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Veröffentlicht am 02.11.2023

Gespenstisches aus Burg und Hexensumpf

Petronella Apfelmus - Burggespenst und Hexensümpfe
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Für Petronella, die liebenswerte, kleine Apfelhexe hat sich Sabine Städing in Band 11 ihrer Reihe Petronella Apfelmus wieder allerlei neue und auch gruselige Abenteuer überlegt. Wie der Titel „Burggespenst ...

Für Petronella, die liebenswerte, kleine Apfelhexe hat sich Sabine Städing in Band 11 ihrer Reihe Petronella Apfelmus wieder allerlei neue und auch gruselige Abenteuer überlegt. Wie der Titel „Burggespenst und Hexensümpfe“ schon verrät, geht es leicht schaurig zu.

Auf einem wunderschönen Cover in gedeckten Farben, passend zur Jahreszeit und zum Thema, erwartet den Hörer eine leicht nachdenklich wirkende Petronella vor einer Burg. Sie hat wohl wieder einige Probleme zu lösen. Ob sie es schafft? Das kindliche Interesse jedenfalls ist jetzt schon geweckt.

Dort, auf Burg Giebelstein, spielt der eine Teil der Geschichte, denn da befinden sich Petronellas Freunde Lea und Luis auf Klassenfahrt. Sowohl mit dem Thema Burg als auch auch mit der Thematik Klassenfahrt bzw. Schullandheim trifft die Autorin den Nerv ihrer Hörer; zwei Themen, die Kindern diese Altersklasse bekannt sind und sie seit jeher faszinieren.
Natürlich läuft auf dieser Klassenfahrt nicht alles reibungslos, denn auf der Burg treiben Geister ihr Unwesen und lassen die Kinder nicht in Ruhe, so dass diese sich in große Gefahr begeben und schließlich Petronellas Hilfe benötigen.
Petronella lebt aber nicht wie gewohnt in ihrem Apfelhäuschen, sondern befindet sich auf einem Hexentreffen in sumpfigen Gebieten, an dem nur Trägerinnen des goldenen Hexenzopfes teilnehmen dürfen. Auch hier, in dieser zweiten Geschichte des Hörbuches gibt es allerlei neues über verschiedene Hexen zu erfahren und wie überall, natürlich auch viel Spaß und gelegentlich auch Streit.

Mittendrin unsere kleine Petronella, liebenswert und mit dem Herzen am rechten Fleck. Sabine Städing entwickelt beide Geschichten ihres elften Bandes kontinuierlich weiter und verwebt sie immer enger miteinander, sodass für Abwechslung zwischen Hexenabenteuer und Burggeistern gesorgt ist und sowohl Jungen als auch Mädchen, erwachsene Mithörer und mehr oder weniger zart besaitete „Mitfieberer“ beim Hören dieser CDs auf ihre Kosten kommen. Am Ende gibt es dann schöne Momente zum Schmunzeln und Entspannen.

In altersgemäßer, detaillierter und bildlicher Sprache wird das Geschehen sehr anschaulich und greifbar dargestellt. Dank der sprachlichen Raffinesse und Stimmgewalt von Nana Spier erleben die Hörer eine mitreißende, zum Weiterhören motivierende Geschichte mit vielen individuellen und sehr unterschiedlichen Charakteren.

Im Wechsel von Spannung und lustigen Momenten werden die Hörer in den Bann von Petronella, ihren Freunden und Feinden und auch in etwas seltsame Entscheidungen miteinbezogen und so bietet diese Geschichte, z. B. beim Umgang mit der kleinen Gebirgshexe, bei Eifersüchteleien, Vetternwirtschaft oder Angstmomenten auch immer wieder viel Raum für eigene Anschauungen und Gespräche.

Spannend, schaurig, aber nicht zu gruselig und mit Momenten zum Schmunzeln und Lachen; ein absolut empfehlenswertes Hörbuch, das man ohne Pause hören kann und das schon Vorfreude auf Band 12 macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Sprecherin
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 17.08.2023

Zart illuminierte Annäherung zweier verletzter Seelen

Sterne über Berlin
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Sterne über Berlin,
ein Liebesroman von Daniela Aring

Mit einem starken Prolog zieht uns die Berliner Autorin sofort in ihren Bann und in einen Kreuzberger Hinterhof und wir befinden uns als gerne gesehene ...

Sterne über Berlin,
ein Liebesroman von Daniela Aring

Mit einem starken Prolog zieht uns die Berliner Autorin sofort in ihren Bann und in einen Kreuzberger Hinterhof und wir befinden uns als gerne gesehene Gäste, in einem Wechsel von Emotionen und respektvollem Abstand, mitten im Geschehen.
Wir begegnen der zarten, jungen Frau Indica, die in dem bunten Multi-Kultihaus nebenan bei ihrem bereits verstorbenen Großvater elternlos aufgewachsen ist und sich mit ihrer Berufung als Lampen- und Lichtlünstlerin finanziell kaum über Wasser halten kann.
Rene, ehemaliger Nahost-Kriegsreporter und Vater eines kleinen Mädchens, betritt ihr Leben, bzw. ihre Wohnung und gibt als Untermieter finanziellen Anschub. Das gelingt jedoch nicht ohne Emotionen und Komplikationen, denn die beiden fühlen sich stark voneinander angezogen.
Jeder der beiden Protagonisten wird dem Leser mit zeitweiligen Exkursionen in seine traumabehaftete Vergangenheit anschaulich, lebendig und stets einfühlsam näher gebracht. Lediglich für die prekäre Situation von Renes Ex, Marei, hätte ich mir etwas mehr Verständnis gewünscht.
Die Autorin beschreibt auf nahezu 500 Seiten äußerst flüssig, mit süßen bis zartbitteren Worten Ängste, Verluste, Geheimnisse und das wunderbare, aber auch schmerzhafte Wachsen einer großen Liebe, ohne dabei ins Kitschige abzudriften.
Ein Buch das einem immer mehr ans Herz wächst und spätestens mit seinem wohligen Ende das Herz auch öffnet.
Dabei zieht sich der wärmende Gedanke an Lampen und Lichterfeste erhellend und analog zum Einband des Buches wie ein roter Faden durch die Geschichte und umarmt den Leser.
Wie bereits gesagt, das traumhafte Cover in mattem dunklem blaugrau, überstrahlt von Lampions in Hochglanz-Rottönen und weißen und blauen glänzenden Lichtpunkten. Je nachdem, wie man das Buch hält, es glitzert und funkelt immer anders und hält, was es verspricht: Illuminiertes und stimmungsvolles Lesevergnügen!
Eine Liebesroman mit ernsten Untertönen unserer Zeit, den man kaum mehr aus der Hand legen kann und der meiner Meinung nach unbedingt eine Fortsetzung erfahren dürfte.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 08.05.2024

Nicht immer nur auf das Äußere achten - denn Salz sieht auch aus wie Zucker

Blind Date mit Möwe
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Der Roman „Blind Date mit Möwe“ lockt den Leser mit einem angenehm bunten, aber nicht aufdringlichen Cover in Sommerfarben und macht Lust auf eine sommerliche Liebesgeschichte.

Yvonne Struck kreiert ...

Der Roman „Blind Date mit Möwe“ lockt den Leser mit einem angenehm bunten, aber nicht aufdringlichen Cover in Sommerfarben und macht Lust auf eine sommerliche Liebesgeschichte.

Yvonne Struck kreiert zwei Protagonisten, die auf den ersten Blick unterschiedlicher kaum sein könnten. Lisa, liebesgefrustete Biologin und Naturschützerin aus Überzeugung versus Jonas, geknechteter Architekt in einem vom Größenwahn getriebenen Büro und zuhause liebevoller Teilzeit-Vater.
Die Autorin widmet ihren Hauptdarstellern abwechselnd je ein Kapitel, sodass man sich gut und strukturiert einliest und beide wirklich kennen und schätzen lernt. Lisa wird wegen ihres immer noch nicht verwundenen Liebes-Aus mit Ryan von ihrer chaotischen Freundin und Mitbewohnerin bei einer Dating- Website angemeldet, Jonas ebenfalls, aber aus Wettgründen. Auf dieser Seite , The Voice of Love, lernt man sich ohne Ablenkung durch Äußerlichkeiten, Karriere oder Statussymbole pur und unverfälscht kennen. Nur die Stimme und das gesprochene Wort zählen.
Eine schöne Idee, wie ich finde. Auch Lisa und Jonas fühlen sich wohl auf der Seite, sie daten gerne und verlieben sich im Laufe ihrer limitierten und zeitlich begrenzten Dates ganz ehrlich ineinander.

Vor wunderbarer Ostseekulisse wird der Leser sehr gut eingebunden und fiebert mit den beiden auf das erste wirkliche Treffen hin, welches in dieser Form jedoch nicht zustande kommt.
Denn sie begegneten sich im reellen, beruflichen Leben bereits als Gegner, ohne Verständnis für die jeweilige beruflich notwendige Perspektive des anderen aufbringen. Daher halten sie die Anwesenheit des jeweils anderen beim ersten Date auch für puren Zufall und halten es für ausgeschlossen, dass der jeweils andere ihr Dating-Partner sein könnte.

Der Leser liest und leidet mit. Er wartet auf eine Weiterentwicklung der Liebesgeschichte und legt das Buch eigentlich nicht mehr aus der Hand, doch im letzten Drittel spielt die Romanze leider nur noch eine eher untergeordnete Rolle. Die Gefühle kommen etwas kurz, es dreht sich sehr viel um rein beruflichen Aspekte. Naturschutz gegen Bauvorhaben, durchaus interessant, aber nicht wirklich das, was der Klappentext verspricht.

Eine leichte Sommerlektüre, Liebe gegen Beruf, abwechslungsreich erzählt vor bezaubernder sommerlicher Ostseekulisse. Für Liebhaber der leichten Lektüre durchaus empfehlenswert, wenn auch nicht der ganz große Liebesroman, als der er angekündigt war.

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Veröffentlicht am 09.04.2024

Vielleicht könnte alles gut werden

Alles gut
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"Alles gut", das ist sowohl der Titel des Romans von Cecilia Rabess als auch eine in unserer Zeit äußerst überstrapazierte Redewendung, die kaum Spielraum für Antworten lässt.
Was soll man sagen, man fühlt ...

"Alles gut", das ist sowohl der Titel des Romans von Cecilia Rabess als auch eine in unserer Zeit äußerst überstrapazierte Redewendung, die kaum Spielraum für Antworten lässt.
Was soll man sagen, man fühlt sich rasch überfordert und antwortet oft ebenso unehrlich und nur floskelhaft. Vorgeschoben, aufgesetzt und nur vordergründig ehrlich scheint auch im Leben von Jess so einiges zu sein.

Auf großartige und dynamische Weise, in flottem Sprachstil und durchaus sehr einfühlsam und mitreißend, zeigt uns die Autorin einen weichenstellenden Ausschnitt aus deren Leben.

Der berufliche Werdegang von Jess mit Studium und scheinbarem Traumjob in einer der oberen Etagen bei Goldmann Sachs in New York, sowie ihre private Geschichte mit Josh, dem Ekel aus Studienzeiten, der sich im Job vom anfänglich arroganten Konkurrenten zum Freund und Liebhaber entwickelt und zunehmend Sympathiepunkte sammeln kann, wären eine gute Basis für eine reine Liebesgeschichte.

Doch beide Handlungen durchlaufen wirklich verschiedene Ebenen und haben mit Vorurteilen und enormen Problemen bezüglich Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Ehrgeiz, Karriere und Geldgier und privater Verletzlichkeit zu kämpfen.
Jess tut sich schwer, ihren Weg zu finden und auf die richtigen Menschen zu setzen, mitunter agiert sie sogar etwas pubertär und fühlt sich zu schnell in die Ecke gedrängt. Dabei könnte sie schon aufgrund ihrer Ausbildung doch viel offener und klüger argumentieren und handeln. Manchmal hätte ich gerne das Wort für sie ergriffen oder ihr geholfen.

Das Ganze vor dem Hintergrund der politischen Lage Amerikas zwischen Obama und dem „Jetzt“. Durch immer wiederkehrende Exkurse in die Vergangenheit ihrer Darsteller verdeutlicht uns die Autorin sowohl die Gefühlslage im Jetzt, als auch die Ursachen für Verletzlichkeit und somit das Dilemma, in dem Jess sich befindet. Karriere um jeden Preis, gut für die Vita? Oder doch ein Fokus auf persönlicher Zufriedenheit und Harmonie? Dieses Buch wühlt auf und beschäftigt den Leser.

