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Veröffentlicht am 05.04.2024

Spannendes Buch mit eigenwilligem Schreibstil

Benoyu und der Wind
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"Benoyu und der Wind" beschreibt die Geschichte zweier sehr unterschiedlicher Orte auf der Tropeninsel Thulao Palok, deren Einwohner zunehmend in Konflikte geraten. Diese werden durch das Auftreten von ...

"Benoyu und der Wind" beschreibt die Geschichte zweier sehr unterschiedlicher Orte auf der Tropeninsel Thulao Palok, deren Einwohner zunehmend in Konflikte geraten. Diese werden durch das Auftreten von dem kleinen Jungen Benoyu noch verstärkt, obgleich Benoyu im Grunde genommen nur dazugehören möchte. Ungeklärte Vorfälle geben dem Anführer des wohlhabenden Ortes Symarya Dumar dann ausreichend Anlass seine Bürger gegen das einfache Fischerdorf Morbota aufzuwiegeln und für seine Zwecke nutzen zu wollen.

Gelingt es dem Herrscher Sompoya, die Einwohner von Morbota endgültig von der Insel zu vertreiben? Welche Rolle spielt Benoyu dabei?

Bodo Staudacher erzählt diese phantasievolle Erzählung in drei Teilen, in denen die Leser/innen die Insel, ihre Bewohner und auch einen Teil der Historie sehr genau kennenlernen. Die Insel ist dabei vor dem eigenen Auge gut vorstellbar. Zu den einzelnen Bewohnern kommt jedoch kein direkter Bezug zustande. Dieses liegt voraussichtlich an dem etwas eigenwilligen Schreibstil des Autors. Vieles wird binnen weniger Zeilen wiederholt und durch die indirekte Erzählweise fehlt die Nähe zu den Protagonisten.

Das Buch regt aber sehr wohl zum Nachdenken an. Insbesondere die Person Benoyu betreffend, bleibt bis zum Ende des Buches ausreichend Spielraum, um hinter dessen Beweggründe und seiner Herkunft oder Entstehung überhaupt zu gelangen. Trotz der Erzählweise gelingt es dem Autor, Emotionen bei den Leser(n)/innen auszulösen, sei es in Form von Sympathie, Antipathie, bis sogar Hass, Trauer, Mitleid, Freundschaft und ähnlichen Gefühlsregungen.

Das Cover ist in meinen Augen bewusst sehr dunkel und abstrakt gehalten. Benoyu, der vor einem tropischen Blatt hockt, bleibt wie auch in der Erzählung nicht so recht greifbar, so dass ausreichend Interpretationsmöglichkeit verbleibt, was dieser Junge in Bezug auf der Auseinandersetzung zwischen den Orten im Grunde eigentlich darstellt.

Allen Leser/innen, die phantasievolle, zum Teil etwas spukige und unheimlich wirkende, zum Nachdenken anregende Erzählungen lieben, kann ich dieses Buch gerne empfehlen.

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Veröffentlicht am 11.02.2024

Thriller mit langem Anlauf

Gestehe
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"Gestehe" von Henri Faber ist ein Thriller, der nach langem, behutsamen Aufbau erst zum Ende hin richtig Fahrt aufnimmt und zu überzeugen weiß.

Der Thriller ist in sechs Teilen zuzüglich eines Prologes ...

"Gestehe" von Henri Faber ist ein Thriller, der nach langem, behutsamen Aufbau erst zum Ende hin richtig Fahrt aufnimmt und zu überzeugen weiß.

Der Thriller ist in sechs Teilen zuzüglich eines Prologes und eines Epiloges aufgeteilt und aus drei Blickwinkeln geschrieben. Der eine Blickwinkel erzählt die Ereignisse aus der Sicht von dem Wiener Ermittler Johann "Jacket" Winkler, der andere beschreibt die Sichtweise des jungen Beamten Mohammad Moghaddam und des dritten Betrachters "Er".

Die Wiener Polizei bekommt es mit einigen, sehr brutalen Morden zu tun. Allen Opfern ist gemeinsam, dass ihnen ein Organ entnommen wurde und das Wort Gestehe am Tatort auftaucht. Jacket wird dadurch total verunsichert, da die Tatorte und auch die Vokabel "Gestehe" in seinem noch nicht veröffentlichen Buch ebenfalls erscheinen. Er gerät so immer mehr in Verdacht, die Morde selber begangen zu haben. Bestätigt sich zum Ende dieser Verdacht? Behalten seine Gegner und Neider die Oberhand? Oder steckt doch jemand anderes dahinter?

