Profilbild von gerdys_buecherreich

gerdys_buecherreich

aktives Lesejury-Mitglied
offline

gerdys_buecherreich ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit gerdys_buecherreich über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2023

Interessanter Roman, der die Frauen der Bibel lebendig werden lässt

Saat des Segens
0

Francine Rivers schreibt fünf Geschichten über fünf Frauen in der Ahnenreihe Jesu: Tamar, Rahab, Ruth, Batseba, Maria. Jede Geschichte kann für sich alleine gelesen werden, sie ergeben zusammen genommen ...

Francine Rivers schreibt fünf Geschichten über fünf Frauen in der Ahnenreihe Jesu: Tamar, Rahab, Ruth, Batseba, Maria. Jede Geschichte kann für sich alleine gelesen werden, sie ergeben zusammen genommen jedoch einen schönen Bogen.
In diesem Bibelromanen schildert die Autorin die Lebenswelt der Frauen zu der damaligen Zeit. Sie legt den Personen der Bibel Worte in den Mund, schildert ihre Gedankenwelt und zeigt auf, wie sie in den Plan Gottes hineingenommen werden.
Für mich persönlich war es unglaublich interessant mich in diese Zeit hineinzudenken, wie es vielleicht gewesen war, wie man Dinge sah und handhabte und wie groß Gottes Gnade doch ist, die auch die unwürdigen und sündigen Menschen annimmt und ihrem Leben Sinn verleiht.
Wichtig ist zu sagen, dass es fiktionale Geschichten sind. Die Frauen werden in der Bibel erwähnt, aber über viele andere Charaktere, die F. Rivers kreiert, liest man in der Bibel nichts und kann damit auch nicht wissen, wie es war, ob sie so überhaupt dazugehörten etc.
Die Geschichten geben eine andere Sichtweise auf die Frauen und ihr Leben, bergen aber auch die Gefahr, dass man die Bibel danach mit anderen Augen liest und Elemente aus den Romanen hineinliest, wo sie gar nicht vorkommen.
Der Schreibstil ist leicht zu lesen, nimmt mit in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonistinnen.
In einem großen Bogen zeigt F. Rivers anhand von Bibelstellen den Heilsplan Gottes auf.
Ich habe es sehr gerne gelesen und empfehle es an andere weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.01.2024

Wie weit bist du bereit für die Wahrheit zu gehen?

Der Ketzer von Konstanz
0

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten und war sehr gespannt darauf es zu lesen, da ich mit meiner Familie einige Jahre in Konstanz gewohnt habe und auch schon ein paar Dinge zu Jan Hus wusste. ...

