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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2023

Dicht und spannend erzählt, zarter und zugleich kraftvoller Erzählstil

Herbst
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Inhalt:
Während der Herbst den Sommer ablöst und grosse Veränderungen und Unsicherheiten die Welt prägen, bleibt Daniels Leben gleich. Er befindet sich in einem Schwebezustand zwischen schlafen und wachen ...

Inhalt:
Während der Herbst den Sommer ablöst und grosse Veränderungen und Unsicherheiten die Welt prägen, bleibt Daniels Leben gleich. Er befindet sich in einem Schwebezustand zwischen schlafen und wachen und begeht seinen hundertsten Geburtstag im Pflegeheim. Seine ehemalige Nachbarin Elisabeth konzentriert sich auf eine wichtige, feministische Seminararbeit, auf eine zarte Annäherung an ihre Mutter und auf die täglichen Besuche im Pflegeheim, bei denen sie Daniel vorliest und in Erinnerungen schwelgt.
Im Auftakt der Jahreszeiten-Reihe erzählt Ali Smith von Freundschaft, Liebe und der Vergänglichkeit und macht Lust auf mehr.

Meine Meinung:
"Herbst" ist mein erstes Buch von Ali Smith und stand schon ziemlich lange auf meiner Wunschliste. Ich wusste überhaupt nicht, worauf ich mich einlassen würde und bin mit einem bunten Strauss von Themen, einer zarten und zugleich äusserst eindringlichen Erzählsprache sowie einer spannenden Rahmenhandlung belohnt worden.
Vor allem die erste Hälfte des Buches hat mich überwältigt. In der zweiten Hälfte waren mir die Abschnitte manchmal fast ein wenig zu kurz und verzettelt, aber gegen Ende stimmte der Erzählrhythmus für mich wieder und ich habe mich erneut verzaubern lassen von dieser schönen Sprache und der nahegehenden Geschichte.
Besonders gut gefallen hat mir, dass ich - durch die Seminararbeit der Protagonistin Elisabeth - gleich zwei wichtige historische Frauenfiguren kennenlernen durfte, die mir bis dahin noch kein Begriff gewesen sind. Zum einen ist das die Pop-Up-Künstlerin und Begründerung der britischen Pop-Art Pauline Boty, zum anderen ist es die Schauspielerin Christine Keeler, die sich auf dem verschollenen Kunstwerk "Scandal 63" von Pauline Boty befindet. Es ist absolut beeindruckend, wie Ali Smith so viele Themen auf so wenigen Seiten zu vereinen vermag, ohne dass ihre Geschichte auch nur einmal überladen wirkt. Ich freue mich schon sehr auf die weiteren Bände der Reihe und bin gespannt auf alles, was ich noch entdecken darf.

Meine Empfehlung:
Von mir gibt es eine sehr herzliche Empfehlung für dieses Buch, das mit seiner aussergewöhnlich fesselnden Sprache, den berührenden Themen und die aus dem Leben gegriffenen Figuren überzeugt.

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Veröffentlicht am 29.08.2023

Der letzte Wallander, emotional und tiefgründig

Der Feind im Schatten
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Inhalt:
Kurt Wallanders Gedächtnis lässt nach und das Altern macht ihm zu schaffen. Immerhin konnte er sich einen Traum erfüllen und lebt nun gemeinsam mit seinem Hund Jussi auf dem Land. Eigentlich würde ...

Inhalt:
Kurt Wallanders Gedächtnis lässt nach und das Altern macht ihm zu schaffen. Immerhin konnte er sich einen Traum erfüllen und lebt nun gemeinsam mit seinem Hund Jussi auf dem Land. Eigentlich würde auch bald sein Urlaub beginnen, doch Håkan und Louise von Enke, die fast-Schwiegereltern seiner Tochter Linda, verschwinden plötzlich. Schnell bemerkt Wallander, dass die von Enkes voller Geheimnisse stecken und dass nur ein tiefes Graben in der Vergangenheit Licht ins Dunkel bringen wird.

