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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2023

Zemez verbrennt und lebt weiter, dafür steht diese Familiengeschichte

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Ein Großbrand am 5. September 1872, der das schweizerische Dorf Zemec zu dreiviertel zerstörte, diese Tragödie dient als realer Ausgangspunkt für diese 'eine Familiensaga', die so gar nicht der gängigen ...

Ein Großbrand am 5. September 1872, der das schweizerische Dorf Zemec zu dreiviertel zerstörte, diese Tragödie dient als realer Ausgangspunkt für diese 'eine Familiensaga', die so gar nicht der gängigen Handhabung dieses Genres entspricht. Fünf Generationen weit führt diese Geschichte bis hinein in unsere heutige Zeit, zu einem Zemez, 1500 Einwohner stark und dem Tourismus zugewandt. Und die Menschen in diesem Buch, auf die ein oder andere Art lässt sie das Feuer nicht los und wenn es nur eine lodernde Kerze ist. Jede Generation hat ein schmales Kapitel Platz, um sich zu zeigen, den Lesern einen Eindruck zu vermitteln, von dem, was sie prägt, was sie fühlen, ihre Bedürfnisse, das Aufbegehren gegen Famiilienstrukturen, gesellschaftliche Vorgaben, gerade auch in dieser in mehrerlei Hinsicht engen Konstellation eines Dorfgemeinschaft. Für allzuviel Ambiente drumherum ist kein Platz und so überträgt sich diese Dezimierung auch ein wenig auf die Leser und hinterlässt so eine gern wahrgenommene Gelegenheit, Focussierung zu schaffen, auf das Eigentliche, 150 Jahre menschliche Lebenszeit. Es verändert sich vieles und das eigene Sein spielt eine große Rolle dabei, mehr wie man oft denkt.
Ein gut zu lesendes kleines Werk, ungewöhnlich in seiner Aufstellung, interessant und anders.
Mich hat diese Geschichte, gerade auch durch ihre authentischen Art, überzeugt.

Veröffentlicht am 13.07.2023

Rom, die ewige Stadt, auf Augenhöhe für Kinder und die Erwachsenen auch

Pippa in Rom
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Pippa, sie, ihre Eltern und ihre zwei Geschwister freuen sich auf eine tolle Reise in die ewige Stadt. Rom, hier gibt es so unendlich viel zu entdecken, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll und ...

Pippa, sie, ihre Eltern und ihre zwei Geschwister freuen sich auf eine tolle Reise in die ewige Stadt. Rom, hier gibt es so unendlich viel zu entdecken, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll und was man einfach unbedingt gesehen und erlebt haben muss. Und weil das so ist, nimmt uns Pippa sozusagen an die Hand und wir erkunden mit der ganzen Familie die beeindruckensten Sehenswürdigkeiten, erfahren aber auch viel über die Geschichte und über die Menschen, die man hier kennenlernt.
Also, mein Empfinden für diese Stadt ist nun einfach viel nahbarer geworden und wir werden es Pippa auf jeden Fall gleichtun und Rom bald einmal besuchen. Und 'ihre Vorschläge' stehen dann auf jeden Fall ganz zu oberst mit auf dem Programm.
Und das Konzept dahinter, Pippa durch verschiedene Städte zu begleiten, mi Pippa selbst als einer Art Reiseführerin, das funktioniert richtig gut. Zuvor war es Paris und als nächstes soll es nach London gehen. Wir lassen uns dann gerne wieder an die Hand nehmen, zur Erkundung dieser aufregenden Metropole.

Veröffentlicht am 10.07.2023

Zwei Menschen und eine Fast-Beziehung per Internet

Lauter Ghosts
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Undine und Albert lernen sich kennen, in einem öffentlichen Chatportal. Dann wird es privater. Sie tauschen Nachrichten miteinander aus, lernen den jeweils anderen kennen, immer in den Grenzen, die sie ...

Undine und Albert lernen sich kennen, in einem öffentlichen Chatportal. Dann wird es privater. Sie tauschen Nachrichten miteinander aus, lernen den jeweils anderen kennen, immer in den Grenzen, die sie für sich setzen. Sie kreieren ihr eigenes Ich und führen den anderen zu seinem, es wird gelacht, gescherzt, Ernstes kommt auf den Tisch, Gefühle schwirren im Raum. Und dann sind da immer wieder diese Phasen des totalen sich Emtziehens, mal nachvollziehbar, mal auch nicht. Und doch flackern sie immer wieder auf, diese Zeiten der Gespräche, des Näherkommens, dem Reiz dieses persönlich unpersönlichen Mediums erliegend.
Ein sehr eigenes zu Beginn für einen selbst auch eher sperriges Werk, alles besteht aus Chatnachrichten, hin und her, ohne irgendein dem Ganzen einen Rahmen gebendem 'Ambiente' drumherum. Doch man findet sich ein und dann bietet es in dieser Form durchaus Faszination und vor allem die Möglichkeit der Beobachtung, in aller Ruhe, von außen. Und daraus wird, Reflexion und jede Menge Gedanken darüber, welche Verantwortung man sich da eigentich auferlegen müsste, bei solchen virtuellen Kontakten, wenn man sie führt.
Dieses Buch, es fordert Reaktionen ein, beim Leser und dazu muss man es tun, es lesen.

Veröffentlicht am 05.07.2023

Wenn ein Jugendlicher in der DDR nach Orientierung sucht und langsam erwachsen wird

Fernweh im Paradies
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Es sind die 80er Jahre, die DDR ist immer noch das, was sie eben ist. Der junge Ich-Erzähler träumt von kleinen Freiheiten. An einen nahenden Untergang ihres Staates denkt keiner. Die Dinge sind wie sie ...

Es sind die 80er Jahre, die DDR ist immer noch das, was sie eben ist. Der junge Ich-Erzähler träumt von kleinen Freiheiten. An einen nahenden Untergang ihres Staates denkt keiner. Die Dinge sind wie sie nun mal sind und funktionieren nach den Vorgaben des regierenden Systems. Das wird hingenommen, aber man müht sich daran ab. Er, der Werkstätige, in Ausbildung, ist auf der Suche nach einem Leben, raus aus der einengenden Welt seines Mutter-Sohn-Zuhauses, hin zu etwas, was damals in der DDR, eher so unter dem Radar, mehr oder weniger geduldet, existierte, der kunst- und freigeistgeprägten Szene am Prenzlauer Berg. Und mit dem Versuch des Hauptprotagonisten, sich hier hineinzutasten, in seiner noch sehr jugendlich naiven unbedarften Art, wird auch den Hörern die Tür geöffnet, um einzutreten und etwas mitzuleben, mit diesen echten Andersdenkern und zu verfolgen, wie mit sehr viel Schmerz und Not, hier jemand erwachsen wird. Und dies geschieht ganz ruhig, nicht heftig aufbegehrend, die Grenzen des Systems bleiben gleich, sondern einfach durch Gespräche, Musik, Kunst und beeindruckende Menschen, deren eigener Verzweiflung man teils erst sehr spät ganz gewahr wird.
Ein auf seine ganz eigene Art beeindruckendes Hörbuch aus einer Zeit, die inzwischen schon ziemlich lange vergangen ist, mit einer Rückblenden-Melancholie, die wirklich sehr traurig daherkommt, aber auch einfach die Nuance mehr ist, um das Leben von damals noch authentischer zu fühlen, für die, die so gelebt haben und die, die es nur einmal, für diese paar Hörbuchstunden, miterleben, nacherleben wollen.

Veröffentlicht am 02.07.2023

Man muss es aushalten, die ehrlichen Worte, das ungeschönte Leben

Liebewesen
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Lio ist eine innerlich zerissene junge Frau, schwer belastet von den gelebten Jahren. Eine spontane Aktion führt zu einem Aufeinandertreffen mit Max und sie werden ein Paar. Und dann passiert es, der Ernst ...

Lio ist eine innerlich zerissene junge Frau, schwer belastet von den gelebten Jahren. Eine spontane Aktion führt zu einem Aufeinandertreffen mit Max und sie werden ein Paar. Und dann passiert es, der Ernst des Lebens hält Einzug. Lio wird schwanger. Das ist wirklich real und für sie mehr wie ein Schock. Nun heißt es, sich auseinanderzusetzten, mit so vielen in sich selbst begrabenen Geschehnissen und natürlich mit dem Mann, der irgendwie nur sehr unernsthaft ihr Partner ist.
Dies ist eine Geschichte, die die Realitäten, die echten Gedanken von Menschen an die Oberfläche trägt. Es heißt ja manchmal, Gedanken sind frei, auch die, die einen eigentlich empören müssten, von denen besser niemand anders weiß, denn sie können zwar wahr, aber zugleich auch geradezu schokierend, nicht gesellschaftsadäquat sein. Und die würden und werden auf Gegenwehr stoßen, auf stillen oder vielleicht auch verbal vorgetragenen Protest, einfach weil die eigenen Wünsche andere sind und die eigenen Wertvorstellungen besser zu dem passen, wofür die Vielen stehen. Diesen Menschen Nähe entgegen zu bringen, gar Sympathie, ist eher unwahrscheinlich und genauso ist es auch hier. Gerade Lio, diese Figur, von der Autorin mit bis zum Schluss unerforschten Abgründen angelegt und mit 'unüblichem' Empfinden und Härte und auch die Stärke dafür versehen, sie geht letztendlich ihren Weg. Was dann beim Leser ankommt, ist schon eine gewisse Achtung für die Selbstbestimmtheit, die sie sich 'herausnimmt', aber dies aus der Entfernung, mit Verhaltenheit und jeder Menge innerer Reaktion, fürs Nachdenken hintenan.
Ein Roman, den man aushalten muss, eine mutige Autorin, die Mainstream ganz außen vor lässt und dass man über dieses Buch redet, das hat es auf jeden Fall verdient.

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