Zu dem sehr auffälligen Cover, der zerquetschten Erdbeere auf gelbem Grund, das auf den ersten Blick etwas aus der Luft gegriffen scheint, kann man nur sagen: So muss Jess sich fühlen: Hin- und hergerissen zwischen Wunsch und Realität, ausgelutscht, benutzt und zerquetscht wie die Erdbeere. Meiner Meinung nach ist noch nicht alles gut!

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Veröffentlicht am 29.11.2023

Mordermittlungen im nostalgischen Traminer Fasching

Commissario Tasso treibt den Winter aus
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Gianna Milanis dritter Kriminalroman um Commissario Tasso ist wieder im schönen Südtiroler Retro-Flair der 60-er Jahre angesiedelt. Mit einem sehr nostalgisch anmutenden Cover in herrlichen Farben, das ...

Gianna Milanis dritter Kriminalroman um Commissario Tasso ist wieder im schönen Südtiroler Retro-Flair der 60-er Jahre angesiedelt. Mit einem sehr nostalgisch anmutenden Cover in herrlichen Farben, das den Ermittler und andere Personen im typischen Look dieser Zeit zeigt, wird das Interesse für das Buch „Commissario Tasso treibt den Winter aus“ durchaus schnell geweckt, mancherorts vielleicht auch eine schöne Erinnerung an die alte Zeit.
Neben den drei Hauptprotagonisten Commissario Tasso, einem suspendierten Mordermittler, seinem bereits in Ruhestand befindlichen Kollegen Johann und der eifrigen Praktikantin Mara kommen noch sehr viele andere Personen vor, zu deren Einordnung jedoch ein Verzeichnis vorhanden ist, das auch immer wieder bemüht wurde, da diese Menschen eher etwas farblos im Hintergrund bleiben. Auch ohne Kenntnis von Tassos Vorgeschichte der ersten beiden Bände wird der Leser gut mitgenommen. Besonders schön finde ich die einzelnen Kapitelüberschriften, die mit dem immer gleichen Satz „…Kapitel, in welchem….“ beginnen und den Leser irgendwie umarmen und weitertreiben.
Als von den Menschenmengen eher genervter Besucher des Traminer Egetmann-Umzugs von 1963 findet sich Commissario Tasso plötzlich direkt neben einem schrecklichen Blutbad mit Todesfolge wieder. Zusammen mit dem Ex-Kollegen und Ruheständler Josef sowie der Praktikantin Mara ermittelt Tasso auf einmal, obwohl er sich ja eigentlich der Anhörung wegen einer Schießerei in einem vorausgegangenen Mordfall unterziehen muss. Es gibt eine Vielzahl von Ungereimtheiten und polizeiliche Rivalitäten, doch die drei Protagonisten leisten bodenständige und analoge Ermittlungsarbeit, unaufgeregt, aber pflichtbewusst.
Dank detailreicher, bildlicher Beschreibungen taucht man unwillkürlich in die damalige Zeit, ihre Gesellschaft, Kultur, ihre Ansichten und auch Anfeindungen gegen Fremde ein. Die Autorin gestaltet hier anschaulich und zeigt neben der Kriminalgeschichte auch die Bedeutung von Heimat, Akzeptanz und Freundschaft auf.
Nach der fulminanten ersten Hälfte hätte ich mir jedoch für den zweiten Teil, obwohl noch immer keinerlei Klarheit über den Täter besteht, doch etwas mehr Spritzigkeit erwartet, um den Spannungsbogen komplett aufrecht zu erhalten. Dank des sehr offenen Endes verirrt sich der Leser aber immer wieder in diversen falschen Verdachtsfallen und bleibt doch dabei, bevor das Ende mit einer Überraschung garniert wird. Ich zumindest war dauernd auf der völlig falschen Fährte und hätte nicht damit gerechnet.
Alles in allem ein Kriminalroman, entschleunigt, entspannend, leicht und flüssig zu lesen und ohne große kriminalistische Schauermomente. Für Fans regionaler Kriminalkost mit Südtiroler Flair und einem Faible für Retro-Geschichten sehr empfehlenswert.

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