Profilbild von Dajobama

Dajobama

Lesejury Star
offline

Dajobama ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Dajobama über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.02.2024

Potential verschenkt

Oben in den Wäldern
0

Oben in den Wäldern – Daniel Mason
Dieses Werk hat mich leider sehr zwiegespalten zurückgelassen. Das erste Drittel ist absolut wunderbar, dafür reichen eigentlich fünf Sterne nicht. Denn der Autor zeigt ...

Oben in den Wäldern – Daniel Mason
Dieses Werk hat mich leider sehr zwiegespalten zurückgelassen. Das erste Drittel ist absolut wunderbar, dafür reichen eigentlich fünf Sterne nicht. Denn der Autor zeigt hier so richtig was er kann und Schreiben kann er, das ist ganz unglaublich. Das Buch ist jedoch eher eine Aneinanderreihung von Geschichten und Texten. Nach dem ersten Drittel gibt es leider einen Bruch und es wird ein wenig langatmig, bzw. hat mich einfach weniger angesprochen. Im weiteren Verlauf spielen zunehmend spirituelle Merkmale eine große Rolle und das Ganze entwickelt sich eher in Richtung Grusel-/Geistergeschichte. Das habe ich nicht kommen sehen und war ehrlicherweise entsetzt darüber. Auch das Frauenbild wird immer fragwürdiger.
Im Mittelpunkt dieses opulenten Romans steht ein Haus. Ein abgelegenes Häuschen in den Wäldern Massachusetts. Über viele Jahre kommen und gehen die Bewohner. Mason erzählt von dem Soldaten, der eine Apfelplantage aus dem Boden stampfte, von seinen Töchtern, Zwillingen, die ihr ganzes Leben an diesem Ort verbringen. Von einem liebeskranken Maler und noch von so vielen Menschen mehr, deren Zuflucht dieses Haus oben in den Wäldern ist. Die Entwicklung des Hauses über die Jahrhunderte, sowie die Beständigkeit der Natur im Gegensatz zur Bedeutungslosigkeit des Menschen, sind wunderbar atmosphärisch ausgearbeitet.
Elegant und atmosphärisch ist der Schreibstil Masons und dabei sehr klug. Mühelos beschreibt er stilvoll die unterschiedlichen Charaktere und die sie umgebende, dominante Natur. Auch die amerikanische Geschichte spielt immer wieder eine große Rolle. Angefangen bei den Siedlerbewegungen und Indianerkonflikten bis hin zu den Rassenunruhen – all das spielt im Hintergrund eine Rolle, auch wenn praktisch keine Jahreszahlen genannt werden. Es ist ein anspruchsvoller Erzählstil mit vielen Anspielungen und detaillierten Naturbeschreibungen. Es wird ganz deutlich, dass diese überwältigende, zum Großteil noch unberührte Natur, soviel größer und mächtiger ist als der Mensch.
Das Haus und die Natur sind das verbindende Element für die ganz unterschiedlichen Geschichten, die in der Geschichte des Hauses immer wieder zusammentreffen. Ergänzt werden diese noch durch informative Texte zu Themen wie Obstbaumschnitt, Schafzucht, Baumschädlinge, Balladen, Gedichte und künstlerische Bilder. Dadurch entsteht schon etwas Unruhe. Ein einheitlicher Roman ist das nicht.
Wie eingangs bereits erwähnt, finde ich den Erzählstil von Daniel Mason ganz große Klasse. Die Fragmentartigkeit dieses Werks und insbesondere die inhaltliche Richtung, die es (ohne Not!) einschlägt, mochte ich jedoch leider gar nicht. Was hat er sich nur dabei gedacht, aus dieser tollen Idee eine Geistergeschichte zu machen? Gerade die zweite Hälfte dieses Romans habe ich kopfschüttelnd zugebracht. Wie schade!
Leider nur 3 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.02.2024

Dorfgeschichten

Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht
0

Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht – Julia Jost
1994, Kärnten, die Familie zieht um, raus aus der Enge des kleinen Bergdorfs. Währenddessen versteckt sich die elfjährige ...

Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht – Julia Jost
1994, Kärnten, die Familie zieht um, raus aus der Enge des kleinen Bergdorfs. Währenddessen versteckt sich die elfjährige Erzählerin unter einem LKW und beobachtet von dort aus alle Vorbeikommenden. Zu jedem weiß sie etwas zu berichten – und es tun sich Abgründe auf.
Was ich genau erwartet habe – eine gewisse Nostalgie, Zusammenhalt, Heimeligkeit angesichts der kargen Bergwelt der Karawanken vielleicht. Bekommen habe ich etwas vollkommen anderes. Dies hier ist eine Abrechnung mit der Rückständigkeit und Engstirnigkeit der Bewohner dieses Dorfes. Gerade die nüchterne Erzählweise des elfjährigen Mädchens, mit der sie die entsetzlichsten Dinge berichtet, lässt dem Leser eine Gänsehaut nach der anderen den Rücken hinunter laufen. Das Kind wertet eigentlich nicht. Umso stärker schlagen Gewissen und Unrechtsbewusstsein des Lesers zu. Ich habe lange überlegt – ist das Ironie oder Sarkasmus? Aber nein, es ist einfach bitterböse.
Diese Welt zwischen Beichtstuhl und Stammtisch hat es so richtig in sich. Wie soll ich das nennen: es ist ungefähr das Gegenteil einer Romantisierung dieser abgelegenen Bergwelt. Teilweise ist es wirklich krass. Als roter Faden zieht sich der etwas rätselhafte Unfalltod eines kleinen Jungen durch die Geschichte. Wobei auch hier so einiges offen bleibt.
Den Erzählstil finde ich auch recht besonders. Einerseits passt der literarische Schreibstil meiner Meinung nach nicht zu der elfjährigen Erzählerin. Trotzdem ist da sowas Kindliches, lakonisches in der Erzählweise, das ich sehr interessant finde. Positiv empfand ich ebenfalls die starke Anlehnung an den kärntner Dialekt mit unzähligen speziellen Ausdrücken. So kommt doch eine gute Prise Lokalkolorit in die Geschichte.
Insgesamt ist das sowohl inhaltlich als auch sprachlich eine ziemlich sperrige Angelegenheit. Auch wenn eine gewisse Faszination vorhanden ist, ist es für mich dennoch keine runde Sache. Irgendetwas passt hier nicht.
3 Sterne


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.02.2024

Familiengeschichte

Hallo, du Schöne
0

Hallo du Schöne – Ann Napolitano
Dies ist die Geschichte der vier Padavano-Schwestern, die seit ihrer Kindheit ein extrem inniges, vertrauensvolles Verhältnis zueinander haben. Als Julia den unglücklichen ...

Hallo du Schöne – Ann Napolitano
Dies ist die Geschichte der vier Padavano-Schwestern, die seit ihrer Kindheit ein extrem inniges, vertrauensvolles Verhältnis zueinander haben. Als Julia den unglücklichen Basketballspieler William Waters kennen- und lieben lernt, passieren in kurzem zeitlichen Abstand gleich mehrere Schicksalsschläge, die die enge Bindung der Schwestern zueinander auf eine ernsthafte Probe stellen.
Dieser Roman deckt viele, viele Jahre im Leben der vier Frauen ab und geht noch bis ins Jugendalter der nächsten Generation – eine Familiensaga, was zur Folge hat, dass es immer wieder krasse Zeitsprünge gibt.
Ann Napolitano hat einen sehr süffigen, gefälligen Schreibstil, der den Leser über so manche Länge trägt. Als literarisch würde ich ihn aber nicht bezeichnen. Im Gegenteil finde ich, muss man dieses Buch als die Unterhaltungslektüre nehmen, die es für mich auch ist. Eigentlich ist es nämlich eine oft eher zähe Handlung mit vielen Wiederholungen. Gestört hat mich außerdem die „Holzhammer-Methode“ mit der dem Leser Parallelen oder ähnliches aufgezeigt werden sollten. Überhaupt braucht sich der Leser nicht weiter abzumühen. Jede Entwicklung wird solange und von so vielen Seiten beleuchtet, dass es sicherlich jeder mitbekommt.
Gerade das erste Drittel fand ich nicht so prickelnd. Interessant wird es erst später. Man braucht also schon mal ein wenig Geduld, bis überhaupt mal etwas passiert. Es wird ewig auf dem wunderbaren Zusammenhalt und der tollen Kindheit der Mädchen herumgeritten. Dass der Vater der Mutter keine Hilfe war und diese bei der ersten Gelegenheit einfach verschwindet, mag da schon nicht so recht passen. Aber gut. Es geht hier viel um die Zukunftsvorstellungen der Schwestern, die ungefähr so aussieht, dass sie zwar einen guten Schulabschluss wollen, ansonsten aber ihr Glück in einer guten Partie (Ehe) suchen. Und hier kommt William ins Spiel. Er lässt sich von Julia herumkommandieren, übernimmt ihre Wünsche, heiratet und schwängert sie. Nur um dann festzustellen, dass er das alles gar nicht wollte.
Hier wird es nun interessant. Es geht um psychische Erkrankungen, um Sportsverletzungen, Freundschaft, Teenie-Schwangerschaft und vieles mehr. Es gibt wirklich spannende Abschnitte und die Seiten fliegen nur so dahin. Die Geschichten werden immer aus unterschiedlichen Perspektiven der Mädchen erzählt. Manchmal kam es mir vor wie eine Daily Soap. Eine Katastrophe jagt die nächste und die Schwestern treffen nicht immer die besten Entscheidungen.
Im Prinzip ist es so, dass die Mädels allesamt furchtbar stur und in ihren eigenen Vorstellungen gefangen sind und sich dadurch das Leben selbst schwer machen. Etliche der sogenannten „Schicksalsschläge“ wären nämlich mit ein wenig Toleranz und Zusammenhalt gemeinsam aus der Welt zu schaffen gewesen. Wirft doch einmal eine ihre Prinzipien über Bord, dann wird das auch entsprechend ausgeschlachtet und sie will dafür gefeiert werden. Eine wirkliche Persönlichkeitsentwicklung findet eher nicht statt. Es wird zwar die ganze Zeit nachgedacht und reflektiert, aber das bewegt sich alles auf einem recht altmodischen Niveau.
Die großen Vorbilder der Mädchen sind seit ihrer Kindheit die Schwestern aus „Little Women“ von Louisa Mary Alcott. Hier werden immer wieder Parallelen gezogen. Auch wenn ich mir nicht vorstellen, dass sie diesen das Wasser reichen können, ist das Werk auf meine Merkliste gewandert.
Insgesamt eine entspannte, locker leichte, manchmal aber etwas langweilige Lektüre, die ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein scheint.
Kann man lesen, muss man aber nicht. 3 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.01.2024

