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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.08.2023

Tagebuch eines missbrauchten Kindes

Die Ungewollte
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Dies ist ein erschütternder Einblick in das Leben einer Frau, die in ihrer Kindheit missbraucht wurde. Über 6 Jahre hat sie Texte verfasst, die von einem Schicksal zeugen, dass man niemandem wünscht. Schonungslos ...

Dies ist ein erschütternder Einblick in das Leben einer Frau, die in ihrer Kindheit missbraucht wurde. Über 6 Jahre hat sie Texte verfasst, die von einem Schicksal zeugen, dass man niemandem wünscht. Schonungslos berichtet sie über Selbstverletzendes Verhalten und über ihren Kampf mit der Magersucht.
Ein Zeugnis eines Menschen, der sein Sterben in Kauf nimmt und doch immer wieder die Kraft findet, um sich dem Leben zu stellen.
Auseinandersetzungen, mit Klinikaufenthalten und mit Zwangsernährung, mit dem Horror des sich wiegen Müssens und die damit verknüpften Erleichterungen, wenn die Waage das richtig Gewicht zeigt.
Mich haben diese Tagebucheinträge sehr betroffen gemacht. Zeigen sie doch mehr, als ein geschriebener Roman, wie existenziell der Kampf mit der Vergangenheit ist und wie sehr ein Mensch durch den Missbrauch zerstört wird.
Ein mutiger Schritt, mit diesen sehr persönlichen Einträgen an die Öffentlichkeit zu gehen und anderen Betroffenen zu zeigen, dass es ein steiniger Weg ist, aber dass es Hoffnung gibt. Dass man nicht allein ist, mit all seinen Gefühlen und Bedürfnissen.
Ein Einblick in die Zeiten des Überlebenskampfes und einen Ausblick, dass es sich lohnt.
Wer selbst betroffen ist, vor allem von Selbstverletzung und Magersucht, sollte beim Lesen gut auf sich aufpassen, aber ich denke immer, dass es schon hilfreich sein kann, wenn man erfährt, dass man nicht allein ist.
Meine große Hochachtung für die Herausgabe dieser Texte und der Autorin alles erdenklich Gute für ihre Zukunft.

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Ein spannender Kriminalfall mit viel Lokalkolorit

Erbarmungslos ahnungslos
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Christine Boller startet frohgemut in ihr Rentnerdasein, als sie eine Einladung von der Tante ihres verstorbenen Mannes erhält. Karla möchte ihren 95 Geburtstag gebührend feiern und lädt Christine samt ...

Christine Boller startet frohgemut in ihr Rentnerdasein, als sie eine Einladung von der Tante ihres verstorbenen Mannes erhält. Karla möchte ihren 95 Geburtstag gebührend feiern und lädt Christine samt ihren Kindern ein, diesen besonderen Tag mit ihr im hohen Norden zu verbringen.
Was sich zunächst wie ein harmonisches Familienzusammentreffen liest, entpuppt sich bald zu einem rasanten Kriminalfall. Angesiedelt in Mittelhessen, wo Christine und auch ihre Kinder heimisch geworden sind, aber auch im hohen Norden, wo sich der Rest der Familie befindet. Wenn man sich dort jeweils auskennt, sind diese kleinen Beschreibungen sehr realistisch und man fühlt sich gleich verbunden.
Christine reist auf jeden Fall zu besagter Feier mit ihrer Tochter an, die kurz darauf spurlos verschwindet. Da sie aber Journalistin ist und recht eigensinnig und alleinstehen ist, ist es zunächst nicht ganz so abwegig, dass sie eventuell einer neuen Spur gefolgt ist. Dass sie sich in höchster Gefahr befindet, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch niemand.
So ganz nebenbei erfährt man allerhand von der Familiengeschichte und von den schwarzen Schafen darunter. Auch Karla, die ihr Leben so langsam schwinden sieht, fühlt sich gemüßigt, sich noch das Gewissen zu erleichtern.
Eine rasante Geschichte, mit Hand und Fuß. Eine, die den Leser in Atem hält und dabei doch so vollkommen ohne schauriges Blutvergießen auskommt. Ach ja, eine Leiche gibt es auch und alles klärt sich am Ende schlüssig auf.
Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und habe auch die christlichen Überzeugungen der Autorin gut lesen können, obwohl ich selbst mit dem Glauben so meine Probleme habe. Aber sie sind schlüssig und nicht belehrend eingestreut und tun der Geschichte an sich keinen Zwang an.
Eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 22.07.2023

Ein Roman über verpasste Chancen und die eine, große Liebe

Nur ein einziger Tanz
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Was für ein Buch. Der Klappentext hatte mich schon angesprochen und ich bin nach der Lektüre nun restlos begeistert.
Die Autorin greift eine authentische Begebenheit auf und verarbeitet sie in einer zauberhaften ...

Was für ein Buch. Der Klappentext hatte mich schon angesprochen und ich bin nach der Lektüre nun restlos begeistert.
Die Autorin greift eine authentische Begebenheit auf und verarbeitet sie in einer zauberhaften Geschichte rund um die große, vielleicht einzige Liebe des Lebens.
Rike bekommt nach dem Tod ihrer Mutter einen rätselhaften Brief aus Amsterdam. Und da ihre derzeitige Beziehung mal als auf Eis liegt, packt sie kurzerhand ihre Sachen und reist zu dem Absender.
Sie trifft auf einen alten Herrn, von dem sie eine Geschichte erfährt, die nicht nur das Leben ihrer Mutter in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt, nein, vielmehr noch, sie muss sich auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen.
Es ist eine zauberhafte Geschichte, um die Aussöhnung mit seiner Geschichte, um Freundschaft, Liebe – und alles in einem wundervollen Stil geschrieben. Man lacht mit den Protagonisten, man weint mit ihnen, hofft und bangt. Und am Ende kommt es doch nochmal anders, als man dachte.
Ein feinfühliger Roman über die eine große Liebe, über verpasste Chancen, über Sehnsucht und der Konsequenz mit seinen getroffenen Entscheidungen leben zu lernen. Ein Buch voller Hoffnung, voller Witz und Charme, voller toller Begegnungen und auch ein bisschen von niederländischem Lebensgefühl. Von Entwurzelung und davon, trotz allem, seine Chancen genutzt zu haben.
Ich habe es geliebt mich mitreißen zu lassen, einzutauchen in die Geschichte von RIke und habe die Beteiligten in mein Herz geschlossen. Es macht Mut, sich den Geistern der Vergangenheit zu stellen, dafür hat die Autorin wunderbare Bilder gefunden.
Eine klare Leseempfehlung, verknüpft mit dem Wunsch, dass diese Geschichte viele Menschen lesen und sich berühren lassen, von der Geschichte an sich und von der Kraft und Stärke von Rike.

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Veröffentlicht am 19.07.2023

Ein Roman, der so viel mehr ist, als ein solcher

Scherbensommernacht
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Was für ein Buch. Ein Roman? Es ist so viel mehr. Es könnte auch ein Kriminalfall sein, eine Gesellschaftsstudie und ein Roman über ein Leben nach einer verhängnisvollen Nacht.
Es ist ein Sommerabend Mitte ...

Was für ein Buch. Ein Roman? Es ist so viel mehr. Es könnte auch ein Kriminalfall sein, eine Gesellschaftsstudie und ein Roman über ein Leben nach einer verhängnisvollen Nacht.
Es ist ein Sommerabend Mitte der 90er. Die 15-jährige Imen wird nach einer Schulfeier vermisst. Es gibt keine Leiche, keine Zeugen und keine Spuren. Imens Schwester Ella muss ihr Leben irgendwie weiterleben und dabei zusehen, wie ihre Familie an dem Schicksal zerbricht.
Es sind einzelne Passagen, immer aus der Sicht eines anderen Protagonisten, die teilweise fies mit einem Cliffhänger enden… und dann am Ende auf wundersame Weise zueinander finden.
Ein leiser Roman mit so viel Tiefe und mit so viel Einblick in verschiedene Bereiche. Da gibt es zum Beispiel Patrizia, der ich im wirklichen Leben nicht wirklich begegnen möchte und ihren Mann Moriz, der es auch nicht lange mit ihr aushält, die Tochter von ihr aber adoptiert. Da gibt es eben diese Tochter, Marie-Jo, die die beste Freundin von Ella wird.
Irgendwie sind alle Schicksale miteinander verknüpft. Es gibt Berührungspunkte und zwischendrin erfahren wir etwas über die einzelnen Schicksale. Tragisch, toxisch, lebensnah und sehnsuchtsvoll.
Ich habe es geliebt, dieses Buch zu lesen und in die Geschichten der einzelnen einzutauchen. Ich habe mitgeweint und mitgehofft, mitgebangt und mitgelitten. Der Autorin gelingt es den Leser abzuholen und zu fesseln.
Es ist nicht immer leicht zu verarbeiten und dennoch steckt so viel Kraft zwischen den Zeilen und man wird angesteckt von dem Lebensmut, den Ella an den Tag legt. Einzelne Fährten werden ausgelegt und am Ende löst sich alles schlüssig auf.
Ein Roman über das Leben nach einem Schicksalsschlag, von dem sich so mancher nicht erholt hätte – aber Ella geht unbeirrt ihren Weg und hat Freunde an ihrer Seite, die ihr helfen, sich dem allen zu stellen. Ein Roman über einzelne Schicksale, über Verlust, Gewalt und über Hilfe, die man in Anspruch nehmen kann. Ein Roman, der mir unglaublich gut gefallen hat – eine Hommage an das Leben und seine sich bietende Möglichkeiten.

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Veröffentlicht am 03.07.2023

Ein wunderbares lehrreiches Märchen für Kinder und Erwachsene

Die Königin mit der roten und der grünen Krone
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In diesem schönen Buch lernen wir eine Königin kennen, die zwei Kronen besitzt: eine grüne, die sie immer an leichten, unbeschwerten Tagen aufsetzt, an denen sie rundum glücklich und zufrieden ist. Und ...

In diesem schönen Buch lernen wir eine Königin kennen, die zwei Kronen besitzt: eine grüne, die sie immer an leichten, unbeschwerten Tagen aufsetzt, an denen sie rundum glücklich und zufrieden ist. Und dann befindet sich noch ein rotes Exemplar in ihrem Besitz. Die setzt sie auf, wenn sie einen grummelige Tag hat, an dem sie einfach schlechte Laune hat und grottenunglücklich ist. Ihre Gefolgschaft kann dann immer gleich erkennen, ob sie einen guten oder schlechten Tag hat.
Eine Geschichte voller Leben und Weisheit – eine Geschichte, die das Leben feiert, mit all seinen Nuancen. Eine Geschichte von Hummeln, Kammerzofen und Hofnarren, von Zitronenlimonade und Schokokuchen, aber eben auch von dunklen Tagen, an denen die Welt trostlos aussieht und man die rote Krone gar nicht mehr abnehmen mag.
Eine Geschichte, die das Leben feiert und den Kindern vermitteln soll, dass es eben beides gibt: rote, aber eben auch grüne Tage und ganz viel dazwischen. Es ist so liebevoll aufbereitet, mit schönen Zeichnungen zwischen den Kapiteln und mit ganz viel Weisheit.
Denn auch für uns Erwachsene ist es wichtig zu lernen, dass auch Kinder ihre roten Tage haben dürfen und wir sie mit ihnen gemeinsam aushalten dürfen und sie dabei so viel für ihr Leben lernen. Viele Suchterkrankungen entstehen z.B., weil man nie gelernt hat auch schwere Tage auszuhalten und man immer gewohnt ist, sie weg machen zu wollen. Aber das Buch erinnert uns daran, dass alles seine Zeit hat und das wir lernen dürfen. Wir dürfen lernen diese Tage aushalten zu können und gibt ein wunderbares Tool an die Hand: das Möglichkeiten-Land. Es lädt ein, sich aktiv aus der Traurigkeit befreien zu können und bietet am Ende noch ganz praktische Tipps an.
Ein rundum gelungenes Buch, voller Wärme und Hoffnung, voller Tanz und voller Leben und eine Erinnerung daran, dass es rote und grüne Tage gibt, aber eben auch ganz viel dazwischen.
Ich liebe es und mir hilft es Dinge neu zu bewerten und auch anderen Menschen ihre farbigen Tage zuzugestehen. Eine wärmste Leseempfehlung für Kinder zum Vorlesen und ins Gespräch kommen und auch für uns Erwachsenen.

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