Seelischen Krankheiten den gesellschaftlichen Makel nehmen - Ein Betroffener spricht offen über seine vielleicht schwerste Zeit
Nach Grau kommt HimmelblauThomas Reinbachers autobiografisches Werk " Nach Grau kommt Himmelblau - Von einer Raketenkarriere in die Depression und zurück ins Leben 2.0" ist vor allem eins - sehr authentisch geschrieben.
Reinbacher ...
Thomas Reinbachers autobiografisches Werk " Nach Grau kommt Himmelblau - Von einer Raketenkarriere in die Depression und zurück ins Leben 2.0" ist vor allem eins - sehr authentisch geschrieben.
Reinbacher berichtet dabei von seiner vielleicht schwersten Zeit im Leben während seiner Depression.
Seelische bzw. psychologische Erkrankungen werden nach wie vor meiner bescheidenen Meinung viel zu wenig breit in unserer Gesellschaft thematisiert und entsprechend anerkannt. Dieses Werk schafft es, die vermeintliche Distanz zu überbrücken und sich in das Seelenleben und das Weltbild eines depressiv Erkrankten einzufühlen.
Wenn auch jede Depression viel zu patientenindividuell ist gibt das Buch aber dennoch einen ziemlich intensiven Einblick über den Alltag und räumt dabei mit etwaigen Vorurteilen auf. Es beleuchtet dabei auch insbesondere die Zeit in einer darauf spezialisierten Klinik und lässt auch dort dann Einblicke zu, um der von außen gesehen (durch Otto-Normalos) eher mysteriösen Depression dann auf die Spur zu kommen. Die Erzählungen wirken sehr authentisch und Reinbacher vermag es des fast übermächtigen psychischen Krankheitsbilds ein Gesicht zu geben. Dabei geht er eben auch auf den Alltag in dieser Klinik ein und gibt hier sicherlich auch Details preis, die einem Erkrankten die Angst bzw. den Schrecken vor solch einer Einrichtung nehmen. Er senkt mit seiner ganz persönlichen Erzählung einfach die Hemmschwelle, sich selbst eine solche Krankheit zuzugestehen und sich schnellstmöglich ärztliche Hilfe zu holen.
Psychische Erkrankungen treffen dann nicht nur den Patienten selbst sondern auch sein persönliches soziales Umfeld wie auch die Familie. Auch dieser Perspektive verschafft Reinbacher in seinem Werk Gehör und lässt sein Frau wie auch Freunde zu Wort kommen.
Final im Buch hält der Autor dann noch einige Praxistipps zur Selbsthilfe bzw. Früherkennung von seelischen Erkrankungen bereit.
Summa summarum gefiel mir das Buch durchweg gut, das ein Betroffener hier kein Blatt vor den Mund nimmt und sehr offen über seine ganzen persönlichen Weg mit einer Depression berichtet. Wenn dieses Buch dann andere Betroffene vielleicht dazu ermutigt, sich schneller Hilfe zu holen oder vielleicht auch seine Familie und Freunde früher mit einzubinden so hat das Bauch sein Ziel erreicht. Nur weil man im ganz normalen Alltag seelische Erkrankungen nicht offen sehen kann, heißt es eben nicht, dass diese nicht existent sind. Die Betroffenen leiden mitunter jahrelang bis sie sich professionelle Hilfe holen. Das Buch räumt mit diesem Dilemma auf und ermuntert durch die sehr persönlichen Schilderungen, offen mit der Erkrankung umzugehen und sich wie beispielsweise bei einem Beinbruch genauso schnell ärztliche Hilfe zu holen.
Chapeau für die offenen Worte im Buch und allen Betroffenen ein schnelle Genesung.