mit Matilda und Quinn und ich muss doch unbedingt wissen, wie das mit dem Wal-Zeppelin weitergeht. Ihr wisst nicht, was ein Wal-Zeppelin ist? Na, dann müsst ihr unbedingt dieses Buch lesen. Es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 15.04.2023

So viel mehr als ein Liebesroman

Wie Papierschiffchen im Fluss
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Das war mein erstes Blind-Date mit einem Buch. Ich hatte mich in einem Bücherforum für eine Leserunde angemeldet, ohne zu wissen, welche Geschichte wir zusammen lesen würden. Gleich vorneweg: Es war für ...

Das war mein erstes Blind-Date mit einem Buch. Ich hatte mich in einem Bücherforum für eine Leserunde angemeldet, ohne zu wissen, welche Geschichte wir zusammen lesen würden. Gleich vorneweg: Es war für mich ein sehr gelungenes Experiment mit Lernfaktor.

Darum geht’s:
Jannas Leben sieht auf den ersten Blick perfekt aus: Attraktiver Ehemann, mit dem sie ein erfolgreiches Architekturbüro führt, zwei tolle Kinder, ein Traumhaus an der Oker. Doch etwas scheint trotzdem zu fehlen. Janna fühlt sich wie auf einem Papierschiffchen, das kaum zu steuern ist. Das Schiffchen gerät vollends ins Strudeln als sie auf Maris wiedertrifft, ihre erste große Liebe, der sie als junge Frau mit einer SMS abserviert hatte, den sie jedoch nie ganz vergessen konnte. Was bedeutet dieses Wiedersehen für ihre Ehe, für ihre Familie? Ob sie will oder nicht: Janna steht am Scheideweg ihres Lebens und ihrer Karriere.

So fand ich’s:
Das war es also, mein erstes Blind-Date mit einem Buch. Die erste „Begegnung“ entfachte ehrlicherweise gemischte Gefühle: Das Cover gefiel mir sofort außerordentlich gut und ich hätte das Buch im Laden aus Neugierde sehr wahrscheinlich zur Hand genommen, jedoch nach dem Lesen der Kurzbeschreibung wieder zurückgelegt. Es war definitiv nicht mein Genre. Zu dem Zeitpunkt war ich jedenfalls noch überzeugt davon. Als es dann ans Lesen ging war ich überraschend schnell in der Geschichte drin und fast schon ein wenig gefangen von so einfühlsamen Beschreibungen der Gefühlswelt.

Auch wenn die Geschichte keine Action oder eine besondere Spannung bietet, entwickelte sich ein mitreißender Lesesog. Und auch wenn ich mich oft über Janna ärgerte – ich hätte sie so manches Mal gerne geschüttelt – konnte ich ihr immer gut nachfühlen. Aber gerade diese Empörung, die Janna in mir auslöste, fand ich großartig. Denn wenn eine Autorin es schafft, solche intensive Gefühle in mir zu entfachen, hat sie so einiges richtig gemacht.

Wie in diesem Genre üblich, gibt es selbstverständlich auch romantische Momente. Wobei die Autorin gerade auch die intimeren Szenen auf sehr natürliche und sensible Art erzählt, ohne kitschig zu werden. Lediglich Jannas Schwärmerei war mir ab und an ein wenig zu teenagerhaft.

Die Geschichte entwickelt sich immer mehr in eine für mich überraschende Richtung und ich habe selten ein perfekteres Buchende gelesen. Auch wenn sich meine Leserinnenwünsche (die ich hier natürlich nicht verrate) nicht erfüllt haben, ist für mich „Wie Papierschiffchen im Fluss“ eine absolut runde Sache und ich darf nie mehr behaupten, dass dieses Genre nichts für mich ist. Julia Stumpp hat mich hier eines besseren belehrt.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Beklemment und fesselnd

Wehrlos
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Darum geht's:
Für Mieke wird der Alptraum aller Eltern wahr: Ihre kleine Tochter Nele verschwindet vom Spielplatz. Dabei hat sie doch noch gerade mit anderen Kindern verstecken gespielt. Doch dann wurde ...

Darum geht's:
Für Mieke wird der Alptraum aller Eltern wahr: Ihre kleine Tochter Nele verschwindet vom Spielplatz. Dabei hat sie doch noch gerade mit anderen Kindern verstecken gespielt. Doch dann wurde sie von einem Mädchen zu einem dunklen Wagen geführt.

Seit geraumer Zeit sind immer wieder Kinder verschwunden. Und während die Polizei unter anderem im Darknet auf wichtige Hinweise stößt, macht sich Mieke selbst auf die Suche. Eine Spur führt sie ins eigene Umfeld. Doch sie bringt sich selbst damit in immer größere Gefahr.

