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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2023

Faszinierende Thriller-Erzählkunst

Refugium
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„Lindqvist ist unglaublich gut“ steht auf dem Buchrücken. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Denn dieser erste Band der „Stormland-Trilogie“ zeigt sich als brillant geschriebener, in feinen Nuancen ...

„Lindqvist ist unglaublich gut“ steht auf dem Buchrücken. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Denn dieser erste Band der „Stormland-Trilogie“ zeigt sich als brillant geschriebener, in feinen Nuancen ausgearbeiteter, internationaler agierender und psychologisch höchst interessanter Thriller. Kein Haudrauf- oder Blutgemetzel-Thriller, sondern ein in allen Details stimmiger, detailliert erzählter Thriller, dessen durchgehende Spannung der Schreibekunst des Autors zuzuschreiben ist.

Die ehemalige Polizistin und Schriftstellerin Julia Malmros soll eine Fortsetzung der Millenium-Trilogie schreiben. Kim Ribbing, ein Mann außergewöhnlich in seiner äußeren Erscheinung, soll ihr dabei mit seinem Fachwissen helfen. Doch unweit von Julias Ferienhaus wird die komplette Gästeschar während eines Mitsommerfestes unerbittlich hingerichtet. Nur ein junges Mädchen, posttraumatisch verstummt, überlebt. Julias Exmann Johnny wird mit den Ermittlungen betraut. Julia und Kim machen sich daran, die Täter zu verfolgen, und zwar sowohl im Word-Wide-Web als auch real um den Globus.Die Jagd auf die Auftragskiller und deren Hintermänner gestaltet sich als äußerst schwierig, auch weil Kim mit seinen Alleingängen Julia immer wieder vor neue offene Fragen stellt.

Der Thriller ist trotz vieler Drehungen und Wendungen und Perspektivwechsel überraschend leicht lesbar. Das mag zum einen an den kurzen Kapiteln liegen, zum anderen aber auch und vor allem an der faszinierenden Erzählkunst des Autors. Die beiden Protagonisten Julia und Kim werden so empathisch und psychologisch tiefgründig geschildert, dass man sich als Leser gefühlsmäßig mit ihnen verbunden fühlt. Insbesondere die schillernde Persönlichkeit des Kim Ribbing übt eine ganz eigene Faszination aus. Die Handlung dreht und wendet sich, überrascht, schockiert und berührt den Leser.
Kurzum, wie ich oben schon zitierte: „Lindqvist ist unglaublich gut.“

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Rezensenten, hütet euch vor unbedachten Worten

Nicht ein Wort zu viel
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Als bekennender Winkelmann-Fan öffnete ich seinen neuesten Thriller mit hohen Erwartungen. Und war bereits nach den ersten Seiten hoffnungslos gefangen im Spinnennetz seiner neuesten Geschichte, die mich ...

Als bekennender Winkelmann-Fan öffnete ich seinen neuesten Thriller mit hohen Erwartungen. Und war bereits nach den ersten Seiten hoffnungslos gefangen im Spinnennetz seiner neuesten Geschichte, die mich bis zum Ende nicht mehr losließ. Denn die Welt der Wörter, der Schriftsteller, der Buchhändler, der Buchblogger, der Rezensenten ist eine mir vertraute Welt mit all ihren Highlights, aber auch mit ihren Schatten und Eitelkeiten, die Winkelmann perfekt in seine Thriller-Szene verpackt hat.

Faja, Buchhändlerin, erhält eine verstörende Aufgabe, mit deren Erfüllung sie ihren Kollegen Claas retten könnte, der in Todesangst gefesselt, in Folie verpackt, dem Tode nahe ist. „Erzähl mir eine spannende Geschichte. Sie darf fünf Wörter haben. Sonst muss dein Freund sterben.“ Doch ist wirklich sie gemeint? Sie zögert. Ein weiteres Opfer unterstreicht den Ernst dieses perfiden Spiels. Das Schwarmwissen der Buchblogger-Community ist gefragt. Aber auch die beiden Ermittler Simon Schierling und Jaroslav Schrader stoßen bei ihren sehr unterschiedlichen Nachforschungen an ihre Grenzen.

