Cover-Bild Die ungeduldigen Frauen
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9,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Julius Beltz GmbH & Co. KG
  • Genre: Kinder & Jugend / Kinderbücher
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 07.02.2024
  • ISBN: 9783407813480
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Djaïli Amadou Amal

Die ungeduldigen Frauen

Ela zum Winkel (Übersetzer)

Drei junge Frauen, drei Geschichten, drei miteinander verbundene Schicksale. Dieser Roman schildert das Leben von Ramla, Safira und Hindou, die im Norden Kameruns als muslimische Fulbe leben. Ramla wird als Zweitfrau mit Safiras viel älterem, polygamem Mann zwangsverheiratet, während ihre Schwester Hindou gezwungen wird, ihren Cousin zu heiraten. »Munyal! Geduld!«, ist der einzige Rat, den sie von ihrem Umfeld erhalten. Doch sie sind ungeduldig und beginnen, sich gegen Konventionen und Gewalt zu wehren.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2024

Frauen, die sich wehren...

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„Im Koran steht, ein Mann darf seine Frau bestrafen und schlagen, wenn sie sich auflehnt. Aber er darf sie nicht ins Gesicht treffen.“ Als Beitrag der Familie zu dem blauen Auge einer der Frauen...

Nordkamerun: ...

„Im Koran steht, ein Mann darf seine Frau bestrafen und schlagen, wenn sie sich auflehnt. Aber er darf sie nicht ins Gesicht treffen.“ Als Beitrag der Familie zu dem blauen Auge einer der Frauen...

Nordkamerun: Fulbe – Land. Die Geschichte von Ramla, Safira und Hindou: Drei junge Frauen, drei Geschichten, drei miteinander verbundene Schicksale. Ramla und Hindou sind Schwestern, beide wehren sich gegen ihre nicht selbst gewählte Verheiratung. Doch die Väter bestimmen, dass die Eheschließungen stattfinden. Denn die Frauen sollen 'Geduld zeigen'. Munyal!

Ramla muss einen weitaus älteren Mann heiraten, der bereits in erster Ehe mit Safira verheiratet ist. Weder Ramla noch Safira wünschen diese Ehe. Safira war bislang glücklich in ihrer Ehe, doch nun muss sie sich den polygamen Gesetzen unterwerfen, die verlangen, dass sie ohne zu murren diese neue Ehefrau, jünger und attraktiver, akzeptiert. Der Ehemann nimmt die gebildete Ramla mit nach Paris, was sich zuerst einmal als Glücksfall für die neugierige Ramla anhört. Aber hat sie sich diese Ehe so gewünscht?

Safira zeigt nach außen hin Unterwürfigkeit, doch ersinnt einen Plan wie sie der neuen Ehefrau ihres Mannes schaden kann. Auf eine perfide Art und Weise... Denn sie kennt ja ihren langjährigen Gatten und seine Achillesferse, so dass sie seine Fehler und Schwächen gekonnt ausnützt für ihre missgunstige Vorgehensweise. Sie schadet damit der gesamten Hofanlage und nicht nur der jungen Zweitehefrau.

Hindou dagegen wird mit dem gleichaltrigen, aber gewaltätigen Cousin verheiratet. Er trinkt und nimmt Drogen. Damit er davon ablässt will man ihn in den Hafen der Ehe einfahren lassen. Was dieser zu noch mehr Gewalttätigkeit nutzt... und die junge Hindou leidet darunter. Sie darf sich nicht beschweren, denn ihr Mann ist nun ihr Herr und Gebieter.

Von ihrer Umgebung und Familien wird den jungen Frauen nur „Munyal! Geduld!“ als Rat zugeflüstert. Doch die Ungeduldigen beginnen sich zu wehren. In dem 176 Seiten starken Buch 'Die ungeduldigen Frauen' von Djaïli Amadou Amal erfährt man von Safira, Ramla und Hindou, mit ihren eigenen Worten.

Das in drei Teile gegliederte Buch erzählt die Lebensgeschichte der drei Frauen. In jedem Teil berichtet eine der Frauen von dem, was ihr widerfährt:

Ramla mit 17 Jahre soll Alhadji Issa, einen älteren polygamen, aber reichen und einflussreichen Mann heiraten. Die Wahl ihres Gatten trifft ihr Onkel, alleine aus Prestigegründen. Ramlas Meinung dazu - zählt nicht.

Die 15 jährige Hindou vermählt deren Familie mit ihrem gewalttätigen Cousin Moubarak, obwohl sie bereits in Liebe mit einem anderen Mann verlobt ist. Tägliche Vergewaltigungen gehören zu ihrem Ehealltag. Doch - in der Ehe gibt es keine Vergewaltigung! (Seite 69).

Safira dagegen, mit ihren 35 Jahren, die erste und bisherige alleinige Frau von Alhadji Issa, will Ramla, die nun junge Favoritin ihres Ehemannes, verjagen. Mit allen möglichen Mitteln und die sind nicht nur gehässig, sondern auch gefährlich.

