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Veröffentlicht am 07.02.2024

Infamous

Murder in the Family
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Luke Ryder wird im Dezember 2003 ermordet in seinem Garten in London aufgefunden. Der junge Mann hinterlässt seine wohlhabende Frau und die drei Stiefkinder. Der Fall bleibt ungeklärt und wird zwanzig ...

Luke Ryder wird im Dezember 2003 ermordet in seinem Garten in London aufgefunden. Der junge Mann hinterlässt seine wohlhabende Frau und die drei Stiefkinder. Der Fall bleibt ungeklärt und wird zwanzig Jahre später Teil einer neuen TV-Show. Sechs Experten auf ihrem Gebiet untersuchen den Fall Luke Ryder in der True-Crime-Show „Infamous“ und die Zuschauer können miträtseln. Können sie gemeinsam den Fall lösen oder hat das Team etwas ganz anderes vor?

Murder in the Family von Cara Hunter ist ein Thriller der anderen Art, der sich wie ein Regiebuch zur Show „Infamous“ liest. Zu Beginn fand ich diese Erzählweise interessant, weil sie in der Art selten zu sehen ist, doch schon sehr schnell wird daraus eine etwas zähe Leseweise. Dies mag auch daran liegen, dass ich lange gebraucht habe, um die Experten zuordnen zu können. Sobald das der Fall war und es auch inhaltlich Tempo aufnahm, ließ sich der Rest sehr gut lesen.

Neben dem Skript der Show sind außerdem E-Mails, WhatsApp-Nachrichten, Zeitungsartikel und Foren in die Geschichte integriert worden. Weswegen wir als Leser im Laufe der Geschichte auch mehr wissen besitzen, als die Experten.

Bereits auf den ersten Seiten der Story hatte ich einen starken Verdacht, in welche Richtung die Auflösung gehen wird. Dann spitzte sich die Geschichte zu, wirkte konstruiert, spielte aber ebenso mit diesem Element und konnte mich damit dann doch gut unterhalten. Der letzte Twist hat aber genau meine Befürchtungen zu Beginn bestätigt, weswegen der größte Teil der Auflösung für mich nicht nur zu viel, sondern eben auch vorhersehbar und langweilig wurde.

Dennoch bin ich mir sicher, dass alle die gerne etwas Neues lesen, bei Murder in the Family auf ihre Kosten kommen und zum Miträtsel eignet sich das Buch in jedem Fall.

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Veröffentlicht am 24.01.2024

KI-Thriller mit einigen Längen

Die Burg
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Der Milliardär Nevio hat sich seinen größten Traum verwirklicht: Einen Escape-Room in der halbverfallenen Burg Greiffenau. Dafür hat er die Burg nicht nur instandsetzen, sondern außerdem die modernste ...

Der Milliardär Nevio hat sich seinen größten Traum verwirklicht: Einen Escape-Room in der halbverfallenen Burg Greiffenau. Dafür hat er die Burg nicht nur instandsetzen, sondern außerdem die modernste Technik einbauen lassen, die seinen Escape-Room zu einem individuellen Spektakel für Groß und Klein machen soll. Dies gelingt ihm mithilfe einer KI und um sein Werk zu testen, hat Nevio fünf Experten aus verschiedenen Branchen einberufen, die seinen Escape-Room exklusiv testen dürfen und dafür auch noch gut entlohnt werden. Doch keiner ahnt, dass sie ihr Schicksal in die Hand der KI geben und diese ihr ganz eigenes Spiel spielen möchte.

Die Burg von Ursula Poznanski ist ein KI-Thriller, den wir aus zwei Perspektiven erleben. Durch den Escape-Room-Besitzer und als Experten eingeladenen Maxim erleben wir den Thriller innerhalb der Burg, die Game-Masterin Alessia führt uns durch die Geschichte außerhalb der Burg.

Die Grundidee der Geschichte finde ich äußerst spannend, vor allem weil ich Escape-Room-Thriller generell gerne lese und mir das Element der KI interessant erschien. Diese Vorfreude auf den Thriller hielt auch zu Beginn an, doch im Laufe der Geschichte verlor sich der Reiz. Ich hatte das Gefühl, dass die Teilnehmer des Escape-Rooms sich im Kreis bewegen und nicht vorwärts kommen, diese Wiederholungen erlahmten die Story und führten zu Frustration während des Lesens. Zudem sind die Rätsel nur selten für die Leser zu lösen, weil dazu das Wissen über die persönlichen Fakten der Teilnehmer fehlen und wir nur eine Perspektive kennen, doch auch dessen Vorgeschichte ist uns nicht vorab bekannt, sodass das Miträtseln auch bei seiner Person nicht gegeben ist.

Ebenso bleiben die Charaktere leider flach, das liegt einerseits daran, dass wir sie nur durch zwei Perspektiven erleben und andererseits daran, dass wir vorab nicht viel über sie erfahren, um Empathie zu entwickeln und mit ihnen (intensiver) mitleiden zu können, zudem wirken ihre Handlungen nicht immer plausibel.

Gut gelungen ist definitiv die Ausarbeitung der KI und die Szenarien wurden toll umschrieben, die kurzen Kapitellängen und Ursula Poznanskis Schreibstil trugen mich auch gut durch die Story. Nur leider war diese spätestens ab dem Mittelteil nicht mehr spannend und auch das Ende war für mich leider eine komplette Enttäuschung. Es konnte mich zwar überraschen, aber zufriedenstellen leider nicht. Die Auflösung war mir schlicht zu simpel.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Das Leben des Heinz Labensky

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
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Heinz Labensky verbringt seinen Leben im Feierabendheim und ist gefangen in seinem eintönigen Alltag, bis eines Tages ein Brief seine Routine aufwühlt. Heinz erhält einen Brief, der die größte Frage seines ...

Heinz Labensky verbringt seinen Leben im Feierabendheim und ist gefangen in seinem eintönigen Alltag, bis eines Tages ein Brief seine Routine aufwühlt. Heinz erhält einen Brief, der die größte Frage seines Lebens beantworten könnte: Warum hat er seit knapp 50 Jahren nichts mehr von seiner (Jugend-)Liebe Rita Warnitzke gehört? Die Tochter seiner großen Liebe könnte dieses Rätsel lösen und so schwingt sich Heinz ganz spontan in den Flixbus nach Warnemünde, um Antworten zu finden. Auf dem Weg dorthin trifft er auf ein paar Menschen, denen er sein Leben erzählt und kaum erkennen lässt, was Wahrheit und was Fiktion ist. Doch in Warnemünde angekommen, muss er sich dem Leben stellen.

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge vom Ehepaar Tsokos ist in skurriles Werk, dessen Inhalt sich kaum erklären lässt. Heinz Labensky bezeichnet sich selbst als ‚Dummkopf‘, der die Grundschule nicht geschafft und als ‚förderunfähig‘ gilt. Durch die Hilfe seiner besten Freundin, hat es zumindest zum Lesen leichter Lektüre gereicht und Heinz konnte sich so durchs Leben schlängeln. Doch dort, wo seine Grenzen beginnen, erblüht seine Fantasie und die wildesten Geschichten entstehen. Geschichten, von denen Heinz erzählt und damit seinen Blick auf die DDR zeigt. Dabei wird seine Geschichte meist als Erzählung dargestellt, manchmal kommt es jedoch zu Dialogen mit den Mitfahrenden, diese Dialoge sind vor allem von Humor geprägt und konnten mich mehr mitnehmen als Labenskys Erzählungen von damals.

An einigen Stellen war es für mich recht schwierig den Humor und die Geschichte zu genießen, möglicherweise auch, weil ich für das Geschehene zu jung bin und mir an einigen Stellen das Wissen der damaligen Zeit fehlt, dennoch konnte ich der Geschichte auch etwas abgewinnen, weil gewisse Gefühle der damaligen Zeit transportiert wurden.

Ähnlich verhält es sich mit Labensky, seine Fehleinschätzungen der damaligen Geschehnisse und das fehlende aufgehende Lichtlein, waren teilweise schwierig auszuhalten und doch gefiel mir, dass er bei fehlender Bildung eins ganz gewiss hat: das Herz am richtigen Fleck.

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge konnte mich auf eine skurrile Weise in eine andere Welt entführen, dennoch blieb es mir am Ende zu undurchsichtig, was wie bereits erwähnt an meinen fehlenden Vorerfahrungen liegen mag. Möglicherweise kommt der Humor des Buches noch besser durch, wen man die DDR (mit-)erlebt hat.

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Veröffentlicht am 12.01.2024

Die Hexenjagd

Die Hexen von Cleftwater
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Die stumme Martha lebt seit über vierzig Jahren in Cleftwater, dort hat sie sich als Hebamme und Dienstmädchen einer kleinen Familie angeschlossen. Eines Tages kommt der Hexenjäger Makepeace nach Cleftwater ...

Die stumme Martha lebt seit über vierzig Jahren in Cleftwater, dort hat sie sich als Hebamme und Dienstmädchen einer kleinen Familie angeschlossen. Eines Tages kommt der Hexenjäger Makepeace nach Cleftwater und möchte mit Hilfe von Martha die Hexen unter den Frauen finden, Martha soll die Frauen nach Zeichen absuchen. Martha befindet sich im Zwiespalt und dann muss sie auch noch eine ihrer besten Freundinnen untersuchen. Im Kampf um ihre Freundin gerät Martha selbst in Kreuzfeuer und muss schon bald um ihr eigenes Leben bangen.

Die Hexen von Cleftwater von Margaret Meyer beschäftigt sich mit der Hexenjagd im Jahre 1645. Eindrücklich zeigt Meyer auf, welchen Gefahren die Frauen damals unterlagen und wie machtlos sie waren, dies führt zu vielen bedrückenden Szenen

Im Fokus steht für uns die stumme Martha Hallybread, aus deren Sicht wir den Roman erleben. Dennoch bleibt das Erleben eher oberflächlich, sodass ich emotional nicht gecatcht wurde. Schade, denn das Thema und auch die Schilderungen geben das durchaus her. Ebenso faszinierend empfand ich auch, dass Martha stumm ist und wie dies stilistisch herausgearbeitet wurde und dennoch konnte mich auch der Aspekt emotional nicht kriegen.

Die Hexen von Cleftwater ist ein Roman über die Hexenjagd von 1645, der zwar keine neuen Erkenntnisse vorweist, aber dennoch durch die damaligen Ansichten schocken kann. Dabei bleibt es aber eher auf einer sachlicheren Ebene und wird kaum emotional.

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Liebe, die über Grenzen geht

Die unerhörte Reise der Familie Lawson
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Familie Lawson, das sind der Roboter und Vater Giovanni Lawson, sein menschlicher Sohn Victor Lawson, ein sadistischer Pflegeroboter und ein überdrehter Staubsauger, lebt mitten im Wald, fernab der Stadt ...

Familie Lawson, das sind der Roboter und Vater Giovanni Lawson, sein menschlicher Sohn Victor Lawson, ein sadistischer Pflegeroboter und ein überdrehter Staubsauger, lebt mitten im Wald, fernab der Stadt der elektrischen Träume. Auf der Suche nach neuen Ersatzteilen findet Victor den aussortierten und ramponierten Androiden Tom auf dem Schrottplatz und macht es sich zur Aufgabe, ihn zu reparieren. Plötzlich holt alle die Vergangenheit ein und Giovanni wird in die Stadt verschleppt, auf dem Weg Giovanni zu retten, erfährt Victor die ganze Vergangenheit der Maschinen. Kann er seine Gefühle einordnen und sein Leben akzeptieren?

T.J. Klune erschafft auch in diesem Werk wieder außergewöhnliche Charaktere, allen voran den Pflegeroboter „Schwester Grob“ und den Staubsauger „Rambo“. Zwei Persönlichkeiten, die einen immer wieder zum Schmunzeln bringen können und an manchen Stellen dann doch etwas zu viel sind. Wer das Computerspiel Borderlands kennt, der findet in Rambo möglicherweise Ähnlichkeiten zum Allzweckroboter „Clap-Trap“. Giovanni, Victor und Tom bleiben hingegen ungewohnt blass, auch wenn sie an einigen Stellen berühren können. Möglicherweise liegt es aber auch daran, dass ihre Geschichte weniger ungewöhnlich ist und man Parallelen zu T.J. Kluges vorherigen Bänden wahrnimmt.

Diese Ähnlichkeit hat die Geschichte leider auch vorhersehbar und spannungsarm gemacht, ebenso fehlte es komplett an Tempo. Dennoch gab es immer wieder tollen Einzelszenen, die trotz genereller Vorhersehbarkeit, berühren konnten.

Die unerhörte Reise der Familie Lawson ist ein ruhiger Roman über Liebe, die über Grenzen geht und eine große Freundschaft, die alle Hürden überlebt. Alle die noch keinen Klune gelesen haben, werden bestimmt schöne Lesestunden verbringen, Klune-Kenner werden den Roman wohl vor allem an den Charakteren messen und ich bin mir sicher, dass diese das Potenzial dazuhaben, geliebt zu werden.

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