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten und war sehr gespannt darauf es zu lesen, da ich mit meiner Familie einige Jahre in Konstanz gewohnt habe und auch schon ein paar Dinge zu Jan Hus wusste. Außerdem lese ich sehr gerne historische Romane.
Da ich hinten den Klappentext nicht gelesen hatte und somit auch nicht die Anmerkung zu der Ebene mit den Engeln und Dämonen, war ich bei der ersten „Erscheinung“ kurz verwirrt. Doch dazu später mehr.
Ich denke, dieses Buch wird einige Kontroversen auslösen und je nach Gemeinde- und theologischem Hintergrund auf Begeisterung oder Ablehnung stoßen. Jedoch glaube ich, dass jeder etwas für sich daraus mitnehmen kann, wenn er mit offenem Herzen liest.
Das Cover ist sehr schön gestaltet. Der Schwan ist reliefartig, glatt und hebt sich vom Cover ab. Die Schrift passt zum Mittelalter. Was es mit dem Schwan auf sich hat, erfährt man dann im Laufe des Romans.
Dieser Roman war der erste aus der Feder von Corinna Wolf, den ich gelesen habe. Ich finde, sie schreibt sehr gut und der Lesefluss ist flüssig. Wir sehen immer wieder andere Personen und erleben, was sie fühlen, denken und mit anderen sprechen. Die Dialoge waren lebendig und ich konnte mir die einzelnen Personen bildlich vorstellen und sie fast schon sprechen hören. Es gibt eine überschaubare Menge an Haupt- und Nebenfiguren, bei denen ich am Anfang zwar etwas Schwierigkeiten hatte, sie immer zuzuordnen, das lag aber an mir, da ich mir die Namen erst nicht merken konnte bzw. durcheinanderkam. Vorne im Buch findet sich eine Auflistung der vorkommenden Personen und auch, ob es sich dabei um eine historische oder fiktive Person handelt, ist ersichtlich.
Jan Hus befindet sich am Anfang noch in Prag und weigert sich der Aufforderung in Konstanz beim Konzil zu erscheinen, Folge zu leisten. Doch nachdem zwei Ritter des Königs Sigismund eingetroffen sind und er auch zu der persönlichen Überzeugung kommt, dass Gott ihn schickt, macht er sich auf den Weg. Dabei vertraut er zunächst auf das Geleitschreiben des Königs, das ihm Schutz und freies Geleit auf dem Weg und während des Konzils bietet. Denn er wurde nicht einfach so zum Konzil geladen: Jan Hus gilt als Ketzer und soll vor den Papst und die Kardinäle treten und seine Lehre widerrufen, ansonsten wird er dafür brennen.
In Konstanz angekommen trifft Jan Hus auf den Pater Stephanus aus dem Kloster Reichenau. Nur wenige Zeit später, zählt er nicht nur die zwei Ritter, die ihn begleitet haben, und den Pater zu seinen neuen Freunden und Unterstützern, nein auch sein Mündel Anezka ist nach Konstanz gekommen und möchte ihn unterstützen.
Jan Hus‘ Lehren, die sich gegen die gängigen Lehren der katholischen Kirche richten und auch die Amtsträger persönlich angreifen, werden vom einfachen Volk gerne aufgenommen, denn Hus lehrt gemäß der Bibel, dass jeder eine Beziehung mit Gott und dem Christus haben kann, ihn erleben etc. und dass er oder sie Erlösung durch Gnade empfängt, nicht durch das Wort eines Priesters. Des Weiteren predigt er auf der Muttersprache der Gläubigen, sodass sie dem Gottesdienst und der Lehre folgen und sie auch verstehen können, im Gegensatz zum lateinischen Gottesdienst der Kirche.
Die Situation für Jan Hus spitzt sich immer mehr zu, nachdem er in Gefangenschaft kommt. Es tobt nicht nur ein Kampf in der sichtbaren, sondern auch in der unsichtbaren Welt geschehen Dinge.
Und hier kommen wir zu meiner anfänglichen Verwirrung: Corinna Wolf schreibt in ihrem Roman nicht nur über die sichtbaren Dinge und das, was machthungrige geistliche und weltliche Würdenträger für Spiele gespielt haben, nein sie gewährt auch einen Einblick in die geistliche Dimension. Hier können Hus, der Ritter Wenzel und auch die anderen wahren Gläubigen, die eine tiefe Beziehung zu Jesus führen, teilweise die Engel oder Dämonen sehen, eine Dunkelheit und Angst spüren. Hus hat mehrfach Visionen, die ihm mit der Zeit immer mehr offenbaren, was sein Auftrag ist und letztlich auch dabei helfen, bis zum Ende an Jesus festzuhalten.
Und genau hier sehe ich die Problematik, die auftreten kann. Je nach theologischem Verständnis stuft man diese geistliche Ebene als Fantasiegebilde oder als Realität ein. Wenn man es mit Paulus im Epheserbrief hält, dann kämpfen wir nicht gegen Fleisch, sondern gegen die Mächte der Finsternis. Wie diese einzelne Personen beeinflussen und lenken, wird in diesem Buch vor allem am Königspaar Sigismund und Barbara verdeutlicht. Sie haben eine Vereinbarung mit dem Teufel getroffen. Doch auch manch einer der Kardinäle und Bischöfe ist von dunklen Mächten umgeben und getrieben. Auf der anderen Seite sehen wir dann die Engel, die sich um den Schutz der Gläubigen kümmern. Gerade der Ritter Wenzel oder auch Jan können diese Engelwesen immer wieder sehen. So wie der Diener Elisas in der Bibel. Gestalt und Aussehen wird nicht weiter ausgeführt, was ich gut fand. Für mich waren die Andeutungen vollkommen ausreichend.
Meine Schwierigkeit mit diesen geistlichen Einschüben war eher, dass das ganze spekulativ ist. Interessant wäre es für mich gewesen, wenn die Autorin einen kurzen Vermerk geschrieben hätte am Ende, ob sie sich das alles selbst erdacht hat, oder ob es Aufzeichnungen zu diesen Visionen und Erlebnissen gibt. Aus der Kirchengeschichte weiß man von vielen solchen Zeugnissen, wo Menschen Außergewöhnliches durch die Kraft des Heiligen Geistes erlebten.
Bis ca. 60% des Buches hatte ich eher Probleme mit dieser Ebene, doch gegen Ende hatte ich immer mehr das Gefühl, dass tiefe Wahrheiten vermittelt wurden. Und doch gab es auch manch eine Aussage, die ich theologisch nicht haltbar oder richtig finde. Mir ist bewusst, dass es sich hier immer noch um einen Roman handelt und auch Jan Hus nicht unfehlbar war und bestimmt auch einige falsche Entscheidungen getroffen und falsche Aussagen getätigt hat und doch hat es mich gestört, da es etwas Falsches über den christlichen Glauben vermittelt. Zwei Beispiele dazu möchte ich anführen, bei denen ich auf jeden Fall gestutzt, wenn nicht sogar die Aussage abgelehnt habe:
S.144: >>Ihr habt gelogen<<, […] „Aber auch Jesus hat das einmal getan, und sagt die Schrift nicht, er war ohne Sünde?“- Diese Aussage bezieht sich auf Johannes 7,6-10. Nach reichlichem Nachdenken, Befragung eines studierten Pastors und das Lesen von Bibelkommentaren komme ich immer wieder zu der Überzeugung, dass Jesus nicht gelogen hat. Eine bibeltreue und gute Hermeneutik kommt dort (habe ich mir erklären lassen) nur zu dieser Erkenntnis.
S. 213 „>>Es war mir eine Freude zuzusehen, wie du den Weg bis hierher gegangen bist. Wenn du jetzt widerrufst, werde ich dich nicht weniger lieben. Du wirst die Ewigkeit bei mir verbringen<<, hörte er die Stimme neben sich.“
Und S. 419 „Du bist frei. Ihm war, als hörte er Jesus diesen Satz laut sagen. Und er wusste, es war die Wahrheit. Er war frei. Frei, eine Entscheidung zu treffen. Frei, zu widerrufen. Und wenn er irgendwann vor seinen Gott treten würde, wäre da keine Anklage, keine Enttäuschung. Nur Akzeptanz und Liebe, die er noch Minuten zuvor so intensiv gespürt hatte.“
Jan Hus begegnet in einer Vision Jesus, der ihm zuspricht frei zu sein und sich selbst entscheiden zu können, ob er seine Aussagen widerruft und seinem Schicksal damit entgeht, oder zu der Wahrheit steht und dafür als Ketzer verbrannt wird. Ich bin mir nicht sicher, ob das so stimmt. Bei dieser Stelle sind mir gleich die folgenden Bibelverse eingefallen:
Lukas 12:9
„Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, der wird verleugnet werden vor den Engeln Gottes.“
2.Timotheus 2:12
„dulden wir, so werden wir mitherrschen; verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen“

