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Veröffentlicht am 16.11.2023

Mord im Theatermilieu

Experte in Sachen Mord
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Josephine Tey ist Theater- und Romanautorin. Ihr sehr erfolgreiches Theaterstück „Richard von Bordeaux“ wird schon seit einer gefühlten Ewigkeit in London aufgeführt und hat Josephine berühmt gemacht. ...

Josephine Tey ist Theater- und Romanautorin. Ihr sehr erfolgreiches Theaterstück „Richard von Bordeaux“ wird schon seit einer gefühlten Ewigkeit in London aufgeführt und hat Josephine berühmt gemacht. Nun reist sie wieder einmal aus ihrer schottischen Heimat Inverness mit dem Zug nach London und lernt während ihrer Fahrt die reizende junge Elspeth kennen, die ein großer Fan ist und nach Ankunft des Zuges ermordet aufgefunden wird. Josephine‘s guter Freund und Detective Inspector Archie Penrose ermittelt in dem Mordfall, der, so wird ihm schnell klar, eng mit der Theaterwelt London‘s in Zusammenhang gebracht werden kann. Auch die Schrecken des zurückliegenden Krieges werden immer wieder thematisiert.

Genau wie ich es mir gewünscht hatte, ist der Krimi „very british“. Die Autorin nimmt sich viel Zeit eine authentische Atmosphäre zu schaffen. Wir befinden uns in der Zeit zwischen den Weltkriegen, die Zeit, in der auch die Krimis von Agatha Christie spielen. ( Und A. Christie Vibes spürt man beim Lesen auf jeden Fall.) Es ist ein Cosy Crime, es geht nicht allzu blutrünstig zu und der Krimiplot ist auch nicht extrem spannend. Wenn man aber gerne in diese Theaterwelt und das England der 30erJahre etwas tiefer eintauchen möchte, macht das Buch wirklich Spaß. Es ist der 1. Band einer Reihe, und interessanterweise erfährt man im Nachwort, dass es Josephine Tey wirklich gegeben hat.

Gerade zu Beginn des Buches musste ich mich schon sehr konzentrieren, um alle Details mitzubekommen, und an den sehr ruhigen Schreibstil musste ich mich erst einmal gewöhnen. Als ich dann aber in die Geschichte eingetaucht bin, habe ich es sehr gemocht. Das Schöne an einer Reihe ist ja, dass es mit den Protagonisten, der selbstbewussten, freundlichen Josephine und dem ein klein wenig in sie verliebten Archie ein Wiedersehen geben kann, wenn man das möchte. Weitere Bände der Reihe sind nämlich auf Deutsch schon erschienen.

Fazit: netter 1. Band einer Cosy Crime Reihe im Agatha Christie Stil, sehr gemütlich und atmosphärisch erzählt mit Theaterflair und ohne Riesenspannung. Wunderbar für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Sehr unterhaltsam

Daisy Jones and The Six
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Daisy Jones & the Six ist die Geschichte einer fiktiven Band.

Erneut hat T.J. Reid bewiesen, dass sie Charaktere wirklich lebendig werden lassen kann. Daisy Jones ist ein junge und sehr begabte Sängerin, ...

Daisy Jones & the Six ist die Geschichte einer fiktiven Band.

Erneut hat T.J. Reid bewiesen, dass sie Charaktere wirklich lebendig werden lassen kann. Daisy Jones ist ein junge und sehr begabte Sängerin, die aus einem wohlhabendem aber auch lieblosen Elternhaus kommt und schon früh Probleme mit Alkohol und Drogen bekommt. Sie stößt irgendwann zu der aufstrebenden Band „the Six“ und harmoniert perfekt mit deren Frontmann Billie. Für Billie ist sie aber auch gefährlich, da er mit aller Kraft versucht, dass Drogen keinen Platz mehr in seinem Leben einnehmen sollen. Das hat er seiner Frau Camilla versprochen.

Der Roman ist komplett im Interview Stil geschrieben. Im Hörbuch hat jeder Charakter seinen eigenen Sprecher, und diese erzählen abwechselnd, was damals in den 70er Jahren vorgefallen ist. Das war gut gemacht. Allerdings ist mir aufgefallen, dass in dem deutschen Hörbuch z.b Ortsnamen schon mal falsch ausgesprochen wurden.

Ansonsten hatte man das Gefühl am Bandleben teilzuhaben, an den tollen und auch mal nicht so tollen Gigs, an Reibereien, an Drogengeschichten, an Beziehungen innerhalb und außerhalb der Band.

Ich glaube , ich hätte das Buch nicht so gerne gelesen, wie ich es gehört habe. Vertont hat es wirklich Spaß gemacht die Entstehung und den Werdegang der Band zu verfolgen. Die Autorin hat sich sogar Songtexte ausgedacht und genau beschrieben welche Instrumente wie und wann zum Einsatz kommen. Inzwischen ist das Buch wohl auch verfilmt, und das kann ich mir wirklich sehr gut vorstellen.

Schön ist, dass die Bücher von Taylor Jenkins Reid alle zu einem Universum gehören, man also ganz am Rande immer mal Charaktere aus ihren anderen Büchern begegnet. Das ist auch hier der Fall.

Mich hat das Buch als Hörbuch wirklich gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 02.11.2023

Aktive Traumabewältigung

Wie ein Herzschlag auf Asphalt
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Annabelle hat mit ihren fast 18 Jahren etwas Furchtbares erleben müssen. Kurz vor ihrem Schulabschluss ist ihre Welt zusammengebrochen.

Die Jugendliche verspürt nur noch das Verlangen aus ihrem Heimatort ...

Annabelle hat mit ihren fast 18 Jahren etwas Furchtbares erleben müssen. Kurz vor ihrem Schulabschluss ist ihre Welt zusammengebrochen.

Die Jugendliche verspürt nur noch das Verlangen aus ihrem Heimatort zu fliehen und setzt kurz entschlossen ohne große Vorbereitung ihren schnell gefassten Plan um, von Seattle nach Washington zu laufen - 4375 Kilometer. Ihre alleinerziehende Mutter, ihr Bruder und ihr Opa Ed können sie von ihrem Vorhaben nicht abhalten, das wissen sie. Also unterstützen sie Annabelle mit Tatkraft und Liebe, und das ist auch dringend nötig, da sich die schlimmen Erinnerungen mit ihr auf den Weg machen.



Was Annabelle widerfahren ist, wird erst im letzten Drittel des Buches aufgelöst. Ich habe es allerdings schon vorher geahnt. Nichtsdestotrotz schafft es die Autorin einen emotional mitzunehmen. Man kann sich sehr gut in die Protagonistin hineinversetzten, ihre Schmerzen und Tränen und die Anstrengung sich jeden Tag neu zu motivieren nachfühlen. Ganz wunderbar fand ich Opa Ed, der sich entschließt seine Enkelin mit dem Wohnwagen zu begleiten und am Ende eines Lauftages nicht nur Wasser und Essen und eine Schlafkoje für sie bereithält, sondern auch jede Menge emotionale Unterstützung. Familie und Freunde sorgen von zu Hause aus dafür, dass Annabelle in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, und so wird die junge Frau auch von völlig Fremden unterwegs eifrig unterstützt.



Mich hat die Geschichte von Annabelle sehr berührt und nachdenklich gemacht. Den Schreibstil fand ich zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig , aber dann habe ich mich doch recht schnell damit arrangiert.

Eine Triggerwarnung wäre auch angebracht gewesen, aber ansonsten habe ich nichts zu meckern.

Das Buch ist auf jeden Fall zu Recht auf der Nominierungsliste für den deutschen Jugendliteraturpreis 2023 gelandet und ich empfehle es gerne weiter.

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Veröffentlicht am 29.10.2023

Ungewöhnlich

Morgen, morgen und wieder morgen
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Auf dieses Buch, dass sich in der Gamerszene bewegt, war ich total gespannt. Gezockt habe ich zuletzt als Jugendliche, lang ist es her, und ich war total neugierig, ob ich in dem Roman überhaupt mitkomme ...

Auf dieses Buch, dass sich in der Gamerszene bewegt, war ich total gespannt. Gezockt habe ich zuletzt als Jugendliche, lang ist es her, und ich war total neugierig, ob ich in dem Roman überhaupt mitkomme und ob er mich fesseln würde.



Die Hauptfiguren Sadie und Sam lernen sich schon früh kennen, nämlich in einer Kinderklinik, in der Sadie regelmäßig ihre krebskranke Schwester Alice besucht und in der sich Sam nach einem Autounfall befindet, den seine Mutter das Leben gekostet hat und ihm einen zertrümmerten Fuß beschert hat, der immer wieder operiert werden muß.

In diesem Krankenhaus gibt es ein Spielezimmer, in das Sadie an einem Tag geschickt wird, weil die Ärzte Alice ohne Anwesenheit ihrer Schwester untersuchen wollen. Dort trifft sie zum ersten Mal auf Sam, der ein Videospiel spielt, dass Sadie auch interessiert, und so spielen sie gemeinsam und es bleibt auch nicht bei dieser einen Begebung der beiden Kinder. Von nun an verabreden sie sich regelmäßig im Krankenhaus zum gemeinsamen Videospiel spielen.

Obwohl sie irgendwann beste Freunde geworden sind, kommt es zum Bruch, und sie sehen sich über Jahre gar nicht mehr.

Sie sind schon Studenten kurz vor der Jahrtausendwende, als sie sich zufällig wiederbegegnen. Die Leidenschaft für Videospiele ist geblieben, und so beschließen die beiden gemeinsam ein Spiel zu entwickeln und zu vermarkten.

„Ichigo“ wird mega erfolgreich und der Beginn ihrer gemeinsamen Karriere als Spieleentwickler. Mit Sam‘s Mitbewohner Marx gründen sie eine Firma, bei dem Sadie und Sam das kreative Team sind und Marx alles Organisatorische übernimmt.

Die Autorin erzählt die Geschichte einer intensiven, oft komplizierten Freundschaft dieser 3 jungen Menschen. Besonders Sam und Sadie sind sich sehr verbunden. Trotzdem kommen sie nicht zusammen und Sam muß damit klarkommen, dass Sadie zwar seine Seelenverwandte ist, sie sich aber immer in andere Männer als ihn verliebt. Beide sind was ihre Spiele betrifft sehr ehrgeizig. Es bleibt nicht bei dem einen erfolgreichen Spiel. Auch Neid und Mißgunst belasten die Freundschaft.

Ganz ähnlich wie in den Videospielen, in denen der Held oder die Heldin scheitert bzw. stirbt und man immer wieder an den Anfang zurückspringen kann, um es nochmal zu versuchen, braucht es auch für Sadie und Sam immer wieder neue Anläufe ihre Freundschaft zu erneuern und auf ein neues Level zu bringen. Im Leben ist das nicht so einfach, denn Schicksalsschläge passieren und lassen sich leider auch nicht korrigieren.



Weitere Themen in dem Roman sind Rassismus, körperliche Behinderungen, Gleichberechtigung von Männern und Frauen in der Videospielbranche, der Wert von Spielen für den Menschen.



Natürlich erfährt man in dem Buch auch ganz viel über den Entstehungsprozess von Videospielen. Es ist aber so interessant und gut verständlich erklärt, dass man es auch als Nichtgamer prima versteht.

Ich habe den Roman mit diesem außergewöhnlichen Thema Spieleentwicklung tatsächlich sehr gerne gelesen. Ich fand es außerordentlich spannend, in diese für mich unbekannte Welt einzutauchen und dem Schicksal von Sadie und Sam zu folgen. Kleinere Längen waren verzeihlich.

Ich hatte plötzlich große Lust die Videospiele meiner Jugend hervorzukramen und selbst ein bisschen zu zocken.


Fazit: Kein absolutes Highlight, aber doch großer Lesespaß!

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Veröffentlicht am 19.10.2023

Spannender Nachfolger von Bergland

Marschlande
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Gut recherchiert . Das Schicksal einer Bäuerin, die in den Marschlanden bei Hamburg als Hexe verbrannt wurde, nimmt eine „Zugezogene“ zum Anlass mehr über die Marschbewohner und deren Vorfahren wissen ...

Gut recherchiert . Das Schicksal einer Bäuerin, die in den Marschlanden bei Hamburg als Hexe verbrannt wurde, nimmt eine „Zugezogene“ zum Anlass mehr über die Marschbewohner und deren Vorfahren wissen zu wollen.

Sehr interessant fand ich auch den Epilog!

„Marschlande“ ist ein Buch, dass sich mit Frauenrechten beschäftigt und die Frage aufwirft , seit wann die Arbeit von Frauen herabgewürdigt wurde .

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