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Veröffentlicht am 22.07.2023

Spannender und gut gelungener Abschluss der Saga

Das Salz des Meeres
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Endlich, der dritte Band der „Preston Saga“ ist erschienen. Effie hat es tatsächlich geschafft. Immer wieder vermittelte sie zwischen Jack und seinem Schwiegersohn Finlay. Sicher, hin und wieder gibt es ...

Endlich, der dritte Band der „Preston Saga“ ist erschienen. Effie hat es tatsächlich geschafft. Immer wieder vermittelte sie zwischen Jack und seinem Schwiegersohn Finlay. Sicher, hin und wieder gibt es noch spitze Bemerkungen, aber im Großen und Ganzen verstehen sie sich. Das ist auch wichtig, denn in diesem Buch wird es noch einmal lebensgefährlich für Jack. Auch die Drohbriefe kommen weiter regelmäßig und bisher weiß niemand, wer sie verfasste.

Für mich ist ein Roman erst dann wirklich historisch, wenn er Fakten enthält. Und das ist bei Sylvia Kaml stets der Fall. Es war mir eine Freude, dieses spannende Werk zu lesen. Ich erfuhr eine Menge über den Kolonialismus und die Arroganz der Weißen. Oder, was meinen die damit zu behaupten, dass die dunkle Hautfarbe eine „Strafe Gottes“ ist? Auch dass die Briten kräftig im Sklavenhandel involviert waren, war mir in diesem Ausmaß nicht bewusst.

Auf den Schiffen von Jack und Finlay leben Sklaven, die wie Familienmitglieder sind. Wer ihnen schaden möchte, der muss mit heftigen Reaktionen der Kapitäne rechnen. Mit viel Spannung aber auch berührender Liebe mit all ihren Facetten, wurde ich nicht nur bestens unterhalten. Ich lernte mal wieder interessante Fakten der Vergangenheit und bin schon ein wenig traurig, dass die Saga jetzt beendet ist. Das Cover ist wunderschön gestaltet und hebt sich wohltuende von den momentan üblichen ab.

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Veröffentlicht am 20.07.2023

Ein verstörendes Werk mit vielen Triggern

Katharsis. Drama einer Familie
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Max lebt in USA und führt ein Leben auf der Überholspur. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Sex, Speed und Alkohol versucht er zu vergessen. Abtauchen in eine Welt ohne Traumata, das wünscht er sich. Dabei ...

Max lebt in USA und führt ein Leben auf der Überholspur. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Sex, Speed und Alkohol versucht er zu vergessen. Abtauchen in eine Welt ohne Traumata, das wünscht er sich. Dabei ist ihm selbst gar nicht so klar, worin sein Trauma überhaupt besteht und warum es ihm auch nach zig Jahren noch zusetzt. Der Anruf seiner Schwester Marie bringt ihn zunächst völlig ins Aus. Sein Bruder Nikolas ist angeklagt. Für zweifachen Mord an Tante und Onkel. Er sitzt in U-Haft und die Familie ist völlig aus dem Häuschen. Zumal auch die Journalisten keine Ruhe geben und das Leben der Angehörigen auf den Kopf stellen.

Der Autor des Romans, „Katharsis – Drama einer Familie“ verarbeitet mit dem Schreiben Erlebnisse aus seiner Kindheit. Und das schildert er so drastisch, dass ich beim Lesen häufig innehalten musste. Kurze Artikel wechseln von der Gegenwart in die Vergangenheit. Er schreibt von der Kindheit im „Pott“, dem strengen Vater und der schwachen Mutter. Nahezu täglich wurden die Jungen mit einem Riemen gezüchtigt. Max „floh“ recht früh aus dem Elternhaus und es zog ihn zunächst nach Frankreich und später dann nach USA.

Langsam wird der Spannungsbogen aufgebaut und ja, er ist dann zum Zerreißen gespannt. Viele Fakten werden zusammengetragen und es stellt sich die Frage, wie das Urteil gegen Nikolas ausfällt. Für mich nicht selbstverständlich war, dass mit der Zeit viele Menschen aus dem Umfeld des Mannes doch noch in sich gingen und ihre Versäumnisse von damals erkannten. Ein Buch mit etlichen Triggern und für Menschen, die Ähnliches erlebten, nicht leicht zu lesen. Aber der Autor zeigt klar, was Übergriffe im Kindesalter mit Menschen machen und diese lebenslänglich damit zu kämpfen haben.

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Veröffentlicht am 26.06.2023

So viele hätten gerettet werden können...

Die einzige Frau im Raum
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Wien im Jahr 1933, Fräulein Hedwig Maria Kiesler spielt die von vielen Österreichern so geliebte Kaiserin Sissi und erntet nicht nur tosenden Applaus. Ein glühender Verehrer schickt ihr nach der Vorstellung ...

Wien im Jahr 1933, Fräulein Hedwig Maria Kiesler spielt die von vielen Österreichern so geliebte Kaiserin Sissi und erntet nicht nur tosenden Applaus. Ein glühender Verehrer schickt ihr nach der Vorstellung zahlreiche Rosen auf die Bühne. Das ist eigentlich nicht gestattet und nicht nur Hedwig irritiert. Aber dann stellt sich heraus, dass ihr Gönner einer der
reichsten Männer Österreichs ist. Friedrich Mandl heißt er und ihm gehört die Hirtenberger Patronenfabrik. Nur wenige Wochen nach diesem Auftritt heiraten die beiden und Hedwig fühlt sich, wie im siebten Himmel. Das Glück währt nicht lange und Hedwig flieht vor ihrem Mann. In Hollywood beginnt sie dann eine erfolgreiche Karriere als Hedy Lamarr. Dass sie nicht nur hübsch, sondern auch klug ist, wird erst viel später erkannt.

Als Ehefrau Mandl´s kommt Hedwig mit etlichen „Größen“ der Nationalsozialisten zusammen. Aufmerksam hört sie denen zu und wird ihr Wissen später nutzen. Leider wurden zu jener Zeit Frauen nicht wie gleichwertige Partner gesehen. Sie sollten hübsch sein, Kinder aufziehen und das Haus in Ordnung halten. Es stellt sich die Frage, wie viele Menschen hätten gerettet werden können, wenn die Verantwortlichen der Kriegswaffen sich mit Erfindungen Frau Lamarrs näher befasst hätten. Aber sie war nur „Die einzige Frau im Raum“.

Was sie zunächst ihrem Vater zu gefallen tat, wurde später für viele Menschen ein Segen. Ihr Wissen um Konstruktionen und ihre Erfindungen sind bis heute nicht aus unserem Alltag wegzudenken. Bezeichnend, dass sie erst im Jahr 2014 in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen wurde.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Gut recherchierter Roman über die Anfänge der Leica

Das Licht im Rücken
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Ernst Leitz, genannt der „Zweite“, 40 Jahre alt und Witwer, lebte mit seinen drei Kindern und dem Vater in einer Villa in Wetzlar. Dort gab es im Jahr 1914 eine Versammlung von Konstrukteuren der Firma ...

Ernst Leitz, genannt der „Zweite“, 40 Jahre alt und Witwer, lebte mit seinen drei Kindern und dem Vater in einer Villa in Wetzlar. Dort gab es im Jahr 1914 eine Versammlung von Konstrukteuren der Firma Leitz und ein neues Mikroskop wurde vorgestellt. Ein Binokluarmikroskop. Zeitgleich lag in der Nachbarschaft Frau Gabriel in den Wehen und gebar eine gesunde Tochter. Und dann war auch noch der „Tüftler“ Oskar Bernack in Wetzlar unterwegs. In seiner Tasche ein schwarzes, recht unscheinbares Kästchen, welches schon bald Weltruhm erlangen sollte. Wenn nicht der erste Weltkrieg geheime Wünsche zunächst unerfüllt gelassen hätte.

Auf die Idee für diesen Roman kam die Autorin bei der Recherche für „Die Schule am Meer“. Die vielen Fotos aus Alben dieser Schule wurden nämlich mit einem sehr frühen Modell einer LEICA gemacht. Sie reiste nach Wetzlar und begab sich dort auf die Spuren der Familie Leitz. Auch hier fand sie Fotos, die zum Teil in diesem Buch zu sehen sind. Aus diesen und aus Briefen der Tochter Leitz namens Elsie formte sie den Roman. Elsie war eine selbstbewusste, junge Frau, die leider ihre Intelligenz nicht richtig ausleben, bzw. zeigen durfte.

Der Roman basiert auf Tatsachen. Wie etwa die Anfänge der Judenverfolgung. Erste Überfälle auf Geschäfte, die von Juden geführt wurden und diese Qual der jungen Menschen, wie sie sich als Juden verhalten sollen. Es wurden ihnen viele Steine in den Weg gelegt und je näher der Beginn des Zweiten Weltkriegs kam, desto härter wurden die Schikanen gegen sie. Fragen nach der Zukunft, mal ängstlich, mal entschlossen, kamen auf. Soll ich auswandern? Soll ich meine Herkunft verleugnen? Kann ich mich dauerhaft verstecken, oder „So schlimm wird es schon nicht werden.“

Die Autorin zeigt ebenfalls, dass kein Mensch in eine Schublade passt. Es gibt nicht nur schwarz oder weiß, viele Graustufen liegen dazwischen. So auch bei den Anhängern der Nationalsozialisten. Auf den letzten Seiten gibt es ein Personenregister mit sehr ausführlichen Charakterisierungen der Hauptpersonen. Das Cover gehört zu den Fotos aus damaliger Zeit und bildet eine harmonische Einheit zum Inhalt des Romans. Klare Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 07.06.2023

Beeindruckendes Debüt

Josses Tal
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Beim Aufräumen findet Helen eine Ansichtskarte aus Norwegen. Geschrieben an ihre Großmutter und unterschrieben von einem Mann namens Josef. Voll Entdeckerfreude macht sie sich auf die Suche nach diesem ...

Beim Aufräumen findet Helen eine Ansichtskarte aus Norwegen. Geschrieben an ihre Großmutter und unterschrieben von einem Mann namens Josef. Voll Entdeckerfreude macht sie sich auf die Suche nach diesem Josef und reist dafür sogar bis nach Norwegen. Dort, im „Jessetal“ trifft sie ihn und erfährt, welche Schuld er auf sich lud und warum es so geschah.

Josef ist ein uneheliches Kind und erfährt weder von Mutter noch Großeltern Liebe. Im Gegenteil. Der Großvater schlägt und drangsaliert ihn. Als sie in eine andere Stadt ziehen und ein junger Mann hört, wie der Großvater mal wieder auf den Kleinen losgehen will, hören alle Beteiligten folgende Worte: „Es hat einen Namen, das Kind. Es hat unser aller Aufmerksamkeit verdient und keine Schläge.“ Das erste Mal in seinem kurzen Leben interessiert sich jemand für Josef und hat damit sein Herz erobert.

Es gibt ja viele Romane, die im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg stehen. „Josses Tal“ ist aber so ganz anders. Erstens ein Debüt und zweitens wird ein Thema angesprochen, das für mich neu ist. Wie werden Kinder zu dem, was sie später auszeichnet? Also, bevor geurteilt wird, warum Menschen handeln, wie sie es momentan tun, immer auch die Beweggründe dafür suchen. Der kleine Josef hat endlich einen Menschen gefunden, der sich für ihn interessiert. Dass es ein Anhänger des „Führers“ ist, versteht der Junge erst viel später.

Für mich die beeindruckende Erstveröffentlichung einer talentierten Autorin. Ich denke, dass wir von ihr noch viel lesen werden. Lebendige Sprache und viele bildhaften Beschreibungen machen diese Lektüre so unterhaltsam.

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