Ob das theologisch wirklich (in)korrekt ist, kann ich nicht vollständig beurteilen, mir ist die Stelle aber aufgestoßen. Bitte urteile jeder für sich selbst.
Es handelt sich hier also um einen Roman, der gut geschrieben ist. Durch die verschiedenen Perspektiven und die zwei Ebenen weltlich/geistlich, hat man eine ganz andere Sicht auf die Geschehnisse. Intrigen und Machtkämpfe bestimmten den Verlauf des Konzils, das kann ich mir gut vorstellen. Auch empfand ich es als ermutigend, zu sehen, dass Gott für seine Leute sorgt, ihnen nah ist und sie stärkt, sodass sie jede Prüfung bestehen können. Engel sind laut Hebräer dienstbare Wesen, die Gott aussendet, damit sie denen dienen, die Gott retten möchte oder auch Psalm 91,11 kommt mir da in den Sinn. Dass die dunklen Mächte aber auch kämpfen und um jeden Preis verhindern wollen, dass die Wahrheit siegt und das Licht in die Dunkelheit leuchtet, wird hier auch klar verdeutlicht. Schön vermittelt wird auch, dass selbst wenn es im Natürlichen so aussieht, dass das Böse gewonnen hat, so hat Gott immer noch den Sieg und am Ende gewinnt die Wahrheit. Jan Hus als Person wird als Mensch deutlich gezeichnet. Obwohl er die Wahrheit kennt und an ihr festhält, kämpft er doch immer wieder mit Angst und Panik und ist versucht aufzugeben. Diese Kämpfe finden sich im Leben eines jeden Gläubigen, Hus‘ Geschichte macht da Mut, dass man sein Vertrauen vollständig auf Jesus setzt und vertraut, dass er einen durch alles hindurchtragen wird.
Wenn man nicht den Anspruch erhebt, dass es sich hier um ein historisch und theologisch absolut korrektes Werk handelt, wenn man keine Angst vor „Fantasy“ hat, sondern sich nur ein wenig Wissen zu Jan Hus aneignen möchte, dann wird man hier gut aufgehoben sein. Die Geschichte dieses Mannes und auch die der Nebenfiguren zeigen auf, dass Gott einen Plan für jedes seiner Kinder hat und wenn man seinem Willen folgt, dann wird er jeden bis ans Ziel führen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.12.2023

Eine tragische Liebesgeschichte

Strangers Now
0

In „Strangers Now – Yesterday“ von Emilia Flynn starten wir im Jahr 2014. Hier lernen wir William Fraser, einen erfolgreichen Schauspieler kennen. Doch er kämpft an verschiedenen Fronten, so z.B. mit seiner ...

In „Strangers Now – Yesterday“ von Emilia Flynn starten wir im Jahr 2014. Hier lernen wir William Fraser, einen erfolgreichen Schauspieler kennen. Doch er kämpft an verschiedenen Fronten, so z.B. mit seiner Familie. Nach einem beunruhigenden Anruf von seiner Schwester, fliegt er zurück nach Canterbury, in seine Heimat.
An dieser Stelle springt die Geschichte in die Vergangenheit und wir lernen Sophie kennen, die vor ihrer schweren Vergangenheit auf der Flucht ist und in einem Pub Unterschlupf und Arbeit findet. Hier trifft sie auf den 22-jährigen Cambridge Studenten Willem. Die beiden stammen aus zwei unterschiedlichen Welten, die nicht kompatibel scheinen, fühlen sich aber schnell zueinander hingezogen. Häppchenweise Rückblicke geben Einblick in Sophies Vergangenheit. Dazwischen erlebt man Sophie und Willem in verschieden Situationen im Jahr 1997.
Neben den zwei Hauptprotagonisten lernt man im Buch noch Willems Familie und Freunde kennen, sowie die Besitzerin des Pubs und noch ein paar andere Personen. Alle sind gut herausgearbeitet und es bereitet keine Probleme sie zuzuordnen oder auseinanderzuhalten. Manche waren schwierigere Persönlichkeiten als andere, so wie Menschen im richtigen Leben nun mal auch sind. So gab es hier tatsächlich aber auch Personen, die mir sogar lieber waren als der Hauptprotagonist.
Dieses Buch ist mein erstes von Emilia Flynn. Ich kenne keines ihrer anderen Bücher bisher und da ich immer offen bin Bücher von für mich neuen Autoren kennenzulernen und der Klappentext sich für mich sehr interessant angehört hatte, habe ich mich auf das Buch beworben. Die Freude war dann auch groß, dass ich bei der Leserunde dabei sein durfte.
Das Buch ist eine Liebesgeschichte. Aber nicht wie ich erwartet hatte eine leichte, romantische Liebesgeschichte. Nein, es handelt sich hierbei um eine traurige, teilweise melancholische und tragische Geschichte, die viel tiefer geht als die vielen oberflächlichen Kitschromane, die man liest, wenn man nicht denken möchte, sondern nur entspannen.
Am Anfang des Buches findet sich eine Triggerwarnung, und diese sollte auch beachtet werden. Ich hatte sie im eBook leider übersehen. Da die Szenen in sehr bildhafter Sprache beschrieben sind, musste ich tatsächlich manch eine Lesepause einlegen, um das Geschriebene zu verdauen.
Sophie ist ein unglaublich sympathischer Charakter. Sie ist mir von Anfang an ans Herz gewachsen. Ihre Entwicklung ist schön gezeichnet. Sie wird im Laufe der Geschichte immer selbstsicherer, traut sich auch ihre Meinung zu äußern. Sie fängt an ihr Leben in die Hand zu nehmen und es positiv zu verändern. Dank der Hilfe durch ihre Chefin lernt sie, nicht länger in der Vergangenheit stecken zu bleiben, sondern mutig zu sein und nach vorne zu gehen.
