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Veröffentlicht am 22.10.2017

Herzlich Willkommen in der Optimalwohlgesellschaft

Die Optimierer
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Wir befinden uns im Jahr 2052 in der Bundesrepublik Europa. Diese steht für eine sichere, hochentwickelte Gesellschaft, voller Wohnstand. Samson Freitag lebt hier mit seiner Freundin Melanie und ist ein ...


Wir befinden uns im Jahr 2052 in der Bundesrepublik Europa. Diese steht für eine sichere, hochentwickelte Gesellschaft, voller Wohnstand. Samson Freitag lebt hier mit seiner Freundin Melanie und ist ein absoluter Musterbürger. Für seine Arbeit als Lebensberater ist er regelrecht prädestiniert, denn er tut alles, was in seiner Macht steht, um auch wirklich jeden an seinem Platz zu wissen. Zur Zeit ist er kurz davor, eine Beförderung zu erlangen, einzig ein paar wenige Sozialpunkte fehlen ihm dafür noch, doch diese zu erhalten, dürfte keinerlei Probleme für ihn bereiten. Heute soll er der zwanzigjährigen Martina bei einer Lebensberatung zur Seite stehen, doch für Samson ist beinahe von vorneherein klar, was er der jungen Frau raten wird.
Meine Meinung:
Mit Die Optimierer erschafft die Autorin Theresa Hannig eine interessante Sicht auf eine mögliche Zukunft, bei der ich mir alles andere als sicher bin, ob mir diese gefallen würde. 2052 klingt ja auch eigentlich gar nicht so weit von uns entfernt, umso erschreckender empfinde ich das Weltbild, das hier hervorsticht.
Das Buch lässt sich locker und leicht lesen, denn der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig, modern und gut verständlich. Schnell war ich mitten im Geschehen und konnte den Protagonisten Samson begleiten. Sprachlich folgt die Autorin einer klaren Linie, ohne Schnörkel oder Ausschweifungen und somit ist dieses Buch auch eine perfekte Unterhaltung an einem Nachmittag auf dem Sofa.
Die Geschichte an für sich ist recht spannend, gerade wenn man so verfolgt, was sich in unserer Welt alles verändert hat. Dabei bleibt dem Leser genügend Raum, um sich das Gesamtbild vorzustellen, denn wir erhalten zwar Informationen, wie es aussieht, aber genügend Möglichkeiten, sein eigenes Bild dazu lebendig werden zu lassen.
Viele Ideen, wie die Zukunft aussieht, kann ich mir ebenfalls gut vorstellen, seien es die selbstfahrenden Autos oder die Lebensberater, die jeden Einwohner der Bundesrepublik Europa an seinen Platz verweist. Alles bleibt in einem Rahmen der Möglichkeiten und klingt nicht allzu weit hergeholt.
Erzählt wird die Geschichte durch den Protagonisten Samson, allerdings durch einen personellen Erzähler in der dritten Person. Dieser hält den Leser ein wenig auf Distanz und lässt das Geschehen mit ein wenig Abstand verfolgen. Dieser Abstand ist hier auch perfekt gewählt, denn der Protagonist macht es dem Leser nicht allzu leicht.
Samson Freitag ist ein grauenhafter Mensch, dessen Art es mir sehr schwer machte, ihn auch nur annähernd zu mögen. Er lebt streng nach Vorschrift und er kann es auch perfekt auf andere übertragen, diese nach seinen Ansichten zu drangsalieren. Er ist besserwisserisch, hält sich an die Guten Gesetze und bleibt dabei so engstirnig, dass er gar nicht mehr mitbekommt, wie es den Menschen in seiner Umwelt überhaupt geht. Auf gut Deutsch: ein widerliches kleines A.... ;)
Aber hat man sich halbwegs an diesen Kerl gewöhnt, kommt eine riesige Wende, mit der ich so gar nicht gerechnet habe und ich habe mich dabei ertappt, wie mir immer wieder der Gedanke kam: geschieht ihm Recht. Was passiert und warum, möchte ich allerdings gar nicht verraten, da es einfach zu viel vorwegnehmen würde.
Neben Samson gibt es nur wenige Charaktere, diese sind in erster Linie auch dazu da, zu zeigen, wie es in dieser Optimalwohlökonomie läuft und was alles falsch sein kann. Aber ich würde mal sagen, hier ist jeder an seinem Platz.
Mein Fazit:
Kurzweilig und interessant, dabei bin ich mir letzten Endes gar nicht so sicher, ob es hier eine Utopie oder eine Dystopie sein soll. Geschickt bringt die Autorin hier einen Charakter in den Vordergrund, der dem Leser nicht so recht sympathisch werden will und das mit voller Absicht. Was da genau hintersteckt, möchte ich nicht verraten. Das Buch lässt sich schnell und gut verständlich lesen und bringt gute Unterhaltung, bei der man hofft, dass es vielleicht doch nicht ganz so optimal für das Europa der Zukunft wird. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 22.10.2017

Guter Einstieg in eine neue Reihe

Ein Reif von Eisen
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Das Kaiserreich der Esche wird von düsteren Zeiten geplagt, denn es wird von vielen Naturgewalten wie Stürme und Unwetter und daraus resultierenden Hungersnöten geplagt. Der Stammesfürst, der Hetmann, ...

Das Kaiserreich der Esche wird von düsteren Zeiten geplagt, denn es wird von vielen Naturgewalten wie Stürme und Unwetter und daraus resultierenden Hungersnöten geplagt. Der Stammesfürst, der Hetmann, aus dem Norden, Morwa, scheint schwer krank und seine eventuellen Nachfolger ergehen sich in Machtkämpfen um die Nachfolgerschaft. Doch Morwa versucht noch vor seinem Ableben die Völker des Nordens zu einen und den richtigen Nachfolger zu bestimmen.
Auch in der Hauptstadt stehen alle Zeichen auf Veränderung, denn der heilige Baum beginnt zu welken - ein Anzeichen, dass ein baldiger Machtwechsel bevorsteht.
Zur gleichen Zeit bricht in den südlichen Landen eine junge Frau auf der Suche nach ihrer Schwester auf, Leyken. Diese jedoch gerät in Gefangenschaft und landet ebenfalls in der Rabenstadt inmitten von höfischen Intrigen.
Meine Meinung:
Also bei dieser Geschichte fiel mir allein die kurze Zusammenfassung unheimlich schwer, denn Stephan M. Rother hat hier einen so komplexen ersten Band geschaffen, dass ich aufpassen musste, nicht zu viel zu erzählen. Allein schon der Einstieg in diese Geschichte war sehr schwierig, denn der Schreibstil ist sehr anspruchsvoll, am Ende des ersten Kapitels musste ich das Buch erst einmal schließen, denn ich hatte schlichtweg nicht verstanden, worum es hier ging. Nach einem zweiten Anlauf gelang es mir dann aber doch noch, den richtigen Einstieg zu finden und mich an den recht anspruchsvollen Stil zu gewöhnen. Denn Rother schreibt sehr bildhaft und auch einfach anders, man befindet sich hier auch sprachlich absolut in einer anderen Zeit und man merkt der Geschichte an, dass sie von einem Historiker erzählt wird, denn er kann diese ferne Zeit auch sprachlich wiederspiegeln. Gelingt einem aber die Aufmerksamkeit beim Buch zu lassen, wird alles so nach und nach klarer und verständlicher. Aber Achtung, es ist definitiv kein Buch, das man einfach so weglesen kann, denn es erfordert Konzentration, um die Zusammenhänge und Personen wirklich sehen zu können.
Das Setting ist sehr düster, teilweise wird es etwas blutiger, so wie es auch sonst in dem Genre High Fantasy vorkommt. Alles in allem eine sehr komplexe Welt, mit vielen Facetten und ebenso facettenreichen Personen. Es wirkt von vorne bis hinten durchdacht und der Leser braucht hier auch eine gewisse Zeit, um sich zurecht zu finden. Interessant sind die Verbindungen zwischen bekannten Fantasyelementen, wie z. B. Zaubererei und völlig neuen Ideen, die der Autor hier einbringt.
Das Tempo der Geschichte ist gerade zu Beginn noch recht verhalten, denn der Autor lässt sich Zeit, seine Charaktere und seine Welt zu zeigen und vorzustellen. Erst nach und nach wird es spannender, wobei man auch durchaus nicht vergessen sollte, dass es hier auch der Einstieg in eine Reihe ist. Man braucht einfach auch seine Zeit sich an die Personen zu gewöhnen, dafür gibt es aber zum Glück am Ende eine Übersicht, die hilft, den Überblick zu bewahren.
Als Erzähler wird der personelle Erzähler der dritten Person gewählt, der dem Leser sehr bildlich die Welt näher bringt. Wir bekommen hier durch diesen Erzähler intensive Einblicke auf das mythisch-geheimnisvoll wirkende Setting.
Die Charaktere der Geschichte sind durchaus zahlreich, zumindest kommt es dem Leser gerade beim Einstieg so vor. Doch Rother erschafft auch seine Charaktere mit vielen Facetten und sehr detailreich. So lernt man den Hetmann Morwa und seinen Stamm kennen, wobei hier seine Tochter Sölva eine wichtige Rolle angedacht wird. Dann wäre da Leyken, die ihre Schwester Ildris sucht und auch Pol, der kleine Dieb. Alle Charaktere verfolgen ihre Ziele und wirken ebenfalls durchdacht und vielschichtig.
Mein Fazit:
Freunde der High Fantasy und der eher gehobenen Sprache werden hier auf ihre Kosten kommen. Leicht fiel mir gerade der Einstieg nicht, umso mehr konnte mich dann diese Geschichte doch noch überraschen. Der Autor erzählt mit einer sehr eingänglichen und bildhaften Sprache seine Geschichte, deren Puzzlestücke erst ganz langsam zu einem Bild werden. Diese Geschichte ist aber von vorne bis hinten völlig durchdacht und ich bin gespannt darauf, wie es weitergehen wird. Facettenreichte, durchdachte Charaktere und ein düsteres Setting mit einem spannenden Hintergrund sorgen für viel Abwechslung. Für Fans der High Fantasy!

Veröffentlicht am 22.10.2017

Es geht weiter in Kingsbridge

Das Fundament der Ewigkeit
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Kingsbridge, England, wir schreiben das Jahr 1558, doch die Katholiken und die Protestanten des Landes befinden sich in einem Widerstreit. Es entsteht ein regelrechter Kampf zwischen den Religionen und ...

Kingsbridge, England, wir schreiben das Jahr 1558, doch die Katholiken und die Protestanten des Landes befinden sich in einem Widerstreit. Es entsteht ein regelrechter Kampf zwischen den Religionen und selbst Familien und Freunde sind zerstritten. In dieser Zeit leben Ned Willard und Margery Fitzgerald, die sich eigentlich sehr einander zugetan sind. Als Ned nach einem Jahr aus Calais zurückkehrt, muss er genau diesen Widerstreit erfahren, denn er gehört zu den Protestanten und Margery zu den Katholiken. Zunächst glauben beide, dass es doch noch dazu kommt, dass sie einander heiraten dürfen, doch Margerys Eltern haben dem ganzen schon einen Riegel vorgeschoben und Margery soll Bart Shiring, den Sohn des Grafen und Katholik, heiraten. Ned verlässt Kingsbridge und ist der späteren Königin Elizabeth Tudor als einer der ersten Geheimagenten zu Diensten, denn die protestantische Königin bringt ganz Europe gegen sich auf. Doch was ist mit Neds Liebe zu Margery? Ist diese für immer verloren?
Meine Meinung:
Ich muss ja zugeben, dass ich an diesem dicken Wälzer eine ganze Zeit lang gelesen habe, was aber auch wirklich mit an dem Umfang liegt und ich nicht, wie sonst, alles in einem Rutsch gelesen habe, sondern doch immer mal wieder pausieren musste. Das liegt hier allerdings nicht an dem Schreibstil Ken Folletts, denn der ist wirklich großartig. Er schafft es, hier mit passenden Bildern und Details die damalige Zeit einzufangen und auch sprachlich kann man spüren, in welcher Zeit man sich befindet. Trotzdem lässt sich das Buch angenehm lesen, da es nicht so sehr hochgestochen erscheint, sondern eigentlich recht modern.
Auch sonst ist es dem Autor wieder einmal sehr gut gelungen, seine fiktive Geschichte in das wirkliche Zeitgeschehen zu integrieren. Wobei es für mich hier doch so einige Momente gab, die Längen hatten, es ist zwar vieles sehr spannend und immer wieder war ich mitten in der Zeit gefangen, doch ich benötigte auch immer wieder Pausen, wenn es zu weiten Ausschweifungen kam.
Auch wenn Das Fundament der Ewigkeit wieder in Kingsbridge spielt, ist es keine direkte Fortsetzung, denn allein in der Zeit sind wir nun viel weiter als zuvor. Wir befinden uns kurz nach der Reformation und es herrscht eine sehr bedrohliche Stimmung, allein schon, weil sich die Protestanten gegen die Katholiken wenden und sich gegenseitig bekriegen, dabei spielen weder Familie noch Freundschaft eine Rolle.
Follett setzt auch in diesem Buch wieder sehr viele, verschiedene Handlungsstränge ein und gerade zu Beginn musste ich immer mal wieder schauen, wer gerade handelte. Wobei der Autor dem Leser durchaus genügend Zeit einräumt, seine Protagonisten kennenzulernen und einschätzen zu können. Wir können den Charakteren bei den Reisen zusehen und bekommen hier durchaus einen sehr guten Eindruck vom Geschehen der Zeit und das nicht nur in England.
Allerdings gibt Follett, wie so oft, hier seinen Lesern ein klares Bild, wer und was hier zu den Guten gehört und wer oder was hier Böse ist. Man befindet sich hier also in einer sehr festgefahrenen Schiene und bleibt ein Beobachter des Geschehens. Dieses ist, zu einem großen Teil jedoch, äußerst spannend zu verfolgen, es gibt Intrigen, Mord und noch vieles mehr. All das in das aktuelle Zeitgeschehen integriert, bilden hier Fiktion und Realität nahtlose Übergänge und genau diese Kunst beherrscht der Autor einfach perfekt.
Ned Willard ist hier einer der Protagonisten der Geschichte und mir äußerst sympathisch. Man verfolgt sein Leben und dieses wurde durchaus durchdacht und stimmig aufgebaut. Aber auch den weiteren Charakteren haucht er Leben ein und lässt die fiktiven Personen so mit den realen Persönlichkeiten agieren, dass man als Leser hier keine Zweifel hat.
Mein Fazit:
Wer Ken Folletts Bücher kennt und liebt, kommt auch an Das Fundament der Ewigkeit nicht drum herum. Es fordert durchaus Interessa an dem damaligen Geschehen in Europa und man muss auch damit rechnen, dass Follett den Leser in seine Richtung des Denkens lenkt, sprich Gut/Böse oder schwarz/weiß sind hier klar vorgegeben. Trotzdem sorgt das Buch für gute Unterhaltung und gerade seine Hauptfigur Ned ist eine tolle und gut ausgearbeitete Persönlichkeit. Es gab hier zwar auch die ein oder andere Länge, aber im Großen und Ganzen ist es wieder ein großes Werk des Autors, auf das es ich zu warten gelohnt hat.

Veröffentlicht am 13.10.2017

Willkommen in der Firma

In der Liebe ist die Hölle los
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Eigentlich wollte Catalea Morgenstern nichts mit der Firma ihres Vaters zu tun haben, denn die Firma handelt mit Seelen und ist nichts weiter als die Hölle und Cataleas Vater ist der Teufel daselbst. Sie ...

Eigentlich wollte Catalea Morgenstern nichts mit der Firma ihres Vaters zu tun haben, denn die Firma handelt mit Seelen und ist nichts weiter als die Hölle und Cataleas Vater ist der Teufel daselbst. Sie selber ist eigentlich nur ein Halbblut, doch insgeheim wird ihr, spätestens nachdem ihr Freund Jan mit ihr Schluss gemacht hat, klar, dass sie ihre Herkunft nicht verleugnen kann. Sie beginnt für ihren Vater zu arbeiten, doch schon ihr erster Auftrag geht schief und das so sehr, dass sie sogar von der Polizei verhaftet wird und nicht nur das, auch ein paar Häuser der Hölle sind hinter ihr her. Zum Glück hilft ihr der mehr als gut aussehende Gehilfe und Anwalt ihres Vaters, Timur, bei ihrer Flucht.
Meine Meinung:
An Hand des Autorennamens ist hier ja gleich klar, dass dieses Buch von einem Mann geschrieben wurde, aber nach dem Klappentext war ich schon sehr gespannt darauf, wie er das umgesetzt hat und ich muss sagen: der Herr Schröder kann das und das sogar sehr gut. Der Schreibstil ist sehr locker und flüssig zu lesen, dabei bringt er so einige Dialoge und Begebenheiten zur Hölle (oder wie es im Buch so schön heißt: zur Firma) aufs Tapet, die mich mehr als einmal laut loslachen ließen. Der Autor hat ein äußerst gelungenes Debüt geschrieben, das mit sehr viel Wortwitz ausgestattet ist, allein die Auszüge aus dem "Ratgeber für die Toten" den man als Begleiter gereicht bekommt, wenn man in das dunkle Reich eintritt, sind äußerst unterhaltsam und ich habe mehr als einmal gedacht: oh nee, das sind ja schlimmere Bedingungen als jetzt.
Das Buch ist im Großen und Ganzen sehr unterhaltsam, aber es gibt auch hier und da kleinere Längen, bei denen man sich einfach durch die Erläuterung zum Setting und den Kreaturen der Hölle lesen muss. Doch dies ist hier durchaus notwendig, um all die Zusammenhänge zu verstehen, trotzdem ist es ein wenig anstrengender, da am Ball zu bleiben. Hat man da jedoch einmal den Durchblick und kann alle Personen recht gut zuordnen, wird es auch deutlich spannender zu lesen.
Eines muss ich dem Autor lassen, die gesamte Grundidee strotzt nur so vor Ideenreichtum und so manch einer der Charaktere brachte mich allein nur beim Lesen des Namens schon zum Schmunzeln. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich das alles weiterentwickeln wird, denn ich denke, dass wir da noch sehr interessantes lesen werden.
Die Geschichte erzählt uns Catalea direkt in der Ich-Form, so dass man sie recht gut kennenlernen kann. Allerdings blieb sie mir recht lange eher undurchschaubar, was allerdings wohl auch ein wenig daran liegt, dass sie am liebsten selbst ihre Herkunft vergessen würde und so gar nicht scharf darauf ist, ihren Vater näher kennenzulernen oder ihm gar bei der Arbeit in seiner Firma zu helfen. Man kann auf jeden Fall gut verfolgen, wie sie beginnt, sich selbst und ihre Herkunft immer mehr zu akzeptieren. Letzten Endes hilft ihr dabei auch ganz gut ihr männlicher Gegenpart Timur. Höllisch heiß und höllisch sexy, aber auch sehr geheimnisvoll kommt dieser daher und erst nachdem man so langsam hinter seine Geheimnisse kommt, wird auch Timur sympathischer.
Richtig gut gefallen haben mir die sehr kreativ dargestellten Nebenfiguren, allein der Teufel, der immer plötzlich und in völlig unterschiedlichen Gestalten daherkommt, brachte mich immer wieder zum Lachen, auch wenn er ja eigentlich ganz schön böse ist. Auch weitere Charaktere wie Kitty oder der Apostel sind sehr gut gelungen und runden das skurrile Geschehen perfekt ab. Gerade durch diese Nebencharaktere bekommt die Geschichte ihren Schwung und ihre Lebendigkeit.
Mein Fazit:
Skurril, witzig, anders und dabei recht unterhaltsam kommt das Debüt aus der Feder von Benne Schröder daher. Mit sehr viel Situationskomik und großem Ideenreichtum ist dem Autor ein Start in eine neue Reihe gelungen, auf deren Fortsetzung ich schon gespannt bin. Der Schreibstil ist fließend und modern und die Charaktere interessant und ungewöhnlich, so dass ich über die kleinen Längen gut hinwegsehen konnte. Ich bin jetzt schon auf Band 2 gespannt, der im November erscheinen soll. Schaut einmal herein, wenn ihr die Firma und deren Mitarbeiter kennenlernen wollt, aber passt gut auf, dass ihr nicht von diesen geholt werdet, denn euer neuer Job bei der Firma und eure neue Wohnsituation könnte höllisch werden.

Veröffentlicht am 13.10.2017

Knallhart, schonungslos, schockierend

Tränenbringer
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Berlin, am hellichten Tag läuft ein Mann wie benommen über die Fahrbahn, in seiner Hand einen Karton. Nur knapp entgeht er der Kollision mit einem LKW, der in eine Wand eines Restaurants fährt beim Ausweichen. ...

Berlin, am hellichten Tag läuft ein Mann wie benommen über die Fahrbahn, in seiner Hand einen Karton. Nur knapp entgeht er der Kollision mit einem LKW, der in eine Wand eines Restaurants fährt beim Ausweichen. Als die Polizei vor Ort ist, machen diese eine grauenhafte Entdeckung, denn der Karton hat einen schockierenden Inhalt: Füße. Clara Vidalis und ihre Kollegen beginnen zu ermitteln, doch bevor sie antworten von dem offensichtlich drogensüchtigen Mann erhalten, verliert dieser das Bewusstsein. Kurze Zeit später erhält ein Familienvater ebenfalls einen Karton und auch dessen Inhalt lässt den Mann beinahe verzweifeln.
Meine Meinung:
Mit Tränenbringer erscheint der bereits fünfte Band rund um die Ermittlerin Clara Vidalis. Die Fälle in den einzelnen Bänden sind jeweils abgeschlossen, lediglich das private Leben der Ermittler baut innerhalb der Reihe aufeinander auf. Trotzdem kann man dieses Buch durchaus lesen, ohne die Vorgänger zu kennen.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, sehr geradlinig und dadurch auch gut verständlich. Allerdings möchte ich von Beginn an klar stellen, dass es rein inhaltlich tatsächlich sehr detailliert beschriebene Szene gibt. Der Autor nimmt hier keinerlei Blatt vor den Mund und weiß mit der Darstellung der grausamen Taten nicht nur zu erschrecken, sondern auch zu schockieren. Ich bin ein durchaus hartgesottener Thrillerleser, aber tatsächlich gab es hin und wieder so klar beschriebene Details z. B. bei einer Leiche, das ich auch mal schlucken musste. Also ein stabiler Magen und ein gutes Nervenkostüm sind hier absolut von Vorteil.
Schon beim Einstieg beginnt der Autor mit einer sehr spannenden Sequenz und auch während der Geschichte gibt es immer wieder Momente, bei denen der Autor die Spannungsschraube anzieht. Das sorgt zum einen dazu, dass man hier nur so durch die Geschichte fliegt, zum anderen dazu, dass es zu keiner Zeit Langeweile gibt. Am Ende erhält der Leser sogar noch einen regelrechten Showdown, der einen an den Fingernägeln kauen lässt. Spannung ist also absolut garantiert.
In erster Linie verfolgen wir den Fall in der Gegenwart gemeinsam mit der Ermittlerin Vidalis. Doch es gibt hier auch immer wieder Rückblenden bzw. auch Sequenzen aus der Gegenwart, die aus der Sicht des Antagonisten erzählt werden. Mir gefällt das immer, da ich dabei nicht nur einen guten Überblick erhalte, sondern auch ein wenig den Täter und dessen teilweise wirklich verstörende Gedanken kennenlernen kann. Auch hier sorgt diese Abwechslung für Spannung.
Die Charaktere sind teilweise bekannt aus den vorherigen Bänden, sprich Vidalis und ihren Partner McDeath und auch die anderen Ermittler kennt man, wenn man Bücher aus der Reihe gelesen hat. In diesem Buch konnte ich sehr mit Carla Vidalis mitfühlen und das, was ihr hier passiert, machte sie für mich noch ein wenig mehr greifbar und ja, man lernt sie auch ein wenig verletzlich kennen. Wobei sie durch ein bestimmtes Ereignis sehr authentisch wirkt. Ich will gar nicht viel verraten, aber ich konnte in diesem Band mich sehr gut in die Protagonistin hineinversetzen. McDeath beeindruckt mich ja immer wieder mit seinem unglaublichen Wissen, dabei wirft Etzold auch immer wieder Kleinigkeiten ein, die wirklich real sind und die Story und deren Charaktere glaubwürdiger machen.
Mein kleiner Kritikpunkt ist hier eher der Gegenspieler unserer Ermittler, der mir einfach zu klischeehaft war und dessen Entwicklung mir sozusagen vom ersten Kennenlernen an schon klar war. Ich glaube, da geht noch mehr, denn Etzold versteht es ausgezeichnet, Charaktere zu zeichnen und lebendig werden zu lassen.
Mein Fazit:
Spannung, Ekel, Tempo, alles kann man in dem neuen Thriller des Autors finden. Dabei weiß Etzold hier durchaus immer wieder zu schockieren. Er zeigt hier deutlich darauf, wie es überhaupt soweit kommen konnte, wie solch ein Mörder sozusagen gezeugt wird. Das war mir zwar etwas zu klischeehaft, aber durchaus plausibel und nachvollziehbar. Wer viel Blut lesen kann und auch bei detailreichen, bildhaften Beschreibungen von Opfern nicht zurückschreckt, der sollte hier unbedingt zugreifen. Zartbesaitete Leser sollten aber hier lieber Abstand nehmen, wobei ich finde, dass allein schon das Cover zeigt, wie blutig es wird.