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Veröffentlicht am 02.05.2023

Eindrucksvoll aber schwierig

Die Vögel sangen ihre letzten Lieder
1

„Die Vögel sangen ihre letzten Lieder“ ist ein eindrucksvoller Roman des in Rhode Island lebenden Autors Laird Hunt.

Die Handlung spielt in den 1930er Jahren in Indiana und es geht um ein uraltes und ...

„Die Vögel sangen ihre letzten Lieder“ ist ein eindrucksvoller Roman des in Rhode Island lebenden Autors Laird Hunt.

Die Handlung spielt in den 1930er Jahren in Indiana und es geht um ein uraltes und unverändert aktuelles Problem: Unterschiede zwischen schwarzen und weißen Menschen, Rassismus, Unterdrückung, Gewalt, Vorurteile und Ungerechtigkeiten.

Drei schwarze Männer sollen gelyncht werden und dieses Ereignis wird regelrecht zu einem Volksspektakel. Sowohl Ottie Lee Henshaw als auch Calla Destry machen sich auf den Weg dorthin, allerdings aus vollkommen unterschiedlichen Motiven.

Das Buch ist in drei Teile untergliedert. Der erste wird aus der Perspektive von Ottie Lee Henshaw und der zweite aus der von Calla Destry geschildert. In dem sehr kurz gehaltenem dritten Abschnitt kommt eine Engelsbotin zu Wort.

Während sich die Ereignisse aus Ottie Lees Sicht recht unaufgeregt lesen, ist bei Calla Wut, Hilflosigkeit und Entsetzen zu spüren. Obwohl die beiden Charaktere total verschieden sind und sie vollkommen unterschiedlich mit der Situation umgehen, authentisch wirken sie beide.

Den für die Gegend typischen Maisanbau hat der Autor für seinen Roman genutzt, um mit der Maispflanze eine Metapher für die Menschen zu schaffen. So unterscheidet er nicht in schwarz und weiß, sondern in Maiskörner, -blätter, -haare und -wurzeln. Das klingt ungewöhnlich, passt aber gut in diesen atmosphärischen Roman, der trotz der schweren Thematik poetisch anmutet. Die Atmosphäre der Zeit, die Hitze und das gesamte Setting hat der Autor hervorragend eingefangen.

Thematisch ist dieses Buch kein leichter Stoff und der Schreibstil des Autors ist ebenfalls nicht einfach. Aber ich finde, dass es lohnt, sich darauf einzulassen, da es ein intensiver und eindrucksvoller Roman ist, der auf erschütternde Weise ein Stück Geschichte lebendig macht.

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Veröffentlicht am 16.02.2023

Unheimlich - atmosphärisch - bedrohlich

Das Sanatorium
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„Das Sanatorium“ ist das Debüt der britischen Autorin Sarah Pearse, entsprechend hoch waren meine Erwartungen.

Das Buch beginnt großartig und ich wurde umgehend in die Handlung hineingeworfen.
In einem ...

„Das Sanatorium“ ist das Debüt der britischen Autorin Sarah Pearse, entsprechend hoch waren meine Erwartungen.

Das Buch beginnt großartig und ich wurde umgehend in die Handlung hineingeworfen.
In einem Luxushotel, das ehemals ein Sanatorium für Tuberkulosepatienten war, will der Bruder von Detective Inspector Elin Warner seine Verlobung feiern. Nachdem seine Verlobte verschwindet, geschieht ein Mord.
Direkt am Anfang wird deutlich, dass Elin noch mit ganz eigenen Problemen kämpft und dann beginnt auch schon die eigentliche Handlung und es wird spannend.

Ich hatte unzählige Fragezeichen im Kopf.
Nach dem ersten Mord folgen weitere. Die einzelnen Charaktere versuchen Schlussfolgerungen zu ziehen und die Hinweise des Mörders zu entschlüsseln. Wer wird der Nächste sein?

Es gibt immer wieder Wendungen, die ich nicht vorhersehen konnte und die Atmosphäre ist gruselig, das Setting unheimlich und bedrückend. Die Beschreibungen der Schneemassen und die Stimmung, für die die Isolation sorgt, sind gut gelungen.

Dennoch hat mich das Buch nicht komplett überzeugt, da ich mich über Fehler von Erin gewundert oder viel mehr geärgert habe, fast erschien sie mir naiv und sie wurde mir einfach nicht wirklich sympathisch. Bei den übrigen Charakteren verhielt es sich leider ähnlich. Ein richtiger Sympathieträger war nicht dabei. Das muss natürlich nicht zwangsläufig sein, aber ich brauche das.
Ich bin ein wenig zwiegespalten. Der Thriller hat bei mir für Gänsehaut gesorgt, gleichzeitig hätte ich mir mehr Tempo gewünscht. Die Nebenhandlung um Erin hat für meinen Geschmack zeitweise zu viel Raum eingenommen und auch das Ende konnte mich leider nicht wirklich überzeugen.

Vielleicht habe ich zu viel erwartet. Das Buch lässt sich gut lesen und mit ihrem Debüt konnte Sarah Pearse bei mir für Gänsehaut sorgen, aber Luft nach oben bleibt dennoch, da ich das Setting und die erzeugte Atmosphäre zwar gut gelungen fand, mich aber die Charaktere und die Auflösung nicht überzeugen konnten.

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Veröffentlicht am 12.09.2022

Erst magisch, dann verwirrend

Simón
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„Simón“ ist ein ungewöhnlicher Roman des Autors und Journalisten Miqui Otero, der als einer der wichtigsten literarischen Autoren Spaniens bezeichnet wird.

Der Protagonist Simón wächst mit seiner Familie ...

„Simón“ ist ein ungewöhnlicher Roman des Autors und Journalisten Miqui Otero, der als einer der wichtigsten literarischen Autoren Spaniens bezeichnet wird.

Der Protagonist Simón wächst mit seiner Familie in einer Bar am Stadtrand von Barcelona auf. Der Sonntag ist sein Highlight, da kommt sein zehn Jahre ältere Cousin Rico und bringt ihm historische Abenteuerromane vom Bücherflohmarkt mit, in die sich Simón hineinträumt. Als Rico eines Tages verschwindet, muss Simón lernen seinen eigenen Weg zu finden.

Nach den ersten Seiten war ich total begeistert von dem Schreibstil des Autors. Mir gefiel die dargestellte Welt, die Atmosphäre der Kneipe und der Bücherflohmärkte. Der Erzählstil ist äußerst lebendig, atmosphärisch, dicht und poetisch, aber dabei bleibt es leider nicht. Nach Ricos Verschwinden ändert sich die Atmosphäre und es beginnt anstrengend zu werden. Vieles erscheint mir unnötig umständlich ausgedrückt und ich habe es als mühsam empfunden den Ereignissen zu folgen. Es passiert eine Menge, aber vieles ist nicht wirklich relevant, hat keine Bedeutung für das was folgt.

Mich hat das Buch nach dem starken Beginn enttäuscht. Vielleicht hatte ich mich auch zu sehr auf Barcelona gefreut, aber davon kam leider nicht viel bei mir an. Abgesehen von wenigen Gegebenheiten hätte der Roman in jeder beliebigen Stadt spielen können.

In diesem Roman steckt ein wenig Magie und etwas Poesie. Er ist bunt und außergewöhnlich, war aber für mich nicht das Richtige.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Detektivgeschichte mit Berliner Flair

Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln
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„Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln“ ist ein Jugendbuch für junge Leser ab neun Jahren von den Autoren Benjamin Tienti und Sebastian Kiefer.

Nachdem der große Bruder Berthold des elfjährigen Elmo bei ...

„Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln“ ist ein Jugendbuch für junge Leser ab neun Jahren von den Autoren Benjamin Tienti und Sebastian Kiefer.

Nachdem der große Bruder Berthold des elfjährigen Elmo bei einem Unfall ums Leben kam, ist alles anders und er versucht sich mit Detektivarbeit abzulenken. Auf dem Flohmarkt hat er ganz viele Detektivgeschichten erhalten und die Fälle nehmen ihn voll und ganz ein. Unter anderem sucht er nach der Meistermelodie aus dem Online-Spiel MeloDIY. Aber nicht nur er ist auf der Suche, schließlich winkt eine Belohnung.

Die Kapitelüberschriften sind gut gewählt und machen neugierig auf das was kommt. Es folgt jeweils einer von „99 Tricks für den modernen Meisterdetektiv von Meisterermittler Rufus Rockefeller“.

Der Schreibstil ist leicht verständlich und sehr lebendig. Neben der eigentlichen Handlung werden zahlreiche Themen angesprochen wie der Tod eines nahestehenden Angehörigen, Alkoholismus und zerrüttete Familien. Von daher eignet sich das Buch auch gut als Gesprächsgrundlage für tiefer greifende Themen.

Elmo ist ein liebenswerter Protagonist und Tuna – eine Gamerin, mit der er seinen ersten Fall löst – mochten wir ebenfalls sehr.

In dem Buch befinden sich passende schwarz-weiß Zeichnungen des Illustrators Stephan Pricken. Diese, sowie ein abwechslungsreiches Schriftbild, lockern die Geschichte gut auf und bringen noch mehr Leben in die Story.

Uns hat diese Detektivgeschichte mit ihrem Berliner Flair gut gefallen. Wir hätten uns lediglich noch ein paar Antworten mehr gewünscht, die uns aber natürlich neugierig auf weitere Bände mit Elmo und Tuna machen.

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Pubgespräche

Love. Alles was du liebst
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„Love. Alles was du liebst“ ist ein ungewöhnlicher Roman des in Dublin geboren Schriftstellers und Drehbuchautors Roddy Doyle.

Davy und Joe kennen sich schon lange, haben sich aus den Augen verloren, ...

„Love. Alles was du liebst“ ist ein ungewöhnlicher Roman des in Dublin geboren Schriftstellers und Drehbuchautors Roddy Doyle.

Davy und Joe kennen sich schon lange, haben sich aus den Augen verloren, treffen sich wieder und reden, so wie Freunde nun einmal reden. Sie sitzen in einem Pub, schwelgen in Erinnerungen, reden über ihre Frauen, Familien, Liebe, belanglosen und tiefer greifenden Dingen. Zwischen den Unterhaltungen erfährt man nach und nach mehr über das Leben von Joe und Davy und eigentlich wirken die beiden ganz sympathisch auf mich. Zwischenzeitlich hatte ich fast das Gefühl am Nachbartisch zu sitzen und ihnen zuzuhören.

Der Schreibstil ist einfach, aber da die Dialoge lang sind und oft nur aus kurzen Sätzen oder wenigen Worten bestehen, fiel es mir nicht immer leicht den Überblick zu behalten, wer was gesagt hat. Die fehlenden Anführungszeichen, die üblicherweise bei wörtlicher Rede gesetzt werden, machten das nicht einfacher.

Ich fand den Umgang der beiden Männer miteinander interessant, habe oft geschmunzelt und vieles zwischen den Zeilen entdecken können. Liebe ist vielfältig und wenn man nicht genau aufpasst, verpasst man die leisen, zarten Töne, die hier im Gespräch zwischen den Männern fast untergingen.

Es sind interessante Gespräche zwischen zwei Männern deren Leben unterschiedlich verlaufen ist. Ich fand das Buch ein wenig anstrengend zu lesen aber auch durchaus interessant.



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