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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2017

Wenn die Hoffnung stirbt

Ermordung des Glücks
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Ein 11jähriger Junge wird seit 34 Tagen vermisst, das Leben der betroffenen Familie wird von Tag zu Tag mehr aus der Bahn gebracht. Als Lennard schlussendlich tot aufgefunden wird, übernimmt es Ex-Kommissar ...

Ein 11jähriger Junge wird seit 34 Tagen vermisst, das Leben der betroffenen Familie wird von Tag zu Tag mehr aus der Bahn gebracht. Als Lennard schlussendlich tot aufgefunden wird, übernimmt es Ex-Kommissar Jakob Franck, die Nachricht zu übermitteln. Jedoch die Mutter rechnet noch nicht mit dem Schlimmsten. Als sie die Nachricht endlich beginnt zu verstehen, bricht ihre gesamte Welt zusammen. Und sie hat Fragen. Wo war ihr Junge in all dieser Zeit? Wer hat ihn in den Wochen gesehen? Wer hat ihrem Kind das angetan? Der pensionierte Kriminalbeamte Jakob Franck stürzt sich in die Ermittlungen. Dieser Fall betrifft ihn in ganz besonderer Weise, gibt es doch auch in seiner Familie einen ähnlichen Fall, der ebenfalls dramatisch endete. So kämpft Jakob nicht nur für Lennard und seine Eltern, sondern auch für sich selbst. Vergangenheitsbewältigung am aktuellen Fall, ob das gut geht?

Mit seinem Kriminalroman „Ermordung des Glücks“ hat der Autor Friedrich Ani ganz großes geleistet. Selten empfand ich beim Lesen die Szenen als so brutal real, wie hier. Die Angst der Mutter ist nahezu greifbar, ihre Hoffnung so trostlos. Die Qualen und Schmerzen, die dieser schlimme Schicksalsschlag für die Familie auslöst, sind dunkel und vernichtend. Alles hat sich für die Familie geändert und das ist für mich körperlich fühlbar. Atmosphärisch dicht ist die Story selbst, hervorragend ausgearbeitet sind die Charaktere. Das Lesen verleiht mir immer wieder Gänsehautschauer. Der Schreibstil des Autoren ist unfassbar brillant, das verwendete Tempo unterstützt die Spannung.

Sehr gerne vergebe ich dem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es uneingeschränkt weiter. In höchstem Maße anspruchsvolle Krimikost, die nicht so leicht zu verdauen ist – das erwartet den Leser bei der Lektüre. Sicher kein Buch für nebenbei, es möchte die Aufmerksamkeit des Lesers und erarbeitet werden. Dafür wird man dann mit exzellenter Unterhaltung belohnt.

Veröffentlicht am 08.09.2017

Dänisch, dunkel, hart

Oxen. Das erste Opfer
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Angesehen dänische Mitbürger werden brutal ermordet in Dänemark und im Ausland, daruntewr Ex-Botschafter, Anwälte. Den Morden geht jedes Mal ein makabrer wie grauenvoller Akt voraus, den die Opfer natürlich ...

Angesehen dänische Mitbürger werden brutal ermordet in Dänemark und im Ausland, daruntewr Ex-Botschafter, Anwälte. Den Morden geht jedes Mal ein makabrer wie grauenvoller Akt voraus, den die Opfer natürlich nicht erkennen und vollkommen unterschiedlich darauf reagieren. Was hat es mit den seltsamen Morden auf sich? Niels Oxen, ein ehemaliger Elitesoldat, der schwer traumatisiert ist und mit seinen eigenen Dämonen kämpft, nimmt den Krieg gegen einen einflussreichen Geheimbund auf. Doch hat er genügend Kräfte, lebt er doch im Moment in den Wäldern Dänemarks zusammen mit seinem Hund Mr. White abseits der Zivilisation und überlebt mehr schlecht als recht. Aber es gibt da noch die Geheimdienstmitarbeiterin Margrethe Franck, die Oxen unterstützen möchte.

Der Schreibstil des Autoren ist genial: mit kurzen und prägnanten Kapiteln, verschnellert er das Tempo und hebt die Spannung an. Dass mit den Kapiteln auch die Schauplätze wechseln, macht das Lesen noch einmal um einiges mehr interessant. Der Spannungsbogen ist auf ungeheuerlich hohem Niveau. Der Protagonist Niels Oxen ist ein ebenso starker wie verletzlicher Charakter, klug, hart und unerbittlich. Die Nebenfiguren fügen sich unglaublich gut ins Gesamtbild. Jens Henrik Jensen erschafft eine riesige Realitätsnähe, die mich beim Lesen erschaudern lässt. Die Geschichte selbst ist ausgeklügelt und fesselnd, ja sie zieht mich förmlich in einen Bann und es fällt mir schwer, das Buch zur Seite zu legen. Die Sprache, die der Autor verwendet, ist direkt und schnörkellos, die Dialoge sind lebendig.

