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Veröffentlicht am 15.09.2016

ein halbes Jahrhundert deutsche Geschichte

Ab heute heiße ich Margo
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Mehr als ein halbes Jahrhundert deutscher Geschichte wird in diesem Buch behandelt. Es beginnt 1936 mit dem immer größer werdenden Machteinfluss Nazis und endet nach der Wiedervereinigung Deutschlands. ...

Mehr als ein halbes Jahrhundert deutscher Geschichte wird in diesem Buch behandelt. Es beginnt 1936 mit dem immer größer werdenden Machteinfluss Nazis und endet nach der Wiedervereinigung Deutschlands. Das Ganze wird eingebettet in die Wünsche, Erwartungen, Sehnsüchte, Probleme und Enttäuschungen zweier Frauen. Eine geht ihren Weg im Westteil und die andere im Ostteil Deutschlands. Aber immer wieder kreuzen und berühren sich ihre Lebenswege.
Also mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Beim Lesen der Jugendjahre von Margarete (Margo) und Helene sind mir immer wieder parallelen zu Dingen aufgefallen, die meine Oma mir aus dieser Zeit berichtet hat. Es ist somit sehr authentische geschrieben. Auch die Bezeichnung „Rasiersitz“ (vorderste und billigste Reihe im Kino) kannte ich von meinem Vater.
Was mir beim Lesen aufgefallen ist: Cora Stephan ist es in diesem Buch herrlich gelungen von einem Schauplatz auf den nächsten zu switchen, ohne alle Facetten des alten Themas vollständig auszuleuchten bzw. zu klären. Manchmal ist mir erst Seiten später eine Frage zu dem Geelesenen eingefallen – was ist denn eigentlich mit …? (will nicht zu viel vom Inhalt verraten). Doch irgendwann wurden dann auch diese „Versäumnisse“ von ihr aufgegriffen und weitererzählt. Bei mir hat sich dadurch während der ganzen 637 Seiten die Spannung gehalten. Ich fand diesen Schreibstil äußerst unterhaltsam.
Wenn auch Margo die Hauptakteurin dieses Buches war, so war sie mir doch stellenweise etwas unsympathisch. Ihr ständiges Fremdgehen, ihre Fokussierung auf den Beruf und dann auch wie sie ihren Mann behandelt hat. Aber vielleicht oder ganz sicher, war er nicht der Richtige. Somit haben beide Frauen, Margo und Helene, in ihrem Leben nicht den richtigen Mann bekommen, aber ich denke das ist gerade in ihrer Zeit vielen so gegangen. Trotzdem haben beide versucht für sich das Beste aus ihrem Leben zu machen, wenn auch nicht immer mit hundertprozentigem Erfolg.
Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen und kann es an alle die sich für Frauenschicksale und deutsche Geschichte interessieren, weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Strömungen können vielfältig sein

Die Strömung
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Die Geschichte spielt in der Gegenwart in Schweden. Aber während der Mordermittlungen, die auf braune Kreise im Land hinweisen, gibt es auch immer wieder Hinweise die auf Ereignisse vor 40 Jahren hinweisen. ...

Die Geschichte spielt in der Gegenwart in Schweden. Aber während der Mordermittlungen, die auf braune Kreise im Land hinweisen, gibt es auch immer wieder Hinweise die auf Ereignisse vor 40 Jahren hinweisen. Hier insbesondere auf eine Kommune auf der Insel Maljö, die fast wie eine Sekte zusammen gelebt hat und einem ungeklärten Mord an einer Prostituierten.
Der Krimi hat mich schon nach kurzer Zeit gefangen genommen. Cilla und Rolf Börjlind ist es sehr gut gelungen die unterschiedlichen Charaktere anschaulich und glaubhaft zu beschreiben. Die Ermittler kamen mir dabei wie eine große Familie vor, mit Mette als Mutter, Olivia als Tochter und Stilton als Onkel. Durch die Schilderungen und die Einbeziehung der Fehler des Polizeiteams wurde die Handlung für mich greifbar und mit Stilton habe ich mich heimlich identifiziert.
Sehr gelungen fand ich auch die Beschreibungen zur Denkweise der Nazis, die von Rassenhygiene“ sprechen. Auch wenn das nicht meine Sichtweise ist, so kann ich mir gut vorstellen, dass Menschen derartigen Argumenten folgen.
Der Titel „Die Strömung“ ist sehr gut gewählt, denn einmal wird das aktuelle Thema der Naziinfizierung und Ausländerfeindlichkeit in den Mittelpunkt gerückt und in die Handlung eingebaut. Aber in meinen Augen ist auch die Hippie-Kommune eine ehemalige Strömung. Ja und manch einer geht in so einer Strömung halt unter, wie unser Mörder hier im Krimi.
Fazit nach dem Lesen: ich fühlte mich spannend und kurzeilig unterhalten. Ich kann das Buch für alle Krimi-/Thriller-Liebhaber nur weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 20.04.2024