Mitte der 80er Jahren habe ich bei den Fulbe Frauen in Maroua und Garoua (die Geschichten spielen in Maroua) Forschungen zum Leben der muslimischen Frauen betrieben. Und die Frauen damals erzählten mir genau solche Geschichten. Ihre Geschichten floßen in meine Magistra Arbeit ein. Doch man hat mir Ärger bereitet und mich bei meinem letzten Aufenthalt in Kamerun verhaften lassen. Glücklicherweise konnte ich alle Sprachkassetten mit den Interviews retten, ohne dass die Inhalte und Namen der Frauen bekannt wurden. In meiner Magistra Arbeit habe ich alle Namen verschlüsselt (einsehbar in der Deutschen Zentralbibliothek). Das Land Kamerun habe ich nie mehr betreten. Nun – 40 Jahre später – fangen die jungen Frauen sich an zu wehren. Schon damals erzählten sie mir, dass sie rebellieren wollen, dass sie dieses Leben nicht mehr ertragen... Doch in einer ungerechten Gesellschaft ist es schwer sich gegen ein Machtsystem zu wehren. Ich konnte lediglich in Zeitungsartikel aus dem Leben der Frauen berichten. Ich bin froh, dass die Pullo (Singular für Fulbe) Djaïli Amadou Amal in ihrem Roman „Die ungeduldigen Frauen“ (mit Selbsterlebtem) die Erzählungen der Frauen nach Außen trägt.

Die Autorin Djaïli Amadou Amal ist ebenfalls mit 17 Jahren zwangsverheiratet worden und erlebte alle Formen der Unterdrückung einer Frau aus der Sahelzone am eigenen Körper. Die Autorin engagiert sich in der Vereinigung "Femmes du Sahel". Das Buch „Die ungeduldigen Frauen“ zeichnete man 2019 mit dem 'Prix Orange du Livre en Afrique' und '2020 mit dem Prix Goncourt des Lycéens' aus. Djaïli Amadou Amal zählt nun zu einer der wichtigsten Schriftstellerinnen Kameruns (wenn nicht Afrikas). Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis sagt die Jury: „Junge Lesende werden von der Autorin in ein aufwühlendes, polyphones Leseerlebnis hineingerissen, das ihr Mitgefühl mit unbekannten Lebenslagen schürt. Darüber hinaus gibt der Text in seiner Universalität unterdrückten Stimmen eine Bühne und sorgt für Weltoffenheit.“ Unterrichtshandreichung für Lehrende ist in Vorbereitung und wird ab Mitte April beim Verlag kostenfrei zum Download zur Verfügung stehen.

Die ungeduldigen Frauen, Djaïli Amadou Amal

Umfang:176 Seiten, Verlag:Julius Beltz GmbH & Co. KG

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Unvorstellbare Realität

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Klappentext:

„Drei junge Frauen, drei Geschichten, drei miteinander verbundene Schicksale. Dieser Roman schildert das Leben von Ramla, Safira und Hindou, die im Norden Kameruns als muslimische Fulbe leben. ...

Klappentext:

„Drei junge Frauen, drei Geschichten, drei miteinander verbundene Schicksale. Dieser Roman schildert das Leben von Ramla, Safira und Hindou, die im Norden Kameruns als muslimische Fulbe leben. Ramla wird als Zweitfrau mit Safiras viel älterem, polygamem Mann zwangsverheiratet, während ihre Schwester Hindou gezwungen wird, ihren Cousin zu heiraten. »Munyal! Geduld!«, ist der einzige Rat, den sie von ihrem Umfeld erhalten. Doch sie sind ungeduldig und beginnen, sich gegen Konventionen und Gewalt zu wehren.“





Fazit:

Drei Frauen - drei Geschichten - drei Schicksale und alle sind sie auf eine tragische Weise miteinander verbunden. 



Der unbeschönigte Inhalt, die schonungslos ehrlichen Beschreibungen und die unaufhaltsamen Fügungen sind einfach schockierend. Ich durchlebte während dem Lesen eine Achterbahnfahrt der Gefühle: Wut, Hilflosigkeit, Mitleid, Freude, Hass und wenig Verständnis. Die Frauenfeindlichkeiten/Frauenverachtung/Misogynie, die der Koran/Islam/die Gesetze vorschreiben, ist kaum auszuhalten. Es passiert alles in unserer Welt, doch die Frauen erhalten durch Geschichten wie diese, eine Stimme, ein Bild. Eine mutige Autorin, eine krasse Erzählung!

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Unterwerfung

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Djaïli Amadou Amal verarbeitet in ihrem Roman „Die ungeduldigen Frauen“ teils Selbsterlebtes aus ihrem Heimatvolk der Fulbe im Norden Kameruns.

Bei den Fulbe gibt es große Familienclans, ein ausgeprägtes ...

Djaïli Amadou Amal verarbeitet in ihrem Roman „Die ungeduldigen Frauen“ teils Selbsterlebtes aus ihrem Heimatvolk der Fulbe im Norden Kameruns.

