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Veröffentlicht am 16.03.2023

Silberregen glitzert nicht

Silberregen glitzert nicht
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In diesem Buch geht es um Emely. Ihr Tag ist voller Verantwortung. Verantwortung für ihre schulische Leistung, Verantwortung für ihre kleinen Geschwister und Verantwortung dafür, dass niemand erfährt, ...

In diesem Buch geht es um Emely. Ihr Tag ist voller Verantwortung. Verantwortung für ihre schulische Leistung, Verantwortung für ihre kleinen Geschwister und Verantwortung dafür, dass niemand erfährt, was bei ihr Zuhause los ist. Denn Emelys Mutter ist tablettensüchtig und die meiste Zeit nicht wirklich da.

WICHTIGES THEMA
Rund um die Veröffentlichung des Buches postete der mixtvision Verlag auf Instagram einige Informationen zum Thema Sucht. Zum Beispiel den Fakt, dass jedes 6. Kind in Deutschland in einer Familie mit Suchtkrankheit lebt. Sucht ist nicht unbedingt ein sehr präsentes Thema in der Gesellschaft, obwohl ihre Triggerfaktoren das sehr wohl sind. Das passiert immer nur den anderen, in der eigenen Familie gibt es so etwas nicht. Dabei ist Alkohol gesellschaftlich so enorm anerkannt und Tabletten haben die trügerische Wirkung, Symptome derart lindern zu können, dass die Hemmschwelle, sie einzusetzen, immer mehr nachlässt.

Tablettensucht oder Sucht im Allgemeinen ist also ein Thema, dass viel mehr Raum einnehmen sollte. Das nicht mehr tabuisiert werden sollte, sondern über das offen gesprochen werden sollte. Mit „Silberregen glitzert nicht“ wird das Thema auf eine Art behandelt, die auch Kinder schon gut verstehen können. Ich wusste schon vor dem Lesen, dass dieses Buch wehtun wird. Und genau das tut es. Es ist so verdammt schmerzhaft, diese Realität vieler Kinder mitzuerleben.

EMOTIONALE ZERISSENHEIT
Wie schon bei „Blitzeinschlag im Territorium“ hat Christine Werner die Protagonistin wunderbar dargestellt. Vor allem ihren Konflikt. Emely merkt natürlich, dass etwas nicht stimmt. Ihre Mutter schläft fast nur noch, ist für alles zu erschöpft, hat kurze Momente eines super glücklichen Hochs, nur um dann in ein noch längeres Tief zu fallen. Das kann einem jungen Mädchen nicht entgehen. Trotzdem realisiert Emely erst nach und nach, von was ihre Mutter geplagt wird. Sie findet erst gegen Ende Worte dafür.

Gerade diese Entwicklung miterleben zu müssen, war sehr schmerzhaft. Ich hätte so gerne alle Charaktere geschüttelt, um sie aufzuwecken und ihnen klar zu machen, dass sie so ein junges Mädchen nicht mit all der Verantwortung alleine lassen dürfen. Dass sie nicht die Augen davor verschließen dürfen, nur um die Wahrheit nicht ertragen zu müssen.

Vor allem Emelys innere Zerrissenheit war besonders aufwühlend. Weil sie so hin und her gerissen ist zwischen der Liebe, die sie für ihre Mutter empfindet, den schönen Erinnerungen, als es ihrer Mutter noch gut ging, und die Wut darüber, dass die Mutter jetzt nicht mehr wirklich da ist und in ihren guten Momenten Versprechungen macht, die sie dann nicht halten kann. Die Darstellung fand ich so realitätsnah, was sie beim Lesen aber auch so bedrückend macht.

SUCHT BLEIBT OFT UNBEMERKT
Besonders schlimm fand ich wirklich, dass so viele Menschen mit der Familie zu tun haben. Manche merken überhaupt nichts, wie beispielsweise Lehrer oder Nachbarn. Andere wissen Bescheid können aber nichts tun. So wie Emelys Onkel, der für einige Tage in die Wohnung der Familie zieht, um zu helfen, dann aber von der Mutter weggeschickt wird und einfach geht.

Oder der Vater der Familie, der unter der Woche immer beruflich unterwegs ist und nur an den Wochenenden nachhause kommt. Der weiß, was mit seiner Frau los ist, aber die Familie versorgen muss und vielleicht doch nicht ganz versteht, wie sehr Emely unter der Situation und unter der Verantwortung für zwei kleine Geschwister leidet.

Der einzige Mensch, der das Ausmaß des Problems auch nur ansatzweise zu erfassen scheint, ist ausgerechnet ein Kind. Nämlich Mathis, Emelys bester Freunde. Und für mich der eigentliche Star des Buches. Ich wünsche mir wirklich, jedes Kind hätte einen Freund wie Mathis. Denn er erkennt, dass es Emely nicht gut geht und versucht sie mit den unterschiedlichsten Dingen aufzumuntern, ohne sie dazu drängen zu wollen, sich ihm anzuvertrauen. Er ist einfach nur da. Er ist präsent und stützt Emely, bis sie sich wieder von alleine halten kann.

FAZIT
„Silberregen glitzert nicht“ hat mich wie schon das vorherige Buch der Autorin sehr bewegt. Die Thematik finde ich wie bereits erwähnt, gerade in der heutigen Gesellschaft enorm wichtig. Und ich finde es auch wichtig zu zeigen, wie viel Kinder mitten unter uns ertragen müssen und können. Obwohl sie es nicht sollten. Ich hoffe, viele betroffene Kinder, aber auch Freundinnen und Freunde lesen dieses Buch und fühlen sich verstanden und erkennen, wie sie sich oder Freund*innen helfen können. Auf Instagram teilte der mixtvision Verlag einige Hilfsangebote für Betroffene und Angehörige. Die möchte ich an dieser Stelle natürlich auch teilen: KidKit und NACOA Deutschland e.V.

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Veröffentlicht am 08.03.2023

Loveless

Loveless (deutsche Ausgabe)
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Themen: Asexualität und Aromantik

Meine Meinung
In »Loveless« geht es um Georgia, die gemeinsam mit ihren beiden besten Freunden aufs College wechselt. Eine aufregende neue Zeit beginnt und für Georgia ...

Themen: Asexualität und Aromantik

Meine Meinung
In »Loveless« geht es um Georgia, die gemeinsam mit ihren beiden besten Freunden aufs College wechselt. Eine aufregende neue Zeit beginnt und für Georgia damit vor allem die Suche nach der Liebe. Denn Georgia war noch nie in ihrem Leben verliebt und ist deshalb auch noch ungeküsst. Das soll sich auf dem College endlich ändern. Und helfen soll ihr dabei ihre Mitbewohnerin Rooney, die so offen mit ihrer Sexualität umgeht, dass sie sicherlich viele Erfahrungen mit Georgia teilen kann. Als auch Rooneys Ratschläge nicht zu Schmetterlingen im Bauch führen, fragt sich Georgia, ob sie überhaupt fähig dazu ist, romantische Liebe zu empfinden.

DER FOKUS
Der Titel des Buches und der grobe Inhalt lassen schon vermuten, worum es in diesem Buch geht. Und auch die Farbe des Covers ist ein guter Hint, wenn man die Ace Flagge kennt. Denn Thema des Buches »Loveless« ist Asexualität und Aromantik.

Doch was ist das eigentlich? Das werden sich sicher einige gefragt haben, als das Buch erstmalig auf dem deutschsprachigen Raum aufgetaucht ist. Ich würde mal behaupten, dass ich zumindest auf Instagram in einer sehr aufgeschlossenen Buchbubble unterwegs bin. Die Begriffe Asexualität und Aromantik sind da keine Fremdwörter mehr, einige Bookstagramer*innen haben sich das Label auch offen in die Bio gepackt.

Also wusste ich schon, was man unter Asexualität und Aromantik versteht. Nämlich das Nichtvorhandensein oder auch Kaumvorhandensein von sexueller oder romantischer Anziehung anderen Personen gegenüber. Aber ein wörtliches Verständnis für eine Sexualität zu haben, ist natürlich nicht damit zu vergleichen, einen Charakter dabei zu begleiten, wie er oder sie das über sich herausfindet.