In den ersten Teilen des Thrillers baut sich die Spannung zunächst nur sehr langsam auf, da viel über das Privatleben der beiden Hauptprotagonisten Jacket und Mo (Mohammad) erzählt wird. Auch der Perspektivwechsel führte zu Beginn des Thrillers bei mir eher zu Verwirrung als zu erhöhter Spannung. Das Finale jedoch ist unglaublich rasant und besticht durch einen immer größer werdenden Spannungsbogen, der nie zu enden scheint, da der Autor mit immer neuen Überraschungen aufwartet.
Herauszuheben sind für mich zudem die sehr schöne Selbstironie, der immer wieder aufblitzende Humor und die beinahe satirische Verwendung diverser Namen, die bei den Leser/innen Bilder bekannter Promis hervorzaubern.

Ein Thriller, den ich allen Leser/innen von Krimis und spannungsgeladener Literatur, empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 29.12.2023

Eisiges und dunkles Familienabenteuer

Die Polidoris und der Fluch aus dem Eismeer (Bd. 2)
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Mit "Die Polidoris und der Fluch aus dem Eismeer" ist Anja Fislage eine absolut gelungene Fortsetzung ihres ersten Bandes über diese außergewöhnliche Familie geglückt. Diese abenteuerliche Geschichte wird ...

Mit "Die Polidoris und der Fluch aus dem Eismeer" ist Anja Fislage eine absolut gelungene Fortsetzung ihres ersten Bandes über diese außergewöhnliche Familie geglückt. Diese abenteuerliche Geschichte wird in zwei Erzählsträngen erzählt, was der Spannung von Beginn an zugute kommt. Erneut müssen sich die drei Geschwister Roberta, Petronella und Pellegrino Polidori trennen, um eine neue Herausforderung anzunehmen und hoffentlich zu bewältigen. Während Roberta im Polidorium, dem Zuhause der Familie mit ihrem Onkel verbleibt, begeben sich ihre beiden jüngeren Geschwister zusammen mit ihren Großeltern mit dem Schiff "Polidoria" auf der Suche nach ihrem Vater Dr Oscar in Richtung Arktis, nicht ahnend, was sie hier erwartet.

Werden sie ihren Vater finden? Welchen Gefahren und Abenteuern werden die drei Kinder dieses Mal ausgesetzt und werden sie diese auch bestehen?

Das 422 Seiten starke Buch ist in drei Teilen geschrieben. Das Buch kann als eigene Geschichte gelesen werden, jedoch sind Vorkenntnisse des ersten Bandes von Vorteil. Der Autorin gelingt es in diesem Band von Beginn an einen wunderbaren Spannungsbogen aufzubauen. Wer den ersten Band bereits gelesen hat, dem sind die Figuren sofort wieder sehr vertraut. Jedes der Kinder und auch deren Großeltern haben einzigartige Eigenschaften, die sie von anderen Protagonisten hervorheben. Die Geschichte ist in einem sehr flüssigen Schreibstil verfasst, so dass die über 400 Seiten dennoch gut und schnell zu lesen und zu verstehen sind. Erneut wartet die Autorin mit unglaublichen Wendungen und Figuren in ihrem Familienabenteuer auf, die die Leser/innen immer wieder in Staunen versetzen. Die bestechenden Illustrationen von Verena Wugeditsch tragen erneut zur besseren Vorstellung der Geschichte und zum Aufbau von jeglichen Emotionen auf ihre einzigartige Weise bei.

Mein Fazit:

Der zweite Band über "Die Polidoris" hat mich noch wesentlich mehr begeistern können als es Band 1 vermochte. Er liefert noch mehr Spannung, noch mehr Humor und noch mehr Emotionen und enthält sogar die ein oder andere erwähnenswerte Botschaft an die sowohl junge wie auch ältere Leserschaft. Allen Leser/innen, die eine außergewöhnliche und skurrile Familie mal etwas näher kennenlernen möchten und dazu noch einen spannende Geschichte geliefert haben wollen, kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 27.12.2023

Deutungen zum Ausprobieren

Wahrsagekunst aus dem Orient
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In ihrem Buch "Wahrsagekunst aus dem Orient" erläutert die Autorin Pinar Akdag zwölf verschieden Wahrsagemethoden, deren Ursprung sich aus der Literatur aus dem Orient befinden. Den Leser/innen werden ...