Bei den Fulbe gibt es große Familienclans, ein ausgeprägtes Patriarchat, in dem die Frauen gnadenlos unterdrückt werden. Wie dieses perfide System funktionieren kann, ohne dass sich die Frauen solidarisieren, zeigt dieses Buch an Hand des Schicksals dreier Frauen auf, die in dem Roman jeweils eine eigene Stimme bekommen haben.

Ramla ist zunächst glücklich, weil sie zu den wenigen Mädchen gehört, die die Schule beenden darf, bevor der Vater sie verheiratet. Sie träumt davon Apothekerin werden zu können und den Mann zu heiraten, den sie liebt. Diesem Mann ist Ramla schon versprochen, als ein Onkel sich einmischt und ihren Vater überzeugt seine Tochter einem wesentlich älteren Geschäftspartner als Zweitfrau zu überlassen. Ihr Vater stimmt zu und Ramla hat sich zu fügen.

Von Kindesbeinen an hören die Mädchen von ihren Müttern und männlichen Verwandten, dass sie sich den Männern unterwerfen müssen, die sie versorgen und beschützen. Fügen sich die Mädchen nicht in ihr Schicksal und sind ungehorsam werden nicht nur die Mädchen bestraft sondern auch ihre Mütter, die sie nicht ordentlich erzogen haben.

Das Buch weckt vielerlei Emotionen und macht vor allem wütend.

Neben der Geschichte von Ramla erfahren wir noch von dem Leidensweg ihrer Schwester Hindou, die mit ihrem gewalttätigen Cousin verheiratet wird. Die Hoffnung der Großfamilie, dass sich der nichtsnutzige zum Drogenkonsum neigende Schläger in der Ehe bessert, erfüllt sich natürlich nicht.

Die dritte Frau, die porträtiert wird ist die Hauptfrau von Ramla‘s Ehemann, die ihre Rivalin missgünstig beobachtet und sie so schnell wie möglich wieder aus dem Haus jagen möchte.



Das Buch hat nur 172 Seiten , die es wirklich in sich haben. Der recht sachliche und manchmal auch poetische Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Der Roman ist keine leichte Kost und gibt den Frauen Kameruns, deren Schicksal sonst ungehört bliebe endlich eine Stimme.

Er ist bewegend, erschütternd und macht wütend.

Das Buch hat völlig zu Recht den Prix Goncourt des Lycéens 2020 gewonnen und war 2023 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

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Veröffentlicht am 22.03.2024

Munyal ...

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… Geduld - im westlichen Kulturraum als Tugend und Weisheit gepriesen - wird in Kamerun viel ausufernder interpretiert. Munyal bedeutet für die Frauen hier ein völliges Sich-Zurücknehmen, bis zur ...


… Geduld - im westlichen Kulturraum als Tugend und Weisheit gepriesen - wird in Kamerun viel ausufernder interpretiert. Munyal bedeutet für die Frauen hier ein völliges Sich-Zurücknehmen, bis zur totalen Unterwerfung unter den Willen eines Mannes. Erst ist es der Vater, später der Ehemann, der über Wohl und Wehe der Frauen bestimmt.
In ihrem Roman lässt Djaili Amadou Amal drei unterschiedliche junge Frauen zu Wort kommen, die ihre Schicksale erzählen. Da ist zum einen die siebzehnjährige Ramla, die immerhin eine Schule besuchen durfte und davon träumte, Apothekerin zu werden, bevor sie zwangsverheiratet wird. Ihre Halbschwester Hindou wird an demselben Tag verheiratet wie sie. Wie unglücklich beide sind, kümmert niemanden: es ist das Schicksal der Frau, wie eine Sklavin einem Mann zu gehören - so, wie es der Islam verlangt.
Die dritte Frau ist Safira, bereits verheiratet mit Alhadji und nicht begeistert davon, dass er sich Ramla als Zweitfrau genommen hat. Sie empfindet sie als ernsthafte Konkurrentin um Alhadjis Gunst; denn in der weiblichen Gemeinschaft kursiert derSpruch: „Für eine Frau gibt es keinen schlimmeren Feind als eine Frau!“ Anstelle von Solidarität und gegenseitiger Hilfe wird so eher Misstrauen und sogar Hass untereinander genährt, was es wiederum dem männlichen Anspruch auf Besitz leicht macht, sich zu behaupten.
In klaren, nüchternen Worten erzählt die Autorin vom Schicksal der Frauen. Sie zeichnet ein eindrucksvolles Bild von Leben und Gebräuchen in Kamerun. Amal, die sich auch privat gegen die Unterdrückung von Frauen engagiert, liegt besonders die Situation der Mädchen und Frauen am Herzen, die nicht über ihr eigenes Leben bestimmen dürfen.
“Wer geduldig ist, bereut es nicht" sagt man in Kamerun. Nach der Lektüre dieses Romans habe ich da meine Zweifel.

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