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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.01.2024

Packendes Lesevergnügen

Himmelfahrt
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Im Winter 1990 löst der Physiker Harold Tunmore sich in Luft auf. Lediglich drei Briefe an seine Nichte Harriet, sind seinen Geschwistern geblieben. Sein Bruder Ben findet ihn erst Jahrzehnte später wieder, ...


Im Winter 1990 löst der Physiker Harold Tunmore sich in Luft auf. Lediglich drei Briefe an seine Nichte Harriet, sind seinen Geschwistern geblieben. Sein Bruder Ben findet ihn erst Jahrzehnte später wieder, nachdem er bereits für Tod erklärt wurde. Harold leidet unter paranoiden Wahnvorstellungen und es bleibt ein Rätsel, was mit ihm geschehen ist. Doch als in seinem Besitz weitere Briefe an Harriet gefunden werden, erzählt Harold selbst seine Geschichte, die in einem gesammelten Werk veröffentlicht wurde.

Die Schreibweise ist nicht konsequent, denn zwar richtet sich Harold immer wieder an seine Nichte, aber die meiste Zeit liest es sich wie ein Roman aus der Ich-Perspektive, der wenig an einen Briefroman erinnert, obwohl es sich um Briefe handelt. Eine gute Wahl, denn so entfaltet die Handlung eine ungemeine Sogkraft. Harold Schicksal ist zwar bekannt, aber alles dazwischen ist ungewiss, rätselhaft, unheimlich und abenteuerlich.

Ich möchte gar nicht zu viel verraten. Es macht am meisten Spaß, wenn man sich einfach mitreißen lässt, denn dieser Thriller überrascht mit dem Unerwarteten und ist hervorragend atmosphärisch. Besonders gut haben mir die wissenschaftlichen Theorien gefallen, die unsere Realität völlig auf den Kopf stellen, die stimmungsvolle Naturgewalt des Berge, in eisiger Kälte und das Misstrauen, das für ständige Unsicherheit sorgt, und ganz besonders die berührenden Momente, wenn Harold sich seiner tragischen Vergangenheit stellt.

Es ist eine gelungene Mischung aus Abenteuergeist, Überlebenskampf eines wissenschaftlichen Expeditionsteams in beängstigender Fremde, Rätselhaftem, Science-Fiction, Glaube vs. Wissenschaft und Selbsthass, denn es geht auch um starke Gefühle, wie Schuld, Scham, Reue und die verlorene Liebe. Sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 13.01.2024

Wohlfühl-Comic über Freundschaft, Magie und Mut

Lily Halbmond - Magie ist nur der Anfang
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"Lily Halbmond - Magie ist nur der Anfang" ist der zauberhafte Auftakt einer spanischen Comicbuch-Reihe von Xavier Bonet über eine neunjährige Heldin, die ihre magischen Fähigkeiten entdeckt. Lily ist ...


"Lily Halbmond - Magie ist nur der Anfang" ist der zauberhafte Auftakt einer spanischen Comicbuch-Reihe von Xavier Bonet über eine neunjährige Heldin, die ihre magischen Fähigkeiten entdeckt. Lily ist mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester gerade erst in die Gegend gezogen, und blickt sorgenvoll auf ihren ersten Tag an der neuen Schule. Passieren ihr doch gerade so merkwürdige Dinge, die sie nicht kontrollieren kann. Als Lily jedoch schnell Freunde findet und sich als zukünftige Hexe entpuppt, die drei Prüfungen bestehen muss, ist man bereits nach wenigen Seiten mittendrin, im Magie-Schulalltag an einer Zauberschule, Flugstunden, magischen Steinen, niedlichen Wächtern und einer königlichen Bibliothek.

