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Veröffentlicht am 23.08.2023

Fesselnder Schreibstil

Cleopatra und Frankenstein
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Als sich Cleo und Frank in einer Silvesternacht treffen, ist es die viel beschworene Liebe auf den ersten Blick, dabei könnten die Beiden nicht unterschiedlicher sein. Cleo ist Mitte Zwanzig und hat gerade ...

Als sich Cleo und Frank in einer Silvesternacht treffen, ist es die viel beschworene Liebe auf den ersten Blick, dabei könnten die Beiden nicht unterschiedlicher sein. Cleo ist Mitte Zwanzig und hat gerade ihr Kunststudium beendet, für das sie eins nach New York gekommen ist. Mehr schlecht als recht schlägt sie sich mit Nebenjobs durch, denn mit der Kunst, der ihr Herzblut gehört, verdient sie kein Geld. Frank dagegen ist erfolgreicher Inhaber einer Werbeagentur, Mitte Vierzig und immer gut bei Kasse. Gemeinsam haben sie den Hang zu rauschhaftem Verhalten und die Unfähigkeit, Nähe zueinander aufzubauen, was die junge Liebe bald belastet.

"Cleopatra und Frankenstein" von Coco Mellors ist ein Roman, bei dem ich mich im Nachhinein gefragt habe, ob die Zeit, die ich mit Lesen verbracht habe, wirklich sinnvoll genutzt war. Dabei hat mich die Geschichte durchaus gefesselt, zwischendurch mochte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Die Bezeichnung Amour fou im Klappentext suggerierte mir eine von Leidenschaft geprägte Liebe - von der ich leider kaum etwas gespürt habe. So oberflächlich, wie sich die Figuren in der New Yorker Szene verhalten, fand ich auch die Beschreibung ihrer Beziehungen untereinander, so dass ich selbst zu den Protagonisten keinerlei emotionale Bindung finden konnte und sie daher eher als flache Papiergestalten gesehen habe. Es schien auch so, dass es beinahe schon zum guten Ton gehörte, Drogen und Alkohol in unübersichtlichen Mengen zu konsumieren, die Vorstellung, dass sich das gesellschaftliche Leben in Amerika tatsächlich auf diese Weise abspielen könnte, finde ich reichlich erschreckend.

Den Schreibstil habe ich als angenehm und eingängig empfunden, allerdings hätte ich mir bei der Beschreibung der Personen etwas mehr emotionale Tiefe gewünscht und auch die Zeitsprünge haben mir den Eindruck vermittelt, immer nur kurze Ausschnitte der eigentlichen Geschichte zu erleben. Im Prolog haben sich Frank und Cleo getroffen, das erste Kapitel begann sechs Monate später mit ihrer Hochzeit. Die Liebe, die ja möglicherweise der Grund für diese Hochzeit gewesen sein könnte, war nicht einmal mit einem winzigen Wort angedeutet - sicher braucht es nicht zwingend explizite Beschreibungen jeder einzelnen erotischen Handlung, aber abgesehen von einer Randbemerkung zu ihrem ersten Abend war mir nicht ersichtlich, dass im Lauf der Beziehung überhaupt Erotik statt gefunden hat und nicht nur all die kleinen Verletzungen, die sie sich gegenseitig zufügen. So bin ich trotz des (meiner Meinung nach rundem) Endes ein wenig unzufrieden zurück geblieben und bin nicht sicher, ob ich diese Lektüre tatsächlich weiter empfehlen möchte.

Fazit: Dieser Roman hat mich zwiegespalten zurück gelassen, zwar habe ich bis zum Schluss gespannt weiter gelesen, dennoch hätte ich mir die eine oder andere Emotion der Figuren intensiver beschrieben gewünscht. Schlussendlich konnte ich keinem der Protagonisten wirklich nahe kommen und war doch nach Beendigung des Buches etwas melancholisch.

Veröffentlicht am 23.08.2023

Unausgewogenes Verhältnis zwischen Handlung und heißen Szenen

Icebreaker
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Anastasias Leben ist straff organisiert, zwischen Universität und Eiskunstlauftraining bleibt wenig Zeit für Vergnügungen. Daher grenzt es für sie an eine Katstrophe, als eine der Eishallen des Campus ...

Anastasias Leben ist straff organisiert, zwischen Universität und Eiskunstlauftraining bleibt wenig Zeit für Vergnügungen. Daher grenzt es für sie an eine Katstrophe, als eine der Eishallen des Campus defekt ist, so dass sich die Eiskunstläufer das Trainingsfeld mit der Eishockeymannschaft teilen müssen. Kurz darauf fällt auch noch Stassies Partner wegen einer Verletzung aus, um für die anstehenden Wettkämpfe trainieren zu können, muss sie ausgerechnet die Hilfe von Nate annehmen, dem Capitain des Eishockeyteams. Und der löst in Anastasia Gefühle aus, die sie weder mit ihrer anfänglichen Abneigung noch mit dem strengen Zeitplan in Einklang bringen kann.

"Icebreaker" von Hannah Grace wurde vor seinem Erscheinungstermin in den sozialen Medien unwahrscheinlich gehypt, meine Teenagertochter hat aufgeregt auf den Tag hin gefiebert, an dem sie das Buch endlich in die Hände bekommen wird. Nachdem wir es beide gelesen haben, kann allerdings weder sie noch ich nachvollziehen, was diesen Wahnsinnshype ausgelöst hat. Sicher hat die Autorin einen angenehmen, eingängigen Schreibstil und versteht es, trotz einiger Spannungen - im positiven wie auch negativen Sinn - Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Doch die Figuren wirkten in meinen Augen stellenweise unausgereift, besonders bei Anastasia gab es eine deutliche Diskrepanz zwischen der Charakterisierung und ihrem tatsächlichen Verhalten. Andere wirkten auf mich etwas glatt geschliffen, oft hatten sie entweder nur gute oder nur schlechte Seiten, das habe ich als unnatürlich empfunden und hätte mir etwas mehr Tiefe gewünscht.

Wer erotische Szenen mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen, jede Begegnung dieser Art ist ausführlich und explizit beschrieben. Dann gab es wieder einen kleinen Abschnitt, den ich absolut überflüssig fand, dass es die Natur mit dem männlichen Protagonisten gut gemeint hatte, war mir schon davor, während der gefühlt 150 Spicy Scenes, klar geworden und besonders witzig war es meiner Meinung nach auch nicht, obwohl es das offensichtlich sein sollte. Es gab viele gute Ansätze in diesem Buch (z.B. Selbstreflektion, Auseinandersetzung mit Konflikten), doch oft wurden diese Themen nur kurz angeschnitten und dann zugunsten eines weiteren Problems beiseite geschoben, das aber nach kurzer Zeit ebenfalls glatt gezogen wurde. Insgesamt hat mich die Geschichte zwar ganz nett unterhalten, ich war aber auch nicht traurig, als ich am Ende angekommen bin. Aktuell verspüre ich keinerlei Reiz, einen weiteren Band aus der Feder von Hannah Grace zu lesen.

Fazit: Meiner Meinung nach merkt man dem Roman an, dass es sich um ein Erstlingswerk handelt, die Autorin hat zwar einen wunderbaren Schreibstil, aber zu viele Themen in ein einziges Buch gepackt. Und (ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal schreiben würde) in puncto Erotik hätte es etwas weniger sein dürfen, damit mehr Platz für die eigentliche Handlung bleibt.

Veröffentlicht am 16.08.2023

Fantasievolle Grundidee, eindimensionale Figurengestaltung

Spiegelstadt. Tränen aus Gold und Silber
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Nach dem unerwartetem Tod seiner Großmutter erstarrt Max förmlich in Kummer, bis ihn seine beste Freundin Robin mit auf eine geheimnisvolle Party im Stil der 1920ger Jahre schleppt. Dort lernt er den attraktiven ...

Nach dem unerwartetem Tod seiner Großmutter erstarrt Max förmlich in Kummer, bis ihn seine beste Freundin Robin mit auf eine geheimnisvolle Party im Stil der 1920ger Jahre schleppt. Dort lernt er den attraktiven Lenyo kennen, doch bevor die beiden Gelegenheit haben, sich näher zu kommen, wird Max angegriffen und Lenyo rettet ihn und Robin durch ein Portal. Das Berlin, in dem sie sich nun befinden, wirkt, als wäre die Zeit vor 100 Jahren stehen geblieben - und Max ahnt noch nicht, wie eng er in den hier herrschenden Konflikt zwischen den Feenwesen verstrickt ist.

"Spiegelstadt. Tränen aus Gold und Silber " von Christian Handel und Andreas Suchanek ist der Auftaktband einer Dilogie, der mich mit gemischten Gefühlen zurück gelassen hat. Einerseits ist da der wirklich fantasievoll erdachte Handlungsfaden, der mich mit seiner Einzigartigkeit begeistert hat, auch der Schreibstil lässt nichts zu wünschen übrig, ich war schnell in der Geschichte versunken und mochte das Buch bis zum Ende kaum noch aus der Hand legen. Die gespiegelte Stadt und das Geheimnis um die goldenen und silbernen Tränen fand ich äußerst faszinierend, aus dieser Ideenfülle hätte ein wirklich wunderbarer Roman entstehen können.

Leider fand ich andererseits die Figuren sehr eindimensional dargestellt, die Guten waren gut, die Bösen waren böse, dazwischen gab es nicht wirklich etwas, das Raum für persönliche Entwicklungen gelassen hätte. Dadurch konnte ich die (sicherlich vorhandenen) Gefühle wenig nachempfinden, die Protagonisten waren mir zwar durchaus sympathisch, aber emotional kaum greifbar - daran konnten auch die teilweise recht witzigen Gespräche nichts ändern. Womit die Romantik für meinen Geschmack ebenfalls zu kurz kam, es haben sich zarte Gefühle entwickelt, aber die damit verbundenen Aktivitäten waren so nüchtern beschrieben, als würde man ein Kochbuch lesen.

Die Verteilung der Spannung habe ich etwas ungleichmäßig empfunden, es gab Abschnitte, da stagnierte die Geschichte regelrecht, um dann eine Fülle neuer Informationen auszuschütten, die gleich Stoff für mehrere Kapitel geboten haben. Insgesamt habe ich mich dennoch gut unterhalten gefühlt, wie ich es bei einem Mehrteilerauftakt vermutet habe, endete das Buch mit einem Cliffhanger, der mich neugierig genug zurück gelassen hat, dass ich den Folgeband auf jeden Fall lesen werde.

Fazit: Meiner Meinung nach hat dieser Roman einiges von seinem Potential verschenkt - die fantasievolle Grundidee hätte mit ein wenig mehr Tiefgang bei der Charakterentwicklung der Figuren zu einem einzigartigen Lesevergnügen werden können, trotz des fesselnden Schreibstils konnte mich das Buch nicht restlos überzeugen.

Veröffentlicht am 07.08.2023

Bonusgeschichte, die die Zimt-Bücher mit der Glück-Reihe verbindet

Zimt und verwünscht − Die vertauschten Welten der Victoria King
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Vicky fährt mit ihren Freunden in die Großstadt, doch ausgerechnet, als sie die anderen verloren hat und nur eine kurze Station mit der U-Bahn fahren soll, springt sie wieder einmal in eine Parallelwelt. ...

Vicky fährt mit ihren Freunden in die Großstadt, doch ausgerechnet, als sie die anderen verloren hat und nur eine kurze Station mit der U-Bahn fahren soll, springt sie wieder einmal in eine Parallelwelt. Dort muss sie einen Schwimmwettkampf für ihr Parallel-Ich austragen, doch obwohl sie sich alle Mühe gibt, wird sie von ihrem Mannschaftskameradinnen nur angezickt. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Vicky und Konstantin in dieser Welt noch gar nicht kennen. Zurück in ihrem Heimatuniversum muss sich Vicky ohne Handy in der fremden Großstadt zurecht finden und lernt dabei die sympathische, aber leicht verpeilt wirkende Lina kennen.

"Zimt und verwünscht" von Dagmar Bach ist eine nette Geschichte, die nach der ersten Staffel der Zimt-Reihe spielt und ganz offensichtlich die Verbindung zur Glück-Reihe herstellen soll. Mich hat dieser Zwischenband nicht ganz so sehr in seinen Bann gezogen, wie es die vorangegangen Abenteuer um Vickys Zimtweltensprünge getan haben, die Handlung wirkte in meinen Augen ein wenig zusammen gewürfelt, als ob es sich um eine Art Werbekampagne handeln würde, die gedacht ist, die begeisterten Zimt-Leser auf die neue Buchserie der Autorin einzustimmen.

Der Schreibstil ist gewohnt eingängig und auch die Figuren um Vicky und Konstantin mochte ich bereits aus den Vorgängerbänden, lediglich die Spannung hätte für meinen Geschmack etwas mehr vorhanden sein dürfen. Wer sich nach der ersten Zimt-Staffel eine Rückkehr in Vickys turbulentes Leben wünscht, für den ist dieses Lesehäppchen sicherlich ein netter Bonus - am Schluss gibt es noch eine kleine Zusatzgeschichte um eine Schnitzeljagd zu Ostern, die Vickys Mutter für ihre Freunde und Pensionsgäste auf die Beine gestellt hat. Für mich hätte es dieses Sequel nicht zwingend gebraucht, aber ich kann mir vorstellen, dass es für viele Leser eine passende Ergänzung darstellt.

Fazit: Dieses nette kleine Lesehäppchen bildet eine Art Übergang zwischen der ersten Zimt-Staffel und der Glücks-Reihe, eine Art Bonusgeschichte, die mich leider nur mäßig begeistern konnte.

Veröffentlicht am 22.06.2023

Beeindruckende Lebensgeschichte, leider recht unstrukturiert erzählt

Pageboy
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Geboren in einem weiblichen Körper, wusste Elliot Page bereits in früher Kindheit , dass er ein Junge ist - doch es brauchte einen langen Weg und dauerte viele Jahre, ehe es ihm möglich war, öffentlich ...

Geboren in einem weiblichen Körper, wusste Elliot Page bereits in früher Kindheit , dass er ein Junge ist - doch es brauchte einen langen Weg und dauerte viele Jahre, ehe es ihm möglich war, öffentlich zu sich selbst zu stehen. Über diesen Weg berichtet der bekannte Schauspieler in seinem Buch, um Menschen in ähnlichen Situationen Mut zu machen und zu zeigen, dass sie nicht allein mit ihren Problemen sind. Dabei erzählt er mit bewundernswerter Offenheit von seiner Familie, der Kindheit in der kanadischen Stadt Halifax, traumatischen Erlebnissen, Essstörungen, Liebe und Geschlechtsdysphorie.

Nach und nach erschloss sich mir das Bild eines sensiblen Kindes, das durch die frühzeitige Trennung der Eltern geprägt ist und auch im Erwachsenenalter immer wieder die eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund drängt, um für andere Menschen "unkompliziert" zu sein. Natürlich gibt es auch Freund*innen, die Pages Queerness akzeptieren und ihn unterstützen, doch ich finde es erschreckend, wie viele Personen ihm schlicht und ergreifend das Recht aberkennen, zu sein was er ist - sei es durch abschätzige Bemerkungen, Missachtung seiner Ängste und Wünsche oder gar durch offen angedrohte Gewalt. Solche Szenen habe ich beim Lesen schmerzhaft eindringlich empfunden, mehr als einmal hat mein Mutterinstinkt angeschlagen und gewünscht, den kleinen Elliot während seiner Kindheit und Jugend beschützen zu können.

Page schreibt klar und unverblümt, dabei schildert er auch erotische Erlebnisse, die für ihn in der jeweiligen Lebensphase besonders prägend waren, im positiven wie auch negativen Sinn. Leider (und das ist kein allzu kleiner Kritikpunkt) fehlt es diesem wichtigen, beeindruckenden Buch an jeglicher Struktur, was das Lesen für mich etwas beschwerlich gemacht hat. Der Autor springt zwischen den Zeiten umher, als ob er einem vertrauten Menschen seine Erinnerungen ungefiltert und unsortiert erzählt - meiner Meinung nach hätte dieses Konzept danach noch einmal überarbeitet werden sollen, um in einer (ggf. chronologisch) geordneten Reihenfolge erfasst zu werden.

Zum Ende hin schreibt er von einer abgeschiedenen Hütte in den Wäldern von Nova Scotia, vor meinem geistigen Auge sehe ich ihn dort an einem Gartentisch sitzen und seine übersprudelnden Gedanken euphorisch zu Papier bringen - mit bewundernswertem Mut und dem Wunsch, anderen Betroffenen das Leid zu ersparen, das ihn so lange begleitet hat. Wegen des sensiblen und wichtigen Themas spreche ich trotz der unstrukturierten Erzählweise gern eine Leseempfehlung für diese Biographie aus.

Fazit: Bewundernswert offen berichtet Elliot Page von seinen persönlichen Leidensweg, zwar fehlt es seinem Schreibstil deutlich an Struktur, aber das sensible Thema macht das Buch in meinen Augen unbedingt lesens- und empfehlenswert.