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Veröffentlicht am 20.06.2020

Ein Blick in die Hölle

Dry
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Dry lässt mich geschockt und mit trockener Kehle zurück. Fast atemlos habe ich mich durch die Geschichte gefressen und jeder Schluck Wasser, den ich mir zwischendurch gönnte, wurde mit jeder Seite kostbarer.

In ...

Dry lässt mich geschockt und mit trockener Kehle zurück. Fast atemlos habe ich mich durch die Geschichte gefressen und jeder Schluck Wasser, den ich mir zwischendurch gönnte, wurde mit jeder Seite kostbarer.

In Kalifornien gibt es keine Wasser mehr, von einem Tag auf den anderen wird die städtische Wasserversorung eingestellt, die Supermärkte sind leer. Alyssa, ihr kleiner Bruder Garret erhalten in der Krise Unterstützung vom sonderlichen Nachbarssohn Kelton. Sie begeben sich auf die Suche nach Alysssas und Garrets Eltern, die von der Suche nach Wasser nicht zurückkehren. Als es zu einer bedrohlichen Situation kommt, haut die Außenseiterin Jacqui dazwischen und erzwingt sich einen Platz im gemeinsamen Kampf ums Überleben.

Die Geschichte lässt kaum Zeit zum Atmen. Unerbittlich drehen die Autoren an der Spannungsschraube und geben den Blick in die menschlichen Abgründe frei. Sie treiben die Kids durch das ausgetrocknete Kalifornien mit der winzigen Hoffnung an anderer Stelle Wasser zu finden. Doch jedes Scheitern, lässt die Hoffnung weiter schwinden, so dass ich am Ende nicht mehr auf ein Überleben zu hoffen wage.

Ich mag die 4 sehr unterschiedlichen Charaktere, aus deren Sicht erzählt wird, bin begeistert wie eindrückliche die Gruppendynamik und die Entwicklungschritte gezeigt werden und überrascht, als sich später noch Henry zum Team dazugesellt. Das bis dahin zart keimende Vertrauensgeflecht kippt. Existenzangst macht aus Menschen Menschen Monster.Ich werde Zeuge, wie die Menschen in der Nachbarschaft und am Ende auch die Protagonisten zu Wasserzombies mutieren.

Am meisten hat mich die realistische Schilderung der politischen, gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Entwicklungen in der Ausnahmesituation gefangen genommen. Immer wieder musste ich denken: der Klimawandel bekommt ein Gesicht. Diese Dystopie liegt ganz nah an der Realitiät. Unser Weg ist nicht mehr weit.

Einzelne skurillen Beobachtungen steigern gekonnt die Endzeitstimmung, emotionalen Momenten lassen mich mit den Protagonisten leiden, und immer wenn ich gehofft habe, sie haben es gleich geschafft, wartet bereits das nächste Disaster.

Fazit: Super realistische Dystopie. Und: Suspense at its best. Must read.

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Veröffentlicht am 16.06.2020

Moral, Strafe, Abenteuer – ein Experiment, das sich lohnt

Wild
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4 Taten, die das Gesetz brechen - 4 Strafen, die eine Chance sein sollen – 4 Jugendliche, die sich ihrer Strafe stellen und ein Wagnis eingehen.

Hinter mir liegen ein berührendes Abenteuer, eine Auseinandersetzung ...

4 Taten, die das Gesetz brechen - 4 Strafen, die eine Chance sein sollen – 4 Jugendliche, die sich ihrer Strafe stellen und ein Wagnis eingehen.

Hinter mir liegen ein berührendes Abenteuer, eine Auseinandersetzung mit den fantastischen Möglichkeiten der Wissenschaft und den Grenzen von Gesetz und Moral. Und vier Jugendliche, die ich nur ungern zurücklasse.
 
Die Geschichte wird getragen von Noomi, Ryan, Olympe und Flix – jeder für sich wurde verhaltensauffällig und kam mit dem Gesetz in Konflikt. Aus ihrer Sicht wird die Geschichte sehr abwechlsungsreich erzählt und jeder für sich hat seine ganz eigene Stimme, die die Geschichte prägt. Nur langsam fassen sie Vertrauen in der neuen Situation und ich erfahre von den Hintergründen ihrer Straftat, ihren Ängsten, Hoffnungen und ihren besonderen Talenten. Jeder für sich ist ein Unikat - ein besonderer Mensch in einer schwierigen Situation. Jeder für sich bestreitet einen ganz eigenen Kampf. Ich kann hautnah spüren, warum sie mit ihrem Leben nicht zurecht kommen sind, wie sie sich anstrengend haben das Beste daraus zu machen und wie oft ihr Bestes nicht ausgereicht hat.
Ausgerechnet die vier landen in einer Situation, die über die menschliche Vorstellungskraft hinausgeht, und wo bis zum Ende nicht klar ist, ob sie dieses Mal als Sieger hervorgehen werden.

Die Autorinnen haben sehr gekonnt an der Spannungsschraube gedreht und durch den gesamten Roman eine Spur aus Hinweise gelegt - aber auch Fallen gestellt. Es macht Spaß die vier von Beginn des Camplebens an zu begleiten, die Gruppendynamik zu erleben, die Auseinandersetzung mit sich selbst und ihren Taten und gleichzeitig das Rätsel des Waldes zu lösen. Ich entwickele eine enge Bindung an die Charaktere, fast eine Art Beschützerinstinkt, doch ich muss darauf vertrauen, dass sie ihre eigene Stärke entwickeln und gemeinsam, das Rätsel lösen und die Aufgabe meistern.

Für mich eine grandioses Jugendbuch, dass weg vom Schwarz-Weiß-Denken führt und spüren lässt, dass Moral nicht einfach nur der Unterschied zwischen Gut und Böse ist. Das Menschen nicht veruteilt, sondern Hoffnung für Entwicklung und Veränderung weckt. Das Mut macht und uns aufruft, genauer hinzuschauen.

Fazit: Wild gelingt es einen SciFi-Thriller, einen politischer Appell, ein Sozialexperiment und ein großes Rätsel zu einer spannungsreichen und emotional anrührenden Geschichte zu verknüpfen. Unbedingt lesen

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Veröffentlicht am 12.05.2020

Spritziger Auftakt eines innovativen Fantasyspektakels

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich
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Inhalt:

Hope lebt zurückgezogen in London und schwärmt für die Welt der Bücher. Besonders Jane Austen hat es ihr angetan. Bisher hatte sie nicht viel Glück in der Liebe und auch ihre vermeintlichen Freundinnen ...

Inhalt:

Hope lebt zurückgezogen in London und schwärmt für die Welt der Bücher. Besonders Jane Austen hat es ihr angetan. Bisher hatte sie nicht viel Glück in der Liebe und auch ihre vermeintlichen Freundinnen lassen nach ihrem Jobwechsel nichts mehr von sich hören. So verbringt sie ihr Leben zwischen ihrem ungewöhnlichen Onlinejob, den Besuchen bei ihrer dementen Mutter und ihren Lieblingsbüchern. Als sie wegen eines heftigen Regenschauers in einer kleinen ungemütlichen Buchhandlung Schutz sucht, erregt sie die Aufmerksamkeit ganz besonders talentierter Menschen. Von einem Tag auf den anderen wird ihr Leben umgekrempelt.

Leseeindruck:

Das Cover ist ein wirklicher Hingucker und auch die Haptik und der Satz machen das Lesen zum Genuss.

Von der ersten Seite an, hat mich Hope mit ihrer humorigen Erzählstimme gefangen genommen. Sie fällt auf unter den klassichen Heldinnen der Fantasyreihen, schon allein weil sie nicht mehr süße Siebzehn ist und von einem Helden gerettet werden will. Nichtsdestotrotz ist sie sich der Mängel in ihrem Sozialleben bewusst und kümmert sich liebevoll um ihre demente Mutter. Dass ausgerechnet Hope ein besonderes Talent haben soll, das zu einer Entführung in einen erst einmal ungemütlichen Buchladen führt, ist der Anfang einer ungewöhnlichen Heldenreise.

Die Einführung der Charaktere und der magischen Buchwelten erfolgte mit so einer Leichtigkeit und so viel Witz, dass sich notwendige Informationen und Weltenregeln wunderbar in die Handlung einfügen. Die Autorin spielt mit den Settings und Charaktere der Klassiker, ohne jemals steif oder berechenbar zu sein.

Was tun die Buchcharaktere, wenn das Buch ausgelesen ist? Sucht Lancelot immer noch den heiligen Gral oder eignet er sich vielleicht auch als Specialagent gegen einen Spion in den Buchwelten? Kaum hat sich eine Frage in meinem Kopf nur geregt, zeigt die Welt mir die Antwort. Gleichzeitig amüsiere ich mich köstlich über moderne Ansichten und Sprechweisen 200 Jahre alter Buchcharaktere genauso wie über die im Ursprungscharakter verwurzelten Protagonisten, die sich nur im klassichen Versmaß oder altertümlichen Redewendungen auszudrücken vermögen.

Natürlich wäre es keine Fantasygeschichte, wenn nicht die Welt - und damit ist nicht nur die Buchwelt gemeint - bedroht wird. Plötzlich steht jeder unter Verdacht und ich muss immer wieder um die Sicherheit der Heldin bangen. Teil I endet mit genug offenen Fragen für eine furiose Fortsetzung.

Fazit: Temporeiche Fantasygeschichte, die mit viel Humor und innovativen Elementen aus dem Einheitsbrei heraussticht

Teil II und III erscheinen, Gott sei Dank, noch in diesem Jahr. Ich kann es kaum erwarten

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Veröffentlicht am 06.03.2024

Düsteres und reales Frauenthema

Die Hexen von Cleftwater
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Martha Hallybread, die durch ihre Leistungen als Wehmutter und Heilkundige zwar angesehen bei den Dörflern ist, hat aber auch ihre Neider. Die Geschichte zeigt eindrücklich welche Ängste und daraus resultierende ...

Martha Hallybread, die durch ihre Leistungen als Wehmutter und Heilkundige zwar angesehen bei den Dörflern ist, hat aber auch ihre Neider. Die Geschichte zeigt eindrücklich welche Ängste und daraus resultierende Panik und Misstrauen aus der Hexenjagd entsteht und wie schnell die gesellschaftliche Hetzjagd Opfer findet.

Die Geschichte wird aus Sicht der stummen älteren Dienstmagd erzählt und beschreibt die Hexenjagd Mitte des 17. Jahrhunderts in dem kleinen Dorf Cleftwater in East Anglia. Die gründliche Recherche und die angepasste Sprache lassen die Geschichte real wirken.

Martha verstrickt sich durch ihre Loyalität ihrem Dienstherrn gegenüber, ihrem Glauben, Aberglauben und dem Wunsch die Guten zu retten immer mehr in Widersprüchen.

Die Atmosphäre ist dicht und realistisch, der Gestank, Hitze und Feuchtigkeit steigen aus den Seiten auf und die subtilen kleinen Hinweise auf ein aufziehendes Unglück kriechen unter die Haut.

Das Geschehen wird in Marthas gemächlichem Tempo erzählt und ist von ihrer Wahrnehmung geprägt, dies gibt ihr eine besondere Tiefe und Wahrhaftigkeit auch wenn aufgrund der Vielzahl der Personen der Bezug zu den einzelnen etwas auf der Strecke bleibt.

Fazit: Düsterer Mittelalterroman mit einer gottesfürchtigen Protagonistin, die zu einer tragischen Heldin mutiert.

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Veröffentlicht am 27.01.2024

Wunderbar inszenierte Entwicklungsgeschichte

Writers & Lovers
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Eine Lovestory, die ich wirklich gerne gelesen habe und das, wo ich normalerweise eine Bogen um alles mache, was nur nach Romance riecht. Ich habe seit langer Zeit einmal wieder die Sprache genossen. Die ...

Eine Lovestory, die ich wirklich gerne gelesen habe und das, wo ich normalerweise eine Bogen um alles mache, was nur nach Romance riecht. Ich habe seit langer Zeit einmal wieder die Sprache genossen. Die präzise Ausdrucksweise und die ausgefallenen Bilder machen das Lesen zu einem Genuss.

Die Geschichte entwickelt sich erwartbar und auch der Kampf der Protagonistin mit Trauer und Ängsten ist keine Innovation, aber die Menschlichkeit der Figuren mit ihren Schwächen, Sehnsüchten und widersprüchlichem Benehmen sind großartig getroffen.

Es braucht etwas Geduld mit der teils störrischen Handlung und gleichzeitig ist es das, was den Liebreiz der Geschichte ausmacht.

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