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Veröffentlicht am 15.07.2023

Frank Schmidt und der 1. FC Heidenheim

Unkaputtbar
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In dieser Biographie kommt Trainer Frank Schmidt selbst zu Wort.

Im ersten Teil des Buches erzählt er von seiner Jugend, seinen ersten Erfolgen im Fußball und wie er den Weg zurück in seine alte Heimat ...

In dieser Biographie kommt Trainer Frank Schmidt selbst zu Wort.

Im ersten Teil des Buches erzählt er von seiner Jugend, seinen ersten Erfolgen im Fußball und wie er den Weg zurück in seine alte Heimat auf der Ostalb gefunden hat. Das wird unterhaltsam und oft auch mit einem Augenzwinkern erzählt. Mir war nicht bekannt, dass er eine verheißungsvolle Profilaufbahn vor sich hatte und fand die dadurch geschilderten Eindrücke sehr interessant und informativ.

Dieser Abschnitt erklärt auch, wie Schmidt zu dem Menschen und Trainer wurde, der heute eine erfolgreiche Karriere als Coach vorweisen kann. Empathie, der klare Wille zu führen und eine unverbrüchliche Liebe zur Heimat und zum Verein sind in meinen Augen die prägenden Eigenschaften.

Gut gefallen hat mir auch, dass Wegbegleiter und seine Ehefrau zu Wort kommen.

Der zweite Teil widmet sich dem ganz dem spannenden Aufstiegskampf in die 1. Bundesliga. Das liest sich stellenweise packend wie ein Krimi. Gleichzeitig gibt es Einblicke in die Seelenlage des Trainers, der nie den Glauben an seine Mannschaft verliert.

Die Biographie ist in meinen Augen sehr kurzweilig und ich lerne einen Trainer kennen, der für sein Team und den Fußball brennt, dabei aber Mensch bleibt und auch den Spieler als kompletten Menschen sieht. Ich finde das achtenswert in einer Zeit, in der man oft den Eindruck hat, es ginge nur um Geld und Titel.

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Veröffentlicht am 11.07.2023

Virginia und Vita

Die Liebenden von Bloomsbury – Vita und der Garten der Liebe
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Im Zentrum dieses Bandes stehen Virginia Woolf und ihre besondere Beziehung zu Vita Sackville-West.

1922 hat Virginia auch materielle Erfolge mit ihren Werken. Ihre Gesundheit ist weiterhin fragil und ...

Im Zentrum dieses Bandes stehen Virginia Woolf und ihre besondere Beziehung zu Vita Sackville-West.

1922 hat Virginia auch materielle Erfolge mit ihren Werken. Ihre Gesundheit ist weiterhin fragil und ihr Mann Leonard wacht wie eine Zerberus darüber, dass sie einen strikten Tagesablauf einhält.

Vita Sackville-West , eine reiche Adlige, feiert Erfolge im eher konservativen Literaturbetrieb. Beide beäugen sich aus der Ferne eher misstrauisch. Vita hält Virginia für intellektuell überlegen und fürchtet deren Spott und Arroganz. Virginia glaubt, dass Vita aufgrund ihrer Herkunft eher versnobt ist und hält deren Werke für mittelmäßig. Als sie sich bei einem arrangierten Treffen kennenlernen, fühlen sich beide von einander angezogen. Es beginnt ein reger Briefverkehr, der zu einer tiefen Freundschaft und Liebesbeziehung führt.

Für Virginia ist die Liebesbeziehung eine Befreiung von Minderwertigkeitskomplexen. Ihre Gesundheit stabilisiert sich und führt zu vermehrten Schreiben. Und das wichtigste, Virginia erlebt sich als vollwertige Frau, was auch dazu führt, dass sie sich von Leonard mehr emanzipiert.

Vita ist geprägt durch die Zurückweisungen ihrer exzentrischen Mutter und immer auf der Suche nach Anerkennung, die sie glaubt, in sexuellen Beziehungen zu finden. Auch Virginia kann diesen Hunger nicht vollständig stillen und so hat sie weiterhin wechselnde Liebschaften mit anderen Frauen. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass sie Virginia aufrichtig liebt und sie so etwas wie ein Anker in ihrem unsteten Leben ist.

Mich hat der Roman gefesselt und auf eine emotionale Reise geschickt und dabei auf das beste unterhalten. Allein mitzuerleben, wie die beiden Frauen sich näher kennenlernen und ihr Innerstes offenbaren, war berührend - auch weil die Autorin sie durch ihre Briefe selbst zu Wort kommen lässt. Ich habe gelitten, wenn die beiden sich gegenseitig mit Worten verletzt haben - manchmal mit Absicht, manchmal aus Gedankenlosigkeit. Gleichzeitig war es eine Freude zu lesen, wie Virginia aufblüht und mehr Vertrauen in sich selbst entwickelt.

Vita war mir als Person näher trotz ihrer Herkunft. Sie lebt mehr im hier und jetzt, ist nicht so abstrakt und theoretisch. Ich habe auch ihre manische Suche nach Liebe und Anerkennung verstanden und habe mir gewünscht, die beiden Frauen hätten eine lebbare Liebe gefunden.

Für mich ist der Roman eine wunderbares Buch über die Liebe und hat mir zwei starke und bedeutende Frauen näher gebracht.

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Veröffentlicht am 10.07.2023

Mord an einem Mann Gottes

Richard-Tackert-Reihe / Askese
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Kurz bevor Kriminalhauptkommissar Tackert in den Ruhestand geht, bekommen er und sein Team einen brisanten Mordfall auf den Tisch.

Ein katholischer Dekan wird bestialisch ermordet und auf bizarre Weise ...

Kurz bevor Kriminalhauptkommissar Tackert in den Ruhestand geht, bekommen er und sein Team einen brisanten Mordfall auf den Tisch.

Ein katholischer Dekan wird bestialisch ermordet und auf bizarre Weise zur Schau gestellt. Ermittlungen im Dunstkreis der Kirche und im Licht der Missbrauchsfälle sind immer heikel und nichts, was sich Tackert wünschen würde.

Die Ermittlungen sind schwierig. Das Opfer wird als beliebt und guter Seelsorger charakterisiert. Er war zudem Mitglied einer Kommission, die die Missbrauchsfälle beleuchtet. Liegt hier das Motiv ? Wollte jemand den Ruf der Kirche schützen ?

Bei weiteren Nachforschungen stellt sich heraus, dass der Priester ein Gegner des Zölibats war. Ging das einem radikalen Kirchenmitglied zu weit ?

Ich fand es fesselnd und unterhaltsam, mit Tackert auf Mördersuche zu gehen. Jedes Motiv schien möglich und die Verdächtigen waren unsympathisch genug, um als Täter in Betracht zu kommen. Trotzdem blieben Zweifel. Als der wahre Mörder entlarvt wurde, war ich mir nicht sicher, ob ich Mitleid empfinden oder Hurra rufen sollte.

Was ich unbedingt positiv hervorheben will, ist der Humor des Krimis. Der Autor schildert immer wieder kurze Episoden aus Tackerts Privatleben. So etwas die Einladung zu einem Kindergeburtstag, bei der sich alle als Prinzessinnen verkleiden. Leider gab es keine Fotos !

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Veröffentlicht am 09.07.2023

Ein spannender und aufwühlender Familienroman

Porträt auf grüner Wandfarbe
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Die Autorin erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen und vermischt Gegenwart und Vergangenheit zu einer bewegenden Spurensuche.

London 1992 Gwen befindet sich in einer Umbruchsphase ihres Lebens. Sie ...

Die Autorin erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen und vermischt Gegenwart und Vergangenheit zu einer bewegenden Spurensuche.

London 1992 Gwen befindet sich in einer Umbruchsphase ihres Lebens. Sie hat ihre Stelle gekündigt, ihre Beziehung ist gescheitert und bisher hat sie kein neues Lebensziel.

Da erscheint der Anruf ihrer Tante Lily als willkommene Ablenkung. Diese will nach dem Mauerfall nach Polen reisen und dort das Gut ihrer Eltern aufsuchen, wo sie ihre Kindheit verbracht hat. Gwen soll sie begleiten. Gwen stimmt zu und dies ist der Anstoß für sie, sich mit ihrer Familie und deren Geschichte zu befassen. Die Beziehungen der Familienmitglieder zu einander sind schwierig und Gwen kennt den Grund dafür nicht.

Als Gwen Aufzeichnungen von Ella, der Ziehmutter ihrer Mutter Marga findet, tauchen wir gemeinsam in Ellas Geschichte ein, die immer auch die Geschichte von Gwens Familie ist.

Ella war das Kind einer armen Bauernfamilie, die mehr vom Leben will. Sie verlässt früh das Elternhaus, lernt Steno und Maschinenschreiben und erhält dadurch eine Stelle auf Schloss Elmau. Hier trifft sie auf die beiden Menschen, mit deren Schicksal ihr Leben von da an eng verknüpft sein wird.

Da ist die kapriziöse und auf sich fokussierte Ilsabe und der jüdische Baron von Stein, in den sich Ella verliebt. Ella nimmt eine Stellung auf seinem Gutshof im pommerischen Köslin an.

In der Gegenwart erfährt Gwen auf ihr beharrliches Nachfragen immer mehr Details der Familiengeschichte und sie ahnt, dass es wohl Geheimnisse und Tragödien gibt, die sich auch auf ihr Leben auswirken.

Die gemeinsame Reise mit ihrer Tante Lily wird eine packende Reise in die Vergangenheit, die am Ende eine Versöhnung ermöglicht.

Mich hat der ungewöhnliche Buchtitel magisch angezogen und meine Neugier war geweckt. Ich hätte nie gedacht, dass mich eine so überzeugende und fesselnde Geschichte erwartet.

Die Personen werden realistisch geschildert mit Ecken und Kanten und ihren Marotten, die zu einer heiteren Note beitragen.

Meine Lieblingsfigur ist eindeutig Ella. Die will die engen Grenzen ihrer Geburt und ihres Geschlechts nicht akzeptieren. Durch ihre Intelligenz und Anpassungsfähigkeit erobert sie Schritt für Schritt die Welt. Dabei bleibt sie empathisch, bescheiden und treu. Ich habe mehrfach mit ihrem Schicksal gehadert.

Was für ein Gegensatz dazu die schillernde Ilsabe, die ihren Vorteil zu nutzen weiß und stets im Mittelpunkt steht.

Gwen überzeugt mit ihrer Hartnäckigkeit, die Wahrheit zu ergründen. Nicht um zu verurteilen, sondern um zu verstehen und die Vergangenheit mit der Gegenwart auszusöhnen.

Die Autorin schildert die Ereignisse so lebendig, dass ich mich der Familie zugehörig glaubte.

Der Roman ist ein absolut gelungener Unterhaltungsroman, den ich nicht mehr aus der Hand legen wollte.

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Veröffentlicht am 08.06.2023

Nichts für schwache Nerven !

Schmeckst du ihren Tod?
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Die Psychologin Frieda Ruben, die auch eng mit der Polizei zusammen arbeitet, bekommt einen anonymen Anruf. Der Anrufer schildert seine Gewaltphantasien und nennt einen Namen. Als Frieda Kommissar Marc ...

Die Psychologin Frieda Ruben, die auch eng mit der Polizei zusammen arbeitet, bekommt einen anonymen Anruf. Der Anrufer schildert seine Gewaltphantasien und nennt einen Namen. Als Frieda Kommissar Marc Wittmann trifft, hat er eine Vermisstenakte dabei. Der Name der Vermissten lässt alle Alarmglocken bei Frieda schrillen . Das ist der Beginn einer beispiellosen Mordserie, die an Perversität kaum zu überbieten ist.

Dies ist der 3. Band der Reihe und meine erste Begegnung mit Marc und Frieda. Trotzdem habe ich mich in ihrem Universum gut zurecht gefunden.

Von Anfang an ist der Spannungsfaktor sehr hoch und es herrscht eine Atmosphäre der Dringlichkeit. Der Mörder kündigt seine Taten an und die Art und Weise lassen weitere Morde befürchten. Der Täter behandelt seine Opfer wie Tiere und entsorgt sie wie Müll.

Der Autor deutet das Szenario mehr als nur an und setzt bei mir das Kopfkino in Gang, das das Talent zum Alptraum hat.

Gut, dass die Beziehung zwischen Frieda und Marc als zweiter Handlungsstrang angelegt ist. Die beiden lieben sich, scheinen aber nicht zueinander finden zu können.

Die Ermittlungen sind schwierig, denn es findet sich auf den ersten Blick kein gemeinsamer Nenner . Auch ich tappe völlig im Dunklen und verdächtige den Falschen.

Das Ende zeigt die kranke Genialität und auch die Abgründe des Täters in seinem monströsen Ausmaß.

Ein Thriller wie man ihn sich wünscht und nicht unbedingt als Bettlektüre geeignet.

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