Will war mir zunächst auch sehr sympathisch und ich hatte Mitleid mit ihm. Als Schauspieler hat er sehr damit zu kämpfen, dass er nicht einfach nur er selbst sein kann, sondern immer in einer Rolle gefangen zu sein scheint. Doch in der Rückblende als junger Mann, wird er mir von Kapitel zu Kapitel unsympathischer. Sein Verhalten ist zwiegespalten. Einerseits ist er aufopferungsvoll und fürsorglich im Umgang mit seiner kleinen Schwester und andererseits ist er ein absoluter Egoist. Es geht ihm nur um sich selbst und darum seine Bedürfnisse zu befriedigen. Das zeigt sich z.B. auch in dem unglaublichen Verschleiß an Frauen, die er nur benutzt und dann nach einer Weile entsorgt. Solches Verhalten bei Männern ist für mich ein absolutes No Go. Das führte dann leider dazu, dass ich auch seine „guten“ Handlungen dann nicht mehr ernst nehmen konnte. Er ist in seinen Ansichten teilweise festgefahren und hat kein Bestreben danach, sich für die Sichtweise anderer zu öffnen. Seine Vergangenheit sollte Erklärungen für sein Verhalten liefern, konnte mich aber nicht überzeugen. Das Streben nach der Anerkennung seines Vaters steht für ihn über allem und jeden, auch wenn ihm das offenbar nicht bewusst ist oder es nicht wahrhaben will. Das alles führte dazu, dass ich ihn am Ende leider nicht mehr wirklich mochte.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Das Sprachvokabular entspricht dem Jargon der damaligen Zeit, ob man das mag oder nicht ist persönliche Ansichtssache. Auch wenn es in der Mitte etwas langatmig wurde und mir die Spannung teilweise etwas gefehlt hat, bin ich doch zügig durchgekommen. Und was Emilia Flynn auf jeden Fall beherrscht, ist, dass man unbedingt weiterlesen möchte, auch wenn man nicht ganz einverstanden war mit dem, was man gelesen hat. Und so werde ich auch den zweiten Band lesen, denn ich möchte wirklich wissen, wie es mit den beiden weiterging.
Fazit:
Dieses Buch hat in mir einige Emotionen geweckt. Jedoch nicht die, die ich erwartet hatte. Anstelle mit dem Liebespaar mitzufiebern und zu schmachten, war ich teilweise wütend auf Wills Verhalten. Unverständnis für Sophie überkam mich auch ein paar Mal, das sie wirklich bereit war, diesem Typen weiter eine Freundin zu sein und auf ihn zu warten.
Harte Themen, die mit der Zeit aufgedeckt und besprochen und hoffentlich auch verarbeitet werden, machen die Geschichte zu einer schweren Kost, und selbst nach einigen Tagen Nachdenkens bin ich immer noch hin- und hergerissen und weiß nicht, ob ich das Buch nun mochte oder nicht. Ich bin hin- und hergerissen, weshalb ich es auch unglaublich schwer finde eine Bewertung abzugeben. Normalerweise hängen mir Bücher nicht so lange nach.
Wenn es danach geht, ob mir das Buch nachgeht und lange im Gedächtnis bleiben wird: Dann bekommt es 5 Sterne.
Wenn es danach geht, ob man von der Geschichte gefesselt war und mit den zwei Liebenden mitgefiebert hat, weil man es auch spüren konnte, dass sie füreinander gemacht sind und bereit sind für den anderen alles zu opfern? Dann gibt es von mir leider nur 2 Sterne.
Doch das ist mein subjektives Empfinden. Deshalb bekommt es von mir 3,5 Sterne, mit der Tendenz zu 4.
Handwerklich hat die Autorin hier nämlich klasse Arbeit geleistet. Die Geschichte ist grundsätzlich interessant und hat viel Potenzial. Doch dadurch, dass mir Will und sein Verhalten so unsympathisch waren, hat das Buch es jedoch leider nicht geschafft mich bis zum Ende zu begeistern.
Da das Buch aber spannend aufhört, werde ich den zweiten Teil auf jeden Fall noch lesen, da ich wissen will, wie es weiter geht und dort vielleicht auch noch mehr über manch einen Nebencharakter erfahren werde. Ich könnte mir auch vorstellen, dass erst durch das Kennen der ganzen Geschichte auch Wills Verhalten nochmals in ein anderes Licht gerückt wird.
Und wer weiß, vielleicht erscheint mir dieses Buch dann im Nachhinein doch besser, wenn ich die Dilogie ausgelesen habe. Wäre nicht das erste Mal, dass mich ein Buch erst nach dem Lesen des Folgebandes gewinnen konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.03.2024

Herausfordernde Message

Anders als geglaubt - Mit Christus vor Augen Dekonstruktion verstehen
0

Ich wollte dieses Buch lesen, da mir der Begriff Dekonstruktion präsent ist und ich lernen wollte, wie man damit umgehen kann, wenn man Dekonstruierenden begegnet. Eine Rezension zu diesem Buch zu schreiben, ...

Ich wollte dieses Buch lesen, da mir der Begriff Dekonstruktion präsent ist und ich lernen wollte, wie man damit umgehen kann, wenn man Dekonstruierenden begegnet. Eine Rezension zu diesem Buch zu schreiben, fällt mir nun aber sehr schwer. Da ich kein studierter Theologe oder Apologet bin, kann ich manches von dem, was der Autor an Argumenten anführt, nicht vollständig beurteilen. Andere Rezensionen, gerade von reformierten Theologen, sind ablehnend. Ich gehöre der gleichen Denomination an wie der Autor, kann somit aber auch vieles nachvollziehen.
Ich schildere meine subjektiven Empfindungen und was ich für mich persönlich aus dem Buch mitnehmen konnte:
Das Buch ist in einer leicht verständlichen Sprache geschrieben. Nach einem „Plädoyer für die Dekonstruktion“ findet sich in Teil 1 des Buches das“ Warum“ für die Dekonstruktion und in Teil 2 eine „Vier-Schritte-Methode zum Dekonstruieren“. Das Fazit: „Ein Christentum für unsere Kinder“ beschließt das Buch.
Ich konnte dem Autor abspüren, dass er ein unglaubliches Verlangen danach hat, dass Christen und Nichtchristen in einen gesunden Dialog kommen. Dass theologische Ansichten, Dogmen und Praktiken nicht auf den anderen übergestülpt werden und der Person damit der Glaube abgesprochen wird, nur da sie nicht ins eigene Bild vom Christen passt. Beziehungen, in denen Vertrauen herrscht, sind der Rahmen, der es ermöglicht, dass Menschen mit Gottes Liebe in Berührung kommen. Den Autor schmerzt es, dass Menschen in der Institution Kirche verletzt werden und von Gott weglaufen.
Im Buch kommen Personen zu Wort, die ihren Glauben dekonstruiert haben. Ich fand diese Geschichten interessant zu lesen und dahingehend ausschlussreich, was Gründe für eine Dekonstruktion und ein Abwenden, gerade vom Evangelikalismus, sein können.
Ein ganz großer Punkt, den ich, während dem Lesen dieses Buches gelernt habe, ist, dass ich eine falsche Vorstellung davon hatte, was Dekonstruktion ist. Ich dachte, es bedeutet den christlichen Glauben zu zerlegen und sich dann vom Glauben abzuwenden.
Ulmer definiert Dekonstruktion jedoch anders. Dekonstruktion ist nicht gleich Destruktion! Es bedeutet Fragen zu stellen, Praktiken zu hinterfragen und Zweifel auch mal zuzulassen. Den eigenen Glauben zu dekonstruieren, um Jesus zu finden und ein festes Fundament zu bauen. Den übernommenen oder übergestülpten Glauben abzulegen. Es ist wichtig die Dinge zu dekonstruieren und loszuwerden, wo Menschen die Bibel dafür missbrauchen, um Macht über andere auszuüben.
Wer jedoch dekonstruiert muss auch rekonstruieren. Und er muss bereit sein sich der Autorität Jesu zu unterstellen und umzusetzen, was Er einem zeigt. Ulmer stellt die These auf, dass Jesus selbst ein Dekonstruierender gewesen sei, da er die Dinge, die von der religiösen Führung missbraucht wurden, aufzeigte und wegtat. Mit diesem Titel für Jesus hatte ich persönlich jedoch teilweise Probleme. Die grundlegende Intention des Autors meine ich aber verstanden zu haben.
Dekonstruktion ist ein natürlicher Teil unseres Glaubenslebens, es ist wie das Unkraut jäten im eigenen Garten, so der Autor. Wenn ich meinen eigenen Glaubensweg reflektiere und diese Definition von Dekonstruktion anwende, dann habe ich meinen Glauben wohl auch schon dekonstruiert.
Schwierigkeiten hatte ich bei den folgenden Punkten:
Ulmer scheint alle Evangelikalen über einen Kamm zu scheren. Er teilt gegen sie aus und unterstellt ihnen einige Dinge, die ich so nicht sehen kann bzw. nicht für die Gesamtheit der Evangelikalen. Das war mir zu viel und zu verallgemeinernd. Auch das Ablehnen der Apologetik konnte ich nicht vollständig nachvollziehen, da ich sie als hilfreiches Werkzeug sehe, um Antwort auf manch eine Frage zu finden.
Die verschiedenen Geschichten der Personen zeigen auf, dass sie alle in ihren Gemeinden verletzt wurden. Diese Erfahrungen und Gefühle sind valide und müssen ernst genommen werden. Jedoch hatte ich das Gefühl, dass der Autor dafür plädiert, dass wir aufgrund der Liebe, die die Grundlage unseres Handelns sein muss, Wahrheiten der Bibel weglassen sollten, nur damit die andere Person nicht weiter in ihren Gefühlen verletzt wird. Ist zwar nicht so deutlich formuliert, schwang für mich aber zwischen den Zeilen so mit. Darum sehe ich die Gefahr, dass man sich sein eigenes Bild von Jesus bastelt, der so ist und liebt, wie wir es nach unseren menschlichen Standards der Toleranzvorstellung festlegen. Damit sich niemand ausgeschlossen oder schlecht fühlt, beugt man lieber das Wort Gottes.
Auf S. 155 wird eine Person wie folgt zitiert: „Ich lebe nach meinen Werten und meinem Glauben an Jesus.“
Das hat für mich das Problem aufgezeigt, dass vieles menschenzentriert ist. MEINE Werte und MEIN Glaube. Gott soll sich dem unterstellen; wo es mir nicht passt, wird er nicht beachtet. Wo ich es als lieblos empfinde, was die Bibel sagt, verwerfe ich es. Meine Erfahrung und Berichte von hunderten anderer Christen zeigen mir jedoch auf, dass wer Jesus wirklich begegnet ist, ein neuer Mensch ist, der seine Identität in Ihm sucht, und nicht mehr in persönlicher Selbsterfüllung, Sexualität oder sonstigem und der danach strebt nach Gottes Willen zu leben.
Ulmer kämpft mit den Paradoxien der Bibel. Ich auch oft und kann ihn da sehr gut verstehen. Seine Erkenntnis auf S.196 ist auch meine: „Je mehr ich dazu lerne, desto klarer wird mir, wie wenig ich weiß“.
Doch Glaube, gewirkt durch den Heiligen Geist, bedeutet Dinge zu glauben, auch wenn man sie nicht 100%-ig nachvollziehen und verstehen kann. Es bedeutet, dass wir „eine hohe Toleranz gegenüber Paradoxien in unserem Glauben entwickeln“ (S.194) und laut meiner Überzeugung auch Dinge tue und lebe, die gegen die gängige Meinung gehen. Wie genau Ulmer dazu steht, ist mir während der Lektüre nicht klar geworden.

Fazit:
Ein herausforderndes Buch, das uns Christen den Spiegel vorhalten möchte, damit wir unsere Einstellungen und Haltungen den Zweifelnden (Christen) gegenüber überdenken. Gleichzeitig fordert es uns auch heraus unseren eigenen Glauben auf ein festes Fundament zu stellen und nicht einfach nur Dinge zu übernehmen, ohne Fragen zu stellen. Denn nur wenn das Fundament stabil ist, wird es auch tragen, ohne zu bröckeln. Auch wenn es nicht in allem meinen eigenen Glaubensgrundsätzen entspricht, finde ich, dass man viel aus diesem Buch mitnehmen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 30.12.2023

Weihnachten - ein merk-würdiges Fest

Ist das Gott oder kann das weg? - Weihnachtsausgabe
0

„Wir sind daran gewöhnt, dass Gott nicht wie Superman vom Himmel herniederfährt, sondern als normales Baby geboren wird, um ein stinknormaler Teil der Welt zu werden. Das hören wir jedes Jahr in der Weihnachtgeschichte. ...

„Wir sind daran gewöhnt, dass Gott nicht wie Superman vom Himmel herniederfährt, sondern als normales Baby geboren wird, um ein stinknormaler Teil der Welt zu werden. Das hören wir jedes Jahr in der Weihnachtgeschichte. Aber es ist alles andere als normal. Es ist merkwürdig! Sehr merkwürdig sogar. Die Energie, die das ganze Universum geboren haben will, kommt als Baby zur Welt – in einer ärmlichen Handwerkerfamilie in Hintertupfingen? Kannste dir echt nicht ausdenken.“ (S.10)

Jakob Friedrichs, Teil des Kabarettduos „superzwei“, schreibt in diesem kleinen Buch von dem wundersamen des christlichen Glaubens.
Gott kam auf die Erde, ganz und gar nicht so, wie es die Menschen erwartet hätten oder wie es in anderen Religionen und Mythologien der Fall ist, wenn es um einen Gott geht.
Kennt ihr Bücher, bei denen ihr nicht sicher seid, ob ihr es wegwerfen oder weiterlesen sollt?
So erging es mir mit diesem Buch.
Der Autor hatte für meinen Geschmack eine saloppe Sprache, die es an Ehrfurcht Gott gegenüber fehlen lies. So schreibt er z.B. davon, dass Gott „strippt“ oder sich nackig macht. Das mag ich persönlich einfach nicht.
Doch auf der anderen Seite, schafft Friedrichs es die Einzigartigkeit des christlichen Glaubens an einen Gott, der sich klein, arm und schwach gemacht hat, wunderbar herauszuarbeiten.
Auch wenn seine und meine Ansichten in manchen theologischen Punkten nicht übereinstimmen, hat mich das Buch trotzdem dazu angeregt mir mal wirklich Gedanken über die „Merkwürdigkeit“, im Sinne von außergewöhnlich und einzigartig, meines Glaubens zu machen. Meinen eigenen Glauben zu reflektieren. Wie sehe ich Gott? Was habe ich für ein Bild von ihm?
Friedrichs deckt nämlich auch falsche Gottesbilder und Glaubensaspekte auf, die eigentlich nicht ins biblische Gottesbild passen, die Menschen sich aber zusammengebastelt haben in ihrer Vorstellung von Gott und wie er handelt.
Der Autor ist auch ehrlich damit, dass er manchmal mit seinem Glauben an diesen Gott kämpft, der nicht wie die anderen triumphalen Götter ein glückliches/gesundes/…Leben verspricht. Er bezeichnet sich als einen „Christlichen Agnostiker“. Dies fand ich interessant, gibt es doch den Zweifeln, die uns doch auch überfallen können, einen Namen. Ob ich den aber für mich übernehmen möchte, weiß ich nicht. Ich glaube, dass wir auch trotz Zweifel nicht aufhören müssen zu Glauben
Wer es aushält andere Ansichten zu lesen und kein Problem mit der Sprache hat, die letztendlich die Wahrheit einfach in salopper Weise ausdrückt, kann auf jeden Fall etwas aus diesem Büchlein mitnehmen und lernen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung