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Veröffentlicht am 26.11.2023

Leidvolle Geschichte voller unsympathischer Charaktere, die durch hölzerne Dialoge unfreiwillig komisch wirkt und die Geschichte des Landes nicht näher bringt.

Trümmerland
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Der Rumäne Nelu glaubt an den Sieg der Deutschen über die russischen Kommunisten und bereitet sich euphorisch und voller Stolz auf seinen Einsatz als Offizier vor. Seine Freundin Andrada tröstet er damit, ...

Der Rumäne Nelu glaubt an den Sieg der Deutschen über die russischen Kommunisten und bereitet sich euphorisch und voller Stolz auf seinen Einsatz als Offizier vor. Seine Freundin Andrada tröstet er damit, dass er in wenigen Monaten schon wieder erfolgreich zurückkehren werde.
Andrada hört nichts von Nelu an der Front, weiß jedoch auch, dass er nicht dafür gemacht ist, romantische, sehnsuchtsvolle Briefe zu schreiben. Aufmerksamkeit erhält sie stattdessen von ihrem Cousin Cristian, der eigentlich mit ihrer Schwester Nina zusammen ist.
Während Nelu mit der rumänischen Division gelangweilt Stellung hält, kommt er seinem Kameraden Marius näher. Als ihre Armee weiter in den Osten vorrückt und sie nicht einmal gegen den Winter gerüstet sind, wird Nelu schmerzhaft bewusst, dass die rumänischen Soldaten nur als Vorhut für die Deutschen und Kanonenfutter vorangetrieben werden.
Nach Beendigung des Krieges und dem Sieg der Russen entwickelt sich Rumänien vom faschistischen Königreich zu einem kommunistischen Staat. Die Folgen des Krieges betreffen Nelu, Andrada und Cristian auf unterschiedliche Art und Weise, erzählen eine Geschichte von Begehren, Enttäuschung, geplatzten Träumen, Armut, Unterdrückung und Politik im Wandel der Zeit.

"Trümmerland" ist Band 1 einer dreiteiligen Buchreihe um die historische Entwicklung Rumäniens vom 1941 bis 1979. Der Roman selbst ist in drei Teile untergliedert, beginnt mit dem Zweiten Weltkrieg, wird zur Zeit des Wiederaufbaus 1950/ 1951 fortgeführt und endet mit der Entwicklung zur Unabhängigen Sozialistischen Republik Rumänien von 1956 bis 1968.

Die fiktive Geschichte vor dem Hintergrund der Entwicklung Rumäniens wird aus den Perspektiven von Nelu und Andrada erzählt, die beide keine einnehmenden oder sympathischen Charaktere sind. Überhaupt sticht keine Figur in dem Buch positiv hervor. Die Kriegsereignisse und die Folgen für Land und Leute sind betrüblich und die Protagonisten böse, egoistisch, manipulativ, wankelmütig und unnahbar.
So konnte mich nicht einmal die Liebesgeschichten für sich gewinnen, denn auch diese sind wenig liebe- oder gefühlvoll, sondern allein von einer körperlichen Anziehung geprägt.

Der unübliche Schauplatz Rumänien hatte mein Interesse für den Roman geweckt, der den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen thematisiert und nicht in einem der gewohnten Länder Deutschland, Österreich, Frankreich oder Amerika handelt. Die Schilderungen über den Krieg sind einseitig von amourösen Beziehungen geprägt, die mich langweilten und weiter von den Charakteren entfernten, so dass mir ihr weiteres Schicksal schon fast egal wurde.
Die Zeit des Wiederaufbaus handelt von einer eigenartigen Dreiecksbeziehung und weiteren Liebesabenteuern von Nelu, die seiner Romeo-Mission als geheimer Mitarbeiter der Securitate geschuldet ist. Während die verheiratete Andrada sich nach Nelu verzehrt, hysterisch oder überdreht agiert, ist sein Verhalten von Hass gegen das herrschende System, die Russen und die Deutschen geprägt. Cristian scheint hingegen stoisch zu akzeptieren, dass seine Frau für Nelu schwärmt und dabei sogar weitergeht, was augenscheinlich nicht ohne Folgen bleibt.

Die Verhaltensweisen der Hauptfiguren sind kaum nachvollziehbar, die Dialoge hölzern und stupide, so dass die Geschichte stellenweise unfreiwillig und unpassend komisch ist. Die ewige Litanei an Selbstmitleid und Eifersüchteleien lässt weder eine charakterliche Weiterentwicklung zu, noch gestaltet sie die Geschichte interessant oder gar spannend. Die historischen und politischen Anteile daran bleiben oberflächlich und nicht nur aufgrund der Zeitsprünge bruchstückhaft.

"Trümmerland" hat Erwartungen an einen historischen Roman über ein umkämpftes, zerrissenes Land geweckt, aber am Ende überwiegt der Eindruck einer leidvollen Geschichte voller unsympathischer Charaktere, in der weder das Land als solches noch seine Geschichte näher gebracht wurde.

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Veröffentlicht am 10.11.2023

Wirre Handlung ohne erkennbaren roten Faden, absurde Geschichte ohne Romantik

Eine himmlische Begegnung
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Der Klappentext gibt nicht einmal annähernd den Kern der Handlung wieder. Wer sich von "Eine himmlische Begegnung" eine romantische und dramatische Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht sein. Wer ...


Der Klappentext gibt nicht einmal annähernd den Kern der Handlung wieder. Wer sich von "Eine himmlische Begegnung" eine romantische und dramatische Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht sein. Wer allerdings schon Romane von Guillaume Musso kennt, weiß, dass seine Geschichten immer auch ein mysteriöses und/ oder übernatürliches Element enthalten. Dies ist auch in diesem Roman der Fall, was mich allerdings nicht grundsätzlich gestört hat. Die Eigenschaften der "Botin" passten allerdings nicht zu der Vorstellung, die man von solchen Wesen hat, unterschied sie sich doch nicht von einem gewöhnlichen Menschen.

Die Handlung wird aus verschiedensten Perspektiven erzählt, die häufig - auch innerhalb der Kapitel - wechseln. Als Leser erhält man damit einen Überblick über die Handlung, die jedoch trotzdem wirr und ohne einen erkennbaren roten Faden ist. Positiv betrachtet, weiß man wirklich nicht, in welche Richtung der Roman gehen wird. Negativ gesehen, passt kein Erzählstrang zum anderen und selbst wenn man aufgeschlossen gegenüber Mystery- oder Fantasyelementen ist, ist die Geschichte absurd und in Teilen unlogisch. Organisierte Kriminalität und Drogen, Mord und Totschlag, Terrorverdacht, Bombendrohungen, Armut und Elendsviertel, abgerutschte Menschen und Selbstmord, Vergangenheitstrauma und Vorherbestimmung - der Roman enthält vieles, aber wenig, was man von einer romantischen Begegnung und einer sich abzeichnenden Liebesgeschichte im Winter in New York erwarten würde.

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Veröffentlicht am 19.09.2023

Die Liebesgeschichte ist auf den ersten 100 Seiten auserzählt. Der Rest ist Melodramatik, kitschige Floskeln und gegenseitiges Anschmachten.

Weil ich dich nicht vergessen kann
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Connor und Ellie verbringen eine Nacht miteinander, tauschen dabei aber nicht einmal ihre Namen aus. Connor kann seinen Engel trotzdem nicht vergessen und träumt all die Jahre von der schönen Unbekannten. ...

Connor und Ellie verbringen eine Nacht miteinander, tauschen dabei aber nicht einmal ihre Namen aus. Connor kann seinen Engel trotzdem nicht vergessen und träumt all die Jahre von der schönen Unbekannten. Nach acht Jahren kehrt er vom Militär in seine Heimat zurück, um zusammen mit seinen drei älteren Brüdern das Erbe ihres verstorbenen Vaters anzutreten. Dabei begegnet er der Frau von damals als seine Nachbarin wieder. Ellie ist inzwischen verheiratet und Mutter einer siebenjährigen Tochter. Diese fasst schnell Vertrauen zu dem starken Ex-SEAL, wo sie eine Zuflucht findet, ist sie doch in ständiger Angst um ihre Mutter, die von ihrem Mann geschlagen wird. Als die Situation eines nachts eskaliert, ist Connor da, um die beiden zu schützen.

"Weil ich dich nicht vergessen kann" ist Band 1 einer Buchreihe um die vier Arrowood-Brüder und beginnt mit dem jüngsten von ihnen. Der wesentliche Teil der Geschichte ereignet sich bereits am Anfang, so dass der weitere Handlungsverlauf zwar unheimlich melodramatisch und bis auf eine sehr vorhersehbare Wende, die das junge Glück wieder auseinanderzureißen droht, völlig belang- und ereignislos ist. Die Charaktere sind stereotyp und die Dialoge und inneren Monologe voller leerer, kitschiger Floskeln.

Die Umstände der magischen Nacht vor acht Jahren werden nicht näher ausgeführt und das eigentlich gehaltvolle Thema um den physischen und psychischen Missbrauch in der Ehe bleibt oberflächlich, die Folgen von Gerichtsverfahren und Scheidung werden nur in aller Kürze abgehandelt. Stattdessen schmachten sich Ellie und Connor gegenseitig an, nur um sich dann künstlich auf Distanz zu halten. Unaufhörlich wird sich die Liebe geschworen, obwohl sich die zwei eigentlich gar nicht kennen. Connors so verständliches und doch im Wesentlichen machohaftes Getue um das Beschützen seines Engels und der Tochter sind so nervig wie Ellies Betonung, eine gebrochene Frau zu sein.

Es ist eine Liebesgeschichte mit einem schönen Opfer, einem starken Helden, einem gewalttätigen Gegner und einer süßen Tochter, die sich am besten mit rosaroter Brille lesen lässt. Worum der Folgeband handelt, kündigt sich bereits frühzeitig in Band 1 an, wird doch der ältere Bruder Declan als nächstes zur väterlichen Farm zurückkehren, wo er auf seine Verflossene Sydney treffen wird, die bereits zur besten Freundin von Ellie avanciert ist.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Von den Toten auferstanden? Aufgetaut nach 30 Jahren? Verwirrende Geschichte, bei der ich keinen roten Faden erkennen konnte.

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Aufgrund einer Krebserkrankung ließ sich Erik Montelius im Jahr 1991 kryokonservieren und wird 30 Jahre später aus Kostengründen wieder aufgetaut. Tatsächlich erwacht Erik widererwarten lebendig aus dem ...

Aufgrund einer Krebserkrankung ließ sich Erik Montelius im Jahr 1991 kryokonservieren und wird 30 Jahre später aus Kostengründen wieder aufgetaut. Tatsächlich erwacht Erik widererwarten lebendig aus dem Koma und muss feststellen, dass er für tot erklärt worden war, seine Frau seinen Geschäftspartner geheiratet hat und dieser seine Geschäftsideen verkauft hat. Nach dem Krankenhausaufenthalt zieht Erik bei den beiden ein und holt sich die Aufmerksamkeit der Presse ein. Eine Fernsehsendung wird über den von den Toten Auferstandenen gedreht und Erik erhält zudem einen Buchvertrag für eine Autobiografie.
Neben seiner ihm von Ärzten vorhergesagten geringen Lebenserwartung bereitet ihm vor allem seine Nicht-Existenz Probleme, denn einem Toten können keine Papiere ausgestellt werden.

"Leichtfüßig und lakonisch erzählt Daniel Wisser von einem Schelm inmitten der großen Krisen der Gegenwart. Erik Montelius existiert von Amts wegen nicht – diese Freiheit muss er nutzen."

Der Klappentext und die Ankündigung des Verlags hatte Erwartungen an eine spannende Science-Fiction-Geschichte zu Pandemie-Zeiten geweckt, ist durch die wirren Gedankengänge des Protagonisten jedoch sehr sprunghaft aufgebaut und lässt eine stringente Handlung vermissen. Erik hat Liedtexte der Beatles im Kopf, denkt über den Hinduismus und Indien und den Lebenslauf seines verstorbenen Vaters nach, während er versucht zu verstehen, wie sich die Welt in 30 Jahren weiterentwickelt hat. Dabei ist er gedanklich mal in der Vergangenheit, mal in der Gegenwart und zwischendurch werden noch einzelnen Passagen aus seinem Buch eingestreut, das einige Monate später im Sommer an der Seite einer Frau handelt.

"Lakonisch" und ein "Schelm", der seine Freiheit nutzt? Ich empfand Eriks Gedanken und Erinnerungen als viel zu ausschweifend, zusammenhanglos und belanglos für die Handlung in der Gegenwart. Zudem ist Erik ohne Identitätsnachweis nicht frei, sondern abhängig von anderen: seiner Exfrau, der Presse, Ärzten, dem Willen der Behörden. Erik verhält sich passiv, zurückhaltend und planlos und nicht wie ein Schelm, der irgendjemanden zu überlisten versucht.

