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Veröffentlicht am 25.03.2024

Wie das Leben so spielt

Die Vermesserin der Worte
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Das Leben geht manchmal seltsame Wege. Nicht vorprogrammiert, aber trotzdem wie eine Bestimmung ist die Begegnung zwischen Ida und Ottilie.
Ida ist Autorin mit einer Schreibblockade, und sie ...

Das Leben geht manchmal seltsame Wege. Nicht vorprogrammiert, aber trotzdem wie eine Bestimmung ist die Begegnung zwischen Ida und Ottilie.
Ida ist Autorin mit einer Schreibblockade, und sie weiß nicht, wie sie ihre verlorenen Worte wiederfinden kann. Ottilie lebt ganz für sich allein in einem heruntergekommenen Herrenhaus, ohne Kontakte zu anderen Menschen, aber mit unendlich vielen Büchern.
Ottilie braucht eine Haushaltshilfe, Ida braucht Geld zum Leben.
Mich haben die vielen aussagekräftigen Zitate von dem Buch überzeugt. Da sagt diese einsame und allein lebende Frau zum Beispiel: „Sie und ich, junge Autorin, sind in diesem Haus niemals allein. … Wir sind umgeben von Hunderten … Buchcharakteren, was bedeutet, dass man gar nicht einsam sei kann.“
Wie beruhigend und tröstlich sind diese Worte.
Wunderbar ist auch die Vorstellung, das Ottilie in fast jedem Raum einen Leseort eingerichtet hat. „So konnte man sich mit einem Buch verkriechen, wann und wo es einem beliebte.“
Und es gibt tiefsinnige Sätze wie diese: „Wir leben doch nur einmal, und dann werfen wir weg, was wir doch eigentlich wollen, als hätten wir noch ein zweites Leben in der Hinterhand.“
Neben den wunderbaren Zitaten erzählt die Autorin Katharina Seck eine Geschichte über Ottilies geheimnisvolle Vergangenheit auf der einen Seite und auf der anderen von Idas Versuchen, diese Geheimnisse zu lüften und dabei selbst die vermissten und verschütteten Worte wiederzufinden.
Mich hat die Geschichte um verlorene Freundschaften, um das Vergessen, um Verlorenes und Wiedergefundenes gut unterhalten. Dabei haben mir die kurzen betitelten Kapitel sehr gefallen.

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Heimlichkeiten auf dem rechten Pfad

Der rechte Pfad
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Auf dem rechten Pfad zu bleiben oder ihn zu finden, wie es der Titel des Buches aussagt, ist sicherlich nicht einfach, eher sogar schier unmöglich.
Warum die Eltern von Benjamin nicht zusammenleben, ...

Auf dem rechten Pfad zu bleiben oder ihn zu finden, wie es der Titel des Buches aussagt, ist sicherlich nicht einfach, eher sogar schier unmöglich.
Warum die Eltern von Benjamin nicht zusammenleben, geht aus der Geschichte nicht hervor. Wohl aber, dass Benjamin die Sommerferien immer in dem kleinen Ort Welsum bei seinem Vater verbringt.
Die Geschichte ist vom Schreibstil her nicht schwer verständlich, wozu auch die kurzen Kapitel beitragen, aber dennoch ist die Lektüre nicht ganz einfach. Für mich war es wie das Eintauchen in eine völlig fremde Welt und ich fühlte mich weit in die Zeit zurückgesetzt, obwohl die Geschichte nur zum Teil in der Vergangenheit spielt.
Sicher hängt meine Befindlichkeit damit zusammen, dass der Ort Welsum von einer fundamentalistischen Brüdergemeinde dominiert wird. Das Leben der Menschen dort folgt strengen evangelikalen Regeln und Verboten, die nicht nur nach meinem Verständnis gar nicht eingehalten und befolgt werden können. So hat sich Welsum in meinem Kopf zu einem „Dorf der Heimlichkeiten und Lügen“ entwickelt.
Benjamin hat in Welsum Freunde gefunden und die Erfahrungen eines Kindes und Teenagers sammeln können. Das Verhältnis zu seinem Vater war nicht sehr eng und Herzlichkeit stand nicht auf der Tagesordnung. Ein wenig befremdlich war für mich die Haushälterin Frau Gothel, die sehr bestimmt und bestimmend Benjamin den Weg gewiesen hat. Leider konnte ich ihren oft nur halben Sätzen, die immer mit einem „Hm?“ abschlossen, so gar nichts abgewinnen.
25 Jahre hat er gebraucht, um in den Ort seiner Kindheit zurückzukehren und sich mit seinen Kindheitserlebnissen auseinanderzusetzen. Keine leichte Kost, die sich den Lesenden im Wechsel zwischen den Zeiten und auch zwischen den Zeilen bietet. Die Erzählung folgt Benjamins Playlist, die den Kapiteln ihre Überschriften geben.
Das Buch, das neben vielen Themen auch „die Nähe zu Rechtsextremen“ enthält, bietet reichlich Einblicke und viel Stoff zum Nachdenken.

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Katzenliebe

Maunzi
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Idee, Text, Illustration und Gesamtgestaltung des Büchleins liegen bei der Autorin Christine Rechl, und alles ist sehr gut gelungen.
Auch wenn ich selber keine Katzen habe, habe ich beim Lesen viel Freude ...

Idee, Text, Illustration und Gesamtgestaltung des Büchleins liegen bei der Autorin Christine Rechl, und alles ist sehr gut gelungen.
Auch wenn ich selber keine Katzen habe, habe ich beim Lesen viel Freude gehabt, denn durch Erzählungen meiner Freundin, einer großen Katzenliebhaberin, kam mir tatsächlich vieles bekannt vor. Dadurch war ich meiner Freundin trotz räumlicher Trennung ganz nah. Das war eine schöne Erfahrung und ein lebendiges Lesevergnügen.
Jetzt freue ich mich darauf, das Buch meiner Freundin zu geben. Ich denke, mit diesem Buch als Geschenk kann man große Freude bereiten.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Kurz und bunt

Kurz und Gut
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Das Buch umfasst nicht mal 200 Seiten und hat dennoch viel zu bieten, und zwar in Form von Kurzgeschichten. Drei Autoren haben zu insgesamt zehn Themen jeweils eine Geschichte geschrieben. Daraus ist eine ...

Das Buch umfasst nicht mal 200 Seiten und hat dennoch viel zu bieten, und zwar in Form von Kurzgeschichten. Drei Autoren haben zu insgesamt zehn Themen jeweils eine Geschichte geschrieben. Daraus ist eine Sammlung von 30 Geschichten entstanden.
Für mich war es sehr spannend zu sehen, welche unterschiedlichen Gedanken verschiedene Autoren zu einem bestimmten Thema haben. Es gibt fröhliche, traurige, poetische, spannende Geschichten, Fabeln und Gedichte. Viele sind darunter, die ich nicht nur selbst lesen, sondern auch in einer Gruppe vorlesen möchte. Und einige regen auch zum Nachdenken und zum Darüber-Reden ein.
Mir gefällt’s und ich empfehle das Buch gern weiter.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Autor wird zur Romanfigur

Das Philosophenschiff
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Die hundertjährige Anouk Perleman-Jacob möchte ihre Lebensgeschichte so erzählen, wie sie noch keiner kennt. Sie will ihre eigene Wahrheit weitergeben an einen Schriftsteller, dem keiner wirklich glaubt, ...

Die hundertjährige Anouk Perleman-Jacob möchte ihre Lebensgeschichte so erzählen, wie sie noch keiner kennt. Sie will ihre eigene Wahrheit weitergeben an einen Schriftsteller, dem keiner wirklich glaubt, einem, bei dem sich die Lesenden nicht sicher sein können, ob er die Wahrheit schreibt oder nicht. Diesen Autor hat sie gefunden.

Es hat eine Zeit gedauert, bis ich gemerkt habe, dass der Autor Michael Köhlmeier selbst zur Romanfigur geworden ist. Er hört der fiktiven Anouk Perleman-Jacob zu und schreibt ihre Geschichte als Roman. „Das Philosophenschiff“ ist eines von mehreren Passagierdampfern, mit denen russische Intellektuelle deportiert worden sind. Die damals 14-jährige Anouk Perleman-Jacob und ihre Eltern gehörten dazu.

Niemand von ihnen wusste, was auf dem Schiff geschah. Doch die große Verunsicherung und die Ängste der Menschen, gerade im Hinblick auf die Frage, wem man vertrauen kann und vor wem man sich in Acht nehmen sollte, hat Köhlmeier sehr realistisch und spannend eingefangen. Die Verunsicherung der Menschen war stets hautnah spürbar.

Mir hat sehr gefallen, dass historische Fakten – gründlich recherchiert – und Fiktion vermischt und miteinander verflochten wurden. Mir war oftmals nicht klar, ob die vielen historischen Erzählungen um reale Personen tatsächlich geschehen waren oder der Fantasie des Autors entsprungen sind. An dieser Stelle bin ich froh, dass es ein Leichtes ist, sich einer Suchmaschine zu bedienen, um sich näher zu informieren, wovon ich reichlich Gebrauch gemacht habe.

Erschreckend war für mich, dass in den Erzählungen aus der Vergangenheit so viele Parallelen zur Gegenwart zu erkennen sind.

„Das Philosophenschiff“ ist weit mehr als die Erinnerung einer alten Frau. Das Buch ist auch nicht eines, das man schnell weglesen kann. Mehrere Textpassagen habe ich mehrmals gelesen, um die ganze Tragweite erfassen zu können. Es ist ein Buch, das viel Anreize bietet zum Nachdenken.

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