Natürlich vergebe ich die volle Punktzahl: fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle das Buch uneingeschränkt weiter. Leser, die hervorragende und anspruchsvolle Literatur lieben sind mit diesem ausgetüftelten Thriller genau richtig beraten. Ich persönlich sehne schon die nächsten Teile der Trilogie herbei!

Veröffentlicht am 08.09.2017

Dein Leben in einem Buch

Und du kommst auch drin vor
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Die junge Referendarin Frau Müller ist sichtlich mit ihrer Klasse überfordert und die Jugendlichen tanzen ihr auf der Nase herum. Trotzdem unternimmt sie mit der Klasse einen Ausflug zur städtischen Bibliothek, ...

Die junge Referendarin Frau Müller ist sichtlich mit ihrer Klasse überfordert und die Jugendlichen tanzen ihr auf der Nase herum. Trotzdem unternimmt sie mit der Klasse einen Ausflug zur städtischen Bibliothek, dort findet im Rahmen einer Buchwoche die Lesung der Autorin Leah Eriksson statt. Sie liest aus ihrem Werk „Dinge, die du nie erfährst!“ vor. Eigentlich hört niemand aus der Runde zu. Nur Kim Josephine, denn sie schnappt ein paar Brocken auf, mehr unbeabsichtigt und ist dann fasziniert. Das ist Doch ihr Leben, was diese Leah da vorliest und ihre Sprache! Diese Autorin hat ihr Leben gestohlen! Klar weiß Kim selbst, das klingt unglaubwürdig bis verrückt, und so ist sie auch nicht verwundert, dass sie ihre beste Freundin Petrowna erst davon überzeugen muss, dass sie Recht hat. Was die beiden Mädchen dann aber in dem Buch weiter lesen, ist erschreckend. Können sie das Schicksal, das dem Mädchen im Buch und somit Kim widerfährt noch abwenden?

Die Autorin Alina Bronsky schreibt in herrlicher und frischer Sprache, was das Lesen sehr angenehm und flüssig macht. Die Geschichte vom Buch im Buch finde ich super interessant und außerordentlich gelungen. Das verwendete Tempo ist zügig und lässt die Seiten nur so dahin fliegen. Die Charaktere sind allesamt liebenswert und sprühen vor Leben. Die Dialoge sind voller Realität und machen das Buch aus. Der Plot ist abgefahren, ja, aber durchaus tiefsinnig und versteckten Botschaften durch-sät. Selbstfindung, Freundschaft, Liebe, Familie, die Wichtigkeit der eigenen Person – all diese Themen hat Alina Bronsky hervorragend in Szene gesetzt.

Von Herzen gerne vergebe ich diesem Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es uneingeschränkt weiter. Dies ist ein Coming-of-Age-Roman, voller Humor aber zugleich zum Nachdenken anregend. Dies ist ein Jugendbuch, doch auch ich habe mich beim Lesen exzellent unterhalten gefühlt. Ganz klar hat das Buch das Zeug zum Pageturner, ich habe es verschlungen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie die Geschichte ausgeht.

Veröffentlicht am 07.09.2017

Reif für die Insel

Hund aufs Herz
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Lara bekommt aus völlig heiterem Himmel von ihrem Ehemann Marcel die Nachricht, dass er nach fast 20 Jahren Ehe die Scheidung wünscht, er habe eine andere, die noch dazu in der gemeinsamen Firma tätig ...

Lara bekommt aus völlig heiterem Himmel von ihrem Ehemann Marcel die Nachricht, dass er nach fast 20 Jahren Ehe die Scheidung wünscht, er habe eine andere, die noch dazu in der gemeinsamen Firma tätig ist, uns sie sei schwanger. Er habe sich immer Kinder gewünscht und sie, Lara, habe das ignoriert. Natürlich fühlt Lara sich, als ob jemand ihr den Boden unter den Füßen wegzieht. Zunächst ist Lara völlig aufgeschmissen und versucht, bei gemeinsamen Freunden für ein paar Tage unterzukommen. Aber die Freunde schlagen sich allesamt auf Marcels Seite und Lara verbringt die erste Nacht in ihrem neuen Leben bei ihren Eltern. Sicher herzensgute Menschen, aber eben auch Eltern, das bleiben sie ein Leben lang. Da bekommt Lara also noch zusätzlich zu ihrem Schmerz gewisse Vorhaltungen über die eigenen gemachten Fehler. Glücklicherweise fällt ihr dabei schnell ihre wirklich beste Freundin ein: Wiebke. Die lebt allerdings auf Usedom. So beginnt für Lara eine Reise vom Ruhrgebiet und ab auf die Insel. Hier warten ganz neue Aufgaben und Abenteuer auf eine starke Frau, die sich nicht unterkriegen lässt.

Mit der Protagonistin Lara kann ich sofort mitfiebern und mitfühlen, eine starke Frau, die ihren eigenen Weg gehen muss. Gerade dieser Charakter ist der Autorin fantastisch geglückt. Völlig real geht sie durch Höhen und Tiefen, nach einer Nachricht, mit der sie nie gerechnet hätte. Der Schreibstil ist, wie immer bei der Autorin, frisch, fließend und harmonisch. Das Lesen ist angenehm, das verwendete Tempo unterstützt die Atmosphäre des Romans. Die Sprache natürlich, die eingearbeiteten Dialekte sind äußerst liebenswert.

Von Herzen gerne vergebe ich fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle das Buch selbstverständlich weiter. Leser, die ganz, ganz viel Herz und Humor serviert bekommen möchten und einfach mal wieder in ein Buch eintauchen und genießen möchten, kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten.

Veröffentlicht am 03.09.2017

Kidnapping

Finster ist die Nacht
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Detective Macy Greeley ist eine Sonderermittlerin der Landespolizei, sie wird überall dort eingesetzt, wo es keine Kriminalbeamten vor Ort gibt. Sie ist eine starke Frau, beißt sich durch alles durch, ...

Detective Macy Greeley ist eine Sonderermittlerin der Landespolizei, sie wird überall dort eingesetzt, wo es keine Kriminalbeamten vor Ort gibt. Sie ist eine starke Frau, beißt sich durch alles durch, auch durch ihre privaten Probleme. Als alleinerziehende Mutter des zweieinhalbjährigen Luke gibt sie trotzdem alles für ihren Beruf. Der Vater des kleinen Luke, Ray Davidson, sitzt für den Rest seines Lebens im Gefängnis. Unterstützt wird sie von ihrer Mutter Ellen. Sie dachte, dass sie in ihrem aktuellen Fall noch ganz am Anfang stünde, aber dann überschlagen sich die Ereignisse. Der bekannte Radiomoderator Philip Long wurde entführt, des nachts ruft er Macy an, im Glauben, die Nummer seiner Ehefrau gewählt zu haben. Macy kann Philip tatsächlich ausfindig mache, als das Unerwartete geschieht. Philip gerät vor Macys Auto, sie kann weder ausweichen, noch in Zeit bremsen. Sie erfasst Philip, ihr Wagen überschlägt sich, sie wird verletzt. Philip jedoch wird vor ihren Augen von einer Person in Motorradboots erschossen, Macy selbst kann nicht eingreifen. Selbst angeschlagen, nimmt sie die Ermittlungen erneut auf, jetzt handelt es sich jedoch um einen Mordfall. Die Täter scheinen schnell gefunden, aber ist in diesem Fall wirklich alles, wie es den Anschein hat?

In kurzen, markanten Sätzen erzählt die Autorin Karin Salvalaggio ihre Kriminalgeschichte. Die Gegend in Montana samt seinen Einwohnern beschreibt sie geradezu spröde. Das lässt mein Kopfkino starten, alles wirkt sehr real. Die Sprache, die die Autorin verwendet, ist knapp und präzise, ohne Schnörkel. Schon nach wenigen Sätzen war ich in der Geschichte angekommen, quasi hineingeworfen ins Geschehen. Die Protagonistin Macy Greeley gerecht, durchsetzungsstark und versucht, ihr Privatleben mit ihrem Beruf in Einklang zu bringen. Eine smarte Polizistin, mit der ich sofort mitleiden kann. Der Fall selbst zeigt auf, wie Polizeiarbeit tatsächlich funktioniert. Tempo und Spannung gefallen mir gut.

Nur zu gerne vergebe ich dem Buch verdiente fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es selbstverständlich weiter, an Leser, die gute sowie niveauvolle Krimis lieben. Ich habe das Buch an einem Wochenende durchgesuchtet und möchte nun auch bald die ersten beiden Bände in der Reihe um Macy Greeley lesen.