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Veröffentlicht am 21.05.2024

Langweilig und bemüht

Tiberius Rex 1: Mein Freund, der Dino
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Gut möglich, dass bei diesem Buch die Illustrationen einiges rausreißen. Ich habe die Hörbuchversion gehört und fand es enttäuschend, inhaltlich dürftig und sprachlich gewollt putzig. Auch Kinder haben ...

Gut möglich, dass bei diesem Buch die Illustrationen einiges rausreißen. Ich habe die Hörbuchversion gehört und fand es enttäuschend, inhaltlich dürftig und sprachlich gewollt putzig. Auch Kinder haben ein Recht auf gute Geschichten, das hier ist gar keine.

Leo ist mit ihrer Klasse im Museum. Sie ist immerhin alt genug, um sich bei Referaten zu langweilen. Da sieht sie einen riesigen Schatten. Als echte Geheimnisforscherin muss sie der Sache nachgehen und trifft Tiberius Rex, einen echten, lebendigen Dino, der sprechen kann und uralt ist. Die Welt außerhalb des Museums kennt er kaum, deshalb bringt er Leo abends nach Hause.

Das ist im Grunde die Handlung. Unterwegs passiert natürlich noch dies und das, Tiberius ist riesengroß und ängstlich, Leo zeigt ihm die Welt, nur leider ist das an Harmlosigkeit nicht zu überbieten und sterbenslangweilig. Wer dieses Buch kauft, möchte ein Dinoabenteuer erleben, bekommt aber nur Tiberuis, den liebenswerten Trottel serviert. Über Dinosaurier lernt man hier nichts, was man nicht schon weiß.

Sprachlich möchte das Buch Humor beweisen durch Knaller wie: „Mein Hirn ist nur noch Wackelpudding.“ Der Mathelehrer heißt Herr Zahlenfreund, die Klassenlehrerin Frau Krokus und der nervige Nachbar Herr Grumpler. (Der nennt doch Tiberius glatt „Walross“!) Das mag vielleicht manch einer lustig finden, ich fand es bemüht.

Das Hörbuch liest Ilka Teichmüller sehr schön, kann aber auch nichts am verunglückten Sujet retten. Es dauert zum Glück nur zwei Stunden.

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Veröffentlicht am 30.03.2024

Schöne Idee, halbherzig ausgearbeitet

Der Wald
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Ich weiß nicht, was hier passiert ist. Ich habe „Die Gestirne“ sehr geliebt und dachte, Bücher von Eleanor Catton sind garantierte Volltreffer. In diesem Buch finde ich keine der Qualitäten wieder, die ...

Ich weiß nicht, was hier passiert ist. Ich habe „Die Gestirne“ sehr geliebt und dachte, Bücher von Eleanor Catton sind garantierte Volltreffer. In diesem Buch finde ich keine der Qualitäten wieder, die ihr erstes Buch auszeichneten. Wo ist ihr Humor geblieben? Ihre Raffinesse? Ihr Einfühlungsvermögen?

Das einzig Beeindruckende ist das Thema: Öko-Guerillas unterwandern heimlich das System und kommen damit durch, das hat was und ist innovativ. Die Umsetzung bleibt allerdings eher halbherzig.

Erst einmal muss man sich an Endlossätze und Weitschweifigkeit gewöhnen. Hier wird jede Figur gründlich eingeführt, mit einer Geschichte und familiärem Hintergrund versehen, nur komischerweise wird dabei niemand lebendig. Man kämpft sich durch schier endlose Schlenker, Erinnerungen und Befindlichkeiten, langweilt sich trotzdem und fragt sich, was wollen sie denn, diese Menschen?

Nehmen wir mal Mira, die die Gruppe Birnam Wood gegründet hat. Sie gärtnert gerne und hat Ideale, lehnt sich auf gegen das Establishment. Aber beim ersten Milliardär, der ihr begegnet knickt sie ein und findet es toll, gesponsert zu werden, zu expandieren, bekannt und berühmt zu werden. Dass sich das mit ihrem Grundprinzip, heimlich brach liegende Flächen zu bepflanzen, nicht vereinbaren lässt, ist egal.

Ihre Freundin Shelley, die sich um Verwaltungsdinge und Organisatorisches kümmert, will die Gruppe verlassen und entwirft dazu eine alberne Intrige, statt einfach zu gehen. Was sie eigentlich will, bleibt auch unklar. Will sie Anerkennung, die Führung der Gruppe, Miras Exfreund oder ein bisschen von allem? Jedenfalls geht sie dann doch nicht, nur um bei jeder Gelegenheit mit ihrem Weggang drohen zu können.

Ich könnte hier eigentlich jeden zerlegen, aber das führt wohl zu weit. Mir kam diese Geschichte durch und durch unausgegoren vor. Die ersten 300 Seiten sind im Grunde nur die Einführung ins Geschehen, eine reichlich zähe Angelegenheit. Dann eskaliert das Ganze, bekommt eine gute Portion Thrill, wobei man dabei auch nicht allzu viel hinterfragen sollte.

Für mich war dieses Buch ein Flopp, eine schöne Idee, halbherzig ausgearbeitet, mit langweiligen bis hysterischen Figuren und ein bisschen müdem Thrill am Schluss.

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Veröffentlicht am 14.02.2024

Banal

Klarkommen
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Dieses Buch ist im Grunde nicht der Rede wert. Darüber eine Rezension zu schreiben ist eigentlich müßig, aber vielleicht muss das auch gesagt werden.

Hier erzählt ein Mädchen an der Schwelle zum Erwachsenwerden ...

Dieses Buch ist im Grunde nicht der Rede wert. Darüber eine Rezension zu schreiben ist eigentlich müßig, aber vielleicht muss das auch gesagt werden.

Hier erzählt ein Mädchen an der Schwelle zum Erwachsenwerden von ihren Problemen. Objektiv betrachtet, hat sie gar keine, außer dass das Leben eben schwer ist und sie sich schon ihr Leben lang benachteiligt fühlt. Sie musste in einem Provinznest aufwachsen, in der Gartenstr. 34, obwohl doch das Leben in der Stadt stattfand. Sie hatte keine Akademikereltern und konnte deshalb nur das Restegymnasium besuchen. Ein wirklich hartes Schicksal, coole Kinder gehen auf Privatschulen.

Jetzt hat sie ihr Abi in der Tasche und zieht mit ihren Freunden zum Studieren in eine WG in die Stadt. Da machen sie Sachen, die junge Leute in der Stadt so machen.

Das ist eine Geschichte, die eigentlich gar keine ist. Was hier passiert ist an Banalität nicht zu überbieten und nur zu ertragen, wenn es mit Esprit erzählt wird. Daran versucht sich die Autorin leidlich, es wirkt aber eher bemüht. Man kann es witzig finden, wenn die Küche an „adoleszenter Chaotisierung“ leidet, das macht aber noch längst nicht ein Küchenchaos zum Erlebnis.

„Ich legte mich in einen Sarg Selbstmitleid und dachte mir neue Rillen ins Hirn, bis mir die Kräfte ausgingen.“ , könnte berühren, wenn man denn den Eindruck gewonnen hätte, dass dieses Mädchen echte Probleme hat. So wirkt es wie spätpubertäre Wortakrobatik.

Wir erfahren alles über die 20 Pflegeprodukte, mit denen sich ihre Freundin Munia täglich eincremt, aber was sie denn eigentlich studieren und wie das so ist, ist kein Thema. Das tut mir leid, aber so wird auch sie keine Akademikerin, klar, sie hat es ja auch nicht in die Wiege gelegt bekommen, die Arme.

Das Hörbuch liest Jodie Ahlborn angemessen betroffen, kann aber auch nicht aus dem Gejammer ein Drama gestalten. Zum Glück ist der Schmerz nur kurz, es dauert 3 Stunden und 28 Minuten.

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Unterhaltsam, ohne größeren Anspruch

Das siebte Mädchen
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Dieses Hörbuch muss man auf jeden Fall erstmal schneller einstellen, sonst ist es nur schwer erträglich. Die getragene Lesung von Julia Nachtmann transportiert Betroffenheit und Schwermut, was an mancher ...

Dieses Hörbuch muss man auf jeden Fall erstmal schneller einstellen, sonst ist es nur schwer erträglich. Die getragene Lesung von Julia Nachtmann transportiert Betroffenheit und Schwermut, was an mancher Stelle ganz sicher gut passt, konsequent über knapp 13 Stunden hinweg aber bald an den Nerven nagt.

Hier erzählt eine frustrierte Psychologin aus ihrem verkorksten Leben. Seitdem Chloës Vater als Serienmörder verhaftet wurde, nagt an ihr alles Mögliche. So ein Schlag trifft auch die Familie des Täters hart und heißt es nicht gemeinhin, dass man Psychologie studiert, um mit den eigenen Problemen fertig zu werden?

Das ist ein weiteres Problem, das ich mit diesem Buch hatte. Es arbeitet mit einem sehr simplen Strickmuster und scheut sich auch nicht auf Tränendrüsen zu drücken oder gängige Klischees zu bedienen. Die Auflösung ahnt man schon nach den ersten Seiten, wird durch ein paar Schlenker und falsche Fährten mit Drama angereichert, aber am Ende war es doch – sag ich nicht.

Die Sprache ist eigentlich ganz schön. Vermutlich könnte man dieses Buch gut lesen als unterhaltsamen Krimi ohne größeren Anspruch, wenn nicht die Sprecherin so bemüht wäre, der Sache noch einen Schuss Extradramatik zu verpassen. Manchmal ist eben doch weniger mehr.

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Eine Schimpftirade

RCE
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„Fortsetzung folgt.“ – Damit endet dieses Hörbuch, das mir im ersten Teil noch ganz gut gefallen hat. Nach satten 18 Stunden zweitem Teil bin ich dann allerdings doch durch mit dem Thema und werde es wohl ...

„Fortsetzung folgt.“ – Damit endet dieses Hörbuch, das mir im ersten Teil noch ganz gut gefallen hat. Nach satten 18 Stunden zweitem Teil bin ich dann allerdings doch durch mit dem Thema und werde es wohl nicht weiter verfolgen.

Im ersten Buch hatten wir noch eine Geschichte, eine Handlung mit Figuren, auch wenn der rote Faden etwas dünn war. In diesem Buch ist er kaum noch zu sehen. Da sind ein paar jugendliche Hacker, Kinder um die 20, die mit den Kindern aus dem ersten Buch befreundet sind, die jetzt auch Mitte 20 sind und Sachen machen, glaube ich. Man übersieht hier schnell die Zusammenhänge, in dem Wust von Schlenkern, Nörgeleien und Anklagen.

Die Welt ist schlecht, natürlich, aber einfach wahllos draufzuhauen, macht sie nicht besser. Hier bekommt jeder sein Fett weg, die Menschen, die Massen, die Märkte, die Autohasser und Radfahrer, die Rüdigers, weiblich gelesene Personen, die Regierenden oder auch Bill Gates, der in Schweden als Gott verehrt wird, weil er die Sonne beherrscht.

Wir kommen ohne weiteres von einem Thema zum anderen, echauffieren uns über Kinderarbeit in der Kakaoindustrie, Wasserunternehmen, die Wasser als Rohstoff verkaufen oder Peter und Ingrid, die kreuzfahrenden Österreicher. Ganz schlecht geht es uns wohl nicht in dieser verderbten Welt, kreuzfahren können wir noch, wahrscheinlich nur Österreicher, wer weiß, im Pauschalisieren ist dieses Buch auch ganz groß.

Also, Sybille Berg klagt in diesem Buch so viel an, dass man am Ende denkt, was will sie denn nun, die Welt abschaffen? Die Reichen sind fies, die Armen sind schlaff, die Grünen sind öko und die Rechten sind ekelig, natürlich, das ist aber weder neu noch originell.

„RCE“ ist eine 18 Stunden dauernde Schimpftirade, bei der ich gar nicht erst anfange, die Logiklücken aufzuzählen. Hier schert sich die Autorin weder um Zeit, Ort, Handlungsbogen oder Protagonisten. Sie möchte sich vermutlich nur Luft machen. Hoffentlich geht es ihr jetzt besser.

Tiefen Respekt für Lisa Hrdina und Torben Kessler, die dieses Werk souverän und engagiert vortragen.

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