So fand ichs:
Nora Benraths erster Thriller „Eskalation“ hatte mich so sehr gepackt, dass die Geschichte auch heute nach einigen Monaten immer noch sehr präsent ist. Daher konnte ich natürlich nicht anders und musste unbedingt dieses Buch lesen. Und schon von Anfang an war ich auch dieses Mal wieder total gefesselt und sogar ein wenig gefangen in einem Plot, der dem Thriller-Genre alle Ehre macht.

Die Autorin hat für dieses Buch ein sehr aktuelles Problem unserer Zeit als Grundthema gewählt und übermittelt dadurch zusätzlich zur spannungsgeladenen Lektüre eine wichtige Botschaft zum Umgang mit den modernen sozialen Medien.

Der Erzählstil ist einerseits flüssig und folgt einem angenehmen Rhythmus. Gleichzeitig ist die Sprache eindringlich und an den passenden Stellen düster – genauso wie das Cover, dass die Stimmung auch
sehr gut widerspiegelt.

Für mich erreicht dieses Buch das Niveau von „Eskalation“ nicht ganz. Es kann aber sehr gut daran liegen, dass ich, weil Kinder betroffen sind, eine gewisse Distanz zur Geschichte bewahren musste. Jedenfalls hat Nora Benrath auch diesmal ihr Erzähltalent bewiesen und mich während spannenden Lesestunden auch ab und an gar „wehrlos“ fühlen lassen, da ich das Buch einfach nicht beiseitelegen konnte, sondern immer weiterlesen musste. Von mir gibt es daher ohne Zögern eine eindeutige Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 17.03.2023

Eine junge Frau auf der Suche nach sich selbst

Der letzte Tanz der Debütantin
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Darum geht‘s:
London, 1958. Auf Wunsch ihrer Großmutter und ihrer verwitweten Mutter soll Lily als Debütantin am Hof Queen Elisabeth präsentiert werden. Da die junge Königin plant, diese Veranstaltung ...

Darum geht‘s:
London, 1958. Auf Wunsch ihrer Großmutter und ihrer verwitweten Mutter soll Lily als Debütantin am Hof Queen Elisabeth präsentiert werden. Da die junge Königin plant, diese Veranstaltung nur noch ein letztes Mal durchzuführen, ist das auch Lilys letzte Chance ihrer Familie den Gefallen zu tun. Denn sie selbst ist alles andere als begeistert. Sie fühlt sich als Außenseiterin und tut sich sehr schwer, sich mit dem ganzen Prozedere abzufinden. Trotzdem schafft sie es, wertvolle Kontakte zu knüpfen. Doch es scheint so, dass sie nicht allen neuen Freundinnen trauen darf. Und was hat es mit dem Familiengeheimnis auf sich, das Lilys Mutter mit sich rumträgt? Die Debütantinnen-Saison entwickelt sich für Lily schicksalhafter als vermutet.

So fand ich‘s:
Als die junge Elisabeth Ende der 50er Jahre zu Großbritanniens Königin wird, befindet sich die Welt im Umbruch. Gerade die jungen Frauen werden selbstbewusster und streben nach mehr als nur Hausfrauen und Mütter zu sein. Das scheint auch die junge Königin erkannt zu haben und plant das Debütantinnen-Wesen, das nicht mehr zeitgemäß erscheint, abzuschaffen. Und genau in dieser spannende Zeit hat Julia Kelly Lilys Geschichte angesiedelt. Meiner Meinung nach ist es ihr auch bestens gelungen, diese Zeitenwende eindrücklich und realistisch im Buch darzustellen.

Der Generationenwechsel von der konservativen Großmutter zur modernen Lily ist hier sehr bezeichnend. Mir hat vor allem auch Lilys Entwicklung zur selbstbewussten und selbstentscheidenden jungen Frau gut gefallen. Ihr Weg ist steinig und auch oft von Selbstzweifeln geprägt. Die Autorin erzählt das auf eine recht angenehm zu lesende und fesselnde und manchmal auch überraschenden Art, zum Beispiel entwickelt sich das angedeutete Familiengeheimnis ganz anders als ich vermutet hatte.
So sehr mich die Geschichte selbst und die Entwicklung des Plots zu begeistern vermochten, blieben die Figuren für meinen Geschmack ein wenig zu eindimensional. Der Funke wollte da zwischen den Protagonisten und mir leider nicht so richtig überspringen und mir fehlten da die Emotionen, was jedoch möglicherweise mir selbst und meinen falschen Erwartungen (eventuell ausgelöst durch das Cover) zuzuschreiben ist. Denn trotz allem habe ich das Buch sehr gerne gelesen, spielt es doch in einer Zeit, die ich noch nicht so kannte und Lilys Schicksal war auf jeden Fall berührend.

Jedenfalls ist die Geschichte absolut nicht kitschig, was das Cover vermuten lassen könnte und erzählt die bewegende Suche einer jungen Frau nach sich selbst. Wer historische Romane mag, kann so gesehen mit diesem Buch nichts falsch machen.

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