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Veröffentlicht am 24.11.2023

Wunderbare, gut recherchierte Zeitreise in die 1920/30er Jahre in der schönen Eifel

Eifelfrauen: Das Haus der Füchsin
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Johanna Fuchs wächst als Tochter einer wohlhabenden Fabrikantenfamilie in Trier auf. Zur Volljährigkeit am 21. Geburtstag im Jahr 1920 erfährt sie, dass von der jüngsten Schwester ihres Vaters, Elisabeth, ...

Johanna Fuchs wächst als Tochter einer wohlhabenden Fabrikantenfamilie in Trier auf. Zur Volljährigkeit am 21. Geburtstag im Jahr 1920 erfährt sie, dass von der jüngsten Schwester ihres Vaters, Elisabeth, ein Haus in dem kleinen Eifeldorf Altenburg geerbt hat.
Sie hat von dieser Tante Elisabeth noch nie etwas gehört, die bis zu ihrem Tod zurückgezogen als Künstlerin in Altenburg gelebt hat. Johanna wird neugierig und besichtigt das Haus. Ganz schnell wird ihr klar, dass hier ihre Zukunft liegt, denn mit dem Erbe ist die Bedingung verknüpft, dass sie 6 Monate dort leben und sich um die Tiere und den Hof kümmern muss. Gegen den Willen ihrer Eltern, die ganz andere Pläne für ihre Tochter haben, zieht Johanna in die Eifel in das „Haus der Füchsin“.
Die Bewohner von Altenburg gaben dem Hof diesen Namen wegen des Nachnamens von Elisabeth, den ja auch Johanna trägt, und wegen einer Füchsin, die häufig in den Abendstunden oder der Nacht im Garten des Hauses auftaucht.

Johanna, die als wohlbehütete Tochter aufgewachsen ist, muss nun erstmals in ihrem Leben alleine zurechtkommen und sich dabei auch um Haus, Hof und die Tiere kümmern. Aber es ist auch ihre Chance, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Unterstützung erhält sie dabei von ihrer sympathischen Nachbarin Kätt und deren Schwester. Und so lernt sie alles, was sie für ein Leben auf dem Land wissen muss.
Aber sie kommt auch ihrer verstorbenen Tante näher und entwickelt ebenfalls eine künstlerische Ader und fertigt kleinere Kunstwerke an.
Als Johanna der Füchsin aus ihrem Garten in den Wald folgt, trifft sie auf den belgisch-französischen Wildhüter Marc Degré, der ihre große Liebe wird. Johanna bekennt sich endgültig zu ihrem neuen Leben und beschließt, in der Eifel zu bleiben.
Unterstützung oder Verständnis erhält sich aus ihrer Familie nur wenig. Lediglich zwei ihrer Brüder und eine Schwägerin halten Kontakt zu ihr. Der dritte Bruder distanziert sich.
Als Johanna irgendwann hinter das Geheimnis kommt, dass ihrer Tante Lisbeth umgibt, bricht Johanna komplett mit ihren Eltern.

Ich mochte Johanna von der ersten Seite dieses wunderbaren Romans an. Sie zeigt ein Selbstbewusstsein und eine Stärke, die ich von einer jungen Frau in den 1920er Jahren nicht erwartet hätte. Und ihren Entschluss, alleine in die Eifel zu ziehen und das Erbe ihrer Tante anzutreten fand ich ausgesprochen mutig. Sie stellt sich ohne Angst allen Herausforderungen und gewöhnt sich an die schwere Arbeit, die sie nun täglich zu verrichten hat.
Aber auch die anderen Figuren des Romans sind liebevoll gezeichnet und passen gut in die dargestellte Zeitspanne.

Der Roman umspannt die Jahre 1920 bis 1938. Wie wir es von Brigitte Riebe gewohnt sind, hat sie in und rund um die Eifel sehr gut recherchiert und gibt uns ein großartiges Bild über die Lage und das Leben dort in dieser Zeit. Aber auch Städte wie Trier, Köln, Wittlich und Traben-Trarbach sind Schauplätze des Romans.
Über diesen langen Zeitraum von rund 18 Jahren begleiten wir Johanna durch ihr Leben und erleben alle Entwicklungen, die es in dieser Zeit so gibt. Auch die sich verändernde politische Lage im Land ist bis in das abgelegene Dorf in der Eifel spürbar und wir erleben auch dort das Erstarken des Nationalsozialismus mit all seinen schrecklichen Folgen.

In „Das Haus der Füchsin“ erzählt Brigitte Riebe bildgewaltig, emotional und sehr spannend vor dem Hintergrund des realen historischen Zeitgeschehens die Geschichte einer starken jungen Frau. Ich war begeistert von Johanna, die sich gegen den Willen ihrer Familie für ein völlig anderes Leben entscheidet und ganz entschlossen ihren Weg geht. Fasziniert bin ich in Johannas Leben eingetaucht und habe mit ihr gefiebert, gelitten, geliebt und gelacht.
Ich haben diesen wunderbaren Roman sehr genossen und freue mich auf die Fortsetzung im zweiten Teil und die Rückkehr in die Eifel und das Haus der Füchsin!


Fazit: 5 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 22.11.2023

Warmherzige und berührende Geschichte mit liebenswerten Protagonisten

Apfelherbst
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Der Roman erzählt die Geschichte von Gina und Evergreen Manor, einem alten viktorianischen Anwesen. Das wunderschöne Haus steht auf einem Gelände mit alten Apfelbäumen wo es auch ein kleines Cottage gibt, ...

Der Roman erzählt die Geschichte von Gina und Evergreen Manor, einem alten viktorianischen Anwesen. Das wunderschöne Haus steht auf einem Gelände mit alten Apfelbäumen wo es auch ein kleines Cottage gibt, in dem Gina lebt und als Tagesmutter mit Kindern arbeitet.
Im Herrenhaus lebt die Eigentümerin Violet mit ihren Freunden Delphine und Bing. Die alten Herrschaften genießen ihr Zusammenleben und den Trubel und die Aufmunterung die die von Gina betreuten Kinder mitbringen.
Als Violet plötzlich stirbt verkündigen ihre Großnichte Rebecca und ihr Großneffe Dexter, dass sie das Anwesen nicht weiter unterhalten können und wollen und es daher verkaufen werden.
Delphine und Bing würden ihr Zuhause verlieren und auch Gina müsste aus dem kleinen Cottage ausziehen und ein neues Zuhause finden, in dem sie auch die Kinder weiter betreuen könnte.
Da Gina die alten Herrschaften als Familie betrachtet beschließt sie zu kämpfen und entwickelt einen Plan, um Evergreen Manor für sie alle zu retten.
Als sie Dexter begegnet, ohne zunächst zu ahnen wer er ist, knistert es zwischen den beiden. Haben die beiden trotzdem eine Chance?

Gina erzählt uns die Geschichte in der Ich-Form und beginnt mit dem Tag ihrer Scheidung von Eric. Diese Trennung führte dazu, dass sie ins Welcome Cottage auf dem Anwesen von Evergreen Manor zog. Die Eigentümerin Violet vermietete ihr das ehemalige Pförtnerhäuschen und schon bald entsteht eine freundschaftliche Bindung zwischen Gina, Violet und deren beiden Freunden Delphine und Bing.
Die Beschreibung dieser „Senioren-WG“ hat mich ins Herz getroffen. Diese drei liebenswerten alten Menschen genießen ihr Zusammenleben sehr und profitieren voneinander. Umso größer ist die Trauer, als Violet plötzlich stirbt. Besonders ihre beste Freundin Delphine leidet sehr darunter.
Und so ist der Schock für die alten Menschen groß, als die Erben verkünden, dass das Anwesen verkauft werden soll und sie damit ihr Zuhause verlieren werden.
Auch Gina müsste aus dem Welcome Cottage ausziehen und sich ein neues Zuhause suchen, das auch für ihren Beruf als Tagesmutter geeignet ist. Das könnte ihr zwar gelingen aber eigentlich möchte sie das gar nicht, denn sie möchte diese großartige Gemeinschaft nicht aufgeben. Und so schmiedet sie Pläne, die Evergreen Manor für sie alle so erhalten soll, wie es ist.

Auch wenn sich sehr zaghaft zwischen Gina und Dexter eine romantische Geschichte entwickelt würde ich den Roman nicht als Liebesroman bezeichnen. Diese Liebesgeschichte fügt sich vielmehr schön in die Haupthandlung ein, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.
Die Handlung ist sehr abwechslungsreich und unterhaltsam, denn sie erzählt aus dem Leben der alten Herrschaften und aus Ginas Leben als Tagesmutter und all den Herausforderungen die dieser Beruf mit sich bringt. Aber auch ihre Liebe zu den Kindern und ihre Freude an der Betreuung dieser kleinen Menschen wird immer wieder deutlich.
Und so erleben wir vielerlei Aktivitäten, die Gina mit den Kindern unternimmt. Da werden Äpfel und Brombeeren gesammelt, leckere Dinge zubereitet aber es wird auch zu Halloween gebastelt und vieles mehr.
Daneben schmiedet Gina Pläne und kümmert sich um die Umsetzung und versucht alles, was ihr möglich ist, um Evergreen Manor zu retten.
Darüber vergeht einige Zeit und so vergeht der titelgebende Herbst, es wird Halloween und dann beginnt auch irgendwann die Weihnachtszeit. Jede dieser Zeiten konnte ihre passende Stimmung verbreiten, so dass der Roman perfekt in den Herbst und den beginnenden Winter passt.

Das Setting auf diesem alten Anwesen war wunderschön beschrieben. Ich sah das beeindruckende alte Gebäude auf dem Gelände mit den alten Apfelbäumen vor meinem inneren Auge und sah Gina mit den Kindern dort herumstromern.

Gina und die alten Herrschaften haben sich auf eine ganz besondere Weise in mein Herz geschlichen. Diese wunderbare Freundschaft und der Zusammenhalt generationenübergreifend sind wirklich schön beschrieben. Beide Seiten profitieren voneinander und auch die von Gina betreuten Kinder lieben die alten Herrschaften von denen sie einiges lernen können.

„Apfelherbst“ erzählt von Freundschaft und Liebe, Trauer, Neuanfängen und vermittelt vor allem die Botschaft, dass es sich lohnt Risiken einzugehen, um Träume zu verwirklichen und dass man gemeinsam vieles schaffen und erreichen kann, wenn man nicht aufgibt.
Mich hat dieser wunderbare Roman nicht nur gut unterhalten sondern auch berührt. Liebenswerte Figuren, ein empathischer Erzählstil, etwas Romantik und auch Humor erwärmen das Herz und deshalb empfehle ich diesen schönen Roman auch gerne weiter!


Fazit: 5 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 18.11.2023

Sehr fesselnder und spannender Psychothriller mit vielen Wendungen

Die Einladung
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Schon der Prolog dieses Psychothrillers war schockierend und hat mich gleich an die Geschichte gefesselt. Der Zusammenhang des Prologs zur Handlung bzw. Protagonistin erklärt sich bald.
Protagonistin des ...

Schon der Prolog dieses Psychothrillers war schockierend und hat mich gleich an die Geschichte gefesselt. Der Zusammenhang des Prologs zur Handlung bzw. Protagonistin erklärt sich bald.
Protagonistin des neuen Psychothrillers von Sebastian Fitzek ist Marla Lindberg.
Sie leidet bis heute unter den Ereignissen, die im Prolog geschildert werden. Als sie ein paar Jahre später für einen Kurierdienst arbeitet, wird sie in eine verlassene Geburtsklinik geschickt, um dort ein Paket abzuliefern. Doch es ist eine Falle und Marla erlebt Schlimmes.
Dann arbeitet Marla als Analystin für Kristin, die Abteilungsleiterin beim LKA Berlin ist. Diese nutzt Marlas besondere Fähigkeiten, Videos und Bilder zu analysieren.
Ein Therapeut findet heraus, das Marla unter sogenannter Gesichtsblindheit leidet. Sie kann Menschen nicht an ihren Gesichtern wiedererkennen. Dadurch spielt ihr Gehirn ihr offenbar in schwierigen Situationen Streiche.
Als Marla dann eine Einladung zu einem Klassentreffen in eine Berghütte in den Alpen erhält, will sie die Gelegenheit nutzen, alte Freunde wiederzusehen und ein wenig Abstand und Ablenkung vom Alltag zu bekommen. Sie macht sich auf den Weg zur Hütte. Bei ihrer Ankunft findet sie alle Zimmer bereits belegt vor, obwohl sie sich doch angemeldet hat. Auf dem Tisch steht benutztes Geschirr, im Kamin brennt ein Feuer doch ihre ehemaligen Klassenkameraden sind nirgendwo zu sehen.
Als Marla sich auf die Suche nach den anderen macht, beginnt ein Horrortrip.

Das Setting des hauptsächlichen Geschehens auf der eingeschneiten Berghütte ist gut gewählt. Die dortige Abgeschiedenheit, der fehlende Handyempfang und die winterlichen Wetterverhältnisse sorgen für eine ganz besondere Atmosphäre und eine beklemmende Stimmung.

Marla als Protagonistin war für mich schwer einzuschätzen. Aufgrund ihrer Erlebnisse in der Vergangenheit war sie aus meiner Sicht traumatisiert und durch ihre Gesichtsblindheit konnte man auch nie richtig sicher sein, welche ihrer Wahrnehmungen nun stimmt und welche nicht. Das macht sie zu einer interessanten Figur.
Auch die anderen Figuren, wie die Abteilungsleiterin des LKA und die ehemaligen Schulkameraden waren für mich schwer zu durchschauen.
Und so war es für mich ein fesselndes Rätselraten, wer ist gut, wer ist böse, wem kann man trauen und wem nicht.

Die Handlung war insgesamt sehr fesselnd und spannend. Es gab viel Raum für eigene Spekulationen, die für mich allesamt ins Leere führten. Viele Überraschungen und Wendungen geben der Handlung immer wieder eine neue Richtung. Psychospielchen und kleinere Cliffhanger am Ende von Kapiteln haben dazu geführt, dass ich fast atemlos durch die Seiten geflogen bin.
Was Fitzek dann am Ende als Auflösung präsentiert war die absolute Überraschung, die ich so niemals erahnt hätte.

„Die Einladung“ ist ein absolut fesselnder Psychothriller, der mich mit einer interessanten Protagonistin, einem komplexen Plot und einem völlig unerwarteten Ende überzeugt und begeistert hat.
Ich empfehle diesen nervenaufreibenden Pageturner, der auch einige ziemlich erschreckende Szenen enthält und mir öfter Gänsehaut beschert hat, sehr gerne weiter!


Fazit: 5 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 23.10.2023

Sehr gelungene und lebendige Zeitreise in die 1960er Jahre

Der Freiheit entgegen (Die Gutsherrin-Saga 3)
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Vorliegend handelt es sich um den dritten Teil der sogenannten „Gutsherrin-Saga“.
Man kann diesen Teil auch ohne Vorkenntnisse lesen aber es macht sicherlich mehr Freude, wenn man die beiden vorherigen ...

Vorliegend handelt es sich um den dritten Teil der sogenannten „Gutsherrin-Saga“.
Man kann diesen Teil auch ohne Vorkenntnisse lesen aber es macht sicherlich mehr Freude, wenn man die beiden vorherigen Teile kennt.
Während es in den ersten beiden Bänden vorrangig um Dora Twardy, die ehemalige Gutsherrin aus Ostpreußen, und ihre große Liebe, den Fotografen Curt von Thorau, ging, steht nun Doras Ziehtochter und Curts leibliche Tochter Clara im Mittelpunkt.
Wir befinden uns Anfang der 1960er Jahre und Clara möchte in die Fußstapfen ihres Vaters treten und studiert Fotografie. Sie verliebt sich in den charismatischen Freddy und die beiden geraten gemeinsam in die Unruhen in Schwabing, wo sie auch mit der Polizei in Konflikt geraten.
Claras Freundin Sanni arbeitet in der familieneigenen Bäckerei und soll beruflich auch der Familientradition folgen. Doch Sanni träumt von einer Karriere als Model und Schauspielerin und verehrt als Vorbild Marilyn Monroe. Als Sanni endlich 21 Jahre alt wird und damit volljährig überredet sie Clara, mit ihr gemeinsam nach Hamburg zu gehen und dort einen Neuanfang zu wagen. Die beiden verschwinden bei Nacht und Nebel und trampen der Freiheit entgegen.
Dino und seine Schwester Maria, beide aus Italien, nehmen die beiden jungen Frauen mit. Dino betreibt eine Pizzeria in Hamburg und Maria will ein Jahr in Hamburg verbringen, Dino im Lokal helfen und dann zurück nach Italien gehen zu ihrem Verlobten, heiraten und Kinder bekommen.

Theresia Graw lässt uns sehr lebendig am Leben dieser drei jungen Frauen teilhaben. Maria wird schnell zur dritten Freundin im Bunde und die Pizzeria von Dino wird ihr Treffpunkt.
Wir erleben wie Clara, die von einem Job als Journalistin träumt, auf die Widerstände gegen berufstätige Frauen in dieser Zeit trifft. Die wirklich wichtigen Jobs waren den Männern vorbehalten und so wird sie zunächst nur Schreibkraft in einem Verlag bzw. einer Redaktion.
Sanni wird durch einen Zufall als Model entdeckt und kommt ihrem Traum ein Stück näher. Und Maria träumt auf einmal von einem eigenen Café und arbeitet darauf hin, ihren Traum zu erfüllen.

Es hat große Freude gemacht die drei Freundinnen zu begleiten wobei der Schwerpunkt auf Clara liegt. Ihre Erfahrungen in der Zeitungsbranche, die gar nicht so sind, wie sie sich das vorgestellt hat. Doch tapfer hält sie durch und dann eröffnet sich ihr tatsächliche eine Chance als Journalistin zu arbeiten. Sie kann ihr Talent unter Beweis stellen und tut dies auch in Wort und Bild, denn die Fotografie ist immer noch ihre Leidenschaft, auch wenn sie ihr Studium nicht abgeschlossen hat.

In wirklich wunderbarer Weise bettet Theresia Graw die fiktiven Geschichten um die drei Freundinnen in die realen historischen Ereignisse ein. Dabei beweist sie wieder einmal, wie gut sie recherchiert, denn alles wird authentisch geschildert. Wir erleben den Kennedy-Besuch in Berlin, später das Attentat auf ihn, den Mauerbau in Deutschland, die Miniröcke von Mary Quant, die Sanni auf dem Laufsteg vorführt und natürlich auch die Beatles bei ihrem legendären Auftritt in Hamburg.
Aber auch die Stimmung des Aufbruchs dieser Zeit besonders unter den jüngeren Menschen wird gekonnt dargestellt. Die Erfindung der Anti-Baby-Pille, die Musik dieser Zeit, Frauen die in Berufe strömen und nicht mehr nur Hausfrau sein wollen, all das sind Themen, die aufgegriffen werden.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt aber auch auf den Frankfurter Auschwitzprozessen. Clara erhält die Chance als Journalistin von dort zu berichten während ihr Jugendfreund Leo als einer der Staatsanwälte sogar beteiligt ist. Die Grauen der Konzentrationslager der Nationalsozialisten wurden mir hier noch einmal vor Augen geführt und berichtet, dass manche Menschen damals durch diese Prozesse erstmals von diesen Grauen erfuhren.

Theresia Graws lebendiger und emotionaler Schreibstil ist mitreißend und hat mich nur so durch die Seiten fliegen lassen.
Es ist ihr wunderbar gelungen, die damalige Zeit mit all ihren Facetten lebendig werden zu lassen und durch ihre drei Protagonistinnen die Stimmung und das Gefühlsleben der Menschen darzustellen.
Ich habe mit allen drei jungen Frauen mitfühlen können, gespannt ihr jeweiliges Leben verfolgt und für sie gehofft, dass sich ihre Träume erfüllen.

Dieser dritte Teil der „Gutsherrin-Saga“ ist ein sehr gelungenes Zeitbild der frühen 1960er Jahre. Ich habe diese Zeitreise sehr genossen und wurde durch Aufbruchstimmung, viele lebendig geschilderte Ereignisse und drei tolle Protagonistinnen wunderbar unterhalten. Gerne empfehle ich nicht nur diesen dritten Teil sondern die gesamte Saga!


Fazit: 5 von 5 Sternen



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Veröffentlicht am 05.10.2023

Sehr spannender, gefährlicher 6. Fall für Ben Kitto und sein persönlichster

Düster ruht die See
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Zum sechsten Mal ermittelt Ben Kitto auf den Scilly-Inseln vor der Küste von Cornwall, diesmal erneut auf der Insel Bryher, wo er selbst auch lebt.
Auf einer sehr umstrittenen Baustelle werden in der Baugrube ...

Zum sechsten Mal ermittelt Ben Kitto auf den Scilly-Inseln vor der Küste von Cornwall, diesmal erneut auf der Insel Bryher, wo er selbst auch lebt.
Auf einer sehr umstrittenen Baustelle werden in der Baugrube menschliche Überreste gefunden und der Bau zunächst einmal gestoppt.
Es stellt sich heraus, dass das Skelett zwar älter ist aber nicht Jahrhunderte alt. Ben Kitto muss herausfinden wer der Tote war, warum er seinerzeit nicht als vermisst gemeldet wurde und natürlich wie er zu Tode kam. Dann werden die Knochen vom Fundort gestohlen. Ist der Mörder von damals noch vor Ort?

Den besonderen Reiz dieser Krimi-Reihe machen für mich der charismatische Ermittler Ben Kitto und der Schauplatz der Scilly-Inseln mit ihrer wunderbaren Natur und Landschaft aus.
Man spürt beim Lesen immer, dass die Autorin die Inseln kennt und selbst oft vor Ort ist bzw. war. Auch die Besonderheiten und besonders schöne Orte auf den Inseln nutzt die Autorin als Schauplätze für ihre Krimis.
Die Tatsache, dass die Inseln sehr klein sind und die Zahl der Bewohner überschaubar, engt die Kreis der möglichen Verdächtigen sehr ein. Und so muss Ben Kitto häufig gegen Menschen ermitteln, die er sein Leben lang kennt. So ist es auch diesmal, denn der Fundort befindet sich auf seiner Heimatinsel in unmittelbarer Nachbarschaft seines Hauses. Wie oft tut Ben sich schwer, seine Nachbarn zu befragen aber dennoch tut er, was getan werden muss und bleibt ruhig und sachlich.

Aber Bens Leben ist neben seinem Beruf auch noch aufregend. Seine Lebensgefährtin Nina erwartet das gemeinsame Kind und die Geburt ist nicht mehr fern. Da kommt es natürlich gar nicht gelegen, dass Bens Vergangenheit als Undercover-Ermittler in London die beiden einholt. In dieser Funktion war er an der Verhaftung eines Schwerverbrechers maßgeblich beteiligt. Nun liegt dieser schwer krank im Sterben und er nahm seiner Tochter Ruby das Versprechen ab, ihn zu rächen. Diese hat zwischenzeitlich schon einige frühere Kollegen von Ben ermordet und kommt ihm immer näher. Ben und Nina sind in Gefahr und Ben muss nicht nur einen Mörder suchen sondern auch sein und Ninas Leben schützen und am Besten Ruby zur Strecke bringen.

Die Autorin erzählt diesen Krimi in zwei Handlungssträngen, einmal um den Knochenfund auf der Baustelle und der zweite Strang dreht sich um Ruby und ihre Mordserie.
Wie immer erhält Ben Unterstützung durch seinen Kollegen Eddie und es gibt natürlich auch ein Wiedersehen mit anderen bereits bekannten Figuren. Auch Bens Hund Shadow ist wieder mit von der Partie und an Bens Seite.

Zähe und schwierige Ermittlungen um die alten Knochen und die ständig näher kommende Gefahr machen diesen Krimi zu einem sehr spannenden und brisanten Fall. Als Leser hat man häufig einen gewissen Wissensvorsprung was Rubys Aktivitäten betrifft, die die Spannung noch steigern. Ständig habe ich mitgefiebert, ob Ben ihr entkommen kann und sie am Ende vielleicht sogar festnehmen kann und vor allem, ob er Nina vor ihr schützen kann und diese das gemeinsame Baby sicher und gesund zur Welt bringen wird.

Ich bin regelrecht atemlos durch die Seiten gerauscht, denn dieser Fall für Ben Kitto war der bisher spannendste und für Ben auch der persönlichste und gefährlichste.
Eine sehr atmosphärische Stimmung und der ganz besondere Schauplatz machen auch den 6. Fall zu einem fesselnden Leseerlebnis, das ich gerne empfehle!


Fazit: 5 von 5 Sternen



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