Ein Comic mit vielen Persönlichkeiten!
Auf die Comicbuchreihe "Elle(s)" bin ich durch positive Rezensionen auf Social Media aufmerksam geworden. Hier geht es um ein ca. 15-jähriges Mädchen, welches multiple Persönlichkeiten hat. Diese werden ...
Auf die Comicbuchreihe "Elle(s)" bin ich durch positive Rezensionen auf Social Media aufmerksam geworden. Hier geht es um ein ca. 15-jähriges Mädchen, welches multiple Persönlichkeiten hat. Diese werden in der Geschichte durch verschiedene Haarfarben dargestellt, was ich als eine sehr pfiffige Idee empfunden habe. Die durchgehend farbigen Illustrationen sind äußerst aussagekräftig und haben mich in Windeseile durch die Seiten geführt. Eine spannende Thematik in Kombination mit einer fast schon mystischen Welt im Innern des Kopfes von Elle(s).
Der Autor und die Illustratorin:
Aveline Stokart ist eine belgische Künstlerin für visuelle Entwicklung sowie Comiczeichnerin. Bereits als Kind zeigte sie ein besonderes Interesse am Zeichnen. Charakterdesign und die Schaffung von Universen sowie einzigartige Dimension zeichnen ihre Arbeiten aus. Nach ihrem Studium bildete sie sich autodidaktisch weiter und arbeitet inzwischen als freie Mitarbeiterin für verschiedene Kunden im Verlags- und Animationsbereich.
Kid Toussaint ist Schriftsteller und (Co)Creator von Elles, Magic 7, Télémaque, Animal Jack, Holly Ann, 40 Elephants und weiteren Werken.
Inhalt:
„Elle ist eine normale Teenagerin wie alle anderen. Nur, dass sie eben doch nicht ist wie alle anderen. Der Start an ihrer neuen Schule läuft eigentlich richtig gut: Elle findet schnell neue Freunde, kommt mit den Lehrern gut klar und bändelt vielleicht sogar mit einem Jungen an (es ist kompliziert). Irgendwann merken ihre Freunde allerdings, dass Elle nicht allein ist. Sie ist eher fünf Personen… Fünf Persönlichkeiten in ganz verschiedenen Farben, und nicht alle sind besonders freundlich. Fragt sich bloß, wer von ihnen eigentlich Elle ist?“ (Produktbescheibung)
Kritik und Fazit:
Das Cover von Band eins erscheint hell und freundlich erscheint: hier sehen wir die vorwiegend agierende Elle mit rosa Haaren, über ihre Schultern schauen die vier weiteren Elles mal neugierig, mal ängstlich und mal mürrisch entgegen. Die verschiedenen Charaktere werden auch durch die Mimik sehr deutlich.
Die Comics sind komplett farbig illustriert und die verschiedene Welten und Szenarien sind äußerst fantasievoll und effektvoll umgesetzt. Die reale Welt wird hier zumeist freundlich, hell und farbenfroh dargestellt, während die Welt in Elles Kopf zumeist düster und verworren wirkt. Das Element des Wassers wird immer wieder genutzt, um die Wege an die Oberfläche des Bewusstseins zu symbolisieren.
Manchmal hatte ich ein paar Probleme, die richtige Reihenfolge der Sprechblasen zu erkennen. Vielleicht bin ich aber auch nur zu ungeübt, was Comics anbelangt. Dies tat dem Lesefluss allerdings keinen Abbruch. Das sehr schlanke Buch schmökert sich unheimlich schnell und ich war froh, gleich den zweiten Teil da zu haben und freue mich auch schon auf den dritten Band, der im Januar 2024 erscheinen wird.
Das Thema der Schizophrenie oder bipolaren Störung habe ich bisher in noch keinem Jugendbuch gefunden und ich finde die Umsetzung in diesem Comic äußerst gelungen. Die verschiedenen Persönlichkeiten der Hauptprotagonistin Elle können durch die verschiedenen Haarfarben gut voneinander unterschieden werden, sodass man schnell erkennt, in welcher Gemütslage sie gerade schwebt: ausgeglichen (rosa), verstummt (grün), verängstigt (braun), kreativ überschwänglich (pink) oder knallhart (blond). Am Ende des ersten Bandes gibt es eine Übersicht in Form von Steckbriefen der fünf verschiedenen Persönlichkeiten.
Nachdem Elle sich ihrer neuen Freundin Maëlys anvertraut hat und auch die übrigen drei Freunde eingeweiht sind, hat sie ein verlässliches Rettungsnetz und kann einer weiteren Frage nachgehen. Nämlich warum es keine Bilder aus ihren ersten Lebensmonaten gibt und wieso ihre Eltern all ihre Fragen dazu abblocken. Hier ist also noch ein gesonderter Spannungsbogen in der Geschichte zu finden. Elles Freunde sind alle ein wenig Stereotyp dargestellt, ihre Steckbriefe finden sich in Anhang des zweiten Bandes. Besonders Line wurde mir leider viel zu verplant und schusselig dargestellt. Das hat mich ein wenig gestört. Was ich von dem Geheimnis um Elles Geburt halten soll, welches im zweiten Band gelüftet wird, weiß ich noch nicht so ganz. Hier kommt ein weiterer mystischer Aspekt ins Spiel, mit dem ich so nie gerechnet hätte. Ich bin gespannt, wie sich das im Fortgang der Reihe entwickeln wird.
"Elle(s) 1. Die Neue(n)" ist der Auftakt einer spannend und sehr kreativ umgesetzte Comic-Reihe mit einer ungewöhnlichen Thematik. Dem Zusammenspiel der verschiedenen Persönlichkeiten der Hauptprotagonistin Elle zu folgen, machte mir großen Spaß und ich habe auch schon eine Idee, wie die Geschichte weiter verlaufen wird, denn am Ende von Band zwei werden aufmerksame Leser bzw. Betrachter einen Hinweis dazu erkennen.