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Veröffentlicht am 12.08.2023

Zu Beginn wirr!

Blutwette
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In Frankfurt begeht ein bekannter Boxer Selbstmord. Seine Ehefrau, die ein Kind erwartet, zeichnet ein Bild von ihm, das der Oeffentlichkeit so nicht bekannt war: Glücksspiel, Alkoholprobleme und hohe ...

In Frankfurt begeht ein bekannter Boxer Selbstmord. Seine Ehefrau, die ein Kind erwartet, zeichnet ein Bild von ihm, das der Oeffentlichkeit so nicht bekannt war: Glücksspiel, Alkoholprobleme und hohe Schulden.

Kommissarin Julia Durant zweifelt von Beginn weg daran, dass der Tote Selbstmord begangen hat und wittert einen Mord. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Claus Hochgräber, dem Leiter der Mordkommission, findet sie Parallelen zu einem Jahre zurückliegenden Mord.




Dieser neue Fall der Julia Durant Reihe hat es mir schwer gemacht. Gerade zu Beginn, wo es wichtig ist, dass ein Leser sich in das Buch einliest, hat der Autor sehr viele Perspektivwechsel vorgenommen. Da viele verschiedene Stränge nebeneinander laufen erfolgen die Wechsel kapitelweise und machen das Ganze wirr. Dazu kommt die beträchtliche Anzahl Figuren und das überdurchschnittlich gut besetzte Ermittlerteam. Um den Leser zusätzlich zu verwirren, betitelt der Autor die Figuren einmal mit dem Vornamen, dann wieder nur mit dem Nachnamen. Nicht genug damit, lässt Daniel Holbe, der nach dem Tod von Andreas Franz die Reihe weiterführt, auch noch verstorbene Ermittler und ehemaligen Kollegen der Ermittler Revue passieren. Da ich dadurch konstant damit beschäftigt war, die Stränge und/oder Figuren zu sortieren, empfand ich die Handlung als unübersichtlich und zäh.

Julia Durant ist sympathisch und geizt wie immer mit privaten Details. In diesem Buch muss sie einen Todesfall einer nahen Person verkraften. Etwas, was ab und zu erwähnt wird, jedoch nicht ihre Konzentration auf den neuen Fall raubt.

"Blutwette" ist der 18 Fall in der Reihe und auch ohne alle Vorgänger gelesen zu haben, konnte ich folgen. Ich denke der Grund dafür liegt sicher auch darin, weil Privates der Ermittler eine sekundäre Rolle spielt.

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Veröffentlicht am 16.07.2023

Oft zu trocken!

Ingenium
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Mike Brink wird von der leitenden Psychologin des Frauengefängnis New York State Correctional Facility gebeten ein wichtiges Rätsel zu lösen. Die inhaftierte Gefangene Jess Price, die in diesem Frauengefängnis ...

Mike Brink wird von der leitenden Psychologin des Frauengefängnis New York State Correctional Facility gebeten ein wichtiges Rätsel zu lösen. Die inhaftierte Gefangene Jess Price, die in diesem Frauengefängnis einsitzt, wurde als Mörderin verurteilt.

Jess Price spricht nicht, hat aber ein Rätsel erstellt, das Klarheit über den Mord, für den sie verurteilt wurde, bringen soll. Mike Brink, der mit dem Lavant-Syndrom lebt, kann Rätsel in kurzer Zeit entschlüsseln.






Mike Brink empfinde ich als sehr interessante Figur. Nach einem Unfall beim Football in Teenagerjahren leidet er unter der Inselbegabung, dem Lavant-Syndrom.

Fluch oder Segen?

Die Frage stellte ich mir, als ich erfahren habe, was es mit dieser Begabung auf sich hat. Entfernt hatte ich schon von dem Lavant-Syndrom gehört, unter dem nur an die hundert Menschen auf der Welt leiden. Sehr eindrücklich werden mit der Figur Mike Brink die positiven und die negativen Seiten dieser Besonderheit erläutert. Brink denkt sehr methodisch und ist mit Genialität gesegnet. Durch seinen Dackel Connie zeigt Brink eine menschliche und verletzliche Seite.

Rätsel, Knobelei, Zahlen, mathematische Erläuterungen, Geometrie, Formen und Farben spielen eine zentrale Rolle. Obwohl die Rätsel, die Mike Brink löst, immer wieder mit Zeichnungen und Illustrationen ergänzt werden, empfand ich etliche Passagen als sehr trocken. Immer wieder kam bei mir das Gefühl hoch, in einem Lehrbuch für Mathematik zu lesen. Abwechselnd mit den medizinischen Details des Lavant-Syndroms, die einem Lehrbuch für Medizin ähneln. Die Autorin verliert leider oft die Unterhaltung aus dem Auge und konzentriert sich auf spezifische Details, die zermürben. Nicht nur in den oben erwähnten Themen, sondern auch in der Herstellung von Porzellanpuppen, Religion oder wissenschaftlichen Details.

Die unheimliche Atmosphäre in dem Frauengefängnis, sowie im Sledge House, einem wichtigen Ort in der Geschichte, hat mir jedoch gut gefallen und ist gut getroffen. Die Fülle an Figuren und an Nebengeschichten, neben den trockenen Passagen, machen die Geschichte zu einer Herausforderung, den Faden nicht zu verlieren.

Als ich das Cover von "Ingenium" zum ersten Mal gesehen habe, habe ich es spontan in das Genre "Fantasy" eingereiht. Erst als ich den Zusatz "Thriller" gesehen habe, weckte es mein Interesse. Dieses Buch wird eigentlich keinem gerecht, denn es ist ein Mix aus verschiedenen Themen und Genres. Mystery, Thriller, Horror, Fantasy, Medizin, Religion und eine Prise Liebe und Erotik.

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Veröffentlicht am 08.07.2023

Selbstjustiz!

Ein mörderisches Paar - Das Versprechen
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Der Drogenhändler, der dem Schüler Finn-Leandro Begger Drogen verkauft hat, soll nicht so einfach davon kommen. Darin sind sich Dr. Bernhard Sommerfeldt und seine Verlobte Frauke Winterberg einig. Denn ...

Der Drogenhändler, der dem Schüler Finn-Leandro Begger Drogen verkauft hat, soll nicht so einfach davon kommen. Darin sind sich Dr. Bernhard Sommerfeldt und seine Verlobte Frauke Winterberg einig. Denn schliesslich starb der 13-jährige Junge an einer Ueberdosis und dafür soll Lodwik van Eeden büssen.

Sommerfeldt, der der ostfriesischen Polizei schon mehr als einmal durch die Lappen ging, mordet gegen die Ungerechtigkeiten Ostfrieslands an.





Selbstjustiz ist das zentrale Thema in diesem Krimi. Ein zweischneidiges Schwert und eine heikle Angelegenheit. Klar ist, dass Sommerfeldt, der als moderner Robin Hood Ostfrieslands die Strafe von Kriminellen selbst in die Hand nimmt, damit selbst kriminelle Handlungen begeht. Klar ist auch, dass er damit ein paar Sympathien geniesst. Sei es bei der Polizei oder aber bei den Geschädigten. Sommerfeldt als Rächer der Schwachen und Verletzlichen. Mit diesem Thema und dem Mix aus komisch - witzigen Situationen und Dialogen hätte dieser Krimi ein Knaller werden können.

Immer wieder habe ich gestaunt, wie gut der Autor den Spagat zwischen Satire und Krimigeschichte hinkriegt. Leider hapert es oft am Schreibstil. Ich denke da an Passagen, in denen zum Beispiel die Aufzählung der einzelnen Mitglieder des Polizeistabs trocken und langatmig sind. Oder aber die sterotypartig erwähnten Themen, um die Geschichte realitätsbezogen zu machen. Im Hinterkopf hatte ich immer, dass Klaus - Peter Wolf hier eine Liste abgehakt hat. "Thema Gendern": erwähnt. Thema "Feminismus": eingeflochten. Thema "Internet und Handyabhängigkeit": abgehakt. So erhebt er immer wieder den Mahnfinger zu den verschiedensten Themen, vergisst dabei aber oft, dass das erwähnte oder abgehakte Thema auch zu der Geschichte passen muss. Diese Themen wirken dann leider sehr oft willkürlich eingeworfen.

Am laufenden Band tauchen neue Figuren auf, haben ein kurzes Gastspiel und tauchen dann wieder ab. Auch hier ähnelt das wieder einer Aufzählung oder einem Abhaken.

Es gibt ja schon etliche Ostfriesenkrimis von Klaus - Peter Wolf, die ich alle nicht kenne. Ich denke, das ist bei der eher seichten Unterhaltung auch nicht nötig. Was ich absolut nicht verstehe, ist, dass dieses Buch als Start in eine neue Serie vermarktet wird, jedoch ( wieder) Figuren aus anderen Krimis des Autors im Mittelpunkt stehen. Das heisst, dass die Geschichte des Serientäters Sommerfeldt weitergeht.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Deprimierend!

Der finstere See
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Nach einer lieblosen Kindheit mit einer Mutter, die diesen Namen nicht verdient hat, spürt Jeremy Horton keine Trauer, als diese stirbt. Er lebt mit seiner Familie in London und fährt in das Haus seiner ...

Nach einer lieblosen Kindheit mit einer Mutter, die diesen Namen nicht verdient hat, spürt Jeremy Horton keine Trauer, als diese stirbt. Er lebt mit seiner Familie in London und fährt in das Haus seiner Kindheit, um dieses zu räumen und zu verkaufen. In diesem Haus hat er in der Kindheit viele Sommerferien verbracht und die Erinnerungen gehen ihm nahe.

Es sind nicht nur gute Erinnerungen, denn im angrenzenden Wald starb seine kleine Schwester Emily. Jeremy war damals noch ein kleiner Junge, die Schuldgefühle wegen Emilys Tod begleiten ihn jedoch schon ein Leben lang.


Der Auftakt, der Prolog in dieses Buch ist märchenhaft und ziemlich gruselig. Was gut beginnt, betreffend Gänsehaut, flacht dann leider weitgehend ab. Denn über viele Kapitel wird zwar einerseits immer wieder das einschneidende Ereignis in Jeremys Kindheit angedeutet, das den Tod seiner kleinen Schwester Emily nach sich zog. Andererseits werden endlos Jeremys Gefühle mit sich, zu seiner Frau und den beiden Kindern thematisiert. Dadurch stockt die Handlung und wird sehr langatmig.

Dazu kommt, dass Jeremy konstant gereizt, nah an der Grenze von Arroganz, agiert. Sein Verhalten zu seinen beiden Kindern Jack und Lucy schrammt an emotionaler Misshandlung vorbei. Durch das ganze Buch ist Jeremy im Mittelpunkt, nur seine Sicht wird beschrieben, was mich oft durch seine Persönlichkeit richtiggehend heruntergezogen hat. Jeremys notorisch gereizte Art wird nur getoppt von Jeremys fieser Art und Weise in der Vergangenheit. Ich denke da an eine Szene, in der er einen Besuch im Krankenhaus bei seinem sterbendem Onkel Ian macht. Oft hat mir dadurch die Geschichte manchmal keinen Spass gemacht, sondern mich deprimiert.

Zum Glück ist der dunkle Punkt in der Familiengeschichte Horton einigermassen spannend. Ich war schon sehr neugierig, was genau damals in der Vergangenheit mit Emily geschehen ist. Die Auflösung ist sehr überraschend und schlussendlich schlüssig. Die Autorin hat es dem Leser mit Rätseln nicht leichtgemacht. Verschiedene falsche Fährten sei Dank!

Der Schreibstil von Julie Cameron empfand ich oft als theatralisch und etliche Wiederholungen begünstigen die Langatmigkeit. Sie hat es jedoch geschafft, mit der Frage, was in der Vergangenheit geschehen ist, Spannung in die Geschichte zu bringen.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Start: zäh!

Refugium
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Es ist Mitsommer und auf der Insel Knektholmer, in den Stockholmer Schären, wird gefeiert wie überall in Schweden. Olof Helander und seine Frau Gabriella haben Freunde und Familie zu dem Fest eingeladen, ...

Es ist Mitsommer und auf der Insel Knektholmer, in den Stockholmer Schären, wird gefeiert wie überall in Schweden. Olof Helander und seine Frau Gabriella haben Freunde und Familie zu dem Fest eingeladen, das plötzlich aus dem Ruder gerät. Die Gesellschaft wird überfallen und getötet, die einzige Ueberlebende ist die 14-jährige Tochter der Familie. Schwer geschockt wird Astrid in eine Klinik eingewiesen. Die Krimiautorin Julia Marmös, die mit Olof seit der Kindheit befreundet war, lässt dieser Massenmord nicht kalt. Kim Ribbing, der ihr eigentlich bei ihrem neusten Buch helfen sollte, findet als einziger Zugang zu Astrid. Etwas, was dem leitenden Ermittler Jonny Munther, der zudem Julias Exmann ist, nicht gefällt.


Ehrlich gesagt, waren die ersten neunzig Seiten so zäh zu lesen, dass ich gefühlt Tage dafür gebraucht habe. Es geht vorwiegend um das Gefühlsleben der Autorin Julia Marmös, die den bedeutend jüngeren Kim Ribbing abschleppt. Wenn sie sich nicht gerade fragt, ob sie nicht zu alt für ihn ist, wird ihre Arbeit an ihrem neusten Buch thematisiert. Was eigentlich thematisch fesselnd sein sollte, da sie eine Verbindung zwischen ihrem neusten Werk und einer bestehenden Reihe von Stig Larsson herstellt, ist leider sehr langatmig.

Die Identität einer Figur in der Gegenwart und der kursiv geschriebenen Vergangenheit wird sehr schnell offen gelegt. Eventuell hätte das etwas Pep in die ersten Kapitel des Buches gebracht, wenn der Autor da im Dunklen geblieben wäre? Gut gemeint, um Gänsehaut zu erzeugen, jedoch für mich sehr abstossend und zugleich traurig, wenn ein Autor die Quälerei an einem Kind als einzige Passage zur Hand hat, um Thrillergefühle aufkommen zu lassen. Dann, nach neunzig Seiten, kommt endlich etwas Schwung in die Geschichte und es geschieht, was "das letzte Abendmahl" genannt wird, der Ueberfall bei der Mitsommerparty. Von nun an teilen sich drei Figuren die Ermittlungen dazu.

Julia Marmös arbeitet als Krimiautorin und war meiner Meinung nach etwas wankelmütig. Sie konnte ich über weite Teile nicht einschätzen, weder im privaten noch im beruflichen Rahmen. Anders war da Kim Ribbing, der eine traumatische Kinder und Jugendzeit hatte und jetzt als Hacker und Computernerd durchs Leben geht. Ihn fand ich sehr sympathisch und er ist die tragische Figur in dieser Geschichte. Ermittler Jonny Munther, der sehr oft sehr genervt von seiner Exfrau Julia (etwas, was ich absolut nachvollziehen kann) ist, ermittelt clever und mit Köpfchen.

Der Schreibstil und vor allem die sehr kurzen Kapitel lassen die Geschichte gut und rasch lesen. Was ich zuerst auf den ersten 90 Seiten befürchtet habe, ist nicht eingetroffen. Die Geschichte wird danach nämlich durch verschiedene Perspektiv und Ortswechsel abwechslungsreich und vielseitig. Stockholm - Havanna - Guanabo - Shanghai - Tärnö! In dieser Story kommt man als Leser ganz schön auf der Welt herum und jede Station ist sehr dicht und eindrücklich beschrieben. Die Auflösung ist eher simpel und ich habe früh die Identität eines Täters durchschaut.

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