Subtile Spannung
Die WahrheitVon den einen auf den anderen Tag verliert Bill seine Ehefrau und Mutter ihrer gemeinsamen Tochter Sally an Krebs. Sie hielt die Familie am Laufen, brachte das Geld nach Hause, bezahlte fällige Rechnungen ...
Von den einen auf den anderen Tag verliert Bill seine Ehefrau und Mutter ihrer gemeinsamen Tochter Sally an Krebs. Sie hielt die Familie am Laufen, brachte das Geld nach Hause, bezahlte fällige Rechnungen und kümmerte sich um Sally. Kaum ist sie nicht mehr da, entgleitet Bill alles. Um Rechnungen bezahlen zu können, vermietet er Sallys Kinderzimmer an die Jurastudentin Karla. Um sich neben dem Studium über Wasser zu halten, arbeitet sie als Reinigungskraft für den angesehenen Kinderarzt Steven und seine schwerkranke Frau Regina Rytter. Schnell wird Karla bewusst, dass mit dem Paar etwas nicht stimmt, denn was hat es mit der ominösen Krankheit von Regina auf sich, weswegen sie seit Jahren das Haus, geschweige denn ihr Zimmer kaum verlassen hat?
Jennica ist die ehemals beste Freundin von Bills verstorbener Frau. Schon vor der Beerdigung hatten sie einen verheerenden Streit, der sie dazu veranlasste, nicht auf deren Beerdigung zu gehen. Sie scheint das Glück in Steven gefunden zu haben, den sie über eine Dating-App kennenlernte.
Doch dann werden Steven und seine Frau Regina tot in ihrem Haus aufgefunden und die Geschichte nimmt ihren Lauf.
Die Handlung wird aus den verschiedenen Perspektiven und auf unterschiedlichen Zeitachsen von Jennica, Bill und Karla erzählt. Ebenso Teil des Erzählstils und der Informationsbeschaffung sind Polizeiberichte und -befragungen sowie Zeitungsartikel. Auf diese Weise erhalten die Leser:innen nach und nach Häppchen, die sich am Ende zu einem großen Ganzen zusammensetzen.
Ich mochte die kurzen Kapitel, die verschiedenen Erzählweisen und Blickwinkel wirklich gern. So zog sich der Inhalt nicht unnötig in die Länge, sondern hielt immer etwas Neues bereit, das mal mehr, mal weniger wichtig für das Gesamtbild war.
Die Charakter haben mir ebenso gut gefallen. Hatte ich anfangs noch meine Sympathieträger:innen, so musste ich ganz schnell feststellen, dass nichts war wie es anfangs schien. Von Seite zu Seite kamen Geschehnisse, Charakterzüge und Geheimnisse ans Licht, die mich an meiner Menschenkenntnis zweifeln ließen.
Der Spannungsbogen war nicht offensichtlich gespannt, jedoch war mir die ganze Zeit bewusst, dass bald etwas passieren musste, dass mich dem:der Täter:in auf die Spur bringen würde. So schwang stetig eine subtile Spannung mit, die mich immer weiterlesen ließ.
Alles in allem ein sehr kurzweiliger Roman, der mich gut unterhalten und mit seinem flüssigen und angenehmen Schreibstil überzeugen konnte.