Die Geschichte wird geschickt aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Die Handlung besteht aus verschiedenen Strängen, die sich im Laufe der Lektüre mehrfach kreuzen, sich unerwartet aufeinander zubewegen und auf diese Weise das raffinierte Spinnennetz entstehen lassen, das den Thriller zum unausweichlichen Pageturner macht. Der kluge und raffinierte Plot packte mich. Der Autor hat eine besondere Fähigkeit, seine Protagonisten so differenziert, feinfühlig und psychologisch nachvollziehbar zu schildern, dass man glaubt, sie zu verstehen. Und eine ihm wichtige Botschaft hat Winkelmann ganz unauffällig in der Handlung versteckt als Kämpfer für die Leisen und gegen die Schreihälse in der Branche: „Bücher brauchen keinen Krawall, keine Marktschreierei…. Ihr Inhalt schleicht sich auf leisen Sohlen in die Gedanken der Menschen … hinterlässt Spuren, die niemals verwischen…“

Fazit: Ein kluger, ein raffinierter und durchweg spannender Thriller, der die Kraft der Wörter gekonnt in Szene setzt.

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Veröffentlicht am 13.06.2023

Achtung: Abgrundtief grausam und brutal

Der Follower (Tom-Bachmann-Serie 3)
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Wer den Prolog nervlich schafft, kann getrost weiterlesen. Denn der Thriller lässt nichts aus an Szenen äußerster Brutalität und abgrundtiefer Bosheit, die bis ins letzte Detail beschrieben werden. Mich ...

Wer den Prolog nervlich schafft, kann getrost weiterlesen. Denn der Thriller lässt nichts aus an Szenen äußerster Brutalität und abgrundtiefer Bosheit, die bis ins letzte Detail beschrieben werden. Mich hat das Buch durchgehend sehr, sehr gut unterhalten, auch wenn die Handlung nicht unbedingt immer logisch-plausibel nachzuvollziehen war.

Tom Bachmann mit seinen besonderen Seelenleser-Fähigkeiten, der mit gewissen Schatten aus seiner Vergangenheit belastet ist, wird von einer Bekannten um Hilfe gebeten, deren Freundin verschwunden ist. Da die Vermisste weiterhin Fotos von sich auf Instagram hochlädt, nimmt niemand die Sorge der Freundin ernst. Tom jedoch erkennt, dass die Fotos eine Tote zeigen und ahnt sehr schnell, dass er einem Serienmörder auf der Spur ist.

Die Autorin schreibt von der ersten Seite an bis zum Ende hinreißend spannend. Ihr klarer Schreibstil, der ohne jegliche lyrische Schnörkel nüchtern und deutlich erzählt, packt den Leser und reißt ihn mit in diesen Strudel aus in der Kindheit erlittenen Seelenverletzungen und den psychologisch nachvollziehbaren qualvollen Versuchen, den früheren Traumata zu entfliehen. Rasant und in einem sich stetig weiter aufbauenden Spannungsbogen wird die Handlung vorangetrieben, wobei deren Vielschichtigkeit die Spannung auf keiner Seite schmälert, im Gegenteil. Die außerordentlich stark und eindrücklich gezeichneten Charaktere lassen ins tiefste Innere blicken und den Leser erschaudern.

Fazit: Ein unglaublich gut geschriebener, unglaublich grausam-brutaler und unglaublich spannender Thriller!

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Veröffentlicht am 12.06.2023

"Warum lernen Menschen nicht aus den Fehlern der Vergangenheit?"

Sternenreiter – Wie ein Licht in dunkler Nacht (Band 2)
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Ein kleines, liebevoll ausgestattetes Büchlein habe ich da entdeckt. Zwar kenne ich keine anderen Bücher des Autors, insbesondere nicht den bereits vor 10 Jahren erschienenen ersten Band des „Sternenreiters“. ...


Ein kleines, liebevoll ausgestattetes Büchlein habe ich da entdeckt. Zwar kenne ich keine anderen Bücher des Autors, insbesondere nicht den bereits vor 10 Jahren erschienenen ersten Band des „Sternenreiters“. Doch der nun vorliegende zweite Band ist durchaus unabhängig davon zu lesen.

