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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.08.2023

Das Go-Spiel trägt es in sich, koreanische Tradition, Mentalität und das Leben

Erster Kyu
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Korea, Yeong-uk, Sohn einer angesehenen Familie, macht seinem Vater alle Ehre und erfüllt die Erwartungen in der Schule und darüber hinaus, mehr wie angemessen. Er macht seine Eltern, genau wie das seine ...

Korea, Yeong-uk, Sohn einer angesehenen Familie, macht seinem Vater alle Ehre und erfüllt die Erwartungen in der Schule und darüber hinaus, mehr wie angemessen. Er macht seine Eltern, genau wie das seine Geschwister tut, sehr stolz und sein Weg ist, auch von ihm selbstverständlich angenommen, weitgehend vorbestimmt. Doch dann, eines Tages, erfährt er einen ersten Kontakt mit dem alterwürdigen tief in der koreonischen Tradition verwurzelten Spiel Go. Und fortan will er nur noch eins, ein professioneller Go-Spieler werden. So wie sich seine Fähigkeiten rund um dieses faszinierende Spiel entwickeln, verändert auch Yeong-uk sich, hin zum erwachsenwerdenden jungen Mann.
Wir erfahren viel, natürlich über das Go-Spiel, aber auch über die weitreichende Philosophie, die dieses Spiel in sich trägt und das Leben mit einbezieht. Wir lernen Menschen kennen, in ihrer Umtriebigkeit und ständigen Weiterentwicklung und so auch Korea selbst. Uns Lesern wird somit viel Neues eröffnet, das einem bisher verborgen blieb. Das Buch lädt einen sozusagen ein, Zeit zu verbringen, sich die Zeit zu nehmen, für dieses Spiel und das Land.
Dieses Buch, es ist eine gute Geschichte, die einen langsam heranführt, auch an all das, was anders ist. Und so soll auch das gewählte Ende genau so sein, wie wir es hier erfahren. Man akzeptiert es und es ist gut so. Schließlich gibt es viele Wege, wohin auch immer sie führen und zumindest dieses Teilstück hat 'seinen Dienst' getan.
Vielleicht ist ja auch hier, zumindest manchmal, der Weg das Ziel.

Veröffentlicht am 29.08.2023

Die Abgründe einer rassistischen Gesellschaft und eine Mutter, die nicht anders kann

Sekunden der Gnade
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Um der tatsächlich weit verbreiteten räumlichen Rassentrennung in den 1970er Jahren, die sich gerade auch in den Schulen abbildete, entgegen zu wirken, beschloss man von oberster Stelle, sogenannte Busing-Programme ...

Um der tatsächlich weit verbreiteten räumlichen Rassentrennung in den 1970er Jahren, die sich gerade auch in den Schulen abbildete, entgegen zu wirken, beschloss man von oberster Stelle, sogenannte Busing-Programme durchzufechten. Und so karrte man, u.a. auch in Boston, schwarze Schüler aus ihren Ghettos in die Schulen der weißen Wohnviertel und umgekehrt.
Mary Pat ist weiß und alleinerziehend. Sie lebt in einem heruntergekommenen Bostoner Viertel, in dem Gewalt und Drogen zum Alltag gehören. Ihr Mann ist tot, der spätere Freund hat sie verlassen, ihr Sohn ist an einer Überdosis gestorben. Was bleibt und ihr die Kraft gibt, weiterzumachen, ist ihre 17-jährige Tochter Jules. Doch dann verschwindet diese und die aufgewühlte Atmoshäre, der rassistisch aufgeschaukelte Hass gerade der weißen Bevölkerung, die gewalttätige Auflehnung in der Stadt, lässt ihre Mutter Schlimmes befürchten. Noch hat sie Hoffnung, doch dann bricht die Ordnung der Welt, ihrer Welt, vollends zusammen. Ihre Tochter ist tot und es gibt nichts mehr, was noch zählt. Da ist nur noch Verzweiflung und Trauer und das unbändige Verlangen auf Rache.
Dies ist ein unendlich intensives Buch, eine Geschichte, die seine Leser regelrecht mit hineinreißt in den Sog der Gefühlswelt, in den das Leben diese verlorene, betäubte Frau gestoßen hat und sie vorantreibt. Ihren Aufschrei der Verzweiflung, sie macht ihn hörbar und übt Vergeltung. Und der Lauf des Geschehens, er nimmt einem den Atem und man gibt sich ganz den Worten des Autors hin, denn man selbst hat keine mehr.
Für mich ist dieses Buch 'ein Ereignis'.

Veröffentlicht am 23.08.2023

Strukturen im Klassenverband und dann kommt die Neue

Irgendwo wartet das Leben
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In der amerikanischen Kleinstadt Fawn Creek wird man vom Leben nicht gerade überrascht. Tagein tagaus Eintönigkeit und lähmende Alltäglichkeit. Und das ist natürlich in der dortigen Middle School nicht ...

In der amerikanischen Kleinstadt Fawn Creek wird man vom Leben nicht gerade überrascht. Tagein tagaus Eintönigkeit und lähmende Alltäglichkeit. Und das ist natürlich in der dortigen Middle School nicht anders. Eine siebte Klasse, 12 Schüler, die inneren Strukturen, wo hat jeder seinen Platz in diesem Gefüge, alles ist längst festgelegt. Es gibt Cliquen, Außenseiter, die Untergebutterten, 'die Opfer', wann immer den anderen danach ist. Und dann geht die Tür auf und eine neue Schülerin, Orchid Mason, kommt herein. Alles an ihr ist anders, ihr Aussehen, ihre Art, in die Welt zu schauen, sich nicht dafür zu interessieren, was man von ihr denkt. Die Souveränität, die sie auszustrahlt, dieses einfach durch und durch sie selbst zu sein, da bleibt ihren Mitschülern erst einmal die Spuke weg. Und mit der Zeit wird die bisher einbetonierte Hackordung aufgebrochen, das Potest der Tonangebenden wackelt und es passiert einfach etwas, endlich einmal.
Die Geschichte, amerikanische Kleinstadt und doch irgendwie direkt vor unserer Haustür, für jugendliche Leser ist dies hier auf jeden Fall ganz nah dran an ihrem eigenen Schulerleben und darüber hinaus. Das so vor Augen geführt zu bekommen und eine Art Aufrütteln gleich noch mit dazu, das macht etwas mit seiner Leserschaft. Und neben dem unterhaltsamen Lesestoff hallt es so dann auch nach und eigenes Hinterfragen ist angesagt.
Finde ich richtig gut.

Veröffentlicht am 22.08.2023

Ein Comicabenteuer mit einem sehr wandelbaren Helden

Animal Jack - Der verwunschene Berg
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Animal Jack ist ein ziemlich besonderer Superheld, der eigentlich lieber ein ganz normaler Junge sein will, aber gerade in dieser Gestalt fühlt er sich immer krank. Er hat tolle Eltern, aber die haben ...

Animal Jack ist ein ziemlich besonderer Superheld, der eigentlich lieber ein ganz normaler Junge sein will, aber gerade in dieser Gestalt fühlt er sich immer krank. Er hat tolle Eltern, aber die haben große Sorgen. Seine Mutter ist auf Stellensuche, aber sie bekommt nur Absagen und wenn sich das nicht bald ändert, müssen sie ihr Haus verkaufen. Da muss Jack doch unbedingt etwas unternehmen. Er weiß von einem Schatz, der nicht allzu weit unter einem Berg liegt. Und so macht er sich zusammen mit seiner Freundin Gladys auf den Weg dorthin, denn mit dem Schatz in den Händen wären seine Eltern alle Sorgen los. Doch erstmal gilt es, heftige Abenteuer zu bestehen. Vor ihnen, dahinter, überall lauern Gefahren und es ist nur Jack's Fähigkeit, sich in verschiedenste Tiere zu verwandeln, zu verdanken, dass das Ganze nicht aussichtslos ist.
Eine spannende Comicgeschichte erwartet uns hier, toll gezeichnet und die Farben dazu spiegeln wieder, wie gefährlich es für die beiden Kinder immer wieder wird. Die Mischung aus alltäglichen Problemen und Fantasie und dann das schöne Ende, das uns aufzeigt, was wirklich wichtig ist im Leben, macht richtig viel her und überzeugt kleine und auch die großen (Mit)-Leser auf ganzer Linie.

Veröffentlicht am 28.07.2023

Fünf junge Menschen, ihre Freundschaft und der Beginn des Erwachsenwerdens

Das Leben ist kein Himbeereis
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Arthur und Mila, Luh, Liz und Max, als Kinder haben sie sich gefunden und sind zusammen durch Dick und Dünn gegangen. Echte Freunde, nichts konnte die gemeinsame Freundschaft auseinanderbringen und jetzt. ...

Arthur und Mila, Luh, Liz und Max, als Kinder haben sie sich gefunden und sind zusammen durch Dick und Dünn gegangen. Echte Freunde, nichts konnte die gemeinsame Freundschaft auseinanderbringen und jetzt. Jetzt sind sie Jugendliche, ihre schon immer große Verschiedenheit nimmt zu. Man fühlt sich, so anders und dann ist da noch die Liebe zwischen Max und Mila, die aus der kindlichen Gemeinsamkeit gewachsen, in ihre Reihen tritt. Was wird geschehen. Gibt es einen Weg, die Freundschaft zwischen den fünf auf eine ander Ebene zu stellen, auf Sicht gesehen etwas Erwachsenes daraus zu machen. Oder wird es zunehmend Enge und Eingrenzung und es geht etwas zu Ende, so bitter und traurig es auch ist.
Dieses Buch bietet eine tolle Geschichte, perfekt austariert und auf Augenhöhe zu seinem jugendlichen Lesepublikum. Auf die ein oder andere Weise hat man das Gefühl, sich hier selbst zu erkennen, in den Gedanken, dem Ausprobieren, der Forcierung hin zu mehr Individualismus und eigenen Zielen. Aber man erlebt auch, wie wertvoll Freundschaft ist, die Gemeinschaft und vielleicht ändert sich ja hier etwas und bleibt trotzdem bestehen.
Eine Geschichte, die richtig gut funktioniert und sie zu lesen, bringt jede Menge authentischen Lesespaß.