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Veröffentlicht am 17.06.2023

Turbulenter Regionalkrimi

Falkenmord
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Mit „Falkenmord“ legt Sabine Gronover bereits den vierten Münsterland-Krimi aus der Schmitt & Kemper-Reihe vor. Für mich war es ein vollkommen problemloser Quereinstieg, da die Fälle in sich geschlossen ...

Mit „Falkenmord“ legt Sabine Gronover bereits den vierten Münsterland-Krimi aus der Schmitt & Kemper-Reihe vor. Für mich war es ein vollkommen problemloser Quereinstieg, da die Fälle in sich geschlossen sind.
Ein Falkner wurde mit einer perfiden Waffe ermordet. Schmitt und Kemper, die gerade einen Fall von Zechprellerei verfolgten, stürzen sich natürlich auf den Mord. Doch schon bald zeichnet sich ein Zusammenhang zwischen den beiden Fällen ab, denn der Zechpreller hatte sich kurz zuvor nach dem Falkner erkundigt.
Es geht ziemlich turbulent in diesem Krimi zu. Dafür sorgen nicht nur gleich mehrere Ex-Frauen, die das Opfer hinterlässt, sondern auch noch eine Ex-Freundin und ein schauspielernder Sohn, der zudem labil ist. Von Seiten der Polizei sorgt Praktikantin Jenny für Chaos, indem sie auf eigene Faust im darknet recherchiert.
Das Ermittler-Duo war mir sofort sympathisch, auch wenn beide Charaktere ziemlich verschieden sind. Auch die Nebenfiguren fand ich sehr authentisch gezeichnet und erschienen mir entsprechend ihrer Rolle unsympathisch bzw. unsympathisch.
Sabine Gronovers Schreibstil ist flüssig und angenehm und kleine Szenen mit Schmitts Dackel John lockern das Ganze immer wieder auf. Die Ansiedlung des Falls im Falkner Bereich fand ich sehr interessant und habe hier einiges Wissenswertes mitnehmen können.
Insgesamt ist der Krimi gut konstruiert, hat seine Wendungen und das Ende ist schlüssig. Mir persönlich hätte es noch ein wenig spannender sein können, dennoch ist mit „Falkenmord“ ein sehr solider Regionalkrimi gelungen.

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Veröffentlicht am 03.06.2023

Erfüllt nicht ganz meine Erwartungen

Die Verborgenen
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Auf den ersten Blick sind die Hoffmanns eine Bilderbuchfamilie, die in einem schönen Haus an der Küste leben. Doch der Schein trügt, Sven und Franziska haben sich auseinandergelebt und auch die 17jährige ...

Auf den ersten Blick sind die Hoffmanns eine Bilderbuchfamilie, die in einem schönen Haus an der Küste leben. Doch der Schein trügt, Sven und Franziska haben sich auseinandergelebt und auch die 17jährige Tochter Tabea hat so ihre Geheimnisse. Plötzlich geschehen merkwürdige Dinge im Haus, Gegenstände verschwinden und Fußspuren tauchen in der Staubschicht des Kellers aus. Ist jemand in ihr Haus eingedrungen?
Der Autor Linus Geschke begeistert mich schon seit vielen Jahren. Egal ob es die Jan-Römer-Reihe, die Born-Trilogie oder wie zuletzt der stand-alone Thriller „Das Loft“ war. Meine Erwartungen waren hoch und wurden leider nicht ganz erfüllt.
Das Phänomen „Phrogging“ bei dem sich Fremde unbemerkt in einem Haus einnisten, gibt es tatsächlich. Zum Glück ist es in Deutschland noch eher selten. Phrogger stehen beispielsweise nachts still neben den Betten der Hausbesitzer und leben unbemerkt auf deren Kosten, bis sie zum nächsten Objekt weiterziehen. Und so ergeht es auch den Hoffmanns. Ohne es zu wissen ist der Phrogger bei ihnen eingedrungen und niemand ahnt welch dunkle Absicht dahintersteckt.
Eingeteilt ist das Buch in zwei Abschnitte. Im ersten Teil kommen die einzelnen Familienmitglieder jeweils aus der Ich-Perspektive zu Wort. So lernt man langsam die Familie kennen und erlebt die eine oder andere Szene gleich zweimal, nur eben aus einer anderen Sicht. Nach und nach kommen so wohlgehütete Familiengeheimnisse ans Licht. Auch die Sympathien, die man zunächst für die eine oder andere Figur hat, verschieben sich, wenn man sie besser kennenlernt. Und natürlich ist da auch die Sicht des Phroggers selbst, seine Perspektive ist das „DU“. So schlüpft man als Leser automatisch in die Rolle des Eindringlings. Hier hätte ich mir gewünscht noch mehr über seine Denkweise zu erfahren.
Insgesamt ist das Buch natürlich spannend geschrieben und liegt auch über dem Durchschnitt. Wendungen und Überraschungen sind ebenfalls vorhanden. Nur das Ende hat mich etwas enttäuscht. Zwar ist alles schlüssig und es bleiben auch keine Fragen offen, aber irgendwie hatte ich erwartet, dass da noch etwas kommt.
Auch das Thema Phrogging fand ich sehr interessant und die Vorstellung, dass sich bei mir jemand auf dem Dachboden eingenistet hat, ist schon gruselig. Ich werde jetzt trotzdem nicht nachschauen…

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Veröffentlicht am 25.05.2023

Hanseatischer Charme mit offenen Ende

Der Bojenmann
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Kommissar Thies Knudsen und sein Ermittlungsteam vom LKA in Altona bekommen es mit einem Serientäter der besonderen Art zu tun. Der Bojenmann, eigentlich eine Holzfigur, die sich festverankert in der Elbe ...

Kommissar Thies Knudsen und sein Ermittlungsteam vom LKA in Altona bekommen es mit einem Serientäter der besonderen Art zu tun. Der Bojenmann, eigentlich eine Holzfigur, die sich festverankert in der Elbe befindet, wurde über Nacht gegen eine echte Leiche ausgetauscht. Doch die Identität des Opfers zu klären gestaltet sich als schwierig, denn die Leiche wurde aufwendig plastiniert und ist schon seit einem längeren Zeitraum tot. Kurz darauf tauchen weitere plastinierte Tote an den verschiedensten Orten in Hamburg auf.

„Der Bojenmann“ ist der Auftakt einer neuen Krimireihe des Autoren-Duos Kester Schlenz und Jan Jepsen. Im Mittelpunkt stehen dabei der ermittelnde Kommissar Knudsen und sein Freund Oke „LaLotse“ Andersen, ein ehemaliger Hochseekapitän und späterer Lotse im Ruhestand. Denn immer, wenn Knudsen nicht weiterweiß, hilft ihm ein neuer Denkanstoß seines Freundes. LaLotse ist auch die Figur, die am sympathischsten wirkt. Ein Mann mit viel Erfahrung und der auch viel gesehen hat. Interessant waren vor allem seine Ausführungen über die Containerschiffe, die Ausbeutung der Seeleute, die globale Wirtschaft und den Klimawandel. Wichtige Themen, aber an manchen Stellen war es dann doch zu viel des Guten. Hier wurde die Gesellschaftskritik zur Bremse beim Spannungsbogen. Erst in der zweiten Hälfte nimmt die Handlung dann an Fahrt auf und es wird richtig spannend. Zwischendurch lernt man auch die Täterperspektive kennen und erfährt einen Teil seiner Kindheitsgeschichte. Leider wird hier auch schon früh klar, wer dahintersteckt.
Der Krimi besitzt jede Menge Lokalkolorit und hanseatischen Charme. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Selbst wer Hamburg nicht kennt, kann sich ein gutes Bild machen.
Das Ende zwingt einem schon fast die Fortsetzung zu lesen. Hier hätte ich mir eine abgeschlossenere Geschichte gewünscht. Es bleibt einiges an Fragen offen, die hoffentlich im Folgeband geklärt werden.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Spannend, aber auch vorhersehbar

Diabolisch
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Im Februar 1995 warten der sechsjährige Alex und seine knapp zwei Jahre ältere Schwester Lotte vergeblich darauf nach dem Turnen vom Vater abgeholt zu werden. Schließlich machen sich die beiden bei Dunkelheit ...

Im Februar 1995 warten der sechsjährige Alex und seine knapp zwei Jahre ältere Schwester Lotte vergeblich darauf nach dem Turnen vom Vater abgeholt zu werden. Schließlich machen sich die beiden bei Dunkelheit und Kälte auf den Weg. Doch nur Lotte wird zu Hause ankommen.
27 Jahre später versetzt eine Mordserie das Heimatdorf der Geschwister in Angst und Schrecken. Binnen weniger Tage stirbt hier eine ganze Reihe von Menschen einen gewaltsamen Tod. „Killerkaff“ betitelt die Presse das ansonsten beschauliche Holzhausen. Oberkommissarin Larissa Flaucher versucht einen Zusammenhang zwischen den Taten zu erkennen und stößt dabei auf ein mörderisches Geheimnis.

Auf knapp 320 Seiten erzählt der Autor Jonas Wagner hier eine Geschichte, die es in sich hat. Dabei durchlebt man als Leser ein ganzes Potpourri an Emotionen über Wut, Aggression, Fassungslosigkeit, Mitleid und vieles mehr. Erzählt wird auf zwei Zeitebenen und man erfährt so Stück für Stück über die Ereignisse im Jahr 1995 und den Mordtaten in 2022. Die Handlung springt ständig zwischen diesen beiden Erzählsträngen hin und her. Dazu gibt es noch ergänzend Tagebuchergänzungen von Lotte, die unter dem Verlust des Bruders leidet. Anfänglich werden ziemlich viele Figuren eingeführt. Doch mit der Zeit festigen sich die Charaktere, die man ja auch auf der zweiten Erzählebene wiedertrifft. Die meisten Figuren sind aber eher unsympathisch, lediglich Oberkommissarin Larissa Flaucher ist eine sympathische und auch clevere Ermittlerin, die kaum Zeit hat, sich um ihre Tochter zu kümmern.
Der Erzählstil ist sehr flüssig und das Buch insgesamt sehr spannend. Einziger Makel ist die Tatsache, dass schon sehr früh absehbar ist, wohin die Reise geht und man ahnen kann, wer hinter den Bluttaten steckt.
Das Coverhatte sofort meine Aufmerksamkeit. Ein richtiger eye-catcher und zudem noch genial gestaltet. Erst auf den zweiten Blick erkennt man die einsame Straße mit der Bushaltestelle, die eine bedeutende Rolle in dem Buch spielt.
Insgesamt ein spannender Thriller. Nur für die Vorhersehbarkeit gibt es einen Stern Abzug.

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Veröffentlicht am 07.05.2023

Kein typischer Schwedenkrimi

Die Wahrheit
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Ein angesehener Kinderarzt und seine Ehefrau werden in ihrer Villa im schwedischen Lund tot aufgefunden. Ein Doppelmord? Wie konnte es zu der Tat kommen?
Die Geschichte dazu beginnt bereits 10 Wochen zuvor. ...

Ein angesehener Kinderarzt und seine Ehefrau werden in ihrer Villa im schwedischen Lund tot aufgefunden. Ein Doppelmord? Wie konnte es zu der Tat kommen?
Die Geschichte dazu beginnt bereits 10 Wochen zuvor. Drei Protagonisten, Bill, ein alleinerziehender Vater, Karla, eine junge Studentin und Jennica, fast 30 Jahre alt und ebenfalls Studentin erzählen dazu ihre Version der Geschichte. Dabei wechseln sich die Perspektiven ständig ab. Zusätzlich gibt es noch Ausschnitte aus den Verhörprotokollen der Polizei, die dem Leser weitere Informationen liefern. Jede der Figuren stand in einer anderen Beziehung zu den Opfern. Das Bild, das man so anfänglich von den Protagonisten bekommt ändert sich jedoch im Verlauf. Denn man erfährt immer mehr über die erzählenden Figuren und so manches Geheimnis kommt zu Tage. Anfänglich sympathische Charaktere erscheinen plötzlich in einem ganz anderen Licht und verlieren dadurch ihren Glanz. Überhaupt fand ich die Figuren sehr gut beschrieben. Sie schlagen sich mit ganz normalen Alltagssorgen wie Geldmangel oder Partnersuche herum, das macht sie so authentisch.

Mattias Edvardsson ist ein Meister der subtilen Spannung. Man weiß ja von Beginn an, dass es mit dem Tod des Ehepaares enden wird. Doch wie und warum es dazu kommen wird, ist hier die große Frage. Vom Spannungsniveau ist das Buch durchaus mit einem Thriller vergleichbar, denn man will ja unbedingt wissen, wer das Ehepaar getötet hat. Es geht unblutig zu und das Buch kommt auch ohne Ermittler aus. Dafür gibt es aber jede Menge cliffhanger, die einen guten Anreiz zum Weiterlesen liefern.
Kein Schwedenkrimi im herkömmlichen Sinn, dennoch spannend, aber eben auf subtile Weise.

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