Winnie und Jona

We melt like Ice
0

Winnie und Jona
Dies ist eine nette Sports-Romance, die hiermit bereits zum zweiten Mal erscheint und leider trotzdem noch so einige Mängel, insbesondere sprachlicher Art, aufweist.
Die Geschichte an sich ...

Winnie und Jona
Dies ist eine nette Sports-Romance, die hiermit bereits zum zweiten Mal erscheint und leider trotzdem noch so einige Mängel, insbesondere sprachlicher Art, aufweist.
Die Geschichte an sich ist süß. Winnie ist extrem unsportlich und tollpatschig, was immer wieder zu witzigen Situationen führt. Das fand ich tatsächlich auch mehrmals wirklich lustig. Auch Winnies warmherzige Familie und das Wohltätigkeitsprojekt für benachteiligte Kinder, dem sie sich verschrieben hat, sind einfach toll.
Dennoch hatte ich immer wieder das Gefühl, es fehlt etwas. Und immer wieder sind mir seltsame Formulierungen und andere Sprachunregelmäßigkeiten aufgefallen. Da hat man wohl immer noch am Lektorat gespart. Schade, vom Piper-Verlag hätte ich das eigentlich anders erwartet.
3 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.01.2024

Isabella und Kai

King of Pride
0

Isabella und Kai
Obwohl auch dieser Roman wieder gut geschrieben ist, empfand ich ihn als das schwächste Werk, das ich bisher von Ana Huang gelesen habe. Zum Teil lag es sicherlich am Thema, das mich nicht ...

Isabella und Kai
Obwohl auch dieser Roman wieder gut geschrieben ist, empfand ich ihn als das schwächste Werk, das ich bisher von Ana Huang gelesen habe. Zum Teil lag es sicherlich am Thema, das mich nicht sonderlich ansprach, jedenfalls konnte es mich nicht wirklich fesseln. Das Problem der Protagonisten lag zum Großteil an der Erwartungshaltung und Kultur ihrer asiatischen Herkunft. Und genau da konnte ich in diesem Band nicht wirklich mitfühlen. Ich habe immer noch auf die große Enthüllung/Problem gewartet, das aber nicht kam. Hier war es mir tatsächlich ausnahmsweise einmal zu wenig Drama.
Isabella und Kai mochte ich nämlich an sich schon recht gerne. Und ist auch wirklich gut lesbar, nur im Mittelteil fand ich es eine Zeitlang recht zäh. Auch die expliziten Szenen habe ich von der Autorin schon besser gelesen.
3 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere