Kann leider nur ab dem letzten Drittel überzeugen
Deine MargotNicht nur, dass der Schmerz über den Verlust des Vaters in Viljas Gefühlsleben für Aufruhr sorgt, auch ein Päckchen Briefe stiftet Verwirrung und wühlt ihre Seele noch mehr auf. Was bleibt ist die Frage ...
Nicht nur, dass der Schmerz über den Verlust des Vaters in Viljas Gefühlsleben für Aufruhr sorgt, auch ein Päckchen Briefe stiftet Verwirrung und wühlt ihre Seele noch mehr auf. Was bleibt ist die Frage nach dem Warum und so begibt sich Vilja auf Spurensuche, um Antworten zu finden und vielleicht auch ein wenig sich selbst. Berlin, einst Heimat, wirft zunächst mehr Fragen auf, als das es Antworten gibt und doch schließt sich nach und nach der Kreis...
Wie fühlt es sich an, wenn alles, woran man glaubt und wofür man lebt, plötzlich zusammenbricht ? Nicht nur, dass es nach dem Zusammenbruch der DDR einfach keine Perspektiven mehr gegeben hat, sondern auch die eigene Identität und die der Familie steht plötzlich vor dem Nichts. Was das mit einem Menschen machen kann, führt Meri Valkama den Leser;innen vor Augen.
Eine Familiengeschichte, die vom Suchen und Finden der eigenen Wurzeln erzählt und dabei Wunden ans Tageslicht bringt, die nie ganz verheilt sind. Was nach emotionaler Lektüre und spannenden Einblicken klingt, bleibt in vielerlei Hinsicht einfach nichtssagend und distanziert.
Es gelingt einfach nicht, Vilja als zugängliche Person darzustellen, die sich bereitwillig der Leserschaft öffnet. Sie wirkt, als würde sie hinter Glas leben und dadurch entsteht eine gewisse emotionale Kälte, die die Leser;innen auf Abstand hält. Die Suche nach den Wurzeln und den Gründen für das famiiäre Aus fühlt sich nicht authentisch, sondern eher stakkatoartig zusammengesetzt an, sodass die Kapitel fast regungslos an den Lesenden vorbeiziehen ,ohne großartig Spuren zu hinterlassen.
Ab dem Zeitpunkt, wo Vilja in die Ukraine reist, um die Auswirkungen von Tschernobyl mit in ihre Suche zu integrieren, beginnt auch im Buch eine Wende. Hier gelingt des der Schreibenden endlich, eine Art Verbindung zwischen Protas und Leserschaft herzustellen und sie mit eindringlichen Worten und mehr als plastischen Bilder zu berühren. Es sind Zeilen, die unter di Haut gehen und durch die Metaphern lange nachwirken. Dann der Zusammenbrunch der DDR, die Euphorie an der Berliner Mauer und das Auffinden des letzten Puzzlestücks - alles wirklich sehr bewegende Momente.
Was bleibt ist aber die Frage, warum Markus es nie wirklich geschafft hat, sich aus seinem eingefahrenen Trott zu lösen ? War die von ihm gefundene Lösung einfach herrlich bequem, um sich nicht entscheiden zu müssen ? Was findet "Margot" wirklich an ihm ? Eine starke Schulter und ein Wegbegleiter auf Augenhöhe ist er jedenfalls nicht.
Ich habe mich mehr schlecht als recht durch die Seiten gekämpft und bin froh, dass der doch eher farb- & emotionslose Roman endlich beendet ist. Schade um die verschenkte Lesezeit.