Ein Buch mit vielen Facetten
Die BücherjägerinDas Cover hat mich als Bücherwurm sofort angesprochen. Das Orange ist Geschmacksache, harmoniert aber sehr gut mit dem Blau. Der Titel steht im Wechsel mit liegenden Büchern auf dem Schutzumschlag. Auf ...
Das Cover hat mich als Bücherwurm sofort angesprochen. Das Orange ist Geschmacksache, harmoniert aber sehr gut mit dem Blau. Der Titel steht im Wechsel mit liegenden Büchern auf dem Schutzumschlag. Auf den ersten beiden Büchern sind zwei Schildkröten in blau abgebildet, die so sehr schön einen weiteren Aspekt des Inhalts sichtbar machen.
Die Bücherjägerin von Elisabeth Beer erschien im Dumont Buchverlag. Ich habe das gebundene Buch auf dem Bloggerevent des Verlages auf der Leipziger Buchmesse erhalten und mich sofort in Cover und Titel verliebt.
Die Geschichte wird von der Protagonistin Sarah aus der Ich-Perspektive erzählt. Sie lebt in der Kölner Villa ihrer verstorbenen Tante Amalia und hat sich der Restauration von Antiken Karten und Büchern verschrieben. Stets auf der Jagd nach besonderen Schätzen. Als weitere Figur spielt Benjamin eine wichtige Rolle. Seines Zeichens Bibliothekar in der British Library in London. Zusammen machen sich die beiden auf die Suche nach einer alten römischen Straßenkarte, genauer gesagt auf das fehlende erste Segment der Tabula Peutingeriana.
Mich hat die Geschichte sofort gefesselt. Hatte ich vor kurzem doch erst von einer Faksimile Werkstatt in der Steiermark gelesen und fasziniert verfolgt wie dort über das alte Handwerk berichtet wurde (Mehr dazu in Re-Invent yoour Company von Judith Grohmann). Bei der Bücherjagd musste ich irgendwie auch an das Manuskript von John Grisham denken, was mich total gefesselt hatte.
Aber Die Bücherjägerin hat mich um Weiten mehr fasziniert, weil ich einfach die Charakterisierung der zwei Protagonisten spannend fand. Sie sind nicht einfach 0815 Figuren, sondern haben ihre ganz eigene Note. Wie die Autorin im Nachwort so schön schreibt, ging es ihr unter anderem auch darum ein großes Spektrum an Diversität aufzuzeigen. Dabei legte sie aber nicht den Fokus auf die Andersartigkeit, sondern ließ alles als ganz normal stehen, wenn man normal in diesem Zusammenhang überhaupt sagen sollte. Ich war im ersten Moment etwas irritiert vom Gendern im Text, da es nicht konsequent durchgezogen wurde. Mit der Erklärung im Nachwort, machte es aber sofort Sinn und ließ die Art und Weise nochmal ganz anders nachklingen.
In diesem Zusammenhang war ich fasziniert von der Betrachtungsweise alter Segelschiffe und was es in den Personen auslöst. Ich möchte hier gar nicht soviel dazu sagen, nur dass Benjamin und ich aus historischen und privaten Gründen diese Boote ganz unterschiedlich wahrnehmen. Darüber habe ich mir persönlich noch nie Gedanken gemacht, fand diesen Anstoss aber sehr gekonnt eingeflochten. Es hat mir die Augen geöffnet.
Für mich war es eine spannende Bücherjagd mit vielen Facetten, die zum Nachdenken und darüber Reden einladen. Und quasi ein Verständnis für alles vermittelt, was von der Norm abweicht. Was auch immer die Basis einer solchen Norm ist. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung für alle Buchliebhaber und Schatzsucher von antiken Belegen aus aller Welt. Hier im besonderes des römischen Reiches. Und für jeden der einfach Lust hat auf ein spannendes Buch.