Meine Meinung:
Die Wallander-Krimis von Henning Mankell haben definitiv einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Dieser letzte Band der Wallander-Reihe steht schon länger bei mir im Regal und ich war mir (und bin mir auch jetzt) nicht ganz sicher, ob ich das Buch nicht doch schon einmal vor Jahren gelesen habe. Viele Szenen kamen mir nämlich bekannt vor, das kann aber natürlich auch daran liegen, dass ich mittlerweile fast alle Wallander-Filme (teilweise mehrfach) gesehen habe.
Aber so oder so: dieser letzte Band der Reihe hat es mir angetan. Wallanders zunehmende Vergesslichkeit macht ihm zu schaffen und gleichzeitig beschäftigt er sich mit einem Fall, der ihn und vor allem seine Tochter persönlich betrifft. Sehr viele nachdenkliche und ruhige Szenen haben mich tief berührt. Besonders emotional war ein Wiedersehen mit seiner grossen Liebe Baiba Liepa, die aus Riga angereist ist, um Wallander etwas wichtiges mitzuteilen. Generell ist dieser Krimi sehr poetisch erzählt und die Spannung wird nur langsam aufgebaut. Darauf muss man sich einlassen, denn es zeichnet Henning Mankells Erzählstil aus. Zwischentöne waren im sehr wichtig, genauso wie politische und historische Bezüge, Charakterstudien und Melancholie.

Meine Empfehlung:
Ihr wollt euch auf einen langsam erzählten, gesellschaftskritischen Krimi mit einem oft zynischen, aber vor allem kompetenten und melancholischen Ermittler einlassen? Ihr schreckt nicht vor komplexen Handlungen und tiefgründigen menschlichen und historischen Verstrickungen zurück? Dann ist diese Reihe genau für euch gemacht und ich empfehle euch (nicht nur) die Krimis von Henning Mankell sehr gerne.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Sehr dramatisch und trotzdem leicht erzählt

Hortensiensommer
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Inhalt:
Johanna ist Gärtnerin mit Leib und Seele und pflegt die Gärten in ihrem Kunden- und Freundeskreis mit viel Fachwissen und künstlerischem Geschick. Nur ihr eigener Garten kommt dabei manchmal zu ...

Inhalt:
Johanna ist Gärtnerin mit Leib und Seele und pflegt die Gärten in ihrem Kunden- und Freundeskreis mit viel Fachwissen und künstlerischem Geschick. Nur ihr eigener Garten kommt dabei manchmal zu kurz. Sie trägt ein trauriges Geheimnis mit sich herum, das ihr jegliche Lebensfreude raubt. Als Philipp in ihre Einliegerwohnung einzieht, realisiert sie, dass sie sich ihren Ängsten viel zu lange entzogen hat und beschliesst, ihn Schritt für Schritt in ihr Leben zu lassen.

Meine Meiung:
Von Ulrike Sosnitza habe ich bereits "Die Glücksschneiderin" und "Novemberschokolade" gelesen und möchte gerne auch weiter Bücher von ihr entdecken. An ihrem Schreibstil gefällt mir am besten, dass sie es schafft, sehr tragische, bewegende und/oder nachdenklich stimmende Themen in ihre Geschichten zu integrieren und dabei eine grosse Leichtigkeit und Natürlichkeit zu behalten. Die Geschichte wirkt nicht allzu konstruiert, sondern mitten aus dem Leben gegriffen, wenn auch einzelne Szenen ein wenig überspitzt dargestellt werden. Ausserdem ist das Cover zwar wunderschön, passt aber leider nicht zum Inhalt. Ich bin mir aber sicher, dass es vom Verlag gewählt worden ist, weil es nach "beste Unterhaltung und Sommerromanze" schreit (und somit ein ganz bestimmtes Publikum anzieht) und dass die Autorin wenig bis nichts mit dieser Wahl zu tun hatte.
Sosnitza hat sich übrigens sehr intensiv mit dem Anlegen und Pflegen von Gärten und den unterschiedlichsten Pflanzen auseinandergesetzt, was man auf jeder Seite spürt. Ich finde es immer wundervoll, wenn Autor*innen eigene Recherchen in ihre Geschichten einfliessen lassen und so direkt für ganz viele weitere Facetten und mehr Tiefgang sorgen. Klar, ein wenig Romantik kommt auch noch auf, aber letztendlich geht es in diesem Buch um eine Frau, die dachte, alles verloren zu haben und die durch ein starkes Umfeld und einen neue Bekanntschaft, aber vor allem durch ihren eigenen Mut und Willen wieder ins Leben zurückfindet.

Meine Empfehlung:
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und ich möchte es euch gerne empfehlen. Beachtet aber bitte, dass es einige nicht ganz einfache Themen beinhaltet.

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Nicht ganz zufriedenstellend, aber sehr beeindruckend

Atlas - Die Geschichte von Pa Salt
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Inhalt:
Endlich werden die Geheimnisse um Atlas - Pa Salt - gelüftet und die über sieben vorhergehende Bände aufgebaute Geschichte kommt zu ihrem Ende. Das Tagebuch eines kleinen Jungen ist es, welches ...

Inhalt:
Endlich werden die Geheimnisse um Atlas - Pa Salt - gelüftet und die über sieben vorhergehende Bände aufgebaute Geschichte kommt zu ihrem Ende. Das Tagebuch eines kleinen Jungen ist es, welches uns durch eine turbulente Lebensgeschichte führt, an deren Ende uns eine monumentale Auflösung erwartet. Beginnend im Paris der 1930er Jahre erzählt es eine unglaubliche Geschichte von Liebe, Verrat, Freundschaft, Verlust und Hoffnung, während die sieben Schwestern der Plejaden zusammenkommen, um endlich ihren Vater gemeinsam betrauern und sich von ihm verabschieden zu können.

Die Leserunde:
Wie so viele von euch konnte ich den Abschluss dieser umfangreichen Reihe kaum mehr erwarten und war enorm dankbar, dass Melli alle alten Häsinnen, die je im Rahmen einer Blogleserunde einen oder mehrere der Bände gelesen haben, zusammengetrommelt hat. Gelesen wurde - wie (fast) immer - bei Andrea von LeseBlick und zwar neben Melli auch mit Martina und Nicole. Der Austausch und das gemeinsame Lesen waren ganz speziell und sehr tröstlich, schliesslich war es uns allen bewusst, dass wir den nun definitiv letzten Band dieser so faszinierenden Buchreihe und vor allem das letzte Buch der während unserer letzten Leserunde zu Band sieben verstorbenen Autorin Lucinda Riley lesen würden.

Meine Meinung:
Die Erwartungen an diesen achten Band waren enorm hoch, zu lange schon hatte uns die Autorin auf die Folter gespannt. Ihr - für uns Leser*innen - plötzlicher Tod hat alles ein wenig durcheinandergebracht, ihr Sohn Harry Whittaker hat aufgrund von Rileys Aufzeichnungen, die sie zum Glück hinterlassen hat, die Geschichte in ihrem Sinne zu Ende gebracht und alle Rätsel aufgelöst. Es blieben eigentlich keine Fragen offen, wenn auch doch ein paar Ungereimtheiten und ein paar gar sehr konstruierte "Zufälle" aufgefallen sind. Nur leider hat mich dieser Abschlussband nicht für sich einnehmen können. Die allerletzten Seiten haben mich zwar ein wenig mit der Geschichte versöhnt, aber der anfangs sehr in die Länge gezogene und dann plötzlich übereilt wirkende Aufbau der Handlung hat mich stark gestört. Ausserdem wirkt Pa Salt in seiner Erzählsprache leider gar nicht so herzlich, sympathisch und liebevoll, wie er immer beschrieben wird. Man merkt, dass viele Menschen an diesem Buch beteiligt waren, was der Geschichte wahrscheinlich eher geschadet als genützt hat, aber ich ziehe meinen Hut vor dieser enorm schwierigen und sicher auch emotional herausfordernden Arbeit. Ausserdem bin ich beeindruckt von Rileys Ideen und ihren Recherchen und dem Einsatz ihres Sohnes. Nur hat die Geschichte durch diesen Schluss ein wenig ihren Zauber verloren.

Fazit, Empfehlung:
Es fällt mir sehr schwer, eine Empfehlung für diese Reihe auszusprechen, weil der erste Band und die Grundidee in meinen Augen etwas vom Besten sind, das mir je untergekommen ist. Gegen Ende der Reihe haben die Bücher zu schwächeln begonnen und auch wenn der achte Band die dringendsten Fragen beantwortet, so hat er mich doch nicht ganz überzeugen können. Bildet euch gerne selber eine Meinung und wenn ihr Durchhaltevermögen habt und gerne durch die Zeit reist, dann ist diese Reihe auf jeden Fall trotz allem etwas für euch.

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Veröffentlicht am 01.07.2023

Wenig Tempo aber viel Herzblut

Sterne über Siena
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Inhalt:
Romeo und Julia in Siena, zwei verfeindete Familien mit tragischer Vergangenheit, eine Protagonistin mit Geschäftssinn, ein Protagonist mit einem Herz für Tiere, ein wenig Kulinarik sowie der Palio ...

Inhalt:
Romeo und Julia in Siena, zwei verfeindete Familien mit tragischer Vergangenheit, eine Protagonistin mit Geschäftssinn, ein Protagonist mit einem Herz für Tiere, ein wenig Kulinarik sowie der Palio di Siena, das gefährlichste Pferderennen der Welt. Das alles und viel mehr ist "Sterne über Siena", das in die malerische Toskana entführt.

Meine Meinung:
Erst gerade im April habe ich "Die Wolkenfischerin" von Claudia Winter gelesen und nun habe ich es im Juni noch geschafft, dieses Buch zu beenden. Obwohl mir "Die Wolkenfischerin" damals eigentlich gut gefallen hat, hatte ich an den Beschreibungen der Figuren, insbesondere der als sehr naiv dargestellten Protagonistin einiges zu kritisieren. Um so mehr hat es mich überrascht und vor allem auch gefreut, dass mir Claudia Winter ihr neuestes Buch zukommen lassen wollte, damit ich mir davon ein Bild machen konnte.
Tatsächlich haben mir in "Sterne über Siena" vor allem die Figuren sehr gut gefallen, wenn auch leider die die Kulinarik der Region ein wenig zu kurz kam. Um so detaillierter wurden die verfeindeten Familien Volani und Graziotti dargestellt und voller Interesse habe ich die Schilderungen des Palio di Siena gelesen. Vor allem Alessio, der Tierarzt ist und das Pferderennen aufs Schärfste verurteilt, hat mich mit seiner Haltung für sich einnehmen können. Solche Pferderennen zur Belustigung der Massen - Tradition hin oder her - gehören selbstverständlich verboten und ich fand es sehr gut, dass diese Sicht der Dinge eine Stimme bekommt.
Auch Emilia als Protagonistin mit Geschäftssinn, die sich gegen ihren vor Gram zerfressenen Vater, einen alten Patriarchen mit überholten Weltanschauungen behaupten muss, hat mir sehr gut gefallen.

Schreibstil und Aufbau:
Tatsächlich ist mir die Geschichte aber ein wenig zu sehr vor sich hin geplätschert und ich hätte mir insgesamt ein wenig mehr Tempo oder mehr Beschreibungen der Nebenfiguren und Schauplätze sowie Tiefgang gewünscht. Stattdessen lag Winters Augenmerk vor allem auf der Familienfehde und dem Palio. Von ihren Recherchen bin ich übrigens begeistert, sie hat sich intensiv mit dem Rennen befasst, war selber zu Recherchezwecken vor Ort und hat ihre Leser*innen bei Instagram auch auf diese Reise mitgenommen und ganz viel von ihren Erlebnissen erzählt.
Ganz am Ende der Geschichte gelingt Winter, was ich mir vorher schon ein wenig mehr gewünscht hätte. Es kommen grosse Emotionen und vor allem Spannung auf. Ich weiss nicht, wie es der Autorin gelungen ist, aber ich habe die letzten Seiten mit angehaltenem Atem und tränenüberströmt gelesen, so sehr war ich mitten in diesem absolut fesselnden Finale gefangen. Wow, diese Frau kann schreiben!

Meine Empfehlung:
Nur schon aufgrund des Schlusses lohnt sich dieses Buch sehr, auch wenn mir die Geschichte insgesamt ein wenig zu sehr vor sich hingeplätschert ist. Dafür gelingt es Claudia Winter, auf einen problematischen Pferdesport aufmerksam zu machen und charakterstarke, toll ausgearbeitete Figuren zu skizzieren. Die Recherchenarbeit ist grandios in die Geschichte eingewoben und die Faszination der Autorin für die Toskana und Siena ist auf jeder Seite spürbar und hat mich überzeugt.

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