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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2024

Idyllisches Landleben, ein Pony und eine große Freundschaft

Tilda und Pony Törtchen
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Die kleine Tilda wohnt mit ihren Großmüttern und vielen Tieren auf einem kleinen Bauernhof. Alles wäre perfekt, wenn sie doch nur ein Pony hätte. Schließlich erfüllt sich ihr Wunsch, jedoch nicht so, wie ...

Die kleine Tilda wohnt mit ihren Großmüttern und vielen Tieren auf einem kleinen Bauernhof. Alles wäre perfekt, wenn sie doch nur ein Pony hätte. Schließlich erfüllt sich ihr Wunsch, jedoch nicht so, wie sie es erwartet hat, denn das wilde Pony ist mindestens genauso freiheitsliebend und eigensinnig wie Tilda. Es möchte lieber herumspringen und gemütlich Gras fressen, während Tilda davon träumt, auf Pony Törtchen zu reiten.

Die farbenfrohen und einzigartigen Illustrationen sind ländlich idyllisch, mit viel Natur und finnischem Flair. Tilda und Pony Törtchen sind absolut niedlich mit ihren runden Formen, ihren großen Kulleraugen und bringen einen oft auch zum Schmunzeln. Ninja Reittu hat die Geschichte geschrieben und die zauberhaft emotionalen Bilder selbst illustriert. Auf beinahe allen Illustrationen finden sich schöne Apfelbäume und wolkig flauschige Hühner. Mir hat sehr gefallen, dass Omi und Oma ihrer Tilda mit Rat und Tat zur Seite stehen und man die Geschichte immer und immer wieder lesen kann, dank der vielen schönen Bilder und der herzerwärmenden Geschichte.

Insgesamt ein empfehlenswertes Bilderbuch über die Freundschaft zweier Dickköpfe, welches lehrt, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse anderer zu respektieren, ob Mensch oder Tier. Kinder lernen, dass man durch Kommunikation (Pony Törtchen kann mit Tilda reden) und Rücksichtnahme immer eine Lösung finden kann, wobei auch Streit dazugehört. „Wahre Freundschaft bedeutet nämlich, dass jeder so sein kann, wie er ist und auch mal seinen eigenen Weg gehen darf.“ Ein schönes Bilderbuch mit wertvoller Botschaft für alle, nicht nur Pferdefans. Eine Fortsetzung erscheint bereits im Juli.

Veröffentlicht am 23.03.2024

Plageaterie, Missgunst und Rassismus

Yellowface
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Ich reihe mich gern in die Scharr von Fans ein, die dieses Buch in kürzester Zeit verschlungen haben und feiern. Unbedingt lesen!

«Yellowface»» ist einfach umwerfend galant geschrieben und absolut mitreißend. ...

Ich reihe mich gern in die Scharr von Fans ein, die dieses Buch in kürzester Zeit verschlungen haben und feiern. Unbedingt lesen!

«Yellowface»» ist einfach umwerfend galant geschrieben und absolut mitreißend. Es geht um June Hayward, eine Frau voller Selbstzweifel, Missgunst und Verachtung. Sie geht völlig darin auf, Schriftstellerin zu sein, aber ihr Erfolg bleibt aus. Deswegen blickt sie voller Neid auf Athena Liu, eine ehemalige Kommilitonin aus dem Studium, mit der sie sich hin und wieder trifft. Als sie den Abend mit ihr verbringt und ein Unglück geschieht, nimmt sie im Affekt Athenas neues, gerade vollendetes Manuskript über die Heldentaten chinesischer Arbeiter während des ersten Weltkriegs an sich. Aufkeimende Gewissenskonflikte werden im Keim erstickt, denn Ausreden, finde June viele. Schließlich gelingt ihr damit der ersehnte Durchbruch als ernstzunehmende Autorin, die jetzt unter dem Künstlernamen Juniper Song publiziert. Doch die kulturellen Berührungspunkte werden zum Problem.

Die lebensnahe Betrachtung ist packend, die moralisch Fragen, die sich aufdrängen, gehen tief. Es fühlt sich so real an, dass ich mich nicht gewundert hätte, würde es auf wahren Begebenheiten beruhen. Gleichzeitig ist es beinahe satirisch. Besonders die Ich-Perspektive war eine gute Wahl und unterstreicht die Glaubwürdigkeit. Hinzukommen eingeschobene Rückblenden, die passendes Hintergrundwissen zum aktuellen Geschehen liefern. Außergewöhnlich ist auch der Einblick in die gnadenlose Literaturwelt und der Einfluss von sozialen Medien, dem sich June nicht entziehen kann, obwohl ihr Gegenteiliges geraten wird. Enthüllend ist auch die Vorstellung vom Verlagswesen und den Stars der Literaturszene, branchenüblichem Rassismus, Ausgrenzung und der Umgang mit kritischen Stimmen. Endlich mal wieder ein Buch, das mich rundum überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 23.03.2024

Tolles Gesamtkunstwerk

Die sieben Türen
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Vorweg: Ich liebe dieses Buch! Möglicherweise wurde es für mich geschrieben. Jedenfalls fühlt es sich so an, als hätte man ein persönliches Geschenk erhalten.
Es beginnt mit einem Leuchten im Nichts. Es ...

Vorweg: Ich liebe dieses Buch! Möglicherweise wurde es für mich geschrieben. Jedenfalls fühlt es sich so an, als hätte man ein persönliches Geschenk erhalten.
Es beginnt mit einem Leuchten im Nichts. Es ist wissensdurstig und unbedarft, gerufen von der Sehnsucht, trifft es auf eine Raupe namens Yara. Diese führt das Leuchten zu den sieben Türen. Gemeinsam gehen sie durch jede Tür und begegnen dem Licht und der Dunkelheit, der Liebe und dem Hass, der Angst und dem Mut, dem Glück und der Trauer, dem Jetzt und der Unendlichkeit und hinter der letzten Tür dem Leben und dem Tod. Es entstehen Gespräche mit dem Glück, der Trauer oder der Liebe und sie reden auch über die Menschen, die so klein sind, aber durch die Liebe riesig werden können. Auf fantasievolle Art bringen sie dem kleinen Leuchten ihr Sein näher, beantworten viele tiefgründige Fragen („Wie verliere ich den Glauben an die Liebe nicht?“) und fassen in wenigen Sätzen zusammen, was eigentlich schwierig zu erklären ist. „Wenn du es sagst, klingt es so einfach.“ Diese kindliche Neugier und allwissende Vereinfachung ist so tröstlich und liebenswert, dass manch einer denken könnte, es handelt sich um ein Kinderbuch. Allerdings ist es eher ein Ratgeber in Form einer Geschichte. Diese Magie zwischen Wort und Bild, von der Christian Huber unter dem Klappentext spricht, ist sehr spürbar und führt Kopf und Herz zusammen. Ich bin sehr begeistert von dem Spiel aus Hell- und Dunkelheit. Die Text-und-Bild-Gestaltung ist durchdacht und kreiert ein besonders Leseerlebnis. Alle Türen waren auf ihre Art inspirierend, aber die dritte Tür hat mir am besten gefallen. Es geht nicht nur um Liebe und Hass, sondern auch um Akzeptanz, Hoffnung, Zuversicht - alles in einem illustrierten „Meer voll von prächtigen Blumen“. Ganz oft dachte ich: „Das klingt wunderschön“. Poetisch, sanft und harmonisch. Es sind Sätze, die im Kopf bleiben und weiter arbeiten. Es ist eins der Bücher, das bleibt.


Fazit: Ein wertvolles Buchgeschenk, für sich selbst und andere. Hier ist alles vereint, was ich sehr mag: eine angenehme Tiefgründigkeit, eine fantasievolle und berührende Geschichte voller Wunder, und kunstvolle Illustrationen zum Staunen. Außerdem durchzieht eine spannende Frage die Handlung, die erst zum Schluss beantwortet wird. Das Leben ist kompliziert. Deshalb ist diese Geschichte so schön, die einen ähnlichen Effekt hat, wie die Bilderbücher, die man als Kind immer und immer wieder lesen wollte. Ein besonderes Gesamtkunstwerk, das ich sehr empfehlen kann.

Veröffentlicht am 23.03.2024

Ein Hörbuch voller Glücksmomente - Empfehlung!

25 letzte Sommer
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«25 letzte Sommer» erzählt auf sehr angenehme, überlegte und beruhigende Weise von einem Mann, der sich von der modernen Welt gestresst fühlt. Es sind Abgabetermin, Erwartungen und das unentwegte Streben ...

«25 letzte Sommer» erzählt auf sehr angenehme, überlegte und beruhigende Weise von einem Mann, der sich von der modernen Welt gestresst fühlt. Es sind Abgabetermin, Erwartungen und das unentwegte Streben nach Höherem, dass ihn unzufrieden macht. Auf einem Spaziergang an den See, lernt er den Kartoffelbauern Karl kennen, der ihn spontan einlädt. Aus dieser schicksalshaften Begegnung entstehen tiefgründige Gespräche über das Leben, Sehnsüchte und Erinnerungen. Karl ist ein außergewöhnlicher Mensch, der aufmerksam zuhört und aufrichtiges Interesse zeigt. Seine entwaffnende Freundlichkeit und inspirierende Lebensweise übt große Faszination aus. Daraus entsteht ein „wundervoller Tag“, der ein ganzes Leben verändern wird.

Es sind lebenskluge Gedanken, die diese Geschichte so besonders machen, über das Leben im Hier und Jetzt, Entschleunigung, Genuss, Glücksmomente und tröstliche Erkenntnisse über das Loslassen und Selbstakzeptanz. Diese fließen mühelos in den Text ein und lassen die Charaktere jederzeit authentisch wirken. Am schönsten fand ich, wie ehrlich und verletzlich sich die beiden Charaktere gezeigt haben. Diesen Momenten wohnt ein richtiger Zauber inne, der zeigt, wie sehr wir uns nach Verbundenheit sehnen.

Ich kann das Hörbuch sehr empfehlen. Markus Hoffmann spricht es so wohltuend und entspannend, dass man es auch zum Einschlafen hören kann. Wer sich gern Zitate markiert, sollte lieber das Buch wählen. Denn es gibt viele tolle Textstellen, wie diese: „Tüchtig und strebsam ein schönes Haus für sie zu bauen ist eine Leistung. Lebenswert wird es erst, wenn man es mit Liebe, Zuwendung und Geborgenheit einrichtet.“

Für alle, die «Das Café am Rande der Welt» mochten. Dieser Roman ist allerdings noch schöner, nicht zuletzt wegen der natürlichen Atmosphäre und dem charmanten Bauernhof-Flair. Ein absolutes Highlight und sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 18.03.2024

Sehr empfehlenswertes Leseerlebnis

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
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Vorhang auf! «Mein ziemlich seltsamer Freund Walter» ist ein berührender Comicroman des gleichnamigen Theaterstücks und erzählt in drei Teilen von der unglücklichen neunjährigen Lisa, die als Außenseiterin ...

Vorhang auf! «Mein ziemlich seltsamer Freund Walter» ist ein berührender Comicroman des gleichnamigen Theaterstücks und erzählt in drei Teilen von der unglücklichen neunjährigen Lisa, die als Außenseiterin unter Einsamkeit, Armut und Ängsten leidet. Zuhause muss sie viel Verantwortung übernehmen, weil ihre Eltern sich nicht um sie kümmern. Szenenhaft begleitet man sie auf ihrem Schulalltag, geprägt von Mobbing und Ausgrenzung, und empfindet großes Mitgefühl für die schlaue Lisa, die nicht weiß, wie sie sich aus dieser Lage befreien soll. Viel zu viel Ballast für ein Kind, was man auch beim Lesen spürt. Der außerirdische Walter ist als Tourist auf der Erde und für Lisa wie eine Art Befreiungs-Couch, der ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Als unsichtbarer Freund zeigt er ihr Lösungen auf, berichtet von einer anderen Welt und baut ihr mit modernster Technik ein cooles Gadget. Das hat mir sehr gut gefallen, weil er viele Aspekte aufgreift, gepaart mit einer Portion Fantasie, von denen man beim Lesen profitiert, auch wenn es stark vereinfacht ist. Es geht um Freundschaft, Anderssein, Mut und Toleranz, das Verständnis für ein gelungenes Miteinander und gegenseitige Unterstützung.

Die Gestaltung ist originell und verspielt, sowohl die Texte als auch die Schwarz-Weiß-Illustrationen, die mit Aussagekraft und Humor überzeugen. Die wörtliche Rede ist fett gedruckt und passende Köpfe lassen keinen Zweifel an der Zuordnung. Eine Erzählstimme füllt die Geschichte mit Kontext, quasi ein Hörspiel für die Augen. Außerdem agieren die Figuren mit dem Text, wie auf einer Seite, als Lisa auf ein Wort zeigt, welches sie nicht kennt. Überhaupt begeistern die liebevollen Details oder die Erschaffer Sibylle Berg und Julius Thesing, die auch im Buch zu finden sind. Der Comic hat überraschend viel Tiefe, wenn man die Lesedauer bedenkt, denn durch die „Großartigkeit“ von Wort und Bild fliegt man förmlich durch die Seiten. Mir fällt absolut nichts ein, was dagegen spricht, dieses Buch zu lesen. Selbst wenn man sonst keine Comics liest, wird man feststellen, dass dieses Werk eine „neue Dimension“ an Möglichkeiten bietet, Geschichten zu erleben. Ich bin jedenfalls begeistert und empfehle besonders Kindern ab zehn Jahren, die sich traurig und nicht dazugehörig fühlen, diese hoffnungsvolle Geschichte.