Profilbild von Archer

Archer

Lesejury Star
offline

Archer ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Archer über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2024

Graue Schmiere

Das kleine Buch der großen Risiken
0

Das kleine Buch der großen Risiken ist so klein gar nicht - zumindest, was den Informativfaktor angeht. Der Autor, der Think-Tank-Begründer Jakob Thomä, hat sich anhand der 26 Buchstaben des Alphabets ...

Das kleine Buch der großen Risiken ist so klein gar nicht - zumindest, was den Informativfaktor angeht. Der Autor, der Think-Tank-Begründer Jakob Thomä, hat sich anhand der 26 Buchstaben des Alphabets entlanggehangelt, um eine Risikobewertung vorzunehmen. Dabei geht es unter anderem um Atom - und andere wirklich fürchterliche Bomben, künstliche Intelligenz oder die Frage, ob wir Angst vor der Invasion einer außerirdischen Spezies haben müssen. (Kleiner Spoiler zu Letzterem: nicht allzu sehr.)

Er baut es so auf, dass er immer das Risiko in einem Satz vor- und gleich im Anschluss die Frage hintenanstellt: Müssen wir uns Sorgen machen? Um ehrlich zu sein, gab es jede Menge Dinge, die mir tatsächlich Angst bereiten, die hier nicht mal auftauchen, an deren Stelle jedoch interessante Risiken bewertet werden, die ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Werde ich irgendwann der Grauen Schmiere zum Opfer fallen? Oder von einem Schwarzen Loch verschluckt? (Spoiler: Die Wahrscheinlichkeit liegt NICHT bei Null.)

Mir war tatsächlich auch nicht bewusst, dass ich mehr Angst vor einem Bevölkerungsrückgang als -zuwachs haben muss. Meistens begründet er seine Argumente recht gut, nur manchmal hatte ich das Gefühl, dass genau das, was beruhigen sollte, eher in eine andere Richtung wies. Könnte natürlich auch an mir liegen, schließlich habe ich keinen Think Tank gegründet. Alles in allem nimmt sich der Autor selbst nicht zu ernst, dabei die möglichen Risiken durchaus, und es war eine durchaus interessante Lektüre, die man gern noch mal vornehmen und eventuell ein paar Dinge selbst recherchieren kann.

Veröffentlicht am 09.03.2024

Karma is a witch

Emblem Island – Der Fluch der Nachthexe
0

Auf Emblem Island tragen fast alle Menschen eine Art Tattoo auf dem Arm, der ihnen ihre Bestimmung anzeigt. Deshalb weiß der zwölfjährige Tor auch, dass er als Anführer geboren wurde. Aber um ehrlich zu ...

Auf Emblem Island tragen fast alle Menschen eine Art Tattoo auf dem Arm, der ihnen ihre Bestimmung anzeigt. Deshalb weiß der zwölfjährige Tor auch, dass er als Anführer geboren wurde. Aber um ehrlich zu sein: Das will er gar nicht sein. Viel lieber würde er schwimmen und tauchen. Als er sich zum Neujahrsfest eine neue Bestimmung wünscht, passiert etwas Schreckliches: Das düstere Auge erscheint, der Fluch der Nachthexe. Tor weiß, dass er höchstens noch eine Woche hat, bevor er stirbt, es sei denn, er findet vorher die Nachthexe und diese hebt ihren Fluch auf. Begleitet von einem cleveren Mädchen und einem ewig hungrigen Freund macht sich Tor auf, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.

Mit Emblem Island liegt hier ein rasantes Kinderabenteuer vor - und manchmal war es mir tatsächlich ein bisschen zu rasant. Man konnte nur selten Luft holen, allerdings wurden viele der hier auftretenden Gefahren auch fast genauso rasant gelöst. Ich habe das Buch zusammen mit meinem Vorlesekind gelesen und wir hatten einige gute Diskussionen über das blinde Annehmen von Schicksalen oder Vorherbestimmungen oder überhaupt dem, was einem immer so erzählt wird; viel zu viele Leute glauben blind, was man ihnen erzählt. Von daher hat mir das Buch wirklich gut gefallen, denn wenn man mit Kindern über diese Handlung spricht, nehmen die wirklich viel daraus mit, und das ohne erhobenen Zeigefinger. Gut gefallen haben uns auch die märchenhaften Zwischensequenzen im Buch, mit denen Tor und seine Freunde von einem Abenteuer zum nächsten geleitet wurden. Etwas geschockt hat uns die Aufforderung an einen Jungen, jemanden zu töten, dass jemand die Macht besaß, anderen ihren Willen aufzuzwingen und die Frau, die hexenartig Hänsel-und-Gretel-Vibes verbreitet hat. Auf jeden Fall sind wir bereit für Band 2.

Veröffentlicht am 09.03.2024

Crow & Hammer

Drei Magier und eine Margarita
0

Tori hat ein Problem - ihr Temperament. Als Frau ist es zwar ihr Recht, sich gegenüber aufdringlichen Männern zu behaupten, aber Wirte sehen das bei Kellnerinnen nicht gern. Und so fliegt sie und flattert ...

Tori hat ein Problem - ihr Temperament. Als Frau ist es zwar ihr Recht, sich gegenüber aufdringlichen Männern zu behaupten, aber Wirte sehen das bei Kellnerinnen nicht gern. Und so fliegt sie und flattert von einem Job zum nächsten - bis sie schließlich völlig verzweifelt in einem seltsamen Pub landet, dem Crow & Hammer. Die Gäste sind merkwürdig, doch die Managerin hat keine Leute und will, dass Tori die Barkeeperin macht. Als drei unwiderstehliche, aber snobistische Männer Tori beleidigen, kippt sie ihm eine Margarita über den Kopf. Anstatt gefeuert zu werden, erhält sie den Job dauerhaft und eine interessante Information: Die Leute in diesem Pub sind magisch. Und in der magischen Welt geht nicht alles sehr friedlich zu, wie Tori sehr schnell mitbekommt.

Das war ein netter Einstieg in die Buchserie und hat mich auch äußerst kurzweilig unterhalten. Ich mochte, dass Tori nicht das Dummchen ist, dass sich von irgendwelchen heißen, aber nervigen Typen dumm behandeln lässt. Hier wird zwar öfter in den Rezensionen erwähnt, dass es sich um cozy Fantasy handelt, aber ehrlich gesagt, war es teilweise ganz schön actionlastig und auch brutal. Ein paar der Charaktere sind ein bisschen blass und von der Stange, aber gern gelesen habe ich das Buch allemal.

Veröffentlicht am 07.03.2024

Schräg gegenüber

Willkommen bei den Grauses 1: Wer ist schon normal?
0

Ottilie ist neun Jahre alt und liest lieber zuhause ein Buch, als mit Gleichaltrigen etwas zu unternehmen. Das ändert sich aber, als eines Tages die Grauses schräg gegenüber in die Sackgasse einziehen. ...

Ottilie ist neun Jahre alt und liest lieber zuhause ein Buch, als mit Gleichaltrigen etwas zu unternehmen. Das ändert sich aber, als eines Tages die Grauses schräg gegenüber in die Sackgasse einziehen. Die sind schon sehr seltsam. Der Junge hat kleine Hörner auf dem Kopf und heißt Muh, das Mädchen namens Wolfi hat sehr spitze Zähne und das dritte kleine Kind ... ist meistens unsichtbar - und außerdem ein Geist. Die ganze Familie besteht aus übernatürlichen Wesen, aber natürlich darf Ottilie das offiziell nicht wissen. Als sie sich anfreunden, merkt sie schnell, wie anders die Grauses sind und dass sie unter Menschen noch viel lernen müssen; besonders, weil es im hellgrauen Buch der Verfehlungen schnell zu dunkelgrauen Punkten kommen kann.

Das Buch wird sehr niedlich und begeistert von der Autorin selbst gelesen. Normalerweise mag ich es nicht, wenn die AutorInnen das selbst tun, aber hier gibt es wirklich überhaupt nichts zu meckern. Die Messages der Geschichte sind auch klar: Seid nett und tolerant zueinander, Anderssein ist mehr als okay und überhaupt gibt es Wichtigeres als immer alles gleich zu tun, zum Beispiel Familienzusammenhalt. Für Erwachsene kommt das vielleicht manchmal ein bisschen zu sehr mit dem Holzhammerchen und es wird alles wirklich sehr einfach gelöst. Aber für mein Vorlese- in dem Fall Mithörkind war das wohl völlig in Ordnung, denn sie hat dazu nichts gesagt und sich gut amüsiert.

Veröffentlicht am 29.02.2024

Eisen, erwache!

Essex Dogs
0

Wir befinden uns im Jahre 1346, mitten im Hundertjährigen Krieg. Die Essex Dogs sind eine zehnköpfige Söldnertruppe, die in der Normandie an Land geht, um für ihren König Eduard III. Anspruch auf den französischen ...

Wir befinden uns im Jahre 1346, mitten im Hundertjährigen Krieg. Die Essex Dogs sind eine zehnköpfige Söldnertruppe, die in der Normandie an Land geht, um für ihren König Eduard III. Anspruch auf den französischen Thron zu erheben. Sie sind Teil einer großen Armee und beginnen schon bei ihrer Ankunft, die französischen Truppen anzugreifen, die Zivilbevölkerung zu töten und zu drangsalieren und das Land gezielt zu verwüsten. Sie sind zu zehnt: fünf Bogenschützen, darunter zwei Waliser, die kein Wort Englisch verstehen, ein sechzehnjähriger Junge und zwei erprobte englische Langbogenschützen, dazu der riesige Scotsman, Father, der irre Ex-Priester, Pismire, klein und drahtig, Millstone, der lieber Söldner ist als als Mörder verurteilt zu werden und Loveday, der Anführer.

Und wenn man es genau nimmt, ist mit dieser Beschreibung alles gesagt. Die Armee zieht von Ort zu Ort, sie kämpfen, bluten, töten, brennen nieder. Und auch, wenn es sich bei den Dogs um Söldner - also nichts anderes als bezahlte Killer - handelt, lässt man sich schnell und gern in die Handlung ziehen und fängt vielleicht an, den einen oder anderen sympathisch zu finden. Man merkt, dass der Autor Ahnung von der Materie hat und es ihm Spaß macht, die Geschichte ein bisschen anders darzustellen. Wo der Schwarze Prinz (also Eduards Sohn) in der historischen Überlieferung ein edler, aufrechter, sechzehnjähriger Held ist, kommt er hier als weinerlicher Jammerlappen herüber, der nicht einmal von seinem eigenen Vater ernstgenommen wird.

Die Adligen treiben ihr böses Spiel nicht nur mit der Bevölkerung, sondern auch mit ihren eigenen Leuten. Und die einfachen Leute in der Armee haben eigentlich keine Ahnung, worum es hier eigentlich geht; sie marschieren, leiden selbst, verursachen Leid und das alles im Namen einer Sache, die sie selbst überhaupt nicht betrifft. Mir hat dieser Ausflug ins Mittelalter - nun, Spaß gemacht kann man wohl nicht sagen, dafür sind die Geschehnisse einfach wirklich hart. Aber gern gelesen habe ich das Buch allemal.