Und genau das finde ich so wichtig! Ich finde es großartig, dass unterschiedliche Sexualitäten Einzug in Jugendbücher erhalten. Denn so viele Menschen werden sich damit identifizieren können und sich selbst besser verstehen lernen. Zu verfolgen, wie Georgia Schritt für Schritt zu sich selbst findet und versteht, wer sie ist, und das auch irgendwann akzeptiert, ist unbeschreiblich schön.

Ich fand es auch unglaublich menschlich, wie sehr Georgia mit dieser Erkenntnis hadert. Wie sehr Asexualität und Aromantik im Widerspruch zu der Zukunfsvision ihres Lebens steht. Und wie sie eben dennoch glücklich sein kann. Nämlich nicht mit romantischer Liebe, sondern mit einer genauso starken Liebe und Vertrautheit, die man Freunden gegenüber verspüren kann. In dieser Hinsicht ist »Loveless« etwas ganz, ganz besonders.

DIVERSITÄT
Und wenn wir schon bei Georgias Freunden sind, möchte ich auch zu ihnen ein paar Worte verlieren. Denn Diversität ist in diesem Freundeskreis ganz stark vertreten. Da wäre Pip, die schon weiß, dass sie nur auf Frauen steht. Sunil, der homosexuell ist, aber gleichzeitig auch asexuell. Er fühlt sich also romantisch zu Männern hingezogen, verspürt aber keine sexuelle Anziehung. Und zu guter Letzt Rooney, die mir wohl am meisten ans Herz gewachsen ist. Und die wohl auch noch am meisten über sich selbst zu lernen hat.


KLEINE KRITIKPUNKTE
Wie man so schön sagt: Nicht alles was glänzt ist Gold. Und deshalb habe ich auch ein paar Kritikpunkte vermerkt. Die betreffen aber nicht die Geschichte an sich, sondern kratzen eigentlich nur an der Oberfläche.

Zum Einen fand ich die Hörbuchsprecherin wirklich anstrengend. Anfangs hat mir noch gut gefallen, dass sie jeden Charakter auf eine andere Art gelesen hat, aber später empfand ich genau das auch als sehr anstrengend. Weil die Art zu lesen sehr übertrieben und affektiert war. Ich habe das Gefühl, dass ein paar Charaktere dadurch ganz anders wirkten als ich sie selbst lesend wahrgenommen hätte. Und das finde ich ein bisschen schade, weil diese Geschichte ja vor allem von den Charakteren getragen wird.

Zum Anderen war mir die Geschichte insgesamt ein bisschen zu lang. Ungefähr bei der Hälfte musste ich mal ganz tief durchatmen, weil die Geschichte soooo lang ist, ohne wirklich viel Inhalt zu bieten. Zwar fand ich die ganzen Shakespeare-Anekdoten und Theaterproben schon auch ganz cool, aber sie haben meiner Meinung nach doch sehr viel Raum eingenommen, ohne dass die Charaktere sich dabei besonders entwickelt hätten oder andere relevante Dinge für die Story geschehen sind. Das war dann leider etwas ermüdend, auch wenn das Ende das Ruder noch einmal rumgerissen hat.

FAZIT
Die Vorstellung, wie viele Jugendliche und (junge) Erwachsene dieses Buch lesen werden und ihnen ein Licht aufgeht (auch über sich selbst), erwärmt mir das Herz. Denn genau solche Bücher braucht diese Welt. »Loveless« hätte vielleicht nur ein bisschen zackiger voranschreiten können.

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Veröffentlicht am 08.03.2023

Das Begabte Kind

Der Hexenzirkel Ihrer Majestät. Das begabte Kind
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Eigentlich hatte ich dieses Buch gar nicht auf dem Schirm. Der Hexen-Hype geht total an mir vorbei, irgendwie reizt mich das Thema nicht so sehr wie viele andere. Trotzdem war ich sehr neugierig auf das ...

Eigentlich hatte ich dieses Buch gar nicht auf dem Schirm. Der Hexen-Hype geht total an mir vorbei, irgendwie reizt mich das Thema nicht so sehr wie viele andere. Trotzdem war ich sehr neugierig auf das Buch und gerade die Topic »Das begabte/besondere Kind« hat mich angesprochen.

DIVERSITÄT
Das ist das erste Wort, das mir bei diesem Buch einfällt. Denn »Der Hexenzirkel Ihrer Majestät« versucht möglichst divers zu sein. Sei es kulturelle Herkunft oder Sexualität. So gut wie jedes Thema hierzu wird angesprochen. Was ich grundsätzlich gut finde. Aber es war einfach viel.

So viel, dass Juno Dawson nicht jedem Thema gerecht werden konnte. Es gibt Themen, die mehr Aufmerksamkeit erhalten, wie beispielsweise Feminismus, Queerness oder kulturelle Herkunft. Leonie, eine der Protagonistinnen, gründet einen neuen Hexenzirkel, weil der HIM (Hexenzirkel Ihrer Majestät) sehr cis-hetero-normativ ist. Meist haben auch nur Frauen magische Begabungen. Zwar gibt es männliche Hexer, diese sind aber seltener und in der Regel auch nicht besonders mächtig.

Diese genannten Themen sind quasi allgegenwärtig und haben super gut zur Handlung gepasst und stellt die Gesellschaft in einer Art dar, die der Realität so nahe kommt. Man könnte sich vorstellen, dass es den Hexenzirkel in Groß Britannien tatsächlich geben könnte. Gleichzeitig sind das Themen, mit denen sich auch real existierende Organisationen beschäftigen. Beispielsweise was eine Organisation tut, die nur Frauen aufnimmt und dann mit Personen konfrontiert wird, die transgender sind. Die unterschiedlichen Ansichten der Charaktere fand ich super dargestellt, weil auch genau das die Realität widerspiegelt. In dieser Hinsicht fand ich das Buch wahnsinnig gelungen.

Allerdings sind es wie gesagt viele Themen, denen die Autorin nicht immer gerecht werden konnten. Manchmal kam es mir vor, als würde sie versuchen möglichst divers zu sein, in dem sie alle Themen benennt. Aber das ist dann auch nicht unbedingt eine besonders gute Repräsentation, wenn sie benannt werden oder die Charaktere random darüber diskutieren und das Thema damit total aus der Handlung heraussticht und sich nicht wirklich einfügt. Das hat mich teilweise leider wirklich aus der Geschichte gerissen, was doch schade ist. Viele viele wichtige, diverse Themen werden super gut dargestellt, es hätte gar nicht jedes mögliche Thema gebraucht.

CHARAKTERE
Ich hatte das Gefühl, dass im Fokus definitiv Niamh und Theo, das begabte Kind, stehen. Die beiden werden vom Schicksal zusammengeführt und bilden schon bald eine Einheit. Die Dynamik ihrer Beziehung mochte ich wahnsinnig gerne. Ich fand es schön, mitanzusehen, wie sie immer mehr Vertrauen zueinander schöpfen und sich aufeinander verlassen.

Gleichzeitig fand ich die Kombination aus den anderen Charakteren sehr interessant. Da ist die ehrgeizige Helena, die den Hexenzirkel über alles stellt. Leonie mit ihrem neuen Zirkel, die sich irgendwie noch ein bisschen selbst zu suchen scheint. Und Elle mit ihrer Familie, die nichts über ihre Fähigkeiten weiß,

EMOTIONALE DISTANZ
Der einzige wirkliche Kritikpunkt, den ich an dieses Buch habe, ist, dass ich den Schreibstil etwas distanziert habe. Ich fand die Themen klasse, ich mochte die Kombination der verschiedenen Charaktere, über den Weltenbau müssen wir gar nicht erst reden, denn der war grandios.

Und trotzdem ging mir die Handlung einfach nicht nahe genug. Da war noch so viel Raum zwischen mit und den Charakteren. Zwischen mir und ihren Emotionen, dass mir das mitfühlen teilweise wirklich schwer gefallen ist. Es gab durchaus Stellen, die dazu getaugt hätten, einem das Leser*innenherz aus der Brust zu reißen. Aber diese Gefühle blieben leider weitestgehend aus. Ich hätte mir gewünscht, mehr in die Geschichte eintauchen zu können. So blieb immer eine gewisse Distanz, die das Buch dann leider auch einen Stern Abzug kostet.

FAZIT
Insgesamt hätte »Der Hexenzirkel Ihrer Majestät - Das begabte Kind« das erste Jahreshighlight werden können. Sowohl Weltenbau als auch die Charaktere und ihre Entwicklung haben mich extrem überzeugt. Lediglich der Schreibstil hat mich nicht vollends überzeugt, weil er mich nicht richtig in die Geschichte gezogen hat. Die Handlung hätte in mir weitaus mehr Emotionen wecken können als sie es getan hat. Das ist aber ein Kritikpunkt, von dem ich glaube, dass er von Buch zu Buch besser werden könnte, weshalb ich den zweiten Band auf jeden Fall lesen möchte. Außerdem endet der Reihenauftakt mit einem fiesen Cliffhanger.

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Veröffentlicht am 07.10.2023

This is our time

This is Our Time
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Dieses Buch klingt so harmlos. Praktikantin wird zum Serienstar und darf vor der Kamera den heißesten Schauspieler dieser Generation küssen. Aber es steckt so viel mehr dahinter. Denn die Schattenseiten ...

Dieses Buch klingt so harmlos. Praktikantin wird zum Serienstar und darf vor der Kamera den heißesten Schauspieler dieser Generation küssen. Aber es steckt so viel mehr dahinter. Denn die Schattenseiten von Hollywood sind spürbar, auch wenn sie nicht direkt thematisiert werden.

ZU ALT FÜR DAS BUCH?
Das erste Kapitel von “This is our Time” hat mich sofort mitgerissen. Der Schreibstil ist nicht unbedingt etwas besonderes, wie ich finde, aber lässt sich wirklich gut lesen, sodass die Seiten nur so dahin fliegen. Das erste Kapitel, in dem Fernes Familie vorkommt, hat mich dann etwas stocken lassen. Das Buch gehört dem New Adult-Genre an, zu dessen Zielgruppe ich mich definitiv noch zähle. Die Hauptcharaktere sind um die 20, was für dieses Genre und die Zielgruppe auch ganz normal ist. Trotzdem kamen sie mir irgendwie jünger vor. Gerade die Szenen mit Fernes Familie hätten auch super gut in einem Jugendbuch vorkommen können, Ferne wirkte nicht immer wie die Studentin, die sie ist. Bei Rio war es ähnlich, wobei er manchmal auch deutlich, deutlich älter wirkte, was vermutlich auch mit seiner Vergangenheit zu tun hat.

Aber insgesamt habe ich persönlich mich ein bisschen zu alt für das Buch gefühlt. Verstärkt wurde dies noch von Dialogen, in denen “haha” vorkam. Ein Charakter sagt zum Beispiel mal “Haha, als ob” und das kommt mir so extrem umgangssprachlich und jugendlich vor, dass ich mich beim Lesen richtig alt gefühlt habe. Vielleicht kommt es mir auch nur so extrem vor, weil ich das nicht erwartet habe. Aber ich habe mir beim Lesen wirklich gedacht: Dieses Buch ist für jüngere Leser*innen gedacht und nicht für mich. Was total okay ist. Ich finde es einfach nur sehr schade für mich persönlich, weil ich mich dadurch auch einfach nicht so gut in die Charaktere hineinversetzen konnte.

FERNE RESNIK
Abgesehen davon, dass Ferne teilweise etwas jünger auf mich wirkte als sie ist, mochte ich sie aber sehr gerne. Ich mag es, wie selbstzufrieden sie ist. Sie bekommt sowohl von Rio, als auch von Lidia, einer weiteren Schauspielerin am Set, ständig abfällige Kommentare über ihre “Girl next door”-Ausstrahlung und ihre normale Figur um die Ohren geknallt. Aber sie lässt sich davon nicht beeindrucken. Sie hat deswegen nicht Selbstzweifel oder denkt, dass sie abnehmen muss, um eine Topmodel-Figur wie Lidia zu haben. Das fand ich wirklich schön, es war sehr wholesome über so eine Protagonistin zu lesen, weil es einem auch selbst das Gefühl gibt, dass es okay ist, wie man ist. Daher großes Kompliment für Fernes Darstellung. Die ein Girl next door ist und damit auch vollkommen zufrieden ist.


RIO MCQUOID
Was Rio angeht, wird das ganze schon schwieriger. Er ist ein riesiges Arschloch und natürlich ist das gewollt so. Seine Vergangenheit wird ein bisschen beleuchtet, sodass seine Handlungsweisen auch nachvollziehbar sind. Und er soll ja auch noch eine Entwicklung durchmachen. Trotzdem ist er ein erwachsener Mann und ich habe mir ganz oft gedacht, dass er sich mal zusammenreißen soll. Klar, kann dich die Vergangenheit verkorksen und dann fehlen dir vielleicht auch gewisse Sozialkompetenzen und vielleicht ist die ablehnende Haltung auch irgendwie eine Schutzmauer. Aber wenn du dich aufführst, wie ein Arsch, dann ist das deine eigene Entscheidung. Und irgendwie bin ich es so leid, dass sowas immer auf die “schwere Kindheit” geschoben wird. Und das ist wirklich eine rein subjektive Meinung. Denn wie gesagt: Rios Charakter und die Entwicklung sind total plausibel dargestellt und kommen nicht von irgendwo her. Sie waren nur einfach nicht mein Fall. Weshalb die Liebesgeschichte für mich dann auch leider nicht so wirkungsvoll war.

Denn ganz ehrlich? Ich persönlich kann absolut nicht nachvollziehen, wie man sich in eine Person verlieben kann, die kurz zuvor noch richtig gemein zu mir war. Und nicht mal hintenrum gemein, sondern total offensichtlich und bloßstellend gemein. Ich als Person würde über sowas nicht hinwegkommen. Auch hier möchte ich wieder sagen: Alles absolut plausibel dargestellt, die Annäherung und das Gefühle entwickeln geht dann zwar doch ziemlich schnell, aber trotzdem sehr nachvollziehbar. Nur für mich persönlich wäre Rio nach seinem Verhalten ein absolutes No Go, weshalb ich Fernes sich entwickelnde Gefühle selbst nicht fühlen konnte. So gar nicht. Leider. Gedanken wie “Ich spüre, wie mein verfluchter Schwanz in meiner Hose durchdreht” (S. 324) machen Rio für mich leider auch nicht sympathischer – abgesehen davon, dass diese Art von Spice nicht mein Fall ist.

Ferne reagiert oft sehr erwachsen und reflektiert. Wie gesagt, das fand ich super. Trotzdem hätte ich sie gerne geschüttelt, damit sie sich Rios toxischen Mist gar nicht erst gibt.

FAZIT
“This is our Time” fasziniert mich ein bisschen. Weil ich es spannend finde, dass ich gut durchdachte, vielschichtige Charaktere schätzen kann und gleichzeitig aber sagen kann, dass sie absolut nicht mein Fall sind. Und es gibt durchaus miese Charaktere, deren Geschichte ich dennoch genießen kann. Aber bei “This is our Time” war das leider nicht der Fall. Das Voranschreiten der Dreharbeiten habe ich gerne verfolgt, aber die Liebesgeschichte zwischen Ferne und Rio war schon beinahe schmerzhaft mit zu erleben, weil Rio so ein Mistkerl ist. Dieses toxische Arschloch-Verhalten ist für mich persönlich nicht zu entschuldigen und dadurch kann ich eine Liebesgeschichte mit so einem Kerl auch einfach nicht fühlen.

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Veröffentlicht am 24.09.2023

It happened with you

It happened with you
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Sowohl Hannah als auch Fox hat man bereits im ersten Band, “It happened one summer”, kennen gelernt. Die beiden waren mir da schon auf Anhieb sympathisch, auch wenn sich noch keine so richtig enge Bindung ...

Sowohl Hannah als auch Fox hat man bereits im ersten Band, “It happened one summer”, kennen gelernt. Die beiden waren mir da schon auf Anhieb sympathisch, auch wenn sich noch keine so richtig enge Bindung aufgebaut hat. Das haben die beiden in ihrer eigenen Lovestory dann aber nach geholt. Vor allem Fox ist mir sehr schnell sehr doll ans Herz gewachsen.

DIE CHARAKTERE
Fox wird zu Beginn nämlich als klassischer Womanizer dargestellt. Aber schnell wird klar, dass er diese Rolle eigentlich nie wollte. Andere Leute haben ihn nur aufgrund seines Aussehens in diese Schublade gequetscht und irgendwie schafft es es einfach nicht, sich da alleine rauszukämpfen. Und wahrscheinlich ist es auch einfacher, die Erwartungen der Leute auf diese Weise zu erfüllen, anstatt immer dafür zu kämpfen, dass man eigentlich ganz anders ist. Vor allem, wenn das “Frauen aufreißen” das einzige ist, in dem man als Person ernst genommen wird. Diesen Konflikt von Fox fand ich so nachvollziehbar dargestellt, dass mir einfach ganz warm ums Herz wurde.

Hannah hingegen ist von Anfang an eher unscheinbar. Wie ein Mauerblümchen wirkt sie neben Fox. Und das ist auch einer ihrer Konflikte. Sie wäre gerne eine Hauptperson, fühlt sich aber wie ein Nebencharakter in ihrem eigenen Leben. Ihre Entwicklung führt also relativ klassisch zu mehr Selbstbewusstsein. So schafft Hannah es endlich, sich in ihrem Job zu behaupten und auch die Aufmerksamkeit ihres Chefs auf sich zu ziehen.

In Kombination sind Hannah und Fox ein absoluter Traum. Das Mauerblümchen und der Womanizer, das funktioniert in diesem Buch so, so gut, dass ich mir ziemlich lange sicher war, dass dieses Buch ein absolutes 5 Sterne-Buch werden würde. Denn die Chemie zwischen den beiden war so spürbar und Fox war so süß und toll. Und so wie ich hier gerade schwärme, könnt ihr euch bestimmt denken, dass ein Aber folgen wird. Und das tut es auch.

Denn während ich anfangs alles noch wirklich toll fand und auch Fox’ inneren Konflikt extrem gut nachempfinden konnte, ging mir genau dieser irgendwann gewaltig auf den Keks. Weil ich sein Rumgejammere darüber, dass ihn jeder für einen Aufreißer hält, nicht mehr ertragen konnte. Es ist natürlich immer schwer, aus seiner Haut zu kommen, aber während Hannah so eine tolle Entwicklung durchgemacht hat, ist Fox ziemlich lange auf der Stelle gestanden. Und hat Hannah damit von sich gestoßen. Was als Drama-Point in einem Liebesroman natürlich irgendwie wirkungsvoll und vor allem Standard ist. Aber da hat mir gegen Ende einfach was gefehlt, um Fox’ Gedanken auch nur im geringsten nachvollziehen zu können.

SPICY
Spice in Büchern ist absolut nicht mein Fall. Im ersten Band fand ich das echt noch okay, weil man die spicy Szenen ziemlich gut überspringen konnte. Da war die Handlung und der Spice. Und ja, ich fand einige Sexszenen super seltsam. Dirty Talk ist auch einfach nicht meins, vor allem nicht auf diese Weise.

Aber in Band 2 ist das anders. Und das leider nicht auf gute Weise. Denn hier gibt es auch Sexszenen, die man gut überspringen kann. Aber es gibt auch hochemotionale Szenen, in denen die Charaktere richtig tief in sich blicken lassen, in denen es sehr traurig und herzzerreißend ist und dann … haben Hannah und Fox einfach Sex. … … … Also ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich finde ein mit Emotionen aufgeladenes Trennungsgespräch ist nicht unbedingt der Zeitpunkt, an dem man miteinander schlafen möchte? Zumindest so, wie es in diesem Buch umgesetzt war, fand ich es extrem seltsam und absolut unpassend. Ich konnte mich da überhaupt nicht auf die Traurigkeit in diesem Moment einlassen.

FAZIT
“It happened with you” hat als 5 Sterne-Buch begonnen und dann gegen Ende leider eine ziemliche Bruchlandung hingelegt, weshalb es eine nette Lektüre ist, aber mehr eben auch nicht. Als Paar haben mir Fox und Hannah sehr gut gefallen, aber die Entwicklung war eben nicht von beiden wirklich toll und nachvollziehbar. Da hat mir Band 1 dann doch deutlich besser gefallen. Was ich aber richtig gut fand, war der “Happily ever after”-Epilog. Die hasst gefühlt die ganze Welt außer mir, aber mich hat es etwas mit dem eher enttäuschenden Ende versöhnt.

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