anfangs langatmig, wird dann aber spannend

Alsensund
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Alles beginnt mit dem Fund einer Leiche im Erlenbruch bei Harrislee, einem Ort kurz hinter der dänischen Grenze. Dort entdeckt eine Frau beim Hundespaziergang die tote junge Frau an einen Baum gelehnt, ...

Alles beginnt mit dem Fund einer Leiche im Erlenbruch bei Harrislee, einem Ort kurz hinter der dänischen Grenze. Dort entdeckt eine Frau beim Hundespaziergang die tote junge Frau an einen Baum gelehnt, als würde sie schlafen. Es handelt sich um eine ehrgeizige Medizinstudentin, die nebenbei ehrenamtlich für eine Stiftung tätig ist. Jedoch soll sie nicht das einzige Opfer bleiben…
Am Anfang habe ich mich mit dem Krimi recht schwergetan. Marven Sanbergen, der verantwortliche Ermittler, kam mir zu selbstbezogen und nicht gerade kompetent vor. Ich hatte den Eindruck, wichtig sind für ihn nur Zimtschnecken, sein Tee und nicht die neuen deutschen Kollegen seines Teams oder der aktuelle Fall. Ich habe auch nicht verstanden, warum er so eine Angst vor dem Wasser der Ostsee hat. Zum Glück ändert sich dieser erste Eindruck. Der Leser ist bei den vielen handelnden Personen gefordert hier die Übersicht zu behalten. Denn der Fall weist weit zurück, was auch gleich am Anfang aus den Auszügen des Tagebuchs abgeleitet werden kann, die Sonbergen zufällig in die Hände bekommt. Doch richtig erfassen können die Ermittler die Zusammenhänge nicht, geschweige denn, dass es Beweise dafür gibt. Irgendwie sind noch immer nicht alle Puzzleteile gefunden. Mit zunehmender Seitenzahl wird der Krimi auf jeden Fall richtig spannend und wartet mit nicht zu erahnenden Entwicklungen auf. Von mir erhält er 3,5 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

lebenslange Flucht und Suche

Der Wind kennt meinen Namen
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Die Geschichte erstreckt sich über einen Zeitraum von mehr als 80 Jahren. Am Anfang lernt man Samuel Adler, den Sohn eines jüdischen Wiener Arztes kennen. Damals 1938 ist Samuel gerade 6 Jahre alt und ...

Die Geschichte erstreckt sich über einen Zeitraum von mehr als 80 Jahren. Am Anfang lernt man Samuel Adler, den Sohn eines jüdischen Wiener Arztes kennen. Damals 1938 ist Samuel gerade 6 Jahre alt und bereits da ist ihm nichts wichtiger als seine kleine Geige und die klassische Musik. Doch nun werden auch im besetzten Österreich die Juden drangsaldiert und deportiert. Noch Ausreisevisa zu bekommen ist aussichtslos. In ihrer Not wenigstens Samuel in Sicherheit zu bringen, ringt sich seine Mutter durch ihn mit einen organisierten Kindertransport nach England zu schicken. Eine Entscheidung, die ihm das Leben rettet, aber zu einem hohen Preis.
Jahrzehnte später, erleidet Leticia ein ähnliches Schicksal. Auch ihre Familie muss aus El Salvador vor den Guerillas und korrupter Polizei fliehen. In den USA stürzt Leticia sich später lebenshungrig in Eheversprechen, die das Wort nicht verdienen, um schlussendlich verwitwet als Haushälterin bei Mr. Bogart zu landen.
Liebevoll und sehr detailreich erzählt die Autorin, wie schlimm die Korruption in den armen lateinamerikanischen Ländern ist, wie Menschen als Ware behandelt werden und bei Flucht keinerlei Rechte haben. Ob es nun am Beispiel von Leticia oder der kleinen Anita im Buch aufgezeigt wird, es geht einfach zu Herzen und hinterlässt auf der Seele der Betroffenen tiefe Wunden. An einigen Stellen fand ich es etwas zu sehr ausgebreitet.
Es hat mich berührt, wie die kleine Anita sich eine eigene kleine heile Welt, Azabahar nennt sie sie, geschaffen hat, um am Verlust und der Trennung von ihrer Familie nicht zu zerbrechen. Die Kleine hat in ihrem kurzen Leben bereits so viele Schicksalsschläge durchgemacht und sich so Trost geschaffen. Wie schwer es Anita fällt Vertrauen gegenüber Fremden aufzubauen hat die Autorin sehr gut herausgearbeitet.
Mich hat das Buch gut unterhalten, oft traurig gemacht, aber auch gleichzeitig Hoffnung gegeben, weil es noch Menschen wie Selena und Frank Angileri gibt. Von mir gibt’s 3,5 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 03.12.2023

Ruhrpott-Charme wird gut vermittelt

Zechenhölle
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Psychologiestudentin Liesa Kwatkowiak und ihr Freund Timo Garatzka treffen per Zufall vor einem stillgelegten Zechengelände auf Alina Jankowski. Die alleinerziehende Mutter und Hobbyfotografin wird am ...

Psychologiestudentin Liesa Kwatkowiak und ihr Freund Timo Garatzka treffen per Zufall vor einem stillgelegten Zechengelände auf Alina Jankowski. Die alleinerziehende Mutter und Hobbyfotografin wird am Folgetag tot in einer Zechengrube gefunden. Liesa macht sich Vorwürfe, da sie bei Alinas abrupten Aufbruch gemerkt hat, dass diese Angst hat und auch, dass dieser dunkle SUV mit dem seltsamen Emblem auf der Heckscheibe sie scheinbar verfolgt….
Leider konnte ich Liesa schlechtes Gewissen nicht ganz nachvollziehen, kann auch nicht verstehen, warum unbedingt sie nun zusammen mit Timo ermitteln muss.
Liesa steht unter Zeitdruck. Auf der einen Seite muss sie ihre fehlenden Semesterarbeiten noch rechtzeitig einreichen, andererseits lässt sie aber nun wo die Polizei es als Selbstmord einordnet und die Ermittlungen einstellt, Alinas Tod keine Ruhe. Mich hat ihre Beharrlichkeit beeindruckt, auch wenn ich die Motivation nicht recht nachvollziehen konnte. Ihre Eigenansage – finde den Fehler, wenn sie wieder einmal nicht weiterweiß, hat mir gefallen. In meinen Augen ist es der Autorin sehr gut gelungen, die Faszination, die solche stillgelegten Industrieanlagen, dem Leser zu vermitteln. Bei mir hat es jedenfalls zu Verständnis für die Urbexer-Szene geführt und meine Neugier auf Lost-Places noch weiter angefeuert.
Es gibt in diesem Buch aber auch Darstellungen, die mir unglaubwürdig erscheinen. Zum Beispiel, dass Liesa sich heimlich in eine Vorlesung für Kriminologie gesetzt hat und sich nun autorisiert fühlt eine Fallanalyse vorzunehmen. Insgesamt hätte ich mir etwas mehr Spannung gewünscht und gebe insgesamt 3,5 Lese-Sterne.

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