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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.05.2023

Subtile Spannung

Die Wahrheit
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Von den einen auf den anderen Tag verliert Bill seine Ehefrau und Mutter ihrer gemeinsamen Tochter Sally an Krebs. Sie hielt die Familie am Laufen, brachte das Geld nach Hause, bezahlte fällige Rechnungen ...

Von den einen auf den anderen Tag verliert Bill seine Ehefrau und Mutter ihrer gemeinsamen Tochter Sally an Krebs. Sie hielt die Familie am Laufen, brachte das Geld nach Hause, bezahlte fällige Rechnungen und kümmerte sich um Sally. Kaum ist sie nicht mehr da, entgleitet Bill alles. Um Rechnungen bezahlen zu können, vermietet er Sallys Kinderzimmer an die Jurastudentin Karla. Um sich neben dem Studium über Wasser zu halten, arbeitet sie als Reinigungskraft für den angesehenen Kinderarzt Steven und seine schwerkranke Frau Regina Rytter. Schnell wird Karla bewusst, dass mit dem Paar etwas nicht stimmt, denn was hat es mit der ominösen Krankheit von Regina auf sich, weswegen sie seit Jahren das Haus, geschweige denn ihr Zimmer kaum verlassen hat?
Jennica ist die ehemals beste Freundin von Bills verstorbener Frau. Schon vor der Beerdigung hatten sie einen verheerenden Streit, der sie dazu veranlasste, nicht auf deren Beerdigung zu gehen. Sie scheint das Glück in Steven gefunden zu haben, den sie über eine Dating-App kennenlernte.
Doch dann werden Steven und seine Frau Regina tot in ihrem Haus aufgefunden und die Geschichte nimmt ihren Lauf.

Die Handlung wird aus den verschiedenen Perspektiven und auf unterschiedlichen Zeitachsen von Jennica, Bill und Karla erzählt. Ebenso Teil des Erzählstils und der Informationsbeschaffung sind Polizeiberichte und -befragungen sowie Zeitungsartikel. Auf diese Weise erhalten die Leser:innen nach und nach Häppchen, die sich am Ende zu einem großen Ganzen zusammensetzen.
Ich mochte die kurzen Kapitel, die verschiedenen Erzählweisen und Blickwinkel wirklich gern. So zog sich der Inhalt nicht unnötig in die Länge, sondern hielt immer etwas Neues bereit, das mal mehr, mal weniger wichtig für das Gesamtbild war.

Die Charakter haben mir ebenso gut gefallen. Hatte ich anfangs noch meine Sympathieträger:innen, so musste ich ganz schnell feststellen, dass nichts war wie es anfangs schien. Von Seite zu Seite kamen Geschehnisse, Charakterzüge und Geheimnisse ans Licht, die mich an meiner Menschenkenntnis zweifeln ließen.

Der Spannungsbogen war nicht offensichtlich gespannt, jedoch war mir die ganze Zeit bewusst, dass bald etwas passieren musste, dass mich dem:der Täter:in auf die Spur bringen würde. So schwang stetig eine subtile Spannung mit, die mich immer weiterlesen ließ.

Alles in allem ein sehr kurzweiliger Roman, der mich gut unterhalten und mit seinem flüssigen und angenehmen Schreibstil überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 03.05.2023

Erdrückende Schwere

Von hier bis zum Anfang
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Duchess, ihr kleiner Bruder und ihre Mutter Star leben in der beschaulichen Küstenstadt Cape Haven in Kalifornien. Seit ihre kleine Schwester vor 30 Jahren ermordet wurde, befindet sich Star in einer Depression ...

Duchess, ihr kleiner Bruder und ihre Mutter Star leben in der beschaulichen Küstenstadt Cape Haven in Kalifornien. Seit ihre kleine Schwester vor 30 Jahren ermordet wurde, befindet sich Star in einer Depression und kann nur gerade so viel Energie aufbringen, um sich selbst durch den Alltag zu bringen. Barexzesse, Männerbesuche, Tabletten- und Alkoholkonsum tragen sie von einem zum anderen Tag. Deswegen kümmert sich die 13-jährige Duchess um ihren kleinen Bruder und ebenso um ihre Mutter Star.
Als der angebliche Mörder von Stars Schwester aus dem Gefängnis entlassen werden soll, droht das bereits schon sehr angeschlagene Familiengefüge auseinanderzubrechen.

Ich bin sehr gut in die Geschichte reingekommen und konnte mich mit dem Schreibstil sofort anfreunden. Er ist flüssig, trägt eine gewisse Schwere in sich, neigt manchmal zu einigen Ausschweifungen, die sich in einigen Längen manifestieren. Dennoch ist er sehr atmosphärisch und trägt eine gewaltige Schwere in sich, in der all das Leid der Charaktere übermittelt wird.
Es gab einige Wortwiederholungen, bei denen ich stark mit den Augen rollen musste, jedoch wurde mir im Nachhinein klar, dass z. B. „ich bin ein Outlaw“ ein stilistisches Mittel war, das Duchess als Coping Mechanism nutzte.

Für mich ging es in diesem Buch nicht um Sympathie, die ich bei Charakteren vergeblich suchte. Vielmehr um das Leid, die Päckchen, die jeder einzelner Charakter zu tragen hatte und der Versuch, den Alltag zu bewältigen.

Die Geschichte hallt seit ein paar Tagen nach, was sicherlich an den letzten Puzzleteilen liegt, die am Ende aufgedeckt wurden. Ich hätte nie gedacht, dass die Geschichte diese Wendung nehmen könnte, auch wenn sie gar nicht soweit hergeholt und am Ende sogar die einzig logische Erklärung ist. Dennoch dachte ich, dass sie sich in eine ganz andere Richtung entwickeln würde.

Ein unfassbar schweres Familiendrama für das man bereit sein sollte.

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Veröffentlicht am 07.08.2023

Sympathische Geschichte

Weil ich Layken liebe
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Nachdem Laykens Vater bei einem Unfall ums Leben kommt, zieht sie mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder von Texas nach Michigan. Bereits am ersten Tag begegnet sie Will, einem Nachbarn in ihrem Alter, ...

Nachdem Laykens Vater bei einem Unfall ums Leben kommt, zieht sie mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder von Texas nach Michigan. Bereits am ersten Tag begegnet sie Will, einem Nachbarn in ihrem Alter, der sie sofort in seinen Bann zieht. Sie verstehen sich auf Anhieb und ahnen beide, dass das Leben noch mehr für sie bestimmt hat. Doch bereits nach wenigen Tagen wird ihre Liebe auf die Probe gestellt, denn das Leben legt ihnen zugleich Steine in den Weg.

Ich bin total gut in die Geschichte reingekommen und hab mich im Setting einfach sofort wohl gefühlt. Ich mochte die Atmosphäre, die sich wie eine Kanne Sirup um mich gelegt hat und wollte am liebsten gar nicht mehr aus der Welt von Will und Layken heraus. Eine Welt voller Liebe, Glück, Freundschaft, Zusammenhalt, Trauer, Verlust und Verständnis.

Die beiden waren mir sofort sympathisch und hatten jeder auf seine eigene Art und Weise sympathische Ecken, Kanten und ihre Päckchen zu tragen. Sie sind mir so sehr ans Herz gewachsen, dass ich komplett in ihre Geschichte eingetaucht bin.
Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, als seien sie nicht authentisch. Ich fühlte mit ihnen mit – war wütend, voller Liebe, enttäuscht, überfordert oder einfach nur glücklich.

Die Schicksalsschläge, die mich manches Mal einen unangenehmen Kloß haben runterschlucken lassen, Emotionen, die mich komplett vereinnahmt haben, Liebe, die in jeder Zeile spürbar war und auch der Alltag – mich konnte einfach alles komplett fesseln. Je näher ich dem Ende des Buches kam, desto trauriger wurde ich, weil mir einfach ein Stück entrissen wurde, an das ich mich inzwischen gern gewöhnt hatte.

Ich mochte die kurzweiligen Lesestunden und auch wenn das Buch eigentlich eine Aneinanderreihung von Klischees ist, die jedes Teenieherz höher schlagen lassen, mochte ich es einfach wirklich gern.

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Veröffentlicht am 21.04.2023

Fehlende Mutterliebe

Der Verdacht
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Blythe und ihr Ehemann Fox bringen die kleine Violet zur Welt. Sie ist ein absolutes Wunschkind und die beiden können es kaum erwarten, Eltern zu sein. Doch als Violet auf die Welt kommt und das erste ...

Blythe und ihr Ehemann Fox bringen die kleine Violet zur Welt. Sie ist ein absolutes Wunschkind und die beiden können es kaum erwarten, Eltern zu sein. Doch als Violet auf die Welt kommt und das erste Mal in den Armen ihrer Mutter liegt, spürt diese, dass etwas nicht stimmt – die Mutterliebe scheint auszubleiben. Je älter Violet wird desto stärker wird spürbar, dass auch Violet keine Bindung zu ihrer Mutter aufbauen kann. Die beiden entwickeln ein fast schon feindseliges Verhältnis zueinander. Fox liebt seine Tochter über alles und kann das ungute Gefühl von Blythe nicht nachvollziehen. Bis eines Tages ein furchtbarer Unfall geschieht und Blythe einen leisen Verdacht hegt.

Die Erzählperspektive der Geschichte fand ich anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, da sie aus Blythes Sicht erzählt wird und es Du-Ansprachen gibt, die sich an ihren Ehemann Fox richten. Sie schildert ihm quasi die Begebenheiten, um ihm ihre Perspektive auf die Geschehnisse näher zu bringen. Je tiefer ich in das Buch eintauchen konnte, desto schneller habe ich mich an die Erzählweise gewöhnt und konnte mir tatsächlich keine passendere vorstellen.

Die Charaktere fand ich allesamt faszinierend. Ich kann nicht sagen, ob ich Sympathien oder Antipathien aufgebaut habe, lediglich, dass ich emotional sehr abgeholt wurde. Ich spürte die Zerissenheit von Blythe, die nicht versteht, warum sie sich ihrer Tochter nicht nah fühlt; das langsame Entfernen von Blythe und Fox, die von so viel Schmerz gezeichnet sind, dass es mich fast zerrissen hat; die leisen und immer lauter werdenden Verdachtsmomente Violet gegenüber und viele mehr.

Die Geschichte an sich fand ich schlüssig, lediglich das Ende war mir ein wenig zu artifiziell und hätte ich in der Intensität nicht gebraucht. Nichtsdestotrotz blieb die Geschichte im Kopf, vielleicht auch gerade weil sie sich mit vermeintlichen Tabuthemen und Extremen beschäftigt, die sonst nicht so stark ausgeprägt sind.

Der Schreibstil war neben der Erzählperspektive auch wirklich angenehm, teilweise fast schon poetisch, was ich in Anlehnung an Blythes Schrifsteller-Versuche interpretierte.

Eine Geschichte, die sich mit einem Familiendrama befasst, das noch lange nachhallt.

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Veröffentlicht am 17.04.2023

Nichts ist, wie es scheint

Liebste Tochter – Du lügst so gut wie ich
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Saffys Verhältnis zu ihrer Mutter Lorna war noch nie das Beste. Doch als ihre Großmutter an Alzheimer erkrankt und ins Pflegeheim zieht, vermacht diese ihrer Mutter Lorna ein altes Familienanwesen. Lorna ...

Saffys Verhältnis zu ihrer Mutter Lorna war noch nie das Beste. Doch als ihre Großmutter an Alzheimer erkrankt und ins Pflegeheim zieht, vermacht diese ihrer Mutter Lorna ein altes Familienanwesen. Lorna verzichtet, woraufhin Saffy und ihr Mann in die idyllische Kleinstatt mitten in England ziehen und ein neues Leben beginnen wollen. Doch bei den Renovierungsarbeiten werden zwei Leichen entdeckt. Alle Hinweise deuten auf einen Doppelmord hin, der vor Jahren begangen worden ist. Während die Ermittlungsarbeiten laufen und Journalisten das Haus belagern, nimmt Saffy die Suche nach der Wahrheit selbst in die Hand und stößt auf Geheimnisse und Begebenheiten, die besser im Verborgenen geblieben wären.

Die Geschichte wird in der Gegenwart aus mehreren Perspektiven erzählt, z. B. der von Saffy und Theo, und wechselt sogar die Zeitebene in die Vergangenheit, in der Rose Geständnisse zu machen scheint. Zunächst scheinen die Perspektiven verwirrend und unzusammenhängend, jedoch lichtet sich der Nebel nach und nach und fördert Geheimnisse zutage, die sich langsam in ein großes Ganzes einfügen.

Ich bin total gut in die Geschichte reingekommen, was nicht zuletzt am angenehmen Schreibstil von Claire Douglas liegt. Ich weiß, dass ich bei ihr keine actiongeladenen Thriller zu erwarten habe, jedoch freue ich mich jedes Mal auf gut konstruierte Spannungsromane, die sich durch eine dunkle Atmosphäre und einer allgegenwärtig zu scheinenden Bedrohung auszeichnen. Und auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht. Viele Geheimnisse der Vergangenheit, lang existierende Ängste und unvorhersehbare Entwicklungen formen den Plot und lassen die Geschichte erst langsam anlaufen.

Ich hatte keinen Charakter, zu dem ich mich besonders hingezogen fühlte oder der eine tiefe Sympathie in mir wecken konnte, jedoch empfand ich sie so gut wie alle spannend und wollte mehr über die Päckchen wissen, die sie zu tragen hatten.

Die angesprochenen Themen hatten es alle in sich. Fehlende Mutterliebe, sexuelle Gewalt, toxische Beziehungen und Alzheimer waren authentisch und feinfühlig beschrieben und formten eine spannende Geschichte um die beiden Leichenfunde.

Die Aufklärung war für mich relativ bald klar, jedoch mochte ich die Herangehensweise und die Ausführung gern.

Ein langsam an Fahrt aufnehmender Roman mit Spannungselementen, der einen nicht nur einmal in die Vergangenheit kickt und mit viel Verzweiflung konfrontiert.

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