Man merkt dem Autor seine Liebe für alte Comics, Geschichten und Zeichentrick an, dessen inspirierenden Einflüsse sich in vielen Details wiederfinden. Dies als Erwachsener zu entdecken, ist eine Freunde und weckt nostalgische Erinnerungen, an ähnliche Geschichten, die man selbst als Kind verschlungen hat. Damalige Erfolgskonzepte funktionieren auch hier. Vor allem ist es ein bildgewaltiges Abenteuer in harmonischen Pastellfarben, das man erleben kann, ohne viele Sprechblasen lesen zu müssen. Denn es sind gar nicht viele Worte nötig: liebevolle Details und aussagekräftige Mimik transportiert alles, was es braucht, um sich ganz in dieser Welt zu verlieren. Das Erzähltempo ist flott, die Szenen kurz, die Handlung einfach und spannend erzählt. Dabei schafft es Xavier Bonet, dass man sich beim Lesen wohlfühlt und bei jeder umgeblätterte Seite hofft, es möge noch nicht so schnell vorbei sein. Was sicherlich auch an dem harmonischen Zeichenstil liegt. Durch die Doppelseiten im Lehrbuchstil wird man über alles Wissenswerte informiert, als würde man wie Lily nun an die Zauberschule gehen. Eine Karte der Gegend, Steckbriefe und eine Übersicht der Lehrer helfen dabei, gebündelt die Charaktere und ihre Welt kennenzulernen. Sogar ein magisches Rezept zum Ausprobieren, animiert, selbst aktiv zu werden.

Es ist eine magische Geschichte, mit liebenswerten Helden, die von Herausforderungen, Mut, Freundschaft und Zusammenhalt erzählt, während am Ende eine bedrohliche Gefahr, die Neugier auf die Fortsetzung erhöht. Viel zu schnell vergehen diese 80 Seiten, die eine runde Heldenreise zeigen. Ein Comicbuch-Auftakt mit Suchtgefahr. Sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 13.01.2024

Umfassende Sammlung mit interessanten Erklärungen

Das Buch der Phobien und Manien
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"Das Buch der Phobien und Manien" lädt zum Stöbern und Nachschlagen ein. Neunundneunzig Phobien und Manien von A wie Ablutophobie bis Z wie Zoophobie. Zu jeder Phobie oder Manie findet man etwas zur Entstehung, ...


"Das Buch der Phobien und Manien" lädt zum Stöbern und Nachschlagen ein. Neunundneunzig Phobien und Manien von A wie Ablutophobie bis Z wie Zoophobie. Zu jeder Phobie oder Manie findet man etwas zur Entstehung, Bedeutung und Ursache. Außerdem dienen Betroffene als exemplarisches Beispiel für (körperliche) Reaktionen und Prozesse. Neben wissenschaftlichen Betrachtungen, Statistiken, Zitaten von Forschern und literarischen Bezügen, findet man auch Hinweise auf kulturelle Unterschiede und Bedeutungswandel in der Kulturszene, sowie interessante Erklärungen und Theorien. Wer hätte gedacht, dass Ophidiophobie, die Angst vor Schlangen, die nicht nur den berühmten filmischen Schatzjäger Indiana Jones plagte, sondern weltweit die häufigste spezifische Phobie ist, mit der sich schon Charles Darwin näher beschäftigte, um ihren Ursprung zu ergründen. Oder was berühmte Persönlichkeiten, wie der Komponist Frederic Chopin oder Hans Christian Andersen als Taphephobiker unternahmen, um ganz sicher zu gehen.

Illustrationen veranschaulichen die Begriffe und tragen dazu bei, dass jeder der neunundneunzig Begrifflichkeiten einen interessanten Beitrag abliefern, der kurzweilig, interessant und inspirierend ist. Besonders gefallen hat mir, dass man versucht hat, zu den Anfängen zurückzugehen und die Phobien und Manien auch in ihrem kulturellen Änderungsprozess betrachtet hat, wie die Angst vor dem Telefonieren (Telephonophobie), die aus einem anderen Grund entstand, als der, weshalb sie wieder aufkam. Zudem haben mir die verschiedenen Blickwinkel gefallen, weil die unterschiedlichen Facetten der Kulturen berücksichtigt wurden. Eine umfassende Auflistung mit informativen Erklärungen für Wissenshungrige und Neugierige. Dient allerdings eher der Unterhaltung, als zur Selbstdiagnose. Perfekt für Zwischendurch und zum Querlesen.

Veröffentlicht am 05.01.2024

Wohltuender Roman über Wolken, Trauer und Freundschaft

Die Wolkengucker
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Es ist eine Geschichte über das achtsame Beobachten der Wolken am Himmel, zum Entspannen, Erforschen und kreieren fantasievoller Wolkengebilde. Aber vor allem ist es eine hoffnungsvolle Geschichte über ...

Es ist eine Geschichte über das achtsame Beobachten der Wolken am Himmel, zum Entspannen, Erforschen und kreieren fantasievoller Wolkengebilde. Aber vor allem ist es eine hoffnungsvolle Geschichte über ganz unterschiedliche Menschen, die sich begegnen, auf der Suche nach Zugehörigkeit, Erfüllung und Liebe.

Kristina Fritz, auch bekannt als Kristina Günak, schreibt einfühlsam, berührend und mit einem sanften Humor über vielschichtige Themen wie Einsamkeit, Trauer, Verbundenheit, Ängste, Zuversicht und Fülle. Man fühlt sich mit den authentischen Charakteren von Jung bis Alt verbunden, die alle ganz verschiedene Qualitäten und Persönlichkeiten mitbringen. Da ist Matt, Illustrator und Vater, der um seine Verstorbene Frau trauert und das Vertrauen in die Welt verloren hat, die resolute 90-jährige Wilma, die ihre beste Freundin vermisst, der sie ein Versprechen gegeben hat, oder die wunderbare Ayla, die mit ihrer freundlichen und direkten Art begeistert.

Gefallen haben mir auch die treffenden Überschriften und der Perspektivenwechsel von Kapitel zu Kapitel. Dadurch erhält man viele Eindrücke in die unterschiedlichen Gedanken- und Gefühlswelten. Der Wolkengucker-Gemeinschaft, die daraus entsteht, wollte ich am liebsten selbst beitreten und auch, wenn sie durch die Umstände ungewöhnlich schnell zusammen wachsen, ist es genau das, was ich schön fand, weil sie füreinander da sind.

Obwohl die Geschichte ziemlich vorhersehbar ist, habe ich stetig weitergelesen, um mehr Zeit mit den Wolkenguckern zu verbringen. Dabei entsteht ein Wohlgefühl der Inspiration und Rührung, welches ebenso beseelend wirkt, wie das Wolkengucken selbst.

"Die Wolkengucker" zeigt viele Facetten des Lebens, in einer gelungenen Mischung aus Tiefgang und Oberflächlichkeit, ohne unangenehme Klischees. Es hält es einige Botschaften und Weisheiten bereit, die im Gedächtnis bleiben und lädt zum Nachdenken und Mitfühlen an. Über allem steht die gemeinsame Trauer, aus der schließlich Freundschaft und Lebensfreude erwächst. Es ist eine Geschichte voller Menschlichkeit, Hoffnung und innerer Einkehr.

Das passende Buch für alle, die etwas wohltuendes fürs Herz suchen, ohne große Dramen, das auch etwas vorhersehbar sein darf. Zudem schön geschrieben und hervorragend dargestellt, verspricht es einen Lesegenuss, ähnlich wie ein Pudding aus Kindertagen in schriftlicher Form.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 03.01.2024

Freundschaft zwischen Jung und Alt

Der Schacherzähler
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Judith Pinnow hat einen warmherzigen Roman über Zugehörigkeit und Freundschaft geschrieben, der begeistert und berührt. Ihre liebenswerten Charaktere sind authentisch und bekleiden stets glaubwürdige Rollen, ...

Judith Pinnow hat einen warmherzigen Roman über Zugehörigkeit und Freundschaft geschrieben, der begeistert und berührt. Ihre liebenswerten Charaktere sind authentisch und bekleiden stets glaubwürdige Rollen, die man gern ein Stück begleitet. Ausnahmslos alle Figuren werden mit einfühlsamer Beobachtungsgabe dargestellt und bilden ein lebendiges Konstrukt um die Hauptfiguren. Es geht um die alleinerziehende Malu und ihren neunjährigen Sohn Janne, die im Park auf den Rentner Walter treffen, der mit seiner verstorbenen Frau Schach spielt. Diese Begegnung, und daraus entstehende Verbindung, verändert ihr Leben. In Rückblenden erfährt man, warum Walter so schroff und abweisend geworden ist. Das erinnert an "Kein guter Mann“ von Andreas Izquierdo - ein ebenso tolles Buch. Die Dialoge und den liebevollen Umgang untereinander habe ich als inspirierend und schön empfunden. Einige Szenen halten Botschaften bereit, die nachdenklich machen, was mir besonders gut gefallen hat. Die vereinzelten Cartoon-Zeichnungen sind dazu eine künstlerische Abwechslung.

Fazit:
Ein überraschend leichter, wohltuender Lesegenuss, dessen angenehm ruhiger und auch mal humorvoller Schreibstil wunderbar unterhält und bei dem man noch etwas über Schach lernt. Empfehlenswert für alle, die wohltuende und inspirierende Geschichten mögen.