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Veröffentlicht am 24.09.2023

Wunden

Wellenkinder
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Bei Liv Marie Bahrows Roman "Wellenkinder" haben mich der Titel und das Cover direkt neugierig gemacht, weil sie mich einen Schauplatz an der Ostsee vermuten lassen haben.

Der historische Roman spielt ...

Bei Liv Marie Bahrows Roman "Wellenkinder" haben mich der Titel und das Cover direkt neugierig gemacht, weil sie mich einen Schauplatz an der Ostsee vermuten lassen haben.

Der historische Roman spielt auf drei Zeitebenen, der Gegenwart, in der DDR um das Jahr 1970 herum und 1945 zum Kriegsende, als viele Frauen und Kinder über die Ostsee aus Ostpreußen flohen.

Jan lebt 2022 frisch getrennt von der Mutter seines Kindes in Berlin, stammt aber aus Rügen. Seit seine Mutter vor gut 30 Jahren, kurz nach der Wiedervereinigung verschwand, hält er sich von dort fern und pflegt ein sehr distanziertes Verhältnis zu seinem Vater, bis ein Vorfall dafür sorgt, dass er zurück in seine Heimat muss. Oda versuchte 1970 von Boltenhagen über die Ostsee fliehen und landet dann aber schwanger in einem DDR-Gefängnis und Margit, selbst noch ein Kind, rettete 1945 auf einem Flüchtlingsschiff einen kleinen Jungen vor dem Ertrinken. Inwiefern alle miteinander in Zusammenhang stehen, klärt sich erst im weiteren Verlauf der Handlung.

Grundsätzlich fand ich die verschiedenen Handlungsstränge und ihren jeweiligen historischen Hintergrund sehr spannend und die Autorin schildert die Bedingungen in Deutschland um das Kriegsende herum und im DDR-Gefängnis auch sehr authentisch und ungeschönt, sodass man eine Vorstellung von den Grausamkeiten bekommt, die den Menschen widerfahren sind. Allerdings blieb mein Verhältnis zu den Protagonist:innen eher distanziert und ich konnte mich so nicht so richtig in sie hineinversetzen, wodurch mich die Handlung nicht so sehr gefesselt hat, wie die anderer historischer Romane, die sich mit der DDR und/oder der Nachkriegszeit beschäftigen. Nichtsdestotrotz ist dies ein wichtiger Roman, der an interessanten Schauplätzen spielt und dazu beiträgt, dass dies alles nicht so schnell in Vergessenheit gerät.

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Veröffentlicht am 15.09.2023

Etwas anders als erwartet

Nachts erzähle ich dir alles
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Léa, die in München ein kleines Café mit französischer Patisserie betreibt, flieht im Sommer mehr oder weniger nach Frankreich in das Ferienhaus ihrer verstorbenen Großeltern an der Côte d'Azur, um sich ...

Léa, die in München ein kleines Café mit französischer Patisserie betreibt, flieht im Sommer mehr oder weniger nach Frankreich in das Ferienhaus ihrer verstorbenen Großeltern an der Côte d'Azur, um sich über einige Dinge klar zu werden. Direkt am ersten Abend lernt sie ein Teenager-Mädchen kennen, das am nächsten Morgen plötzlich tot ist und beginnt gemeinsam mit deren älterem Bruder Émilie nachzuforschen, was genau passiert ist. Außerdem erfährt sie von einer alten Freundin ihrer Mutter auch viel über ihre eigene Vergangenheit und die ihrer Mutter.

Durch den Klappentext hatte ich teilweise etwas andere Erwartungen an das Buch, fand aber vieles, was darin angesprochen wurde, sehr interessant und auch teilweise zum Nachdenken anregend. Es ist definitiv kein seichter Sommer- oder Liebesroman vor der Kulisse der Cote d'Azur. Manchmal ging es mir aber etwas zu sehr um das Selbstfindungsthema, insbesondere auch in sexueller Hinsicht. Mir persönlich wäre es lieber gewesen, wenn der Focus auf komplett auf Léa, Émilie und den Gründen für den Tod seiner Schwester gelegen hätte, ohne Léas Familiengeschichte zu genau zu durchleuchten.

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Veröffentlicht am 03.09.2023

Ein neuer Fall für Alma Täuber

Fräulein vom Amt – Spiel auf Leben und Tod
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Der neue Fall der historischen Krimireihe um das "Fräulein vom Amt" Alma Täuber spielt im Jahr 1925, als viel Prominenz nach Baden Baden reist, weil dort ein internationaler Schachturnier stattfindet und ...

Der neue Fall der historischen Krimireihe um das "Fräulein vom Amt" Alma Täuber spielt im Jahr 1925, als viel Prominenz nach Baden Baden reist, weil dort ein internationaler Schachturnier stattfindet und Schach gerade stark in Mode kommt. Auch Almas (heimlicher) Partner, der Kriminalkommissar Ludwig Schiller ist fasziniert von dem Spiel. Alma beschäftigt aber vor allem der der Tod der Cousine einer Kollegin, die tot in einer großen Wäschetrommel in einer Dampfwaschanstalt gefunden wurde, was zunächst als Unfall oder Selbstmord abgetan wird. Bei den Nachforschungen zum Umfeld der Toten stößt Alma schnell auf ein verruchtes Tanzlokal.

Es war wieder sehr interessant und spannend, mit der mutigen Alma auf Zeitreise ins Baden Baden der 20er Jahre zu gehen, wo es um Gleichberechtigung noch schlecht bestellt war, Alma und ihre beste Freundin aber das Beste aus den Umständen machen. Da die Krimireihe aber ja "Das Fräulein vom Amt" heißt, sollte meiner Meinung nach Almas Beruf noch eine etwas größere Rolle bei den Mordfällen spielen, wie es im ersten Teil auch der Fall war. Mittlerweile beeinflusst er hauptsächlich ihr Privatleben, da sie für den Beruf ledig bleiben muss und sich so nicht zu Ludwig bekennen kann. Als Ermittlerin gibt Alma sich manchmal auch etwas zu leichtfertig in Gefahr, auch wenn sie mir ansonsten in ihrer Art sehr sympathisch ist. Der Schreibstil des Autorinnen-Duos war auch diesmal wieder gut lesbar.

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Allmählicher Abschied von den Großeltern

Sylter Welle
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In "Sylter Welle" beschäftigt sich der Autor mit seinen Großeltern und insbesondere mit den gemeinsamen Sylt-Urlauben auf dem Campingplatz in seiner Kindheit und Jugend. Vor kurzem war er dann noch einmal ...

In "Sylter Welle" beschäftigt sich der Autor mit seinen Großeltern und insbesondere mit den gemeinsamen Sylt-Urlauben auf dem Campingplatz in seiner Kindheit und Jugend. Vor kurzem war er dann noch einmal als erwachsener Mann mit seinen noch lebenden Großeltern in einer Ferienwohnung auf Sylt, viele alte Erinnerungen kamen dabei hoch, er musste aber auch miterleben, wie insbesondere sein Opa langsam abbaut.

Max Richard Leßmann ist es sehr gut gelungen, die mehr oder weniger liebenswerten Schrulligkeiten seiner Großeltern einzufangen, von denen manche einem von den eigenen Großeltern bekannt vorkommen, ebenso wie einige Anekdoten aus der Familiengeschichte. Zwischendurch geht er aber auch sehr feinsinnig darauf ein, wie seinen Großeltern das Alter doch immer mehr zusetzt, was ihm als Enkel auch sehr nahe geht. Etwas mehr hätten für mich noch die Insel Sylt und die gemeinsamen Erlebnisse dort im Mittelpunkt stehen können, da sich doch recht viele der erwähnten Begebenheiten anderswo zugetragen haben.

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Veröffentlicht am 20.08.2023

Noch einmal neu beginnen

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
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Der neue Roman der österreichischen Autorin Doris Knecht handelt von einer geschiedenen Frau Anfang 50, deren Zwillinge nach der Matura langsam auf eigenen Beinen stehen, sodass sie sich überlegen muss, ...

Der neue Roman der österreichischen Autorin Doris Knecht handelt von einer geschiedenen Frau Anfang 50, deren Zwillinge nach der Matura langsam auf eigenen Beinen stehen, sodass sie sich überlegen muss, wie es in ihrem eigenen Leben weitergehen soll. Die 150qm Familienwohnung ist dann zu groß und ohne den Unterhalt für die Kinder auch zu teuer für sie allein. Für alles, was schön und gut gelegen ist und sie sich leisten kann, müsste sie mit viel weniger Platz klar kommen und sich von lieb gewonnenen Dingen und Gewohnheiten trennen und sich auch daran gewöhnen, dass sie nun wieder komplett allein lebt.

Diese Situation wird vielen Müttern bekannt vorkommen, aber nicht nur diesen, es geht zugleich auch um das Verhältnis zu den eigenen, älter werdenden, Eltern, die noch einer anderen Generation entstammen und dem unter Geschwistern. Doris Knecht schildert in ihrer Erzählung anschaulich viele Begebenheiten, die einem bekannt vorkommen und man kann sich, ob selbst Mutter oder nicht, gut in die Protagonistin und ihre Gedankengänge hineinversetzen und muss manchmal auch schmunzeln. Eine spannende Rahmenhandlung bietet der Roman aber eher weniger, es geht um Alltägliches und darum, einen Weg für sich selbst zu finden, der einen möglichst zufrieden macht, auch wenn nicht alles perfekt ist.

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