Es ist Krieg. Janosch, der Erzähler, ist auf der Suche nach Sara, einem kleinen, weisen Mädchen, das er kennen gelernt hatte. Doch er findet sie nicht, stattdessen einen kleinen Jungen, in Begleitung von einem Hund und einer weißen Taube. Janosch ist fasziniert von dem Jungen, der ihm schlichte und doch so wahre Botschaften übermittelt.

Ein Märchen erzählt uns Janosch, ein poetisches Märchen, das ein wenig an den Kleinen Prinzen erinnert. Die Botschaften sind einfach, aber in ihrer Schlichtheit dennoch berührend, tröstend und Hoffnung gebend. „Wir dürfen nur eines nicht: aufgeben, an das Gute zu glauben.“ Was mir ganz besonders gefällt, sind die zauberhaften Illustrationen von Antje Arning, die durch ihre Klarheit und die ansprechende Farbigkeit dem Buch ein ganz besonderes Gefühl der Nähe geben, denn „Träume setzen keine Grenzen“.

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Veröffentlicht am 06.06.2023

Die Buchhandlung als Fenster zur Welt

Ein Garten voller Bücher
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Dieses Buch wurde völlig unerwartet zu meinem Schatzkästchen, inspirierend, bereichernd und beglückend, aber auch durch seine Überfülle stellenweise ermüdend. Auf jeden Fall ein Buch, das ich immer wieder ...


Dieses Buch wurde völlig unerwartet zu meinem Schatzkästchen, inspirierend, bereichernd und beglückend, aber auch durch seine Überfülle stellenweise ermüdend. Auf jeden Fall ein Buch, das ich immer wieder in die Hand nehmen werde.
Alba Donati ist Dichterin mit einem immensen Buchwissen. Dass sie auf die Idee kommt, in ihrem Heimatdorf mit 180 Einwohnern auf 1000 m Höhe eine Buchhandlung zu etablieren, ist ziemlich verrückt. Doch als moderne Frau mit unfassbarer Liebe zu Büchern ausgestattet, setzt sie ihre Idee dank Vernetzung in den Sozialen Netzwerken, Crowdfunding und einigen Unterstützern durch. Mit viel Liebe zum Detail startet ihre Gartenzimmer-Buchhandlung. Doch Corona beginnt und ein Jahr nach Eröffnung zerstört ein Brand die Buchhandlung. Doch Alba Donati gibt nicht auf und viele Bewohner des Dorfes packen mit an, um die Buchhandlung wieder auferstehen zu lassen.
Die Autorin lässt uns im vorliegenden Buch durch tägliche Notizen ein halbes Jahr lang teilhaben an allem, was rund um die Buchhandlung geschieht, an Familienverstrickungen, Dorfgeschichten, welche Besucher von welchen Büchern angelockt werden und welche Buchbestellungen täglich eingehen. Wir erfahren auch Nachdenkenswertes über innere Befindlichkeiten und Überlegungen der Autorin über das Leben, oftmals angeregt durch ihre eigene Lektüre. Die Tagebucheinträge brachten sehr viel kreative Inspiration. Sie waren meistens unterhaltsam zu lesen, weil mit leichter erzählerischer Hand geschrieben. Doch es gab auch Stellen, die mir zu viel wurden, wie zum Beispiel die Berichte über die undurchsichtigen, verworrenen Familienverhältnisse. Es gab viel zu googeln während des Lesens, das war ebenso anstrengend wie das Lesen an sich durch die kleine Serifenschrift. Schade auch, dass der Einband trotz sorgfältigster Behandlung an den Ecken und Kanten seine Farbe verlor und so das Buch sehr schnell ein schäbiges Äußeres bekam.
Das Titelbild, ein Blick aus dem Fenster der Buchhandlung hinaus in die umgebende Landschaft, ist perfekt gewählt, denn was sonst ist eine Buchhandlung, auch eine kleine, als ein Fenster zur Welt. Eine Buchhandlung, in der es „nicht alles, aber viel von dem gibt, was wir brauchen“.

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