Profilbild von vipfoto

vipfoto

Lesejury Star
offline

vipfoto ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit vipfoto über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.08.2023

Stille Wasser ...

Eine Dame mit Geheimnissen
0

Yiepppie es geht weiter. Heute gönne ich mir lesetechnisch den Taschenbuch-Roman „Das Lilienpalais – Eine Dame mit Geheimnissen, Band 4). Das Cover ist ansprechend gestaltet. Als Betrachter sieht man ...

Yiepppie es geht weiter. Heute gönne ich mir lesetechnisch den Taschenbuch-Roman „Das Lilienpalais – Eine Dame mit Geheimnissen, Band 4). Das Cover ist ansprechend gestaltet. Als Betrachter sieht man ein angeschnittenes Paar, dass sich vertraut an den Händen berührt. Als Betrachter spürt man förmlich das Prickeln und die Spannung, die zwischen den beiden herrscht. Die Frau trägt ein schillerndes, bodenlanges Kleid. Der Mann trägt Bekleidung, die zur damaligen Zeit passt, auffällig ist der lange Gehrock. Rechts oben und links außen, auf dem Buchdeckel, ist eine weiße Lilie, die auf das Lilienpalais hindeutet. Der Buchrücken verspricht ...“eine Liebe voller Leidenschaft und Geheimnisse“. Das hört sich doch spannend an und passt hervorragend in mein Lese-Beute-Schema. Diesmal geht es um Nanette. Der Plot spielt in
München, im November um 1827. Die Protagonisten sind Gouvernante Nanette, Johanna, Maximilian, Isabella von Seybach, Carl, Kätt, Ferdinand von Rückl,
Für mich ist dies der vierte Band der Lilienpalais-Reihe von Hannah Conrad. Teil eins „Eine fast perfekte Debütantin“ habe ich letztes Jahr gelesen. Teil zwei „Ein Graf auf Abwegen“ vor kurzem fasziniert. Und supergut hat mir auch „Wirbel um die Komtess“, Teil drei gefallen. Schlägt man das Cover des neuen Romans auf, darf man sich über eine Einladung zum Ball und auf der nächsten Seite über eine Tanzkarte freuen. Ich finde es immer besonders schön, wenn ich so etwas entdecke. Dient es doch der besseren Vorstellungskraft. Cool ist auch die Aufzählung der Menschen die „unverzichtbar im Hintergrund“ agieren. In schnörkeliger Schrift: München - Zum Ball lädt ein: Das Haus von Seybach. Das wirkt edel und elitär. Ebenso wie „auf die Tanzkarte möchten“ und „unverzichtbar im Hintergrund“. In meinem Kopfkino zeigen sich die ersten Bilder. Das Buch startet mit einem Zitat von Nanette:

… „Fehler sind Fehler. Und das Beste, was einem passieren kann – solange man bereit ist, wieder anzufangen“ …

Meine Zeitreise beginnt in München, November 1827. Als Leser darf man sich auf Nanette & Ferdinand freuen. Der Plot wird von beiden, aus der jeweiligen Sicht wiedergegeben, aber auch andere Protagonisten kommen noch zu Wort. Die historischen Persönlichkeiten und Ereignisse im München des frühen neunzehnten Jahrhunderts werden perfekt zum Leser transportiert. Der Schreibstil und die Wortwahl von Hannah Conrad gefallen mir. Der Plot ist gut gewählt und beinhaltet einige unvorhergesehene Ereignisse. Die Figuren sind eigensinnig, mutig und geheimnisvoll. Ein toller Mix aus Fiktion und historischen Fakten. Als Leser erfährt man ganz nebenbei etwas über die Standesunterschiede, die Unterbringung des Personals und die ersten fiesen Krankheiten, wie „Cholera“, aber auch Tradition und „Sittlichkeit des Volkes“ kommen nicht zu kurz. Nicht zu vergessen die Einblicke in die Medizin, Hygiene und Infrastruktur. Die Seiten fliegen beim Lesen nur so vor meinen Augen dahin. Der Spannungsbogen steigt stetig und nimmt mich gefangen. Ich liebe und leide heftig mit.

