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Veröffentlicht am 30.01.2024

Wendungsreicher Whodunit-Krimi mit Thrillerelementen über verhängnisvolle Freundschaften und ein Wiedersehen im Schneesturm.

Schneesturm
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Cara und ihre fünf Freunde aus ihrer Kindheit möchten sich anlässlich eines traurigen Jubiläums wieder auf der Insel Inishmore treffen. Vor zehn Jahren starb mit Caras Ehemann Cillian einer aus ihrer Clique ...

Cara und ihre fünf Freunde aus ihrer Kindheit möchten sich anlässlich eines traurigen Jubiläums wieder auf der Insel Inishmore treffen. Vor zehn Jahren starb mit Caras Ehemann Cillian einer aus ihrer Clique bei einem Bootsunglück. Als alle auf der Insel kurz vor Silvester eingetroffen sind, zieht ein Schneesturm auf, so dass erst einmal keine Fähren mehr auf das Festland gehen.
Am zweiten gemeinsamen Abend erscheint Maura, die als Grundschullehrerin auf der Insel heimisch geblieben ist, nicht und wird am nächsten Morgen nach einem anonymen Hinweis von Cara tot aufgefunden. Die Spuren belegen eindeutig, dass es sich nicht um einen Unfall, sondern um Mord handelt. Auch wenn Cara als Sergeant nicht für ein derartiges Verbrechen zuständig ist, beginnt sie zu ermitteln, um ihre Freundin zu rächen. Der Mörder ist noch auf der Insel und während sich unter den Freunden erste Spannungen zeigen, Geheimnisse zwischen ihnen stehen und offen gestritten wird, könnte der Mörder auch ihnen gefährlich werden - oder sogar unter ihnen sein.

Der Thriller ist atmosphärisch geschildert. Die Abgeschiedenheit auf einer Insel, auf der jeder jeden kennt, das verheerende Wetter, fehlendes WLAN, ausfallender Strom und nur eine einzige lokale Polizistin, die zudem noch emotional in den Mordfall verwickelt ist, erschweren eine schnelle Aufklärung und lösen Beklemmung und Angst aus. Auch der Mörder konnte nach seiner Tat nicht von der Insel entkommen, ist noch sehr präsent und scheint nicht nur Maura im Fokus gehabt zu haben.

Die Suche nach einem ominösen Päckchen und Caras Befragungen im Umfeld lassen reichlich Raum für Spekulationen zu, denn von den Freunden verhält sich jeder verdächtig oder hat etwas zu verbergen. Seamus, der Drehbuchautor aus Hollywood, verstrickt sich in Lügen, Sorcha ist psychisch am Ende und stellt sich mit Medikamenten ruhig und Ferdy verhält sich ausgesprochen feindselig. Nur Daithí, der solide Pubinhaber, gibt sich zurückhaltend und macht sich gerade dadurch verdächtig. Auch Maura, die so beliebt war und von allen geschätzt wurde, scheint "zwei Gesichter" gehabt zu haben.
Es ist zu ahnen, dass der Mord in der Gegenwart eine Verbindung in die Vergangenheit zu Cillians Unfall hatte.

Die Geschichte ist kein nervenaufreibender Thriller, sondern ein Genre-Mix aus Drama, Whodunit-Krimi und Thriller, der jedoch wendungsreich und fesselnd ist. Bis die einzelnen Puzzlestücke zusammengefügt werden können und bis der Mörder überführt wird, lauert die Gefahr im Hintergrund. Die Geschichte ist unterhaltsam und regt unaufhörlich zum Miträtseln an. Das Ende ist schlüssig und beseitigt alle Unklarheiten, die Art und Weise einer wortreichen Erklärung à la Hercule Poirot fand ich für den sonst gelungenen Plot weniger passend.

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Veröffentlicht am 23.01.2024

Familiendrama mit einem leicht ironischen Blick auf den streng jüdisch-orthodoxen Glauben, das den Kontrast zwischen Tradition und Glaube, Moderne und Selbstbestimmung auch für LeserInnen aus anderen Kulturen bildhaft und vor allem unterhaltsam darstellt

Die Hoffnung der Chani Kaufman
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Chani ist glücklich mit ihrem Mann Baruch in Jerusalem verheiratet, denn beide wurden nicht verheiratet, sondern hatten sich für einander entschieden. Als sich nach mehreren Monaten immer noch nicht der ...

Chani ist glücklich mit ihrem Mann Baruch in Jerusalem verheiratet, denn beide wurden nicht verheiratet, sondern hatten sich für einander entschieden. Als sich nach mehreren Monaten immer noch nicht der erhoffte - und von Eltern und Schwiegereltern erwartete - Kindersegen einstellt, fliegen sie nach London, um eine Kinderwunschpraxis aufzusuchen. Finanziert werden die Untersuchungen von Baruchs Eltern, weshalb sich vor allem die Schwiegermutter, die Chani als falsche Wahl für ihren Sohn erachtet, immer wieder dreist in deren Ehe einmischt.

"Die Hoffnung der Chani Kaufman" ist die Fortsetzung von "Die Hochzeit von Chani Kaufman", einen Roman, den ich nicht gelesen habe und trotzdem keine Probleme hatte, in die Geschichte hineinzufinden. Für den Hintergrund zu einzelnen Personen und wie sie miteinander zusammenhängen, ist es allerdings von Vorteil, den ersten Band zu kennen.

Auch wenn Chani, ihre junge Ehe und der Kinderwunsch im Vordergrund stehen, handelt der Roman daneben von weiteren Personen, aus deren Perspektive annähernd genauso viele Kapitel erzählt werden.
Avromi ist ein Freund von Baruch, der als angehender Rabbi mit seinem Glauben hadert, wiederholt in Versuch gerät, wenn er auf hübsche Mädchen trifft und sich auf dem falschen Weg sieht.
Seine Mutter Rivka hat die Familie verlassen, da sie nach einem augenöffnenden Schicksalsschlag ihren Glauben verloren hat und mit ihrem streng religiösen Ehemann nicht mehr zusammen sein konnte. Sie versucht sich in London ein neues Leben ohne die argwöhnischen Blicke von alten Bekannten aufzubauen und leidet darunter, dass sich vor allem ihre Tochter von ihr abgewandt hat.

Der strenge jüdische Glaube, Traditionen und Rituale, Erwartungshaltungen und Druck von außen sind in allen Lebensgeschichten sehr präsent. Als (nichtjüdischer) LeserIn erhält man einen umfassenden und bildhaften Einblick in den Alltag gläubiger Juden in London, Jerusalem und Tel Aviv. Viele Regeln wirken wie aus einem vorangegangen Jahrhundert und nicht mehr zeitgemäß und es ist erstaunlich, wie sich die Menschen selbst geißeln und das Leben schwer machen. Genauso unfassbar ist, wie weltfremd häufig agiert wird und dass eine junge Frau wie Chani so wenig über ihren eigenen Körper weiß.

Die Geschichte ist durch kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sehr lebendig und abwechslungsreich geschrieben. Zwischen Tradition und Moderne, Hoffnung und Verzweiflung verfolgt man die einzelnen Schicksale und fühlt mit den Figuren mit. Auch wenn dabei nicht mit Klischees - das intrigante Schwiegermonster, der Sohn zwischen den Stühlen von Mutter und Ehefrau, der am Glauben zweifelnde angehende Rabbi,... - gespart wird, ist der Roman dennoch (oder gerade deshalb?) unterhaltsam und schnell zu lesen. Anfangs stören allerdings die vielen hebräischen und jiddischen Begriffe, die floskelartig in die Dialoge oder den Text einfließen und hinten in einem Glossar nachzuschlagen sind. Fußnoten wären für meinen Geschmack die bessere Lösung gewesen, um den Lesefluss nicht so häufig zu unterbrechen.

"Die Hoffnung der Chani Kaufman" ist ein Familiendrama mit einem leicht ironischen Blick auf den streng jüdisch-orthodoxen Glauben, das den Kontrast zwischen Tradition und Glaube, Moderne und Selbstbestimmung auch für LeserInnen aus anderen Kulturen bildhaft und vor allem unterhaltsam darstellt, ohne aufgrund der Vielfalt der Charaktere jedoch sehr in die Tiefe zu gehen und sich eingehender mit Glaubens- oder Gewissensfragen zu beschäftigen.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Spannender und lange undurchsichtiger Thriller und ein brutales Familiendrama, bei dem das reißerisch inszenierte Ende nicht ganz überzeugt.

Never Safe - Wann wirst du sicher sein?
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Ausgerechnet an Heiligabend wurde eine Familie brutal in ihrem Ferienhaus attackiert und fast alle Mitglieder ermordet. Überlebt hat die siebenjährige Kara, die von ihrer älteren Schwester Marlie auf dem ...

Ausgerechnet an Heiligabend wurde eine Familie brutal in ihrem Ferienhaus attackiert und fast alle Mitglieder ermordet. Überlebt hat die siebenjährige Kara, die von ihrer älteren Schwester Marlie auf dem Dachboden versteckt worden war, sowie ihr älterer Halbbruder Jonas, der für die Tat aufgrund von Indizien verantwortlich gemacht wurde.
20 Jahre später leidet Kara noch immer unter Albträumen und fühlt sich beobachtet. Aufgrund eines Verfahrensfehlers bei der Beweisaufnahme wird Jonas, der zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden war, vorzeitig entlassen. Zeitgleich erhält Kara verängstigende Nachrichten und muss sich abermals einem Leichenfund stellen.
Für die Medien ist das 20-jährige Jubiläum ein gefundenes Fressen und auch die Polizei beginnt abermals in der Sache zu ermitteln.

"Never Safe" ist ein Thriller, der aus der Perspektive verschiedenster handelnder Personen geschildert ist. Neben der überlebenden Kara erhält man Einblicke in die Arbeit der Polizei, die von Anwälten, begleitet den Journalisten Tate, der ein persönliches Interesse an der Aufklärung des Falls hat, und weitere Nebenpersonen, die mit der Patchworkfamilie in einem Zusammenhang stehen.
Die Geschichte ist rätselhaft und erzeugt Spannung bei der Suche nach dem Täter, denn es bestehen Zweifel daran, dass Jonas rechtmäßig verurteilt wurde.
Sowohl die Tat in der Vergangenheit als auch die Ereignisse in der Gegenwart sind fesselnd, da Motiv und Täter nur schwer zu entschlüsseln sind. Wer hat die Familie auf dem Gewissen und warum scheint der Horror für Kara und Jonas 20 Jahre später weiterzugehen? Welche Rolle spielt die Halbschwester Marlie und warum ist sie vor 20 Jahren verschwunden?

Durch die schnell auch innerhalb der Kapitel wechselnden Perspektiven ist die Geschichte abwechslungsreich und dynamisch. Gleichzeitig erhält man trotzdem kein allumfassendes Bild, da die Polizei vor 20 Jahren unsauber gearbeitet hat und mit Jonas möglicherweise vorschnell einen Täter gefunden hat. Während die Gefahr lauert, folgt man gebannt der Handlung, um der Aufklärung näher zu kommen.
Die Charaktere erscheinen nicht immer glaubwürdig, sind ihre Reaktionen manchmal etwas fragwürdig oder überzogen. So scheint niemand wirklich um die Toten zu trauern und auch die Fakten zu Testament und Erbe sind zumindest ungewöhnlich.
"Never Safe" ist raffiniert konstruiert und durch die Vielzahl an Blickwinkeln und Personen, die in den Kriminalfall involviert sind und ihre eigenen Interessen verfolgen, lange undurchschaubar. Der Thriller bleibt durchgängig spannend und wendungsreich - wenn auch am Ende das Verhalten nicht von allen Tätern und Opfern realistisch erscheint und der Showdown damit arg inszeniert wirkt.

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Veröffentlicht am 09.01.2024

Roman über die Ehe und die Suche nach Glück mit großartiger Beobachtungsgabe und Empathie für die Figuren

Wellness
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Jack und Elizabeth lernen sich im Jahr 1993 in einer Bar kennen, nachdem sie sich als Nachbarn schon eine Weile klammheimlich beobachten haben. Sie fühlen sich als Seelenverwandte, werden ein Paar, heiraten ...

Jack und Elizabeth lernen sich im Jahr 1993 in einer Bar kennen, nachdem sie sich als Nachbarn schon eine Weile klammheimlich beobachten haben. Sie fühlen sich als Seelenverwandte, werden ein Paar, heiraten und bekommen mit Toby 2008 das gemeinsame Wunschkind.
Über 20 Jahre später ist die Euphorie der jungen Liebe verschwunden, es herrscht Ernüchterung in der Ehe, das Kind ist oft anstrengend, Jack und Elizabeth haben sich auseinandergelebt und unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen entwickelt.
Während Jack in Selbstoptimierung durch eifrige Recherchen im Internet, appbasierte Tipps und einen Fitnessguru verfällt, kümmert sich Elizabeth als Helikoptermutter um Toby, möchte in der Erziehung keine Fehler machen, hinterfragt ihre Paarbeziehung und erhält durch eine neue Freundin einen neuen Impuls für ihre Ehe.

Der Roman handelt im Zeitraum von 1993 bis 2014 und wird abwechselnd aus den zwei Perspektiven der beiden Hauptfiguren Jack und Elizabeth erzählt. Man erhält einen Einblick in die gegenwärtige Situation und in die unterschiedlichen Empfindungen von Jack und Elizabeth in Bezug auf Ehe, Beziehung, Erziehung und Beruf.
Daneben gibt es Rückblenden in die Vergangenheit, zu den Hintergründen ihrer jeweiligen Familien und unter welchen Schwierigkeiten beide aufgewachsen und erzogen worden sind. Beide schleppen sie durch den Druck der Eltern Altlasten mit sich herum.

"Wellness" ist ein interessantes, aufschlussreiches Porträt einer Ehe, in dem sich viele Paare wiederfinden werden. Ist die Euphorie der Anfangsphase einer neuen Liebe erste einmal vorbei und hat sich der Alltag eingeschlichen, streitet man sich über Kleinigkeiten, fühlt sich in Teilen unverstanden und hinterfragt, ob das nun alles gewesen sein soll. In dem Roman kämpft vor allem Elizabeth mit der Frage, ob sie mit Jack den richtigen Partner gefunden hat und wie sie ihrer Ehe wieder etwas Schwung verleihen kann. Ihre Arbeit in der Firma "Wellness", die für alle Alltagssorgen, Kuren, Tinkturen, Tabletten, und Therapien anbietet, trägt dazu bei. Dumm nur, dass ihre Firma einzig raffinierte Placebos entwickelt, die Unwissenden helfen, aber Involvierten wie Elizabeth verständlicherweise nicht.

Der Roman fasst über 700 Seiten und dementsprechend detailliert wird das Leben von Jack und Elizabeth geschildert. Während die Gegenwart durch die Eheprobleme und unterschiedliche Herangehensweise, diese zu lösen, unterhaltsam beschrieben wird, kommen in den Rückblenden und den Gedanken von Jack, wenn er als Fotograf beim Betrachten von Bildern über seine Herkunft und seinen Vater sinniert, Längen auf. Auch wenn die Hintergründe nötig sind, um Elizabeth, die aus einer reichen Familie von gewitzten Self-made Men stammt und Jack, der als unerwünschter Nachzügler unter der kaltherzigen Gleichgültigkeit seiner Eltern gelitten hat, besser verstehen zu können, ist ein Rückblick bis ins 19. Jahrhundert sehr weit ausgeholt. Noch ermüdender ist, wenn auf über 50 (!) Seiten anhand der Internetnutzung von Jacks Vater Algorithmen erklärt werden.

Trotz einiger Abschweifungen ist "Wellness" ein humorvolles, kluges Buch, das von einer großartigen Beobachtungsgabe zeugt und mit viel Empathie für seine Figuren und einem scharfen Blick auf die (amerikanische) Gesellschaft geschrieben ist. Es ist ein Roman über die Suche nach Glück und ein Eheroman, der für jedes Paar lesenswert ist, da man sich in vielen Alltagssituationen wiederfinden kann.

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Veröffentlicht am 04.01.2024

Blutiger Thriller vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen Tierschutz und Fleischbetrieben - aktuell und relevant

Agonie (Milosevic und Frey ermitteln 2)
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Eine bekannte Influencerin, die sich für Tierwohl und Umweltschutz engagiert und mit ihrem Engagement berühmt geworden ist, wird in ihrem Loft in Hamburg ermordet aufgefunden. Die Leiche wurde grauenhaft ...

Eine bekannte Influencerin, die sich für Tierwohl und Umweltschutz engagiert und mit ihrem Engagement berühmt geworden ist, wird in ihrem Loft in Hamburg ermordet aufgefunden. Die Leiche wurde grauenhaft zugerichtet, die Frau wie Schlachtvieh getötet. Kriminalkommissarin Jagoda Milosevic beginnt zu zusammen mit ihrem Kollegen Vincent Frey, der ein halbes Jahr nach ihrem letzten spektakulären Mordfall im vergangenen Herbst und seiner schweren Verletzung noch immer nicht ganz genesen ist, zu ermitteln. Ein Profiler unterstützt das LKA Hamburg und geht von einem planvollen Täter aus, der auf einem persönlichen Rachefeldzug ist. Während es im Umfeld des Opfers neben den vielen Online-Hatern mehrere Personen gibt, die ein Motiv für die Tat haben könnten, geschieht ein weiterer Mord und setzt das LKA zunehmend unter Druck.

"Agonie" ist nach "Stigma" Band 2 der Thrillerreihe um die beiden Kriminalkommissare Jagoda Milosevic und Vincent Frey des Hamburger LKA.
Wie schon in Band 1 werden auch hier die Morde grauenvoll inszeniert und der Zustand der Opfer schonungslos brutal beschrieben. Auch wenn es sich um eine Thrillerreihe handelt, liest sich auch dieses Buch mehr wie ein Kriminalroman, denn die Ermittlungen der Polizeibeamten bei der Aufklärung der Taten sind detailliert und stehen im Vordergrund des Geschehens.
Daneben erhält man auch Einblick in die Perspektive des Täters, was dem Leser/ der Leserin einen Wissensvorsprung gibt. Täter und Motiv sind damit offensichtlich, was der Geschichte jedoch nicht die Spannung nimmt, ist doch mit weiteren Opfern zu rechnen und schließlich sind auch die Schritte bis der Täter überführt werden kann das, was einen interessanten Kriminalroman ausmacht.

Der Kriminalfall hat mit der Thematik um militante Tierschützer und dem Interessenkonflikt zwischen Tierwohl, Vegetarismus, Auflagen für Bauern und Schlachtbetriebe und der Produktion von billigem Fleisch einen aktuellen, gesellschaftlich relevanten Hintergrund, der niemandem kalt lassen dürfte.
Die Balance aus spannenden Kriminalfall und gesellschaftskritischen Ansichten ist durch Einblicke in die Polizeiarbeit, die Situation der Bauern und die Fleischkonzerne ausgewogen und gibt dem Täter ein schlüssiges und nachvollziehbares Motiv.

Private Probleme und Befindlichkeiten der Ermittler ergänzen die Geschichte, wiederholen sich jedoch insbesondere in Bezug auf Milo, die noch immer nicht zu ihrer Homosexualität steht und deren Beziehungskrise deshalb einiges an Raum einnimmt.

"Agonie" ist ein stimmiger, blutiger Thriller mit Tiefgang und eine spannenden Fortsetzung der Hamburger Reihe, in dem die persönlichen Befindlichkeiten der Kommissare jedoch ein wenig von der Aufklärung der Mordserie ablenken und in dem der Showdown aufgrund der frühzeitig offenbarten Identität des Täters nicht ganz so spektakulär ist.

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