In ihrem Buch "Wahrsagekunst aus dem Orient" erläutert die Autorin Pinar Akdag zwölf verschieden Wahrsagemethoden, deren Ursprung sich aus der Literatur aus dem Orient befinden. Den Leser/innen werden dabei kurz und prägnant die unterschiedlichen Methoden, in die Zukunft der Fragenden zu blicken sehr anschaulich erklärt.

Nach einem kurzen Vorwort, in dem die Autorin nicht nur auf den Inhalt des Buches eingeht, sondern auch dessen Nutzung durch seine Leser/innen beschreibt, beginnt sie in den folgenden zwölf Kapiteln, die verschiedenen Arten der Wahrsagekunst darzustellen. Dabei stellen die Leser/innen relativ schnell fest, dass es Methoden gibt, die verhältnismäßig schnell und einfach ausprobiert werden können, andere wiederum erst einer umfangreichen Übung und ausreichender Kenntnis bedürfen. Während die meisten Deutungsarten recht umfangreich beschrieben werden, waren bedauerlicherweise einige wenige dabei, zu denen man bis auf die Aussage, dass es diese Methode überhaupt gibt, sonst sehr wenig bis auf nichts weiteres erfährt. An diesen Stellen wirkt das Buch unvollständig.

Für alle diejenigen, die Interesse an das Übersinnliche haben und mehr über verschiedene Methoden von Deutungen und der Wahrsagekunst erfahren möchten, ist diese kurzweilige Lektüre ein sehr gelungener Einstieg. Diejenigen jedoch, die noch tiefer in die Materie eindringen möchten, werden hier wahrscheinlich nicht ausreichend bedient und müssen sich weitere Literatur besorgen.

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Lebendige Geschichte aus einem beliebten Reiseziel

Fräulein bitte zahlen
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"Fräulein, bitte zahlen", ein lediglich 158 Seiten angenehm kurzes Buch gibt die Geschichte sechs verschiedener Frauen aus dem Gastgewerbe Südtirols wider. Die Frauen erinnern sich an ihre Anfänge von ...

"Fräulein, bitte zahlen", ein lediglich 158 Seiten angenehm kurzes Buch gibt die Geschichte sechs verschiedener Frauen aus dem Gastgewerbe Südtirols wider. Die Frauen erinnern sich an ihre Anfänge von Praktika, über Ausbildung bis hin zum eigenen Betrieb in einem der beliebtesten Reiseziele der deutschen, aber auch niederländischen und italienischen Touristen.

Bis auf eine Ausnahme sind die Frauen alle aus den Jahrgängen von 1941 bis 1943 und haben alle die schwierigen Ausgangssituationen der Erreichbarkeit, der Gesetzgebungen und der Kombination aus Familie und Beruf kennengelernt. Durch die lebendig erzählten Berichte wirkt die komplette Lektüre sehr authentisch und ruft bei dem erfahrenen Südtirol-Reisenden sofort eigene Erinnerungen wach. Gleich bei der ersten Erzählung hatte ich wieder die Bilder der eigenen Reise vor Augen, saß in einem gemütlich eingerichteten, sehr familiären und heimisch wirkenden Restaurant, schmeckte die hervorragende südtiroler Küche mit stets sehr freundlicher und für uns Deutsche in unser eigenen Sprache kommunizierender Bedienung. Das für mich eigentlich besonders real wirkende an diesen sechs Erinnerungen ist der Fakt, dass die Frauen hier nichts beschönigen, sondern ihr Leben mit allen Höhen als auch Tiefen betrachten. Neben der nie endenden Liebe zu ihrem Beruf erzählen sie aber auch über hygienische Probleme und schwierige Gäste, denen sie allein aus der finanziellen Not trotz aller Widerstände immer noch höflich und freundlich entgegentreten mussten.

Der Authenzität der Erzählungen kommt sicherlich zugute, dass die Autorinnen, Sigrid Mahlknecht Ebner und Katharina Weiss selbst in Südtirol zu Hause sind und somit das entsprechende Gespür für die sich erinnernden Frauen aufbringen.

Allen Leser/innen, die Südtirol über alles Lieben und neben den herkömmlichen Reiseführern und Bildbänden mal etwas direkt aus dem Leben der heimischen Bevölkerung - in diesem Fall speziell aus dem Gastgewerbe - erfahren möchten, kann ich dieses kleine Buch des Autorinnenduos Sigrid Mahlknecht Ebner und Katharina Weiss nur sehr empfehlen.

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