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Christina19

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2024

Ein unterhaltsamer Roman über einen sympathischen Hochstapler

König von Albanien
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Mit seinem Freund Max schlägt sich Otto seit einiger Zeit durch Konstantinopel. Um an Geld zu kommen, ist den beiden jede Betrügerei recht. Ob ein arrangiertes Hunderennen oder manipulierte Wetten, an ...

Mit seinem Freund Max schlägt sich Otto seit einiger Zeit durch Konstantinopel. Um an Geld zu kommen, ist den beiden jede Betrügerei recht. Ob ein arrangiertes Hunderennen oder manipulierte Wetten, an Einfallsreichtum mangelt es nicht. Als sich die politische Lage auf dem Balkan zuspitzt, sieht Otto seine Chance, König von Albanien zu werden. Dank seiner Ähnlichkeit mit Prinz Eddine, grandioser Ideen sowie einer großen Portion Glück gelingt ihm der Coup und mit ihm beginnt ein außergewöhnliches Abenteuer!

Der Roman stammt aus der Feder von Andreas Izquierdo, der mit einem angenehmen Schreibstil überzeugen kann.
Die Geschichte spielt in den Jahren 1912/1913 und dreht sich um die Erlebnisse von Otto Witte. Obwohl der Protagonist ein Hochstapler ist, hat er meine Sympathien geweckt. Seine Streiche, so kriminell sie auch sind, haben mich öfter schmunzeln lassen, sodass ich sie ihm kaum übelnehmen konnte. Neben ihm werden eine übersichtliche Anzahl weiterer Figuren beschrieben, die Otto teils freundschaftlich gegenüberstehen, ihm teils aber auch eher feindlich gesonnen sind. Nachdem Ottos Geschichte in Konstantinopel beginnt, spielt der Großteil später in Albanien. Hierbei wird an mehreren Stellen die politische Lage des Landes im frühen 20. Jahrhundert beschrieben. Mit dieser war ich bislang nicht vertraut und empfand daher manche Szenen als etwas langatmig.
In seinem Werk gibt der Autor der Geschichte von Ottos Tagen als König eine Rahmenhandlung. Diese spielt in einer Heilanstalt für Gemütskranke in Salzburg und wird aus Sicht eines angehenden Arztes erzählt. Durch den Ortswechsel sowie die unterschiedliche Erzählperspektive gewinnt der Roman an Tiefe und für den Leser bietet sich eine willkommene Abwechslung.
Überraschend ist für mich die Tatsache, dass die Geschichte einen wahren Kern hat. Neben der Hauptfigur Otto Witte basieren auch andere Figuren auf real existierenden Personen. Ob der wahre Otto allerdings wirklich zum König von Albanien gekrönt wurde, wie er zeit seines Lebens behauptet hatte, konnte nie bewiesen werden.
„König von Albanien“ hat mich mit seinen Figuren und deren Abenteuern öfter überrascht, stellenweise berührt und insgesamt gut unterhalten!

Veröffentlicht am 04.03.2024

Tipps für einen Nutzgarten auf kleinstem Raum

Fensterbrettgarten
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In „Fensterbrettgarten“ zeigt Deike Haßler, wie man auch ohne großen Garten Obst, Gemüse und Kräuter anpflanzen kann. Auf über 100 Seiten erklärt sie zunächst die Grundlagen von der benötigten Ausstattung ...

In „Fensterbrettgarten“ zeigt Deike Haßler, wie man auch ohne großen Garten Obst, Gemüse und Kräuter anpflanzen kann. Auf über 100 Seiten erklärt sie zunächst die Grundlagen von der benötigten Ausstattung über die Standortbedingungen und das Saatgut bis hin zum Gießen und Düngen. Anschließend widmet sich die Autorin nacheinander dem Außen- und dem Innenfensterbrett, wobei sie durch zahlreiche Pflanzenportraits geeignete Nutzpflanzen vorstellt, einige Rezepttipps gibt und auf Schädlinge eingeht.

Die Idee des Buches gefällt mir richtig gut! Gerade in größeren Städten, in denen nicht jede Wohnung einen Balkon oder gar eine Terrasse mit ein wenig Grün hat, finde ich es toll, dennoch die Möglichkeit zu haben, mich ein Stück weit selbst zu versorgen.
Deike Haßler gibt dem Leser dafür alles an Wissen an die Hand, was von der Anzucht bis zur Ernte benötigt wird. Für Anfänger ist das ideal. Wenn man schon etwas Erfahrung im Gärtnern gesammelt hat, kann man einige der Informationen im Buch jedoch überspringen. Für mich interessant waren vor allem die Idee des Regrowings, die Upcycling-Ideen sowie die richtige Auswahl an Pflanzen für meine Standorte. Die Pflanzenportraits sind hierbei recht hilfreich, da darin neben den Ansprüchen an Licht und Temperaturen auch der Platzbedarf aufgegriffen wird. Gut gefallen mir außerdem die Vorschläge zum vertikalen Gärtnern, wobei ich mir dieses Kapitel etwas ausführlicher gewünscht hätte und mir auch das eine oder andere DIY vorstellen könnte.
Das Buch ist weitgehend klar gegliedert und die einzelnen Seiten sind übersichtlich gestaltet. Ansprechende Fotos runden die Informationen ab und machen Lust auf das Gärtnern.

Veröffentlicht am 24.02.2024

Eine etwas vorhersehbare, aber mutmachende Geschichte

Die Mitternachtsbibliothek
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Nachdem in ihrem Leben zuletzt manches schief lief, sieht Nora eines Tages keinen anderen Ausweg mehr als den Suizid. Sie nimmt eine Überdosis Medikamente und findet sich kurze Zeit später in der Mitternachtsbibliothek ...

Nachdem in ihrem Leben zuletzt manches schief lief, sieht Nora eines Tages keinen anderen Ausweg mehr als den Suizid. Sie nimmt eine Überdosis Medikamente und findet sich kurze Zeit später in der Mitternachtsbibliothek wieder. Dort befinden sich unzählige Bücher, die allesamt davon erzählen, wie Noras Leben verlaufen wäre, wenn sie in der Vergangenheit andere Entscheidungen getroffen hätte. Nora darf diejenigen Entscheidungen, die sie am meisten bereut, ändern und somit durch die Bücher andere Lebenswege ausprobieren...

Nach dem großen Erfolg des Buches hatte ich hohe Erwartungen an die Geschichte. Diese konnte sie jedoch nur zum Teil erfüllen. So habe ich beispielsweise lange gebraucht, ehe mich die Handlung wirklich gefesselt hat. Zwischenzeitlich konnte ich das Buch dann kaum aus der Hand legen, ehe es gegen Ende wieder etwas uninteressanter wurde. Dies liegt daran, dass der Ausgang der Geschichte sehr vorhersehbar war und für mich somit keine Überraschung bereithielt.
Positiv hervorzuheben ist die (wenn auch zu erwartende) Entwicklung, die die Hauptfigur durchmacht. Dadurch, dass Nora verschiedene Lebensentwürfe ausprobieren darf, ändert sich ihre Einstellung zum Leben grundlegend. Nora sieht sich nicht mehr als Opfer vermeintlich unveränderlicher Gegebenheiten, sondern begreift all die Möglichkeiten, die ihr das Leben bietet und aus denen sie aktiv wählen kann. Damit kann die Geschichte ggf. depressiven Menschen ein Vorbild sein, die positiven Dinge im Alltag stärker wahrzunehmen, ihre Selbstwirksamkeit zu begreifen und neuen Lebensmut zu schöpfen.

Veröffentlicht am 18.01.2024

Aberglauben und Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert fesselnd beschrieben

Die Hexen von Cleftwater
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Nachdem ich unter dem Titel "Die Hexen von Cleftwater" zuerst einen Fantasyroman erwartet hatte, bin ich froh, dass ich durch das schlichte und doch ausdrucksstarke Cover auf den Klappentext aufmerksam ...

Nachdem ich unter dem Titel "Die Hexen von Cleftwater" zuerst einen Fantasyroman erwartet hatte, bin ich froh, dass ich durch das schlichte und doch ausdrucksstarke Cover auf den Klappentext aufmerksam geworden bin. Das Buch gehört nämlich keineswegs dem Fantasygenre an, sondern es handelt sich hier um einen historischen Roman, der die Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert thematisiert.
Er erzählt von Martha, die Amme ist und als Dienerin bei einer englischen Familie lebt. Als eines Tages der Hexenjäger in ihr Dorf kommt, erlebt sie die Verfolgung unschuldiger Frauen hautnah mit und muss schon bald um ihr eigenes Leben fürchten.
Die Erzählungen rund um die Vorwürfe, die den angeblichen Hexen gemacht werden, die angeordneten (Leibes-)Untersuchungen, Foltermethoden und Verurteilungen basieren überwiegend auf überlieferten Fakten. Diese sind einerseits sehr interessant zu lesen, andererseits in ihrer Ungerechtigkeit und Grausamkeit kaum zu ertragen. Ursächlich dafür, das wird während des Buches immer wieder deutlich, waren der Aberglauben der Menschen sowie patriarchale Strukturen.
Die Hauptfigur empfinde ich als ambivalente Persönlichkeit: Sie betrachtet die Hexenverfolgung äußerst kritisch und tritt zumindest in Gedanken für die Frauen ihres Dorfes ein. Gleichzeitig unterliegt Martha selbst den Eigenheiten ihrer Zeit. Sie ist sehr abergläubisch und vertraut daher auf die Kraft ihres Atzmannes. Regelmäßig hat sie Visionen, die für mich nicht immer nachvollziehbar waren. Dennoch - oder gerade deswegen - ist sie sehr authentisch dargestellt und so lässt der Roman mit ihr als Protagonistin einen intensiven Einblick in eine Epoche zu, die heute nur noch schwer vorstellbar ist und glücklicherweise der Vergangenheit angehört.

Veröffentlicht am 15.11.2023

Eine Reise ins England des 13. Jahrhunderts

Die Kathedrale des Königs
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In "Die Kathedrale des Königs" reisen wir in das 13. Jahrhundert zurück, wo wir Henri of Reims kennenlernen. Durch eine Verwechslung wird der Maurer beauftragt, als Baumeister für den englischen König ...

In "Die Kathedrale des Königs" reisen wir in das 13. Jahrhundert zurück, wo wir Henri of Reims kennenlernen. Durch eine Verwechslung wird der Maurer beauftragt, als Baumeister für den englischen König den Bau der Westminster Abbey zu leiten. Schnell stellt er fest, dass dies kein leichtes Unterfangen ist, da sich das Land durch den Aufstand der Barone im politischen Umbruch befindet und die nötigen Geldmittel nur unregelmäßig fließen. Außerdem verliebt sich der Franzose auf der Insel auch noch in Lady Carol of Farnham, die als Baroness für ihn jedoch unerreichbar scheint...

In der Geschichte werden unterschiedlichste Themen angesprochen. Neben der Architekturgeschichte geht es vor allem um Politik und auch um die Liebe. Dabei vermischen sich Realität und Fiktion, denn während es zu Heinrich III., dem Aufstand der Barone und dem Baumeister Henri of Reims tatsächlich überlieferte Fakten gibt, können andere Figuren oder Handlungen des Romans nicht nachgewiesen werden.
Die Schilderung der politischen Umstände war für mich informativ, wenn auch anfangs aufgrund der Vielzahl an Figuren nicht ganz einfach zu verstehen und zeitweise etwas zu langatmig. Umso spannender dagegen empfand ich es, Henris alltägliches Leben zu verfolgen, seinen Ehrgeiz, den er beim Bau der Kathedrale entwickelte, seine stetige Angst, als einfacher Maurer enttarnt zu werden und schließlich die Beziehung zu Carol.
Sprachlich ist der Roman gut verständlich geschrieben und lässt sich leicht lesen.
Eine empfehlenswerte Lektüre für Historienliebhaber!