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Veröffentlicht am 08.02.2018

Auch mit 107 Lebensjahren kann man jung im Herzen sein!

Oma, die Nachtcreme ist für 30-Jährige!
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Anja Fritzsche hat irgendwann für ihre über 100jährige Oma eine Facebook-Seite erstellt. Diese wurde von einer Mitarbeiterin der Ullstein-Verlage entdeckt und so entstand irgendwann dieses Buch. Nicht ...

Anja Fritzsche hat irgendwann für ihre über 100jährige Oma eine Facebook-Seite erstellt. Diese wurde von einer Mitarbeiterin der Ullstein-Verlage entdeckt und so entstand irgendwann dieses Buch. Nicht unerheblich wird dabei wohl auch sein, dass Anja durch ihren Beruf als Kommunikationsdesignerin für diverse Zeitschriften arbeitet und so schon ein paar Kontakte hat, die andere nicht so leicht haben. Und: Anja hat zwei besondere Omas, eine ist 107 Jahre, die andere 100. Ganz sicher ist so eine Konstellation nicht noch einmal zu finden!

Bewundernswert, wie aktiv beide Omas noch sind. Die Jüngere leidet bereits an Demenz, dennoch wird sie liebevoll in alles mit einbezogen. Die Ältere reist noch immer für ihr Leben gern und blüht auf, je mehr um sie herum los ist. Es ist zu erkennen, dass beide Omas Charaktereigenschaften kleiner Kinder annehmen. Ungeduld und Flunkereien, Eifersüchteleien und im Mittelpunkt stehen wollen – doch die Familie wuppt all das super gut.

Ein klein wenig stört mich, dass zu sehr der Eindruck erweckt werden soll, dass Anja sich um die Oma Maria selbst und komplett kümmert, dabei lebt diese bei und mit dem Sohn (unfassbar, oder? Der Sohn ist immerhin auch schon über 70) und Anja ist einfach nur oft da, hilft aus, springt ein, macht mit. Klar, auch das ist toll, doch kommen mir andere eben zu kurz im Buch.

Auch fällt mir auf, dass die netten kleinen Erzählungen zwar wirklich reizend sind, mich aber relativ kalt lassen. Der Funke springt längst nicht so über, wie mein Herz Oma Maria auf den Fotos hinten im Buch entgegenfliegt. Diese Dame ist einfach reizend und man muss sie mögen! Die Kolumne-artigen Kapitel sprechen mich aber längst nicht so an. Es ist, als würde mir jemand etwas über mir völlig fremde Menschen erzählen (ist ja auch so), die mich überhaupt nicht interessieren (ist hier aber nicht so). Mir fehlen mehr Geschichten von Maria selbst. Ich hätte sehr gern mehr über ihre Kindheit, Jugend, Erwachsenenzeit gelesen. Mehr davon, wie ein Mensch den krassen Wandel, der in dieser Zeit stattfand, erlebt hat.

Das Buchliest sich schnell weg, da die einzelnen Anekdoten kurz und amüsant sind. Einen Stil kann man hier nicht wirklich bewerten. Es geht nichts wirklich in die Tiefe, wie das bei Kolumnen nun mal so ist. Man hat hier eine Art Tagebuch vorliegen. Die meiste Zeit ist alles chronologisch, nur an einer Stelle werden einige Kapitel aus vergangenen Tagen eingefügt.

Das mag sehr streng und etwas kaltherzig wirken, dennoch kann ich nur drei Sterne vergeben. Die sind für das Buch, die Machart, den Abstand, den nicht so geglückten Titel (das entsprechende „Kapitel“ ist exakt 5 Zeilen „lang“). Oma Maria selbst bekommt von mir fünf dicke Herz-Sterne!

Veröffentlicht am 14.11.2017

Berechtigter Hype um dieses Buch?

Acht Berge
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Pietro macht mit seinen Eltern jedes Jahr in einem kleinen Bergdorf Urlaub. Sein Vater erwartet, dass er seine Liebe und Leidenschaft für das Wandern teilt. Pietro freundet sich mit Bruno an, und obwohl ...

Pietro macht mit seinen Eltern jedes Jahr in einem kleinen Bergdorf Urlaub. Sein Vater erwartet, dass er seine Liebe und Leidenschaft für das Wandern teilt. Pietro freundet sich mit Bruno an, und obwohl sich ihre Lebenswege stark unterscheiden, bleibt eine Verbindung bestehen. Als Erwachsene fragen sich die beiden Jungen, welcher Lebensweg der richtige ist – neue Wege entdecken oder bei dem bleiben, das man schon ewig kennt?

Mir ist schon klar, was der Autor uns sagen möchte. Leider ist die Art, wie er das macht, nicht dazu geeignet, mich in irgendeiner Art und Weise zu fesseln. Natürlich bietet das Thema wenig Dramaturgie, aber spannend schreiben und erzählen kann man dennoch jede Geschichte. Das Buch aber konnte ich nur in winzigen Häppchen lesen, denn es hat mich einerseits eingeschläfert, andererseits wütend gemacht. Mir ist weder eine der Figuren ans Herz gewachsen oder auch nur halbwegs sympathisch geworden, noch hat mir die Sprache von Paolo Cognetti gefallen.

Insgesamt ist mir das Buch zu düster. Auch schwere Themen können mit einem Lichtstrahl erhellt werden. Hier jedoch erdrückt mich alles. Als lägen die acht Berge auf mir. Das zieht runter und das braucht kein Mensch.

Dennoch – ich verstehe, was Cognetti bewegt hat und was er vermitteln wollte. Auch wenn das bei mir nicht gut gelungen ist, honoriere ich den Versuch mit drei Sternen.

Veröffentlicht am 03.10.2017

Fakten und Zahlen – weitgehend für den amerikanischen Raum

Der Tiger in der guten Stube
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Abigail Tucker hat in ihrem Buch sehr viele belegbare Fakten zusammengetragen. So ist es eher eine wissenschaftliche Abhandlung, denn ein Buch für Katzenliebhaber zur Unterhaltung. Die vielen süßen kleinen ...

Abigail Tucker hat in ihrem Buch sehr viele belegbare Fakten zusammengetragen. So ist es eher eine wissenschaftliche Abhandlung, denn ein Buch für Katzenliebhaber zur Unterhaltung. Die vielen süßen kleinen Skizzen im Buch passen zu den Texten und lockern es ein wenig auf, doch insgesamt liest es sich dann doch etwas zäh und trocken.

Einen Platz in meiner Katzenbuchsammlung hat es sich dennoch verdient, denn auch einige nette, amüsante Erlebnisse der Autorin mit Katzen sind enthalten und hin und wieder mag man doch mal gerne etwas genauer nachlesen. Auch ist es erstaunlich, wie sich im Laufe der Jahre die Erkenntnisse doch immer mal wieder leicht bis stark verändern. Sach- und Fachbücher über Katzen finden sich in meiner Sammlung auch und der Vergleich ist oft sehr interessant. Das Gros meiner Sammlung besteht aber aus allen anderen Genre – und dieses Buch hier ist nun quasi eine Art Bindeglied.

Dass mancher Katzenfreund seine Katzenliebe übertreibt, weiß sogar ich und ich bin immer wieder entsetzt, wenn Katzen quasi als Kindersatz gehalten werden. Mich persönlich fasziniert das natürliche, echte Wesen der Katzen. Umso erstaunlicher ist es dann, wenn sich eine Katze aus freien Stücken eng dem Menschen anschließt. Dieses Buch erinnert den Leser immer wieder daran, dass eine Katze ein kleines Raubtier ist, kein Plüschkuscheltier. Das finde ich wichtig und gut – doch ist das Buch insgesamt doch recht trocken und die Gefahr sehr groß, dass es gar nicht erst ganz gelesen wird.

Dennoch … insgesamt bleibt das Buch für mich „farblos“. Es ist gut, es ist anders als andere Katzenbücher, aber es hinterlässt nicht einen so tiefen Eindruck, wie es andere Bücher tun. Zudem sind viele der Zahlen und Fakten weniger für den Europäischen Raum interessant, da sie sich rein um die USA drehen. Dass Katzen Vögel fangen und (zumeist) fressen, ist eine Tatsache – dennoch werden die Singvögel dadurch nicht aussterben. Klingt hier aber ziemlich danach.

Insofern bleiben von mir hier drei Sterne.

Veröffentlicht am 22.08.2017

Maria auf der Suche nach dem richtigen Weg

Am Ende der Welt ist immer ein Anfang
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Maria von Blumencroh hat mit diesem Buch eine Art Biographie geschrieben, diese jedoch – aus Schutz einiger Personen – mit schriftstellerischer Freiheit verfremdet.

Ich habe diesen biografischen Roman ...

Maria von Blumencroh hat mit diesem Buch eine Art Biographie geschrieben, diese jedoch – aus Schutz einiger Personen – mit schriftstellerischer Freiheit verfremdet.

Ich habe diesen biografischen Roman als Hörbuch genossen. Hier haben sich dann aber ein paar Schwierigkeiten ergeben. Man kann so schlecht „zurückblättern“ und nachlesen, wer jetzt wer ist und was und warum. Die Autorin liest das Hörbuch selbst und das mit einer zwar sehr angenehmen Stimme, doch aber in einer Sprachmelodie, die sehr hypnotisch wirkt und so den Hörer dermaßen entspannt, dass dieser gern mal den Faden verliert. Dieser „märchenhafte Singsang“ lenkt sehr ab und ich denke, mir hätte diese Story als Printversion doch besser zugesagt. Schade!

Marias Leben ist sehr interessant. Es gab auch schlimme Situationen, die sie gekonnt umschreibt. Hier ist man entsetzt und entwickelt eine extreme Zuneigung zu ihr, möchte ihr helfen und sie trösten. Doch immer wieder tauchen Szenen auf, wo ich nur mit dem Kopf schütteln konnte, wütend wurde und Maria sehr gern geschüttelt hätte! Angefangen von der Beziehung zu Rocco, über ihren „Steuerberater“, bis hin zu ihrer Art, mit Problemen und ihrem Sohn umzugehen. Dass sie ein falsches Bild vom Weggang ihrer Mutter hatte, ist nicht ihre Schuld. Doch dass sie als Mutter ebenso versagt, wie ihre eigene, da werde ich einfach wütend.

Religionen sind ein sehr großes Thema in diesem Buch. Das ist nicht wirklich schlecht, doch für meinen Geschmack wird da zu viel zusammengewürfelt. Maria bastelt sich quasi aus allen Weltreligionen ihren eigenen Glauben und verwirrt damit mehr, als dass sie erklärt.

Doch, ich hab Maria sehr ins Herz geschlossen, auch wenn das jetzt anders klingt. Ich bin nur unendlich traurig, dass unterschwellig herauszuhören ist, dass ihr nie das Prinzessinenleben vergönnt war, das ihr zusteht. Dabei übersieht sie, wie viele erstaunliche und tolle Dinge sie erleben durfte, die nur ein minimaler Bruchteil der Bevölkerung überhaupt je erleben darf. Auch ihre Einstellung zum Bezug von Hartz IV befremdet mich sehr.

Viele Stellen wirken konfus. Das kommt teils daher, dass Maria öfter gedankliche Zeitsprünge macht und immer wieder Erinnerungen an die „Wolken-Oma“ eingeschoben werden. Man muss also sehr konzentriert zuhören, um die Zusammenhänge herstellen zu können.

Maria hat ein großes Herz und ist immer bereit, anderen zu helfen. Dabei bleibt sie selbst – und damit auch ihr Sohn – jedoch zu arg auf der Strecke. Sich und ihre Situation zu ändern fällt ihr schwer – dazu benötigt sie immer irgendwelche Anstöße, taumelt dann aber erst mal ziellos in die falsche Richtung. Das Ende lässt hoffen, dass sie endlich eine sichere Schiene gefunden hat. Jetzt muss sie nur noch darauf bleiben!

Ein Hörbuch, das fordert, das mich zwiegespalten zurücklässt und das trotz aller schönen Stellen auch ganz schön anstrengend ist. Von mir bekommt es drei gute Sterne. Empfehlen kann ich es allen, die sich für Maria interessieren und sie schon von ihren Sendungen ein wenig „kennen“.

Veröffentlicht am 15.08.2017

Er wird befreit, koste es was es wolle – und sei es sein Leben!

Weltretten für Anfänger
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Der Finne Surunen macht sich auf den Weg, den seit vielen Jahren zu Unrecht in Haft sitzenden Lopez aus dem Gefängnis zu befreien. Dazu muss er nach Mittelamerika, nach Kalmatien. Sein Weg führt ihn jedoch ...

Der Finne Surunen macht sich auf den Weg, den seit vielen Jahren zu Unrecht in Haft sitzenden Lopez aus dem Gefängnis zu befreien. Dazu muss er nach Mittelamerika, nach Kalmatien. Sein Weg führt ihn jedoch zunächst nach Moskau zum Pinguinforscher Lebkov. Auf seinem Weg geschehen allerlei skurrile Dinge und Surunen geht sprichwörtlich über Leichen, um sein Ziel zu erreichen und sogar darüber hinaus zu schießen …

Das Hörbuch wird von Jürgen von der Lippe gelesen. Allein dies entlockt dem Text ein wenig Humor. Zwar gibt es genug Stellen mit ironischem schwarzem Humor, doch finde ich vieles davon kein bisschen lustig oder zum Lachen. Im Gegenteil – besonders in der ersten Hälfte bleibt mir doch sehr oft das Lachen im Halse stecken. Wenn jemand auszieht, um einen Menschen aus der Gefangenschaft zu befreien und dabei keine Rücksicht auf Verluste nimmt, sogar selbst zum Mörder wird, dann kann ich da leider nicht lachen. Auch wenn man bedenkt, dass die Romanvorlage Mitte der 1980er Jahre geschrieben wurde, wird das für mich nicht besser.

Von der Lippe holt raus, was rauszuholen ist, wenn auch seine – und davon gibt es genug – Passagen mit Betrunkenen kaum zu verstehen sind.

Ein wiederkehrender Gag ist der Adler und schon da hört bei mir der Spaß einfach auf. Mag sein, dass ich überempfindlich bin und die Kernaussage einfach falsch verstehe, auch wenn ich ansonsten selten Probleme mit Interpretationen habe. Ein Fan des Autors wurde ich mit diesem Werk jedenfalls nicht.

Das Buch ist recht sarkastisch und absolut skurril. Seine Aktualität wird wohl nie enden – politisch Gefangene gibt es auf der Welt viele und übereifrige Gutmenschen, die übers Ziel weit hinausschießen und vor lauter Weltrettung nicht sehen, was an Kollateralschäden entsteht, ebenso. Immerhin zeigt Paaslinna aber auch, dass sein Held mit seinen Heldentaten neue Probleme schafft. Zum Ausgleich lässt er ihn diese auch – vermeintlich – gleich zu lösen versuchen.

Gegen Ende wird es dann etwas besser – da tauchen dann auch wirklich witzige Szenen auf, die zwar ebenfalls herrlich skurril sind, aber dennoch nicht makaber oder morbide. Hier hatte ich dann wirklichen Hörspaß.

Es fällt mir schwer, dieses Hörbuch fair und sachlich zu bewerten. Emotionslos geht das nicht. Ich konnte es tatsächlich nur häppchenweise hören, brauchte dazwischen immer längere Pausen. Unterhaltung war es demnach nicht wirklich, sondern fast schon anstrengende Arbeit. Mir ist sehr wohl klar, dass Paaslinna mit dieser Story auf Missstände, die es auf der Welt gab, gibt und wohl leider auch noch lange geben wird, hinweisen möchte und versucht, den Leser aufzurütteln. Sein Weg ist nur leider in meinen Augen auf weiten Strecken denkbar ungeeignet.

Auch nach einer Woche, in der das Hörbuch sacken konnte, bin ich noch so ratlos, wie direkt nach dem Ende. Es hat mich nicht überzeugt, aber wirkliche Zeitverschwendung war es auch nicht. So entscheide ich mich für die mittlere Bewertung: drei Sterne.

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