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jules_jude

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2023

Einem Mordclub, dem es an Schwung und Charme fehlt

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam
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Mrs. Potts Mordclub ermittelt wieder und die 78-jährige Rentnerin Judith, die 40-jährige Becks, Frau des örtlichen Pfarrers und Suzie, jetzt Moderatorin bei Marlow FM, kommen zusammen, um den Mord an Sir ...

Mrs. Potts Mordclub ermittelt wieder und die 78-jährige Rentnerin Judith, die 40-jährige Becks, Frau des örtlichen Pfarrers und Suzie, jetzt Moderatorin bei Marlow FM, kommen zusammen, um den Mord an Sir Peter Bailey aufzuklären. Sir Peter hatte Judith zu seiner Feier einen Tag vor seiner Hochzeit eingeladen, weil er befürchtete von seinem Sohn umgebracht zu werden. Neben Judith sind auch Suzie und Becks auf der Feier, die durch Sir Peters Tod ein jähes Ende findet. Sir Peters Leiche wurde in einem verschlossenen Raum aufgefunden, auch gab es keine Zeugen. Die Polizei glaubt nicht an einen Mord und so ermitteln die drei und sammeln Hinweise auf den Täter.

Kurzweilige und humorvolle Unterhaltung habe ich mir vom zweiten Buch der Reihe erhofft, doch leider konnte mich der neue Fall für Mrs. Potts Mordclub nicht so richtig überzeugen.
Anfangs geht es noch hoch her, denn der Mord an Sir Peter Bailey lässt nicht lange auf sich warten. Doch als es dann an die Ermittlungsarbeit der drei Damen geht, verliert der Kriminalroman zunehmend an Schwung und verliert sich unnötigen Nebensächlichkeiten und Gesprächen. Mit einem verschlossenen Mordzimmer und einer angespannten Familiendynamik, die die ganze Zeit über brodelt und ein paar überraschenden Wendungen, weiß der Kriminalfall durchaus für spannende Momente zu sorgen, auch wenn die Struktur des Verbrechens schon zu Beginn des Buches ziemlich offensichtlich ist. Enttäuschenderweise können die drei Damen diesmal jedoch nicht so richtig überzeugen, besonders Judith fand ich mit zunehmender Buchlänge leicht nervig und irritierend. Sie waren alle drei nicht so charmant wie im ersten Band und mischten sich meiner Meinung nach auch zu sehr in das Leben anderer ein.

Ein Mordfall, der alle Zutaten für einen spannenden und unterhaltsamen Krimi hatte, aber zu viele Seiten brauchte, um von dem diesmal weniger charmanten Mrs. Pott Mordclub aufgelöst zu werden, so präsentierte sich "Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam" für mich.

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Veröffentlicht am 30.09.2023

Kurzweiliger Schwedenkrimi

Schwarzvogel
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An einem kalten Wintermorgen beobachtet eine ältere Frau, wie eine junge Frau auf das dünne Eis eines Sees läuft. Das Eis bricht ein und die Frau ertrinkt. Es stellt sich heraus, dass die junge Frau neu ...

An einem kalten Wintermorgen beobachtet eine ältere Frau, wie eine junge Frau auf das dünne Eis eines Sees läuft. Das Eis bricht ein und die Frau ertrinkt. Es stellt sich heraus, dass die junge Frau neu in Harlösa ist und niemand sie näher zu kennen scheint. Die ältere Frau, die das Einbrechen der Frau beobachtet hat, ist die Großmutter der Polizistin Fredrika Storm. Frederika ist nach einem Vorfall bei ihrer vorherigen Polizeibehörde wieder in ihr Heimatdorf zurückgekehrt. Gemeinsam mit ihrem neuen Kollegen Henry Calment nimmt Fredrika die Ermittlungen auf. Doch schnell werden die Ermittlungen für Fredrika verkompliziert, denn es kommen Hinweise auf, die auf dunkle Geheimnisse in ihrer eigenen Familiengeschichte hindeuten. Ihr an sich schon schwieriges Verhältnis zu ihrer Familie wird dadurch noch mehr belastet.
Bekommt Fredrika nun endlich Antworten auf die Frage, warum ihre Mutter vor 20 Jahren aus dem Dorf verschwand? Gibt es eine Verbindung zwischen dem Verschwinden ihrer Mutter und der toten Frau?

"Schwarzvogel" ist ein atmosphärischer Kriminalroman und der Auftakt einer neuen Reihe um die Ermittler Fredrika Storm und Henry Calment.
Der Erzähstil des Kriminalromans ist flüssig und bildhaft und sorgt dank der unterschiedlichen Erzählperspektiven und kurzen Kapitel, dass sich das Buch schnell wegliest.
Anfangs noch etwas gemächlich, nimmt die Handlung nach und nach an Fahrt auf und gewinnt vor allem zum Ende hin deutlich an Spannung.
Gut gefallen hat mir die lebendige Landschafts- und Charakterbeschreibung. Die Autorin schafft es gekonnt, das Leben und die Mentalität in einer schwedischen Kleinstadt einzufangen. Die verschiedenen Charaktere und ihre Beziehungen untereinander werden auf glaubwürdige Art und Weise geschildert, sodass die Figuren insgesamt glaubwürdig, sympathisch, lebendig und vielschichtig wirken. Besonders Fredrika und Henry sind gut ausgearbeitet. Man lernt beide näher kennen und man merkt schnell, dass beide facettenreiche Charaktere zu sein scheinen. Vieles wird zwar nur angedeutet, wodurch aber die Neugier geweckt wird, in den folgenden Bänden mehr über die beiden als Einzelperson und wie sich beide als Team weiterentwickeln werden, zu erfahren.

Einzig die Handlung konnte mich nicht ganz überzeugen. Besonders die Tatsache, dass Fredrika trotz möglicher familiärer Verstrickungen lange in die Ermittlungsarbeit eingebunden ist, ist wenig glaubwürdig. Auch sorgen ihre Alleingänge zwar für Spannung, stehen aber nicht gerade für Professionalität. Realistisch sieht anders aus.
Was mir auch weniger gut gefiel war, dass zum Ende hin, manches sich zu einfach auflöste. Plötzlich brachen Leute ohne wirklich ersichtlichen Grund ihr langes Schweigen und der Fall löste sich wie aus Zauberhand. Ein paar mehr Seiten hätten dem Krimi am Ende sicherlich gutgetan. Immerhin macht eine Entwicklung am Ende neugierig auf den nächsten Band.

Wer auf der Suche nach einem kurzweiligen Krimi mit stimmungsvoller und authentischer Landschafts- und Charakterbeschreibung ist und ein neues vielversprechendes Ermittler-Team kennenlernen will, macht mit "Schwarzvogel" sicherlich nicht viel falsch.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Ein dystopischer Blick, der nicht ganz überzeugen kann

Der Vorweiner
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Ende des 21. Jahrhunderts ist von Europa nur noch Resteuropa übrig, in dem auch Deutschland aufgegangen ist. Die Bevölkerung ist in eine Nieder- und eine Oberschicht gegliedert. Die Oberschicht ist nicht ...

Ende des 21. Jahrhunderts ist von Europa nur noch Resteuropa übrig, in dem auch Deutschland aufgegangen ist. Die Bevölkerung ist in eine Nieder- und eine Oberschicht gegliedert. Die Oberschicht ist nicht mehr in der Lage Gefühle zu zeigen und stellt deswegen Vorweiner, Trauergastarbeiter, in ihren Dienst, die auch bei den ihnen mit ihm Haus leben. Die Vorweiner übernehmen die Aufgabe öffentlich Trauer zu zeigen, für diejenige Person, für die sie tätig sind. Sie sind selbst Flüchtlinge, die nach Resteuropa wollen, da ihre eigenen Länder von Bürgerkriegen und Naturkatastrophen zerstört wurden.
Einblicke in diese gefühllose dystopische Welt erhält man durch die Protagonisten des Romanes A wie Anna, ihrem Vorweiner und B wie Berta.
Berta erzählt aus ihrer Perspektive die Geschichte ihrer Mutter Anna, wodurch man auch das Leben und die Gesellschaft an sich im Resteuropa kennenlernt. Das Leben und die Gesellschaft sind von Zerstreuung, fehlender Emotionalität und Grausamkeiten, die keinen wirklich mehr berühren, geprägt.

Auch wenn der eigenwillige und etwas abstruse Roman in einer fernen Zukunft spielt, besitzen die angesprochenen Themen, wie Flüchtlingskrise und Fake-News, Aktualitätsbezug.
Anfangs liest sich Bjergs dystopischer Blick auf Deutschland, Europa und die restliche Welt noch interessant, doch mit zunehmender Seitenzahl wirken manche Romanelemente ermüdend.
Die einzelnen Kapitel sind ähnlich eines Filmskripts aufgebaut und so bekommen die verschiedenen Erzählstränge auch einen episodenhaften Charakter. Das führt dazu, dass der Roman inhaltlich oberflächlich bleibt und sich eher in Belanglosigkeiten verliert. Es soll wahrscheinlich die emotionale Verarmung der Gesellschaft widerspiegeln, ein flüssiger Lesefluss, der das Interesse an der Geschichte hochhält, entsteht dadurch nicht gerade.
Darüber hinaus waren mir manche Textpassagen auch zu derb formuliert oder erschlossen sich mir auch nicht so wirklich in ihrem Sinn. Vielleicht ist es aber auch genau der Sinn der Handlung, dass sie stellenweise keinen Sinn ergibt...

Die Stärke des Romanes liegt für mich in seiner, wenn auch etwas befremdlichen, dystopischen Version und in seinen einzelnen starken Szenen, die jedoch leider nicht im Gesamtpaket überzeugen konnten.

"Der Vorweiner" ist ein sprachlich und inhaltlich gewagter Roman, der eine interessante dystopische Welt beschreibt. Er fängt stark an, verliert sich dann aber enttäuschenderweise etwas in Absurditäten und Belanglosigkeiten, sodass er es nicht schafft sein ganzes Potenzial auszuschöpfen.
Stilistisch und sprachlich ist der Roman durchaus interessant, jedoch fehlt mir die emotionale Wucht und die inhaltliche Stärke, die ich mir erhofft habe.

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Veröffentlicht am 12.08.2023

Solider japanischer Krimi

Mord auf der Insel Gokumon
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"Mord auf der Insel Gokumon" folgt dem Schema eines klassischen Kriminalromans mit dem Privatermittler Kosuke Kindaichi als Protagonisten. In diesem Teil der Serie trifft man auf Kosuke Kindaichi im Japan ...

"Mord auf der Insel Gokumon" folgt dem Schema eines klassischen Kriminalromans mit dem Privatermittler Kosuke Kindaichi als Protagonisten. In diesem Teil der Serie trifft man auf Kosuke Kindaichi im Japan der Nachkriegszeit, mehrere Jahre nach dem Fall der Honshin-Morde, und auf dem Weg zur abgelegenen Insel Gokumon. Die Insel Gokumon, die Gerüchten zufolge von Generationen von Piraten und Sträflingen bewohnt wird, ist auch die Heimat von Chimata Kito, einem auf einem Truppentransportschiff gestorbenen Soldaten und Erbe einer reichen Fischerfamilie auf der Insel. Kurz bevor seinem Tod bittet Chimata Kosuke, die Insel zu besuchen und seine drei Stiefschwestern vor einer Prophezeiung und ihrer drohenden Ermordung zu retten. Dies setzt eine Kettenreaktion von seltsamen und grausamen Ereignissen in Gang, von dem Moment an, in dem Kosuke die Insel betritt, bis hin zum Ende, wenn der oder die Schuldigen entlarvt werden.

Wer ein Fan von Agatha Christie ist, wird wahrscheinlich Gefallen an diesem soliden Kriminalroman finden.
Dieses Buch wurde in den 1950er Jahren geschrieben, und der Stil eines allwissenden universellen Erzählers, der immer wieder die vierte Wand durchbricht, um mit dem Leser zu sprechen, ist ziemlich typisch für diese Zeit. Die Geschichte ist sehr stark in der japanischen Kultur und Geschichte verwurzelt, was, wenn man dieser nicht so sehr vertraut ist, nicht so leicht zu verstehen ist. Trotzdem schafft es der Autor, die Szenerie und die Stimmung auf der Insel Gokumon gut herüberzubringen.
Es ist ein klassischer Krimi der alten Schule, mit all den falschen Fährten, den dramatischen und mehr oder weniger plausiblen Enthüllungen und den Hinweisen, die über die ganze Geschichte verteilt sind.
Anfangs braucht die Handlung jedoch etwas, bis sie wirklich in Gang kommt. Es werden viele Figuren auf einmal eingeführt werden, wodurch es etwas schwierig, den Überblick zu behalten. Auch der Spannungsaufbau leidet etwas darunter. Trotz des etwas trockenen Schreibstils, schafft der Krimi dennoch zu fesseln und Neugierde für des Rätsels Lösung zu wecken, auch wenn die Auflösung etwas zu verworren, das Motiv hinter den Verbrechen ist für mich nicht so ersichtlich.
Außerdem ist es sinnvoll, die "Die rätselhaften Honjin-Morde" davor gelesen zu haben, da oftmals Bezug auf die Handlung bzw. die Morde genommen wird. Notwendig ist es jedoch nicht.

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Veröffentlicht am 18.06.2023

Starke Frauen im alten Pompeij - spannungsarm erzählt

Die Wölfe von Pompeji
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"Die Wölfe von Pompeij" ist ein interessanter, aber spannungsarmer historischer Roman, der einen Einblick in das Leben der Frauen in einem Bordell in der antiken Stadt Pompeji liefert.

Von ihrer Mutter ...

"Die Wölfe von Pompeij" ist ein interessanter, aber spannungsarmer historischer Roman, der einen Einblick in das Leben der Frauen in einem Bordell in der antiken Stadt Pompeji liefert.

Von ihrer Mutter in die Sklaverei verkauft und zur Prostitution gezwungen, sehnt sich Amara nach einem Leben als freie Frau und dafür kämpft sie. Als Prostituierte ist sie gezwungen, ihren Körper für einen Mann zu verkaufen, den sie verachtet. Doch Amara versucht mittels ihrer Bildung und ihren unerbittlichen Überlebenswillen, einen Weg in die Freiheit zu finden. Die Mittel, die sie dabei wählt, lassen sie jedoch nicht immer in einem sympathischen Licht erscheinen, was sie jedoch authentischer erscheinen lässt.
In der Charakterisierung von Amara und den anderen Frauen liegt die Stärke des Romans, auch wenn manche Nebencharaktere etwas zu eindimensional dargestellt wurden. Ebenso scheut die Autorin nicht davor zurück, die harte Realität des Lebens im Bordell zu erkunden. Sexuelle, emotionale und körperliche Gewalt sind an der Tagesordnung für die Frauen, die alle wie Waren behandelt werden. Doch gibt es auch schöne Momente für die Frauen. So gibt es Momente der Liebe und des Lachens zwischen ihnen allen, sie feiern Feste und besuchen gemeinsam die Gladiatorenkämpfe. Aber auch Eifersucht und Bitterheit prägen ihr Leben.

Die Geschichte spielt vor der Kulisse von Pompeji, aber die Autorin schafft es leider nicht ganz, die damalige Zeit und die Stadt lebendig werden zu lassen. Als Leser*in bewegt man sich in Amaras Welt, die sich vorwiegend um das Bordell und ihre Bewohner dreht, sodass man nicht viel von außerhalb mitbekommt. Trotzdem hätte eine Ausweitung auf die umliegende Stadt geholfen, der Geschichte als Ganzes etwas mehr Seele und historisches Flair zu verleihen. So hatte man, abgesehen von den Nennungen der römischen Götter und von Gladiatoren, nicht wirklich den Eindruck, der Roman würde in der Antike spielen.
Zudem schreitet die Handlung nur sehr langsam voran. Der Roman ist stark von den Charakteren geprägt, und der Schwerpunkt liegt auf der Erforschung des Lebens dieser Frauen. Dennoch hat man beim Lesen das Gefühl, dass nicht wirklich viel an Handlung passiert. Das Erzähltempo nimmt erst zum Schluss hin etwas an Fahrt auf, um dann jedoch in einem vorhersehbaren und etwas unrealistischen Ende zu enden.

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