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Veröffentlicht am 02.04.2024

Popkultureller Science-Fiction-Snack!

Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaijū-Monster
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Seit „Iron Widow“ von Xiran Jay Zhao ist bei mir die Faszination für Kaijū wieder aufgeploppt. Kaijū sind riesige Monster, meist aus japanischer Popkultur oder an diese angelehnt, die aus anderen Dimensionen, ...

Seit „Iron Widow“ von Xiran Jay Zhao ist bei mir die Faszination für Kaijū wieder aufgeploppt. Kaijū sind riesige Monster, meist aus japanischer Popkultur oder an diese angelehnt, die aus anderen Dimensionen, dem Meer oder anderen Planeten auf die Erde kommen. Think: Godzilla und Pacific Rim!

John Scalzi scheint ebenfalls großer Fan von Kaijūs zu sein, denn in „Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaijū-Monster“ (GEK), über setzt von Claudia Kern, geht es darum, Kaijū vor der Zerstörungswut der Menschen zu schützen. In einer Art Dino-Park in einer anderen Dimension schützen ein paar Menschen diese „Tiere“ vor den bösen Menschen, die, wie könnte es anders sein, Böses mit ihnen vorhaben.

Sehr witzig fand ich es, dass Scalzi wirklich versucht hat, Kaijūs so zu beschreiben, dass sie zumindest ein klein wenig wissenschaftlich Sinn ergeben. Generell, der Humor in diesem Buch war erfrischend platt, aber das, und die schnelle und klare Handlung ohne viel drumherum haben dazu geführt, dass ich das wie einen guten Snack im Kino quasi eingeatmet habe.

Ich fand es interessant, dass genau das Scalzis Ansatz war, denn er erzählt im Nachwort, dass das sein „Pandemie-Buch“ war und er keine Kapazitäten für eine super philosophische, ernste Science-Fiction zu der Zeit hatte, was er überhaupt nicht abwertend sieht: „Wir alle brauchen ab und zu einen Popsong, vor allem nach einer dunklen Zeit“, schreibt er.

GEK wird wahrscheinlich nicht so lange in meinem Kopf bleiben – was ja auch der „Zweck“ war, aber: Ich kann euch diese Kaijū-Geschichte sehr empfehlen, wenn es euch nach popkultureller Popcorn-Literatur gelüstet. Oder nach einem fröhlichen Popsong, der einen aufheitert 😊

Mein erster Scalzi war das übrigens, und es wird mit Sicherheit nicht mein letzter sein!

Vielen Dank an Cross Cult für dieses Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 31.03.2024

Perspektivwechsel Neurodivergenz

Neuropunk
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Die Anthologie Neuropunk ist die erste Veröffentlichung des Weltenruder-Verlags, die mir freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde – vielen Dank!

Es gibt 11 Geschichten, in ...

Die Anthologie Neuropunk ist die erste Veröffentlichung des Weltenruder-Verlags, die mir freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde – vielen Dank!

Es gibt 11 Geschichten, in denen neurodivergente Perspektiven eingenommen werden (ADHS, Autismus u.a.). Ziel dieser Anthologie war es, diese Perspektiven zu repräsentieren und ihnen eine Plattform in der Phantastik zu geben und natürlich dieses Erfahren ein klein wenig greifbarer zu machen.

Wenn man an das Thema Neurodiversität denkt, fällt einem wahrscheinlich zuerst die Ebene der Psyche oder des Gehirns ein, was auch auf dem Cover dargestellt ist. Wie beim Thema Behinderung auch wird oftmals erst das Individuum selbst fokussiert: Welche Rolle spielt derdie Behinderte in der Gesamtgesellschaft, welche Rolle für* sie?

In dieser Anthologie sind die meisten Geschichten ebenfalls sehr nah am Selbst dran, nah an der erlebten Erfahrung neurodivergenter Figuren, aber: ich fand es gut, dass das Gesellschaftliche, die Communities und Found Families, im Sinne des sozialen bzw. kulturellen Modells von Behinderung, trotzdem viel Platz fanden. Das ergab für mich eine gute – und zugängliche – Balance.

Es gibt in dieser Anthologie Welten, in denen Figuren Hindernisse erst überwinden müssen, aber auch welche, in denen Neurodivergenz nicht die „Abweichung vom normalen“ darstellt, oder Welten, in denen sie sogar von Vorteil sein kann; Teilhabe an etwas, an Freundschaft, Partnerschaft, Community etc. war oftmals ein zentraler Faktor für die Geschichte. Alle Figuren verorten sich, oft auch in Bezug zu ihrem Körper und durch Sinneseindrücke, in ihrer materiellen Umwelt. Dabei standen Achtsamkeit auf diesen Körper und die Wahrnehmung im Vordergrund, was mich in Verbindung mit dem Thema der gesellschaftlichen Teilhabe am Ende stets positiv zurückgelassen hat.

Besonders in Erinnerung geblieben mir folgende Geschichten:

„Zurück zur Natur“ von Kián KoWananga ist eine kurze Tiefabel, die vom kleinen Kobold Puck erzählt, der in der Welt der Menschen quasi unsichtbar ist. Im Laufe der Geschichte lernt Puck wahrzunehmen, welche Umwelteinflüsse ihn negativ oder positiv beeinflussen und kann schließlich achtsamer mit sich selbst umgehen und seine Bedürfnisse äußern.

„Wurzelkind“ von Julia Winterthal sticht wegen des Schreibstils aus der Anthologie hervor. Ich bin mir nicht sicher, ob ich alles verstanden habe, es war super atmosphärisch und das Motiv des „Monsters“ und der Rache gefiel mir richtig gut.

„Das Lied der einsamen Maschine“ verleitet mich dazu, mir endlich mehr von Jol Rosenberg anzuschauen. Zwischen Muderbot-Charme und Cyborg-Manifesto begleiten wir einen Androiden, der auf ein menschliches Kind stößt. Der Fokus der auditiven Geräuschwahrnehmung wurde interessant eingesetzt.

Insgesamt hat mir, wie in fast jeder Anthologie, die ich bisher gelesen habe, nicht jede Geschichte komplett zugesagt. Allerdings ist es mein ziem bei Anthos immer, einen gewissen roten Faden für mich rauszuarbeiten und mich mit diesem näher zu beschäftigen. Und das habe ich hier definitiv gefunden!

Ich vergebe daher 4 Sterne und bin gespannt, was wir aus diesem Verlag noch zu lesen bekommen.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Kurzweilige, witzige und spicy Fantasy-Romance

Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Dämon rettete
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“Ich hatte nur zwei Dinge im Kopf - Käse und wie ich nach Hause kommen würde.”

Es geht um Cinnamon, die mit ihrer Familie, die ebenfalls allesamt nach Gewürzen benannt sind, eine Gewürzfarm betreibt. ...

“Ich hatte nur zwei Dinge im Kopf - Käse und wie ich nach Hause kommen würde.”

Es geht um Cinnamon, die mit ihrer Familie, die ebenfalls allesamt nach Gewürzen benannt sind, eine Gewürzfarm betreibt. Eines Tages betrinkt sie sich und rettet aus Versehen den Drachendämon/Shifter Fallon, denn wunderlicherweise bewirkt Zimt, dass Dämonen von ihrem Fluch erlöst werden. Und ganz zahm werden. Und ständig ihre Shirts verbrennen, ihr wisst schon.

Mit dem Dämon am Hals muss sich Cinnamon nun auf eine (ziemlich einfach gestