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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2017

Berechtigter Hype um dieses Buch?

Acht Berge
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Pietro macht mit seinen Eltern jedes Jahr in einem kleinen Bergdorf Urlaub. Sein Vater erwartet, dass er seine Liebe und Leidenschaft für das Wandern teilt. Pietro freundet sich mit Bruno an, und obwohl ...

Pietro macht mit seinen Eltern jedes Jahr in einem kleinen Bergdorf Urlaub. Sein Vater erwartet, dass er seine Liebe und Leidenschaft für das Wandern teilt. Pietro freundet sich mit Bruno an, und obwohl sich ihre Lebenswege stark unterscheiden, bleibt eine Verbindung bestehen. Als Erwachsene fragen sich die beiden Jungen, welcher Lebensweg der richtige ist – neue Wege entdecken oder bei dem bleiben, das man schon ewig kennt?

Mir ist schon klar, was der Autor uns sagen möchte. Leider ist die Art, wie er das macht, nicht dazu geeignet, mich in irgendeiner Art und Weise zu fesseln. Natürlich bietet das Thema wenig Dramaturgie, aber spannend schreiben und erzählen kann man dennoch jede Geschichte. Das Buch aber konnte ich nur in winzigen Häppchen lesen, denn es hat mich einerseits eingeschläfert, andererseits wütend gemacht. Mir ist weder eine der Figuren ans Herz gewachsen oder auch nur halbwegs sympathisch geworden, noch hat mir die Sprache von Paolo Cognetti gefallen.

Insgesamt ist mir das Buch zu düster. Auch schwere Themen können mit einem Lichtstrahl erhellt werden. Hier jedoch erdrückt mich alles. Als lägen die acht Berge auf mir. Das zieht runter und das braucht kein Mensch.

Dennoch – ich verstehe, was Cognetti bewegt hat und was er vermitteln wollte. Auch wenn das bei mir nicht gut gelungen ist, honoriere ich den Versuch mit drei Sternen.

Veröffentlicht am 03.10.2017

Fakten und Zahlen – weitgehend für den amerikanischen Raum

Der Tiger in der guten Stube
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Abigail Tucker hat in ihrem Buch sehr viele belegbare Fakten zusammengetragen. So ist es eher eine wissenschaftliche Abhandlung, denn ein Buch für Katzenliebhaber zur Unterhaltung. Die vielen süßen kleinen ...

Abigail Tucker hat in ihrem Buch sehr viele belegbare Fakten zusammengetragen. So ist es eher eine wissenschaftliche Abhandlung, denn ein Buch für Katzenliebhaber zur Unterhaltung. Die vielen süßen kleinen Skizzen im Buch passen zu den Texten und lockern es ein wenig auf, doch insgesamt liest es sich dann doch etwas zäh und trocken.

Einen Platz in meiner Katzenbuchsammlung hat es sich dennoch verdient, denn auch einige nette, amüsante Erlebnisse der Autorin mit Katzen sind enthalten und hin und wieder mag man doch mal gerne etwas genauer nachlesen. Auch ist es erstaunlich, wie sich im Laufe der Jahre die Erkenntnisse doch immer mal wieder leicht bis stark verändern. Sach- und Fachbücher über Katzen finden sich in meiner Sammlung auch und der Vergleich ist oft sehr interessant. Das Gros meiner Sammlung besteht aber aus allen anderen Genre – und dieses Buch hier ist nun quasi eine Art Bindeglied.

Dass mancher Katzenfreund seine Katzenliebe übertreibt, weiß sogar ich und ich bin immer wieder entsetzt, wenn Katzen quasi als Kindersatz gehalten werden. Mich persönlich fasziniert das natürliche, echte Wesen der Katzen. Umso erstaunlicher ist es dann, wenn sich eine Katze aus freien Stücken eng dem Menschen anschließt. Dieses Buch erinnert den Leser immer wieder daran, dass eine Katze ein kleines Raubtier ist, kein Plüschkuscheltier. Das finde ich wichtig und gut – doch ist das Buch insgesamt doch recht trocken und die Gefahr sehr groß, dass es gar nicht erst ganz gelesen wird.

Dennoch … insgesamt bleibt das Buch für mich „farblos“. Es ist gut, es ist anders als andere Katzenbücher, aber es hinterlässt nicht einen so tiefen Eindruck, wie es andere Bücher tun. Zudem sind viele der Zahlen und Fakten weniger für den Europäischen Raum interessant, da sie sich rein um die USA drehen. Dass Katzen Vögel fangen und (zumeist) fressen, ist eine Tatsache – dennoch werden die Singvögel dadurch nicht aussterben. Klingt hier aber ziemlich danach.

Insofern bleiben von mir hier drei Sterne.

Veröffentlicht am 22.08.2017

Maria auf der Suche nach dem richtigen Weg

Am Ende der Welt ist immer ein Anfang
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Maria von Blumencroh hat mit diesem Buch eine Art Biographie geschrieben, diese jedoch – aus Schutz einiger Personen – mit schriftstellerischer Freiheit verfremdet.

Ich habe diesen biografischen Roman ...

Maria von Blumencroh hat mit diesem Buch eine Art Biographie geschrieben, diese jedoch – aus Schutz einiger Personen – mit schriftstellerischer Freiheit verfremdet.

Ich habe diesen biografischen Roman als Hörbuch genossen. Hier haben sich dann aber ein paar Schwierigkeiten ergeben. Man kann so schlecht „zurückblättern“ und nachlesen, wer jetzt wer ist und was und warum. Die Autorin liest das Hörbuch selbst und das mit einer zwar sehr angenehmen Stimme, doch aber in einer Sprachmelodie, die sehr hypnotisch wirkt und so den Hörer dermaßen entspannt, dass dieser gern mal den Faden verliert. Dieser „märchenhafte Singsang“ lenkt sehr ab und ich denke, mir hätte diese Story als Printversion doch besser zugesagt. Schade!

Marias Leben ist sehr interessant. Es gab auch schlimme Situationen, die sie gekonnt umschreibt. Hier ist man entsetzt und entwickelt eine extreme Zuneigung zu ihr, möchte ihr helfen und sie trösten. Doch immer wieder tauchen Szenen auf, wo ich nur mit dem Kopf schütteln konnte, wütend wurde und Maria sehr gern geschüttelt hätte! Angefangen von der Beziehung zu Rocco, über ihren „Steuerberater“, bis hin zu ihrer Art, mit Problemen und ihrem Sohn umzugehen. Dass sie ein falsches Bild vom Weggang ihrer Mutter hatte, ist nicht ihre Schuld. Doch dass sie als Mutter ebenso versagt, wie ihre eigene, da werde ich einfach wütend.

Religionen sind ein sehr großes Thema in diesem Buch. Das ist nicht wirklich schlecht, doch für meinen Geschmack wird da zu viel zusammengewürfelt. Maria bastelt sich quasi aus allen Weltreligionen ihren eigenen Glauben und verwirrt damit mehr, als dass sie erklärt.

Doch, ich hab Maria sehr ins Herz geschlossen, auch wenn das jetzt anders klingt. Ich bin nur unendlich traurig, dass unterschwellig herauszuhören ist, dass ihr nie das Prinzessinenleben vergönnt war, das ihr zusteht. Dabei übersieht sie, wie viele erstaunliche und tolle Dinge sie erleben durfte, die nur ein minimaler Bruchteil der Bevölkerung überhaupt je erleben darf. Auch ihre Einstellung zum Bezug von Hartz IV befremdet mich sehr.

Viele Stellen wirken konfus. Das kommt teils daher, dass Maria öfter gedankliche Zeitsprünge macht und immer wieder Erinnerungen an die „Wolken-Oma“ eingeschoben werden. Man muss also sehr konzentriert zuhören, um die Zusammenhänge herstellen zu können.

Maria hat ein großes Herz und ist immer bereit, anderen zu helfen. Dabei bleibt sie selbst – und damit auch ihr Sohn – jedoch zu arg auf der Strecke. Sich und ihre Situation zu ändern fällt ihr schwer – dazu benötigt sie immer irgendwelche Anstöße, taumelt dann aber erst mal ziellos in die falsche Richtung. Das Ende lässt hoffen, dass sie endlich eine sichere Schiene gefunden hat. Jetzt muss sie nur noch darauf bleiben!

Ein Hörbuch, das fordert, das mich zwiegespalten zurücklässt und das trotz aller schönen Stellen auch ganz schön anstrengend ist. Von mir bekommt es drei gute Sterne. Empfehlen kann ich es allen, die sich für Maria interessieren und sie schon von ihren Sendungen ein wenig „kennen“.

Veröffentlicht am 15.08.2017

Er wird befreit, koste es was es wolle – und sei es sein Leben!

Weltretten für Anfänger
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Der Finne Surunen macht sich auf den Weg, den seit vielen Jahren zu Unrecht in Haft sitzenden Lopez aus dem Gefängnis zu befreien. Dazu muss er nach Mittelamerika, nach Kalmatien. Sein Weg führt ihn jedoch ...

Der Finne Surunen macht sich auf den Weg, den seit vielen Jahren zu Unrecht in Haft sitzenden Lopez aus dem Gefängnis zu befreien. Dazu muss er nach Mittelamerika, nach Kalmatien. Sein Weg führt ihn jedoch zunächst nach Moskau zum Pinguinforscher Lebkov. Auf seinem Weg geschehen allerlei skurrile Dinge und Surunen geht sprichwörtlich über Leichen, um sein Ziel zu erreichen und sogar darüber hinaus zu schießen …

Das Hörbuch wird von Jürgen von der Lippe gelesen. Allein dies entlockt dem Text ein wenig Humor. Zwar gibt es genug Stellen mit ironischem schwarzem Humor, doch finde ich vieles davon kein bisschen lustig oder zum Lachen. Im Gegenteil – besonders in der ersten Hälfte bleibt mir doch sehr oft das Lachen im Halse stecken. Wenn jemand auszieht, um einen Menschen aus der Gefangenschaft zu befreien und dabei keine Rücksicht auf Verluste nimmt, sogar selbst zum Mörder wird, dann kann ich da leider nicht lachen. Auch wenn man bedenkt, dass die Romanvorlage Mitte der 1980er Jahre geschrieben wurde, wird das für mich nicht besser.

Von der Lippe holt raus, was rauszuholen ist, wenn auch seine – und davon gibt es genug – Passagen mit Betrunkenen kaum zu verstehen sind.

Ein wiederkehrender Gag ist der Adler und schon da hört bei mir der Spaß einfach auf. Mag sein, dass ich überempfindlich bin und die Kernaussage einfach falsch verstehe, auch wenn ich ansonsten selten Probleme mit Interpretationen habe. Ein Fan des Autors wurde ich mit diesem Werk jedenfalls nicht.

Das Buch ist recht sarkastisch und absolut skurril. Seine Aktualität wird wohl nie enden – politisch Gefangene gibt es auf der Welt viele und übereifrige Gutmenschen, die übers Ziel weit hinausschießen und vor lauter Weltrettung nicht sehen, was an Kollateralschäden entsteht, ebenso. Immerhin zeigt Paaslinna aber auch, dass sein Held mit seinen Heldentaten neue Probleme schafft. Zum Ausgleich lässt er ihn diese auch – vermeintlich – gleich zu lösen versuchen.

Gegen Ende wird es dann etwas besser – da tauchen dann auch wirklich witzige Szenen auf, die zwar ebenfalls herrlich skurril sind, aber dennoch nicht makaber oder morbide. Hier hatte ich dann wirklichen Hörspaß.

Es fällt mir schwer, dieses Hörbuch fair und sachlich zu bewerten. Emotionslos geht das nicht. Ich konnte es tatsächlich nur häppchenweise hören, brauchte dazwischen immer längere Pausen. Unterhaltung war es demnach nicht wirklich, sondern fast schon anstrengende Arbeit. Mir ist sehr wohl klar, dass Paaslinna mit dieser Story auf Missstände, die es auf der Welt gab, gibt und wohl leider auch noch lange geben wird, hinweisen möchte und versucht, den Leser aufzurütteln. Sein Weg ist nur leider in meinen Augen auf weiten Strecken denkbar ungeeignet.

Auch nach einer Woche, in der das Hörbuch sacken konnte, bin ich noch so ratlos, wie direkt nach dem Ende. Es hat mich nicht überzeugt, aber wirkliche Zeitverschwendung war es auch nicht. So entscheide ich mich für die mittlere Bewertung: drei Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Stimme
  • Dramaturgie
  • Humor
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.08.2017

Irische Geister in einem außergewöhnlichen Dorf

Der Freund der Toten
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Mahony dachte sein ganzes Leben, seine Mutter hätte ihn aus egoistischen Gründen vor einem Heim abgelegt. Mit 26 erhält er jedoch eine Nachricht, die alles verändert. Also macht er sich auf den Weg ins ...

Mahony dachte sein ganzes Leben, seine Mutter hätte ihn aus egoistischen Gründen vor einem Heim abgelegt. Mit 26 erhält er jedoch eine Nachricht, die alles verändert. Also macht er sich auf den Weg ins irische Mulderrig, seinem Geburtsort. Dort sorgt er für ordentlich Wirbel, denn er verfügt, ganz wie seine Mutter, über eine ganz besondere Ausstrahlung – und über eine Fähigkeit, die nicht jedem gefällt. Die alte Mrs. Cauley, die sowieso gern provoziert, nimmt sich Mahony und der Recherche liebend gern an. Und so sind bald alle Einwohner auf irgendeine Art an Mahony interessiert.

Das Buch liest sich sehr interessant. Die Sätze sind teils fast schon Poesie. Immer wieder finden sich Passagen, die urkomisch sind, obwohl sie im Grunde einfach nur Tatsachen schildern. Aber auch irrwitzige Stellen finden sich zuhauf. Das ganze Buch ist im Präsens gehalten und schon allein diese Tatsache ist oft ein Grund, warum ein Buch etwas schwerer verdaulich ist. Aber Jess Kidd (was für ein Name! Schon der ist besonders und auffällig, wie sollte dann ihr Buch schnöde und Durchschnitt sein?) hat mich von Anfang bis Ende mit ihrer Sprache in ihren Bann gezogen. Passt dieser Stil zu Irland? Ein wenig schon. Passt er zur Story? Auf alle Fälle! Dennoch … insgesamt verliert sich die Autorin in eine unplausible und arg konfuse Story. Da mir die einzelnen Situationen aber sehr gut gefielen, macht das eine Bewertung ein wenig schwierig.

Die Stimmungen wurden wunderschön eingefangen. Auch die Charaktere gefallen mir ausnehmend gut – sowohl die Sympathieträger, als auch die Kotzbrocken. Die einzelnen Aktionen, die sich einige einfallen lassen, sind unterhaltsam und sprühen fast schon märchenhaften Witz aus. Eine Mischung aus wahrem Leben und irischer Mystik eben. Dennoch … meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt.

Schon der Titel hat mich ein wenig auf die falsche Spur gebracht. „Der Freund der Toten“ hat bei mir die Assoziation zweier Personen hervorgerufen: eine Tote und deren Freund. Gemeint ist hier jedoch, dass Mahony der Freund quasi aller Toten ist, mit ihnen kommuniziert und sie wahrnimmt. Der Originaltitel „Himself“ ist nicht wirklich besser getroffen. Nun denn!

Die Szenen mit den Toten sind wunderbar. Davon hätte ich so viel mehr lesen können, da steckt viel Potenzial drin. Nur leider … kommen diese Szenen dann doch zu kurz. Und die Frage bleibt: warum sieht Mahony gewisse Tote nicht? Sind die gar nicht tot? Oder hat es einen anderen Grund? Und warum helfen ihm die Toten nicht viel mehr? Zumindest für mich hat sich das im Laufe der Story nicht erklärt.

Für mich bleiben am Ende auch einfach zu viele Fragen offen. Mag sein, dass ich die Antworten schlicht einfach nicht erkannt habe, denn hin und wieder ist die Erzählweise doch ein wenig orakelig und verlangt vom Leser doch so einige Gehirnakrobatik. Das ist an sich nicht schlecht, dennoch ist es ein weiterer Tropfen im Fass der Punktabzüge. Warum heißt unser Held eigentlich Mahony? Die Antwort darauf muss mir entgangen sein.

Obwohl ich das Buch sehr gerne gelesen habe und an keiner Stelle gelangweilt (an einigen aber arg geschockt) war, bin ich am Ende etwas enttäuscht. Es fehlt etwas. Es ist nicht befriedigend. Dennoch will ich mehr von dieser Autorin lesen. Und so bleiben am Ende drei Sterne für „Der Freund der Toten“.