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Veröffentlicht am 09.04.2024

✎ Oliver Scherz - Sieben Tage Mo

Sieben Tage Mo
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Auf dieses Kinderbuch bin ich durch Zufall aufmerksam geworden. Ich war gespannt, wie der Autor diese besondere Situation in ein Buch für 11-Jährige packt.

Im Endeffekt bleibe ich zwiegespalten zurück.

Oliver ...

Auf dieses Kinderbuch bin ich durch Zufall aufmerksam geworden. Ich war gespannt, wie der Autor diese besondere Situation in ein Buch für 11-Jährige packt.

Im Endeffekt bleibe ich zwiegespalten zurück.

Oliver Scherz versucht, aufzuzeigen, mit welchen Problemen Familien(angehörige) von Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu kämpfen haben. Im Fokus steht hier der 12-Jährige Karl, aus dessen Sicht wir die Geschichte hautnah miterleben.

Es gibt schöne Momente und Momente, in denen Karl sich seinen Bruder wegwünscht - völlig normal.
Dies wird behutsam und authentisch angegangen und Lesende bekommen einen tiefen Einblick in sein Seelenleben.

Ebenso wird dargestellt, wie das Umfeld auf Mo (und seinen Bruder) reagiert. Gegebenheiten, von denen Betroffene sicherlich ein Lied singen können.

Und doch gibt es Passagen, die mich arg stören.

Ja, es ist wichtig, auf Menschen wie Karl und Mo aufmerksam zu machen. Beide Parteien haben mit ihren Problemen zu kämpfen. Beide MÜSSEN gesehen werden!
Aber ich kann einfach nicht damit mitgehen, dass ein 12-Jähriger so viel Verantwortung für seinen behinderten Bruder übernehmen muss!
Das ist in meinen Augen eine Verletzung der Aufsichtspflicht der Eltern! Da zählt auch nicht, dass beide arbeiten müssen, um ein Haus abzubezahlen. Dann muss ich das eben anders regeln können. Zumal Mo auf eine Förderschule geht und ich nicht verstehe, warum er dies nicht ganztags tut.
Sicher, es gibt Ausnahmen. Tage, an denen die Betreuung plötzlich wegfällt. Aber für Karl war es ALLTAG! Vor allem in einem Alter, in dem er vom Kind zum Jugendlichen wird und mit sich selbst genug zu tun hat.

Dass Karl eigene Bedürfnisse hat und diese von seinen Eltern nicht gesehen werden, war wieder ein Punkt, der super umgesetzt wurde.

Ich hätte mir eine andere, realistischere Familiensituation gewünscht. Karl wurde zu viel aufgetragen und völlig überfordert. Dass er nicht schon längst zusammengebrochen ist, grenzt an ein Wunder. Und dass sich noch niemand beim Jugendamt beschwert hat, noch viel mehr. Mo ist ein Kind mit besonderen Bedürfnissen und diese müssen entsprechend begleitet werden - von Erwachsenen! Egal, ob es die Eltern oder andere Erwachsene sind. Auf keinen Fall ein 12-Jähriger Zwillingsbruder.

Wenn der Autor sich mit wirklich betroffenen Familien ausgetauscht und dies zu einer Geschichte gemacht hätte, hätte dies ein Glanzprojekt werden können. So ist es in meinen Augen nur ein „gewollt und nicht gekonnt“.

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 29.12.2023

✎ Nina C. Grimm - Hätte, müsste, sollte: Bedürfnisorientierung im Familienalltag wirklich leben

Hätte, müsste, sollte
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Vielleicht habe ich mittlerweile zu viele dieser Ratgeber in diese Richtung gelesen, vielleicht waren meine Erwartungen (nach dem Vorwort von Nora Imlau) zu hoch - mich hat dieser Ratgeber im Endeffekt ...

Vielleicht habe ich mittlerweile zu viele dieser Ratgeber in diese Richtung gelesen, vielleicht waren meine Erwartungen (nach dem Vorwort von Nora Imlau) zu hoch - mich hat dieser Ratgeber im Endeffekt jedenfalls nicht weiter gebracht ...

Nina C. Grimms Worte sind klar und verständlich. Und wenn sich Eltern das erste Mal mit Bedürfnisorientierung beschäftigen, wird ihr Buch sicher auch hilfreich sein und man erlebt den ein oder anderen Aha-Moment.

Doch ich, die Jesper Juuls Publikationen nahezu alle gelesen und verinnerlicht hat, habe in den Worten der Autorin nichts Neues finden können.

Zudem fand ich es trotz seiner nur knapp 280 Seiten zu lang.
Ich habe das Werk mehrmals angefangen und auch mehrmals abgebrochen. Zum Schluss musste ich feststellen, dass ich 2 Jahre daran gelesen habe. Das ist mir bei anderen Veröffentlichungen dieser Thematik bisher noch nie passiert.
Ich hatte das Gefühl, dass ständig alles wiederholt wird.

Ich denke, "Hätte, müsste, sollte" ist richtig und wichtig - aber nichts, was es da draußen nicht bereits gibt.
Mein unangefochtener Held in diesen Fragen ist (und bleibt wahrscheinlich) Jesper Juul.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 18.12.2023

✎ Peter Härtling - Ben liebt Anna

Ben liebt Anna
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"Ben liebt Anna" - ich glaube, es gibt kaum jemanden, der diese Geschichte nicht kennt ... Ich habe sie damals in der Schule gelesen und hatte sie gut in Erinnerung. Als sich mir die Gelegenheit bot, das ...

"Ben liebt Anna" - ich glaube, es gibt kaum jemanden, der diese Geschichte nicht kennt ... Ich habe sie damals in der Schule gelesen und hatte sie gut in Erinnerung. Als sich mir die Gelegenheit bot, das Buch in unser Regal einziehen zu lassen, weil es in der Schule scheinbar immer noch Pflichtlektüre ist, ergriff ich die Chance.

Vielleicht bin ich mittlerweile zu alt für diese Erzählung. Ich habe jedoch gemerkt, dass sie mich nicht mehr ganz so begeistert wie damals.

Man muss im Hinterkopf behalten, dass die Erstveröffentlichung 1979 war. Das merkt man dem Text an. Es werden Sachen beschrieben, die heutzutage einfach nicht mehr möglich sind und die sich auch geändert haben.

In meinen Augen ist es kein pädagogisch wertvoller Text. Es verliebt sich einer, eine ist eine Aussiedlerin, es wird gestritten, jemand wird verletzt, ... Aber es gibt keinerlei Auseinandersetzungen mit den Themen. Sie sind einfach da.

Ich frage mich, ob es tatsächlich nötig ist, diese alte Kamelle noch immer im Unterricht durchzukauen. Es gibt so viele aktuellere Werke, die das gleiche Thema behandeln. Ich bin gespannt, ob mein Kind damit noch konfrontiert werden wird ...

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 15.12.2023

✎ Eva Heller - Die wahre Geschichte von allen Farben

Farben und Formen
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Meine 5-Jährige ist - genau wie ihr Papa - eine Künstlerin. JEDEN Tag wird gezeichnet, geschnitten, geklebt, ... Als ich das Buch in der Bibliothek sah, dachte ich also, dass ich ihr so die Entstehung ...

Meine 5-Jährige ist - genau wie ihr Papa - eine Künstlerin. JEDEN Tag wird gezeichnet, geschnitten, geklebt, ... Als ich das Buch in der Bibliothek sah, dachte ich also, dass ich ihr so die Entstehung der verschiedenen Farben nahebringen bzw. sie sie sich auch vielleicht selbst erarbeiten kann.

An sich ist die Lektüre ok. Wir haben sie schrittweise erarbeitet, sodass es nicht zu lang wurde. Die ganze Geschichte an sich können Kinder gar nicht mit einem Mal erfassen, weil es sehr viele Informationen sind.

Dennoch bin ich nicht so ganz zufrieden ...

Jeder Farbe werden Charaktereigenschaften und Formen zugeordnet. Das fand ich ein bisschen ungünstig, denn auf jeden wirken Farben anders. Da soll sich mein Kind lieber ausprobieren, wie es die Farbe empfindet.

Ferner orientiert sich die Autorin am Farbkreis nach Itten.
Dies ist in sofern schwierig, weil zum Beispiel das abgebildete Rot mit dem abgebildeten Blau kein Violett ergeben wird. Und genau das erklärt sie auf der letzten Seite auch. Warum nicht direkt am Anfang?! Warum lässt sie Kinder verzweifeln, weil das Anmischen von Violett nicht klappt, wenn man die Geschichte nicht erst einmal von vorne bis hinten (vor)gelesen hat?!

Der Umgangston unter den Farben ist ebenso keiner, den ich persönlich bevorzuge. Alles ist sehr aggressiv, jede*r nimmt sich, was sie/er möchte.

Für uns war der Ausflug interessant, jedoch keiner, den wir mit diesem Buch wiederholen werden. Da mein Kind dennoch sehr viel über Primär- und Sekundärfarben gelernt hat, war das (Vor)Lesen nicht ganz umsonst.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 21.11.2023

✎ Dana Schwartz - Hazel & Jack 2 Immortality

Immortality
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"Anatomy" hat mir damals richtig gut gefallen. Daher war klar, dass ich den zweiten Teil unbedingt hören möchte. "Immortality" hat mich zwar stellenweise ebenfalls gut unterhalten, aber lange nicht so ...

"Anatomy" hat mir damals richtig gut gefallen. Daher war klar, dass ich den zweiten Teil unbedingt hören möchte. "Immortality" hat mich zwar stellenweise ebenfalls gut unterhalten, aber lange nicht so gut, wie sein Vorgänger ...

Auch hier geht es anfangs um Hazel und die Medizin - ein Punkt, den ich sehr interessant finde. Leider verliert sich dieser im Laufe der Geschichte mehr und mehr.

Generell verstrickt sich die Autorin dieses Mal in einigen Ungereimtheiten. Vieles war für ich irgendwann nicht mehr nachvollziehbar. Das Ende war mir dann auch irgendwie zu abrupt.

Es gibt jedoch die ein oder andere wirklich überraschende Wendung, die ich so nicht kommen sehen habe, weswegen ich letztendlich an der Erzählung dran geblieben bin und sie nicht abgebrochen habe.

"Anatomy" empfehle ich absolut weiter - ein wunderbares Standalone. "Immortality" kann man sich in meinen Augen sparen.

©2023 Mademoiselle Cake