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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.09.2017

Wohin die Reise führt

Palast der Finsternis
1

Anouk, Lilly, Jules, Will und Hayden alle 16 bzw. 17 Jahre alt sind allesamt aus guten Hause und hochgebildet. Die Jugendlichen haben sich auf Einladung hin beworben, an einer Expedition teilzunehmen. ...

Anouk, Lilly, Jules, Will und Hayden alle 16 bzw. 17 Jahre alt sind allesamt aus guten Hause und hochgebildet. Die Jugendlichen haben sich auf Einladung hin beworben, an einer Expedition teilzunehmen. Es gilt das Palais du Papillon zu erkunden. Der Palast wurde im Jahre 1789 vom Adligen du Bessancourt erbaut. Es handelt sich um einen unterirdischen Palast, in dem die Familie Bessancourt Zuflucht gesucht hatte, um den Kämpfen der Französischen Revolution zu entgehen. Begleitet wird die Reise von Professor Dorf sowie der Leitenden Wissenschaftlerin Miss Sei vom der Sapani Corporation. Die Anreise beginnend am JFK Flughafen New York nach Paris könnte man schon mal als luxuriös bezeichnen, alles ist vom Feinsten. Doch was wird die Gruppe in Frankreich erwarten? Und wie viel ist noch vorhanden, von dem unterirdischen Bau? Welche Abenteuer haben die Jugendlichen zu bewältigen?

Bereits der Prolog kann mich fesseln, so spannend beginnt das Buch, dass ich gleich mitten in der Story bin. Die Geschichte erzählt der Autor in zwei Ebenen, aus der Sicht des Mädchens Anouk, das an der Expedition teilnimmt und immer wieder eingestreut, kurze Kapitel aus dem Jahre 1789, dann aus der Sicht der Tochter des Erbauers des Palais du Papillon. Die Erzählweise hebt die Spannung und lockert gleichzeitig das Geschehen auf. Die Charaktere sind Stefan Bachmann unglaublich gut geglückt, trotz oder gerade wegen ihrer Eigenarten sind sie echt und glaubwürdig.

Meine Bewertung: klare fünf von fünf möglichen Sternen und eine absolute Leseempfehlung an junge und alte Leser gleichermaßen, die die Spannung eines Thrillers gepaart mit Fantasy und Horrorelementen geboten bekommen wollen. Mich selbst hat dieses Buch gefangen genommen und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Faszination pur!

Veröffentlicht am 30.08.2017

Jäger und Gejagte

Halali
1

Die 82jährige Holda lebt mit ihrer Enkelin Laura im selben Hochhaus, in unterschiedlichen Appartements versteht sich. An Abenden, die die beiden in regelmäßigen Abständen gemeinsam verbringen, erzählt ...

Die 82jährige Holda lebt mit ihrer Enkelin Laura im selben Hochhaus, in unterschiedlichen Appartements versteht sich. An Abenden, die die beiden in regelmäßigen Abständen gemeinsam verbringen, erzählt Holda ihre Geschichte. Wie das war, das Leben, in den Nachkriegsjahren, Anfang der 50er in Bonn. Holda hat als Vorzimmerdame im Innenministerium gearbeitet. Laura hat einen ähnlichen Beruf ergriffen, allerdings nennt sich das heute „Assistenz der Geschäftsführung“. Unverheiratete Frauen wurden damals noch Mädchen und Fräulein genannt, vieles was heute als selbstverständlich gilt, war damals noch unschicklich. Ziel der jungen Frauen war es, einen Ehemann zu ergattern, denn dann galten sie als versorgt. So wurde in der Kantine versucht zu flirten mit den unverheirateten jungen Regierungsräten oder mit den Studenten. Aber wer ist hier Jäher und wer der Gejagte?

In feiner, auserwählter Sprache, durchzogen mit Sätzen im Bonner Dialekt erzählt Ingrid Noll eine wunderbare Geschichte. Mich begeistert besonders, dass sie dafür ihre Protagonistin Holda erzählen lässt. Holda und ihre Enkelin Laura, die so verschieden sind und doch soviel gemeinsam haben, faszinieren mich. Meine persönliche Heldin ist jedoch die Gräfin, die Tante von Holdas Freundin und Kollegin Karin. Eine feine Dame, zwar nicht reich, aber vornehm und mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Ingrid Nolls Gespür für feinsinnigen Humor ist einzigartig und unerreicht. Die Geschichte selbst ist spannend wie fesselnd und nimmt völlig unerwartete Wendungen. Der kalte Krieg und dessen Auswirkungen sind beängstigend greifbar.

Ganz still und leise hat sich dieses Buch in mein Herz geschlichen und nimmt nun dort einen Favoritenplatz ein. Selbstverständlich vergebe ich dem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es nur zu gerne weiter. Wer ein bisschen Bonner Luft in den 50er Jahren schnuppern möchte, sollte sich unbedingt auf diese Zeitreise begeben und er wird nicht enttäuscht werden – versprochen! Ganz wundervoll beschreibt die Autorin zudem die Unterschiede zwischen damals und heute – was waren die Lieblingsessen, wie war der Ablauf im Büro, die Moralvorstellungen.

Veröffentlicht am 27.08.2017

Speiseplan der Zukunft

Verbrannte Mandeln
1

In den Nachrichten hören wir nahezu täglich davon: Geröllmassen stürzen die Berge hinab und verschütten Täler, riesige Eisberge lösen sich ab, Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, unsere Küsten ...

In den Nachrichten hören wir nahezu täglich davon: Geröllmassen stürzen die Berge hinab und verschütten Täler, riesige Eisberge lösen sich ab, Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, unsere Küsten schrumpfen. Das alles sind Auswirkungen der Erderwärmung, des Klimawandels. Die beiden Autoren Wilfried Bommert und Marianne Landzettel behandeln in ihrem Buch allerdings einen anderen Aspekt der schleichenden Katastrophe, die da auf uns zurollt: wie verändert sich unsere Nahrung in diesem Wandel. Wenn die Sommer immer früher im Jahr die Temperaturen aufheizen, also der Frühling quasi wegfällt, ist es klar, dass die Ernte weitaus geringer ausfallen muss, als von der Landwirtschaft geplant. Wie werden sich unsere Kinder und Kindeskinder ernähren? Kann die Reißleine noch im letzten Moment gezogen werden?

Das Autorenduo schreibt in guter und verständlicher Sprache. Der Schreibstil ist mitreißend und das Buch liest sich fast wie ein Krimi. Allerdings habe ich immer im Hinterkopf, dass dieser Stoff die reine Realität ist. Schädlinge, die sich rasend vermehren, Überschwemmungen, die uns bedrohen, und, und, und … Wilfried Bommert und Marianne Landzettel lassen nichts aus, machen klar, was uns allen blüht, gerade auch vor dem Hintergrund, dass der aktuelle amerikanische Präsident nichts besseres zu tun hatte, als aus den Pariser Klimaverträgen auszusteigen.

Sehr gerne vergebe ich diesem Sachbuch seine verdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es absolut weiter. Eine brillante Recherchearbeit, die in ergreifenden Texten wachrüttelt – eine Pflichtlektüre! Ein jeder sollte sich für sich selbst überlegen, wie ist der Klimawandel überhaupt noch zu stoppen, wie werden wir alle in der Zukunft leben, werden wir auf Luxusgüter zukünftig verzichten müssen?

Veröffentlicht am 16.08.2017

Gesine in ihrem bisher emotionalstem Fall

Wildeule
1

Es ist gerade Mitte Januar und Gesine Cordes, Friedhofsgärtnerin und ehemalige Polizeibeamtin, hat es gerade nicht leicht. Ihre Beziehung zu ihrem besten Freund Hannes van Deest ist angeknackst. Ausgerechnet ...

Es ist gerade Mitte Januar und Gesine Cordes, Friedhofsgärtnerin und ehemalige Polizeibeamtin, hat es gerade nicht leicht. Ihre Beziehung zu ihrem besten Freund Hannes van Deest ist angeknackst. Ausgerechnet in der Silvesternacht hat sie ihn provoziert und damit zutiefst verletzt, seitdem herrscht Funkstille zwischen den beiden. Als sie für eine Beerdigung die Friedhofskapelle herrichten muss, ist ihr dies als willkommene Abwechslung nur recht. Scheint es sich doch um eine prominente Person zu handeln, die hier betrauert werden soll. So prunkvoller Blumenschmuck wurden bestellt und ein prächtiger Sarg wurde hereingetragen. Doch wo bleiben die Trauergäste? Nur ein einzelner, ärmlich wirkender Mann erscheint. Gesines Neugier ist geweckt. Als Gesine dann unerwartet die Leiche eines Mordopfers entdeckt, überschlagen sich die Ereignisse. Denn Hannes gerät unter Verdacht und verstrickt sich auch noch in Lügen. Wird Gesine trotzdem zu ihm stehen und versuchen, den Mord aufzuklären? Bald weiß sie nicht mehr, wem sie vertrauen kann.

Die Autorin Annette Wieners hat es geschafft, mich schon nach den ersten gelesenen Zeilen wieder in die Stimmung und spezielle Atmosphäre um Gesine Cordes zu entführen. Die beiden Vorgängebände sind mir sogleich präsent. Die Sprache der Autorin ist gewohnt schön und ansprechend, ihre Liebe zum Detail, auch in Bezug auf die Tier- und Pflanzenwelt, werden erneut deutlich. Ihre kleinen Exkursionen um hiesige Giftpflanzen sind faszinierend wie lehrreich. Die Figuren sind fürsorglich und versiert entwickelt. Der Plot ist brillant gesponnen und Annette Wieners lässt den Täter erst sehr spät erahnen, denn Verdächtige gibt es viele, in diesem hervorragenden Kriminalroman.

Sehr gerne vergebe ich diesem Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es unbeschränkt weiter. Leser, die reelle Polizeiarbeit und auch herausstechende Charaktere lieben, werden begeistert sein. Mich hat dieser Band der Reihe um Gesine Cordes ganz besonders beeindruckt und gefesselt.

Veröffentlicht am 11.08.2017

Pauly, wie wir Leser sie lieben

Schampus, Küsschen, Räuberjagd
1

Die Bretter, die die Welt bedeuten, bringen Pauline „Pauly“ Miller dieses Jahr nach Bayreuth. Für sie selbst das ganz große Kino, schließlich hat der Meister höchstpersönlich bereits auf diesem heiligen ...

Die Bretter, die die Welt bedeuten, bringen Pauline „Pauly“ Miller dieses Jahr nach Bayreuth. Für sie selbst das ganz große Kino, schließlich hat der Meister höchstpersönlich bereits auf diesem heiligen Boden gestanden und seine Opern inszeniert. Die Operndiva wird die Isolde aus „Tristan und Isolde“ darbieten. Doch so richtig kann sie ihren Bayreuth-Aufenthalt nicht genießen, gleich zu Beginn ist der Wurm drin und Katastrophen brechen über Pauly herein. Ausgerechnet beim Auftakt-Buffet im Steigenberger Festspielrestaurant erfährt Pauly, dass ihre Erzfeindin – das Hermännchen ebenfalls im Ensemble singt. Wieso hat ihre Agentin Bröcki sie denn nicht vorgewarnt? Als nächstes hat Paulys Lebenspartner Arnaldur unangenehme Neuigkeiten für sie. Doch die Krönung von allem: sie wird bezichtigt, eine Juwelendiebin zu sein! Wie wird das alles für unsere Pauly enden?

Auch wenn ich das bereits zuvor schrieb, doch den neuesten Band einer Lieblingsserie zu lesen, ist für mich, wie nach Hause kommen. Hier trifft mich dieses Heimatgefühl wieder einmal besonders, denn ich liebe die Charaktere um die Operndiva Pauly: ihren Boston-Terrier Radames, ihren Partner Arnaldur, ihren Papa, ihre Agentin Bröcki und den Freund Yves. Die Autorin Tatjana Kruse hat eine bunte Mischung erschaffen, die sich wunderbar ergänzt und das Buch bzw. die gesamte Serie so einzigartig macht. Schreibstil und Sprache der Autorin empfinde ich als brillant und die Lektüre bereitet mir große Freude. Spritzig, turbulent, schnell – von einer brenzligen Situation stolpert die Protagonistin in die nächste. Die Geschichte selbst ist dabei so komisch wie spannend.

Von Herzen gerne vergebe ich dieser Krimödie die wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle sie unbedingt weiter. Mit ihrer Mischung aus Krimi und Komödie schafft es Tatjana Kruse immer, mich selbst aus düsteren Gedanken heraus zu holen und mich alles um mich herum vergessen zu lassen. Ich hoffe auf mehr Bände zu der Serie um Pauline Miller – schöne Opernhäuser, die sie bereisen kann, gibt es schließlich genügend!