Da die Handlung ohne erkennbaren roten Faden munter hin und her hüpft und man nicht das Gefühl hat, dass Erik seinen Tod und sein Auftauen aufklären möchte, ist die Geschichte weder unterhaltsam noch fesselnd. Soll humorvoll-ironisch gezeigt werden, dass sich in 30 Jahren die Welt nicht zu einer besseren gewandelt hat? Soll eine Verschwörung gegen den Computernerd aufgedeckt werden? Ist es eine Liebesgeschichte? Eine Geschichte über zweite Chancen? Ich konnte weder den Charakteren noch dem Plot viel abgewinnen.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Vorhersehbare und deshalb langweilige Geschichte um eine einfältige Hauptfigur - weder Thriller noch Kriminalroman

Eine glückliche Familie
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Beth wurde im Alter von zehn Jahren von ihrer Mutter verlassen und ist allein bei ihrem Vater aufgewachsen. 30 Jahre später ist Beth selbst Mutter von zwei kleinen Kindern, geschieden, aber zufrieden mit ...

Beth wurde im Alter von zehn Jahren von ihrer Mutter verlassen und ist allein bei ihrem Vater aufgewachsen. 30 Jahre später ist Beth selbst Mutter von zwei kleinen Kindern, geschieden, aber zufrieden mit ihrem Leben, ihrer Nachbarschaft, ihren Freundinnen und ihrer Arbeit als Praxismanagerin.
Als unerwartet eine Frau vor ihrer Haustür steht und behauptet, ihre Mutter Alice zu sein, nimmt Beth diese überglücklich in Empfang und lässt sie sogar bei sich einziehen. Sie freut sich über die Anwesenheit ihrer Mum und auch die Kinder mögen die neu gewonnene Großmutter.
Beth könnte so glücklich sein, ist es trotz aller Wiedersehensfreude aber nicht. Ihre Freundinnen wenden sich von ihr ab, ihr selbst passieren immer mehr Fehler und es ereignen sich merkwürdige Dinge, die sie an ihrem Verstand zweifeln lassen. Darüber hinaus quält sie ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit, das nur ihr Vater kennt und von dem sie Angst hat, dass es jederzeit herauskommen und ihr Leben zerstören könnte.

Der Roman wird aus der Ich-Perspektive von Beth geschildert, so dass man ihr Glück, aber vielmehr ihre Angst und Selbstzweifel gut nachempfinden kann. Weniger nachvollziehbar ist, wie blauäugig sie ihre Mutter bei sich aufnimmt und lieber ihr statt ihren langjährigen Freundinnen oder ihrer treuen Haushaltshilfe zu vertraut.
Die Geschichte ist derart durchschaubar, dass vom Nervenkitzel eines Psychothrillers nichts zu spüren ist. Wer hier wen manipuliert, ist nicht nur für erfahrene Thriller-LeserInnen leicht zu erkennen. Das Geheimnis aus Beths Vergangenheit, dass zu Beginn neugierig macht, wird dann auch bald gelüftet und scheint nach all den Jahren viel zu präsent in Beths Gedanken, Albträumen und Ängsten um die Aufdeckung.
Wie alles zusammenhängt, wird erwartungsgemäß aufgeklärt, bis dahin wiederholen sich aber sämtliche Gedankengänge, Verdächtigungen und es passiert zu wenig, was der Geschichte neue Impulse gegeben hätte.
Während der ganze Sachverhalt um das plötzliche Erscheinen von Alice schon etwas konstruiert wirkt, stellt sich die - auch erwartungsgemäße - Überraschung am Ende noch viel abwegiger dar. Auch die Charaktere verhalten sich nicht lebensecht, wirken einfältig oder gar unglaubwürdig.

Letztlich macht den Reiz dieses Rachedramas nur aus, wie weit Beths Feind gehen wird und wann die naive Hauptfigur endlich die richtigen Schlüsse zieht und Zusammenhänge erkennt. Für den angekündigten "Psychothriller mit Sogwirkung" ist dies allerdings zu wenig. Die Bezeichnung als "Kriminalroman" auf dem Buchcover in Onlineshops (nicht aber auf dem Taschenbuch - vermutlich zurecht überarbeitet) will allerdings noch weniger passen, denn weder in Bezug auf Beths Vergangenheit noch in Bezug auf die Klärung der Identität ihrer Mutter finden konkrete Ermittlungen statt.

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