… damit es besser wird für alle. Geht es den Menschen schlecht, verwenden sie jede Anstrengung darauf, dass es ihnen wieder gut geht….
Ich ziehe daraus das Resümee:
Willst du glücklich sein im Leben,
Trage bei zu andrer Glück;
Denn die Freude, die wir geben,
Kehrt ins eig'ne Herz zurück. (frei nach Marie Calm)

Buchrücken:
Wie Feuer und Eis – Eine Liebe voller Leidenschaft und Geheimnisse

München, 1827. Seit sieben Jahren arbeitet Nanette als Gouvernante bei den von Seybachs, seit sieben Jahren hütet sie ein düsteres Geheimnis. Als nach und nach ihre Schützlinge Johanna, Maximilian und Isabella – dank ihrer Hilfe – Glück und Liebe finden, sucht Nanette einen neuen Sinn in ihrem Leben. Heimlich beteiligt sie sich an der Veröffentlichung pikanter Fortsetzungsromane des Autors Anonymus, die für viel Empörung bei der biederen Münchner Gesellschaft sorgen und zugleich von einer wachsenden Leserschaft verschlungen werden. Nur der Zeitungsverleger Ferdinand von Rückl macht ihr das Leben schwer. Ständig fordert er sie heraus, die Diskussionen mit ihm sind hitzig. Gleichzeitig übt das Feuer, das Nanette in ihm lodern sieht, eine enorme Anziehungskraft auf sie aus. Ein prickelndes Spiel beginnt ...

Die Autorin:
Hannah Conrad hat bereits viele erfolgreiche Romane in verschiedenen Genres veröffentlicht. Hinter Hannah Conrad verbergen sich vier Autorinnen: Laila El Omari, Frieda Bergmann, Monika Pfundmeier und Persephone Haasis.

Weitere Bücher:
Das Lilienpalais Band 1, Das Lilienpalais Band 2, Das Lilienpalais Band 3


Fazit: ***** Der Roman „Eine Dame mit Geheimnissen“ (Lilienpalais-Reihe Band 4) ist im Heyne Verlag erschienen. Das broschierte Taschenbuch hat 347 Seiten, die einen krönenden Abschluss der Reihe abgeben.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.08.2023

Für literarische Leckermäulchen …

Salz und Schokolade (Die Halloren-Saga 2)
0

Salz und Schokolade: Süße Wunder | Die Schokoladensaga (Die Halloren-Saga 2)
Für literarische Leckermäulchen …
Diane Jordan

»Schokolade ist Liebe, aber ohne Liebe bedeutet Schokolade nichts.« Amelia Martin
Mein ...

Salz und Schokolade: Süße Wunder | Die Schokoladensaga (Die Halloren-Saga 2)
Für literarische Leckermäulchen …
Diane Jordan

»Schokolade ist Liebe, aber ohne Liebe bedeutet Schokolade nichts.« Amelia Martin
Mein neuester Roman „Salz und Schokolade – Süße Wunder“ von Amelia Martin ist eine Fortsetzung. Band 2 der Halloren-Saga, kann aber auch als eigenständiges Buch gelesen werden. Ich empfehle euch aber mit Teil 1 zu beginnen. Die Protagonisten wären: Cäcilie, der Chocolatier Julius, Kakaoimporteur Leopold Mendel, Ida, Emmi, Elise, Moritz, Irene und Paul, um nur einige zu nennen.
Das Cover ist ansprechend gestaltet und zeigt Cäcilie mit einem auffälligen Hut mit Federn, einem flotten Mantel einer Handtasche und einer Tasse in der Hand. Ihr Blick ist zum Betrachter gewandt. Im Hintergrund sieht man Häuserzeilen und einen großen Platz aus Pflastersteinen. Die Szene ist mit einem magenta-roten Rahmen eingefasst. Am rechten Rand befindet sich eine stilisierte weiße Blüte.
Das Buch startet mit einem Personenverzeichnis, was ich immer ganz nett finde, um mich besser zu orientieren und um die Romanfiguren näher kennenzulernen. Dann folgt ein packender Prolog. Als Leser befindet man sich an der Westfront, Neuve-Chapelle um 1915. Dann folgt ein Rückblick nach 1905. Der Plot wird von Julius, Cici, Jonni und Ida erzählt. Haupthandlungsort ist Halle an der Saale. Die Schokoladenfabrik steht vor einem strukturellen Umbruch und auch die beiden Töchter Irene und Cäcilie sorgen beim Familienoberhaupt für Unbehagen. Ich liebe die dramatische Familiensaga und bin schnell in den Bann gezogen. Die Seiten fliegen beim Lesen nur so vor meinen Augen dahin, zu aufregend den Aufstieg und den Fall der Schokoladenfabrik mitzuverfolgen. Und by the way: mit frischem Kaffee und leckeren Schoko-Eierlikör-Halloren-Kugeln ist der Genuss des Buchs noch größer! Die Wortwahl und der Schreibstil von Amelia Martin passt perfekt in die Zeit. Die Figuren wirken authentisch und lebensecht. Die Zeit und das Leben im Kaiserreich wirken gut recherchiert. Der historische Hintergrund und die bildhaften Beschreibungen sind für meinen Geschmack perfekt zusammengestellt. Ich liebe und leide, wie immer mit. Die „Belle Époque“ wird fein skizziert. Die Frauen mussten um ihre Rechte kämpfen, es gab Standesunterschiede und ein großes „Arm“ / „Reich“ Gefälle. Die Frauen waren mehr oder weniger „rechtlos“ und durften nicht über sich selbst bestimmen, was im Buch auch sehr deutlich wird. Die Sorgen und Nöte der Protagonisten werden gut zum Leser transportiert. Die Halloren Kugeln, die ich bei der Lektüre nasche entstanden 1952. Und auf der Packung steht, dass die langersehnte „Volkspraline“, die schwere Nachkriegszeit versüßen sollte. Mich fasziniert, dass es die heute auch noch zu kaufen gibt. Und wusstet, ihr zum Beispiel, dass die beliebte Kugel den Silberknöpfen der „Salzsiedertracht“ nachempfunden wurde, deren Träger sich auch heute noch Halloren nennen.
Weitere Bücher:
Salz und Schokolade (Teil 1), Das Auktionshaus (Teil 1 und 2)

Fazit: ***** Der Roman “Salz und Schokolade – Süße Wunder“ von Amelia Martin ist im Ullstein Verlag erschienen. Das broschierte Taschenbuch hat 494 Seiten, die mich nach und nach in den Bann gezogen haben und auch mit einem „Weihnachts-Wunder“ enden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.08.2023

Nature ...

Tochter des Marschlands
0

Tochter des Marschlands
Diane Jordan

Nature …

Ich gebe es zu , unsere heimische Natur und die dazugehörigen Tiere entdecken, macht mir als Fotografin zusammen mit meinem Lieblingsmenschen Karsten besonders ...

Tochter des Marschlands
Diane Jordan

Nature …

Ich gebe es zu , unsere heimische Natur und die dazugehörigen Tiere entdecken, macht mir als Fotografin zusammen mit meinem Lieblingsmenschen Karsten besonders viel Spaß und Freude. Der beeindruckende Roman „Tochter des Marschlands“ von Virginia Hartman fiel mir daher direkt ins Auge. Das Cover ist ansprechend gestaltet. Als Betrachter sieht man eine Landscape Szene, die einen sofort in den Bann zieht, bei mir war es jedenfalls so. Unberührte Natur pur, die mir spontan ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Geschütztes Sumpfgebiet, grasbewachsen, ein langsam fließender Fluss, Sonnenaufgang, leichter Nebel und eine fantastische Tierwelt im Schilfrohr, die man erahnen kann. Im oberen Drittel sieht man ein kleines Boot, was mit gelber Boje zu ankern scheint. Die Zeit scheint still zu stehen. Der Klappentext ist grandios und scheint, wie für mich alleine geschrieben zu sein. Die Protagonistin, Loni Mae Murrow, lebt in Washington, D.C.. Sie arbeitet im Naturkundemuseum und fertigt naturgetreue Zeichnungen von Vögeln an, was ich sehr sympathisch finde, da ich auch gerne male. Außerdem spielen noch Mutter Ruth, der verstorbene Boyd, Tammy, Bruder Phil, Henrietta und so einige Nebenfiguren eine wichtige Rolle. Loni hat ihre Kindheit im Marschland von Florida verbracht. Gespannt schlage ich das Buch auf und fange an zu lesen. Zuerst bleibt mein Blick am Zitat von Thornton Wilder hängen:

…“Es gibt ein Land der Lebenden und ein Land der Toten,
und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe,
das einzige Bleibende, der einzige Sinn“ …

Schluck, was das wohl zu bedeuten hat???? Was mag da passiert sein? Ich lese weiter und weiter und kann kaum noch aufhören. Der Roman zieht mich mit seinen beeindruckenden Naturbeschreibungen und seiner Familiengeschichte so in den Bann, dass ich am liebsten sofort dahin aufbrechen möchte. Selbstverständlich mit Fotoapparat und meinem Mal- Zeug, versteht ihr sicher! Oder? Lonis Spagat zwischen Stadt, Land und Natur, Rückblick und Gegenwart sowie Verantwortung und Eigenständigkeit, ist grandios. Besonders begeistert mich neben dem eben erwähnten, dass es zusätzlich auch etwas Crime, ein „alter Todesfall“ und zarter Liebelei gibt. Wow, was für ein supergeiler Lese-Cocktail, der mir da in 63 Kapiteln kredenzt wird. Der Schreibstil und die Wortwahl sind genial. Es ist wie ein Tagebuch geführt, in der „Ich-Perspektive“ von Loni und es finden einige Zeitsprünge statt, da wie bereits oben schon erwähnt, lesetechnisch in die Vergangenheit oder eben auch in die Gegenwart abgedriftet wird. Es entstehen sofort die passenden Bildszenen vor meinen Augen. Geheimnisvoll und magisch gemacht, da möchte man das Buch auf keinen Fall mehr aus der Hand legen. Die Charaktere wirken realistisch und sind teils etwas kauzig. Ich könnte mir das Geschriebene auch gut verfilmt vorstellen. Die ungeklärten Todesumstände von Boyd Murrow brodeln, wie der Sumpf. Ich mag den Mix aus Crime, Love und Nature, der mich ein klein wenig an den Roman „Der Gesang der Flusskrebse“ erinnert, den ich ebenfalls begeistert verschlungen habe. Ich möchte nicht zu viel verraten oder spoilern. Auf alle Fälle empfehle ich euch dieses Buch wärmstens. Es lohnt sich, „Loni“ kennenzulernen!!!! Ich bin fast ein wenig wehmütig, als ich das Marschland wieder verlassen muss und mich wieder in meinen Alltag begeben muss. Mein „must-read“ des Jahres 2023!

Buchrücken:
Was geschah in jenem schicksalhaften Sommer auf dem Wasser?

Loni Mae Murrow liebt ihr geordnetes Leben in Washington, D.C., wo sie ihr Talent zum Beruf gemacht hat: Für ein Naturkundemuseum fertigt sie naturgetreue Zeichnungen von Vögeln an. Als ihre Mutter Ruth erkrankt, folgt sie nur widerwillig der Bitte ihres Bruders, in die Kleinstadt ihrer Kindheit im Marschland Floridas zu kommen. Denn inmitten der unberührten Landschaft lauern die Erinnerungen an Ruths Gefühlskälte und an den tragischen Tod ihres Vaters Boyd als Loni zwölf Jahre alt war. Dann findet sie einen Hinweis, der Boyds Bootsunfall in einem neuen Licht erscheinen lässt. Sie macht sich auf die Suche nach der Wahrheit. Und nach dem, was Familie, Liebe und Heimat für sie bedeuten.

Die Autorin:
Virginia Hartman unterrichtet Creative Writing an der George Washington University in Washington, D.C. Ihre Erzählungen, in denen das Verhältnis des Menschen zur Natur eine tragende Rolle spielt, wurden für diverse Preise nominiert. »Tochter des Marschlands« ist ihr erster Roman.

Fazit: ***** Der Roman „Tochter des Marschlands“ von Virginia Hartman ist im Heyne Verlag erschienen. Das gebundene Buch hat 463 Seiten, die ich begeistert von der ersten bis zur letzten Seite gelesen habe. Mein Buch-Highlight 2023!


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.07.2023

Fein seziert ...

Fräulein Anna, Gerichtsmedizin (Die Gerichtsärztin 2)
0

Fräulein Anna, Gerichtsmedizin: Die Schwabinger Morde
Fein seziert….

Diane Jordan

Mei, ist das spannend. Endlich geht die große historische Krimi-Roman-Serie weiter und ich darf Teil zwei „Fräulein ...

Fräulein Anna, Gerichtsmedizin: Die Schwabinger Morde
Fein seziert….

Diane Jordan

Mei, ist das spannend. Endlich geht die große historische Krimi-Roman-Serie weiter und ich darf Teil zwei „Fräulein Anna, Gerichtsmedizin“ von Petra Aicher weiterverfolgen. Auch dieses Taschenbuch punktet auf den ersten Blick mit einem ansprechenden Cover, das
den Betrachter ins frühe München entführt. Nach rechts und links blickend steht das ungewöhnliche Ermittlerduo oberhalb des Buchtitels, auch diesmal sind sie beide hübsch anzusehen und passend gekleidet. Dadurch werden auch die Standesunterschiede schön aufgegriffen, denn Anna Zech kommt vom Land, ist arm und arbeitet in der Gerichtsmedizin, was ihr viel Spaß macht. Sie hat eine jüngere Schwester Franzi, um die sie sich rührend und aufopferungsvoll kümmert. Dagegen ist Fritz von Weynand, adelig, reich und begeistert als Journalist tätig. Er ist unglücklich verheiratet und hat zwei kleine Söhne. Das auf den ersten Blick ungleiche Paar Anna und Fritz sind als Ermittler unschlagbar, das habe ich schon in Teil eins begeistert feststellen dürfen. Da ich Krimis, Geheimnisse und historische Romane liebe, ist diese Story perfekt für mich. Unterhalb des Buchcovers ist ein Teil der Stadt zu sehen, die ganze Szene wirkt wie aus einer fernen, vergangenen Zeit auf mich. Was mir gut gefällt. Gespannt fange ich an zu lesen und muss erst einmal kräftig schlucken. Das ist schon traurig und schwer verdaulich, was ich da auf den ersten Seiten geboten bekomme. Für zart Besaitete empfehle ich vorsorglich Taschentücher bereit zu legen.
Die Protagonisten sind fein erdacht und gut beschrieben, sie wirken reifer und etwas mehr in der Materie drin, als beim ersten Band. Sie machen auf mich einen realistischen und authentischen Eindruck. Besonders Fräulein Anna finde ich grandios, auch wie sie sich als Assistentin der Gerichtsmedizin entwickelt, mag ich sehr. Der Plot ist durchgehend spannend und wartet immer wieder mit unerwarteten neuen Puzzleteilchen auf. Die Seiten fliegen beim Lesen nur so vor meinen Augen dahin. Auch die Eindrücke aus der Gerichtmedizin werden nachvollziehbar und anschaulich geschildert. Genauso stelle ich mir die Anfänge in dieser Zeit vor. Der historische Bogen der gespannt wird, gefällt mir. Die bayrische Mentalität, Bräuche, Sitten, aber auch die politische Lage in München „Mit Hurra ins Gemetzel“ und auch der „Einsatz von Chlorgas“ lassen einen gedanklich das Blut in den Adern gefrieren und sind fein von der Autorin beschrieben worden. Auch die Sorge um den verwundeten Bruder Otto von Fritz, passt hier gut ins Zeitgeschehen. Für meinen Geschmack ist es sehr gut recherchiert und in ihrem Roman aufs Papier gebracht worden. Der Schreibstil ist gefällig, der Plot logisch und die Handlung aufregend und packend. Es werden einige gesellschaftskritische Inhalte wie: uneheliche Kinder und ihre ledigen Mütter, die verheerenden Folgen daraus oder die Verfolgung von Homosexuellen aufgegriffen und fein zum Leser transportiert. Auch das drohende Unheil durch den Krieg, wird nicht verschwiegen, da der Plot in Schwabing, im Norden von München spielt, passt er daher perfekt für mich in dieses Viertel. Da ist zu diesem Zeitpunkt alles vereint: Kunst, Literatur, Boheme, Zauber, Andersartigkeit und Liederlichkeit. Das Buch ist für mich ein wenig wie eine Fahrt mit einer Achterbahn. Man wird geschüttelt, gerührt, fiebert und rätselt mit. Der spannende bayrische Krimi zieht mich ganz in den Bann. Ich liebe den Mix aus Nervenkitzel, historischem, etwas Flirt und enormer Spannung. Und könnte so immerfort weiterlesen, ich bin fast ein wenig traurig und wehmütig, als ich die letzten Seiten lese, das Buch zuklappe und das Nachtischlicht ausknipse.


Buchrücken:
Ein toter Säugling in einem Münchener Hinterhof – Anna und Fritz ermitteln im Schwabinger Künstlermilieu
1914: Anna Zech ist die einzige Frau in der Münchener Gerichtsmedizin. Mit dem adeligen Skandalreporter Fritz von Weynand verbindet sie eine tiefe Freundschaft, und mehr sollte es für den verheirateten Fritz und die aus einfachen Verhältnissen stammende Anna eigentlich auch nicht werden. Als in einem Hinterhof im Schwabinger Künstlerviertel ein toter Säugling gefunden wird, beginnt Fritz für seine Zeitung zu recherchieren. Anna macht diese Leichenschau sehr traurig und gleichzeitig wütend. Gemeinsam mit Fritz beginnt sie zu ermitteln, da stirbt der einzige Zeuge. Die intensive Suche nach der Mutter des Kindes bringt Anna und Fritz einander näher. Bis der Krieg ausbricht.
Die Autorin:
Petra Aicher, geboren 1972, ist Münchnerin mit ganzem Herzen und recherchiert die Geschichte und Geschichten ihrer Stadt, wenn ihre Zeit es zulässt.

Weitere Bücher:
Fräulein Anna, Gerichtsmedizin: Die Prinzregentenmorde

Fazit: ***** Der Roman „Fräulein Anna, Gerichtsmedizin: Die Schwabinger Morde“ von Petra Aicher fasziniert und entführt in eine Zeit, die historisch war. Mir gefällt der Mix aus Spannung, etwas Liebe und den herrlichen Ermittlungsmethoden der beiden Protagonisten. Das Buch ist im Ullstein-Verlag erschienen und hat gut 416 Seiten, die mich gut unterhalten haben und schon insgeheim auf eine Fortsetzung hoffen lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.07.2023

Mantel des Schweigens ...

Romy. Mädchen, die pfeifen
0

Romy. Mädchen, die pfeifen: Mütter-Trilogie 3

Diane Jordan

Mantel des Schweigens …

Ich habe mich riesig auf das Ende der Mütter-Trilogie gefreut und diesem hoffnungsvoll entgegengefiebert, weil ich ...

Romy. Mädchen, die pfeifen: Mütter-Trilogie 3

Diane Jordan

Mantel des Schweigens …

Ich habe mich riesig auf das Ende der Mütter-Trilogie gefreut und diesem hoffnungsvoll entgegengefiebert, weil ich so neugierig war, was noch alles passiert. Auch der neue Roman besticht durch sein ansprechendes Cover, dass hervorragend zu Teil eins und zwei passt, wie ich finde und auch im Bücherregal eine gute Figur abgibt. Diesmal hat das Ganze einen pastelligen, hellblauen Untergrund, einer Blumengrafik in schwarzweiß und Mittig ist ein Polaroidfoto, wie es damals üblich war. Das Foto auf dem Einband zeigt eine junge Frau (Romy) mit Fahrrad. Es wirkt dynamisch, keck und unternehmungslustig. Im Booklet versteckt sind ebenfalls drei weitere Fotos: „Romy“, „Falco“ sowie „Romy und ihre Söhne“ die im Plot wichtig sind, was mir sehr gut gefällt., da man so als Leser gleich die passende Person vor Augen hat. Der Klappentext ist ganz nach meinem Geschmack, endlich erfahre ich, wie es meinen Romanfiguren weiter ergeht. Der Schreibstil und die Wortwahl von Felicitas Fuchs gefällt mir sehr, macht aber streckenweise auch sprachlos oder sogar traurig. Auch dieser Plot ist fein umgesetzt und detailreich beschrieben. Hin und wieder verdrücke ich sogar ein paar Tränen, weil mich das Schicksal der Figuren so berührt. Besonders Romy hat meine ganze Hochachtung, da sie einiges aushalten und erdulden muss. Über Hanne bin ich nach wie vor entsetzt. In meinen Augen war sie nie eine richtige Mutter für Romy. Lesetechnisch tauche ich im Juni 1978 in den letzten Teil dieser spannenden und aufwühlenden Familiengeschichte ein. Der Roman teilt sich in mehrere Abschnitte und spielt hauptsächlich in Bad Oeynhausen, Minden und Düsseldorf. Die einzelnen Kapitel werden aus den verschiedenen Sichten von Romy, Suse, Hanne, Leif oder Falco geschildert. Das sorgt für Spannung und Abwechslung. Die Buch-Charaktere sind authentisch beschrieben und wirken echt, was in meinen Augen allerdings auch kein Wunder ist, da die Autorin sich aus dem Nähkästchen ihrer eigenen Familie bedient. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir auch beim finalen Abschluss sehr gut, da er leicht lesbar und die Schreibweise flüssig und leicht ist, trotz der Thematik. Die Rolle der Frau zwischen Küche, Karriere und Kirche wird gut skizziert. Hinzu kommt eine Zeitreise, die nicht nur dunkelste Geheimnisse in Erinnerung ruft. Ich leide - wie immer - heftig mit meiner Romanfigur Romy mit. Heißt es nicht, „der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“. Für mich ist er metaphorisch für die Ähnlichkeit von Mutter und Tochter, auch in ihren Verhaltensweisen und/ oder Fehlern. Hier fallen mir besonders die „Fehlgriffe“ bei ihren Männern auf. Das Lügen kurze Beine haben und irgendwann ans Licht kommen, ist ja ebenfalls zu erwarten gewesen. Trotz allem bin ich sehr erschüttert, wie Hanne mit ihrer Tochter Romy umgeht und auch bis zum Schluss immer wieder neue Lügen auftischt, bis sie mit dem Rücken zur Wand steht und nicht mehr anders kann, um Stück für Stück etwas preiszugeben. Das geht in meinen Augen gar nicht, obwohl sie so eine schwere Kindheit und Jugend hatte. Wie sich ihr Leben und die Recherche ihrer tatsächlichen Familienhintergründe zugetragen haben, ist spannend und bildhaft in dem Tatsachenroman geschildert. Aber lest doch einfach selbst …

Buchrücken:

Das Finale der bewegenden Mütter-Trilogie

Bad Oeynhausen 1983: Die 23-jährige Romy arbeitet in einer Diskothek. Sie ist schon früh zu Hause ausgezogen, weil sie sich mit ihrer Mutter Hanne nie gut verstanden hat. Nach außen wirkt sie stark und selbstbewusst, doch im Innersten ist sie sehr verletzlich. Als sie die Hochzeit mit ihrer großen Liebe Falco vorbereitet, stolpert sie in den Familienpapieren über einen Namen, den sie nicht kennt, und es reißt ihr den Boden unter den Füßen weg. Romy macht sich auf die Suche nach der Wahrheit, ohne ihrer Mutter Hanne davon zu erzählen.

Die Autorin:
Felicitas Fuchs ist das Pseudonym der Erfolgsautorin Carla Berling, die sich mit Krimis, Komödien und temperamentvollen Lesungen ein großes Publikum erobert hat. Schon bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete, war sie als Reporterin und Pressefotografin immer sehr nah an den Menschen und ihren Schicksalen. In ihrer dramatischen Familiengeschichte verarbeitet sie autobiografische Elemente zu einer packenden Trilogie über drei starke Frauen.

Weitere Bücher:
Minna. Kopf hoch, Schultern zurück, Hanne. Die Leute gucken schon,

Fazit: ***** Der Roman „Romy. Mädchen die pfeifen“ von Felicitas Fuchs ist im Heyne Verlag erschienen. Das broschierte Buch hat 588 Seiten, die mich sehr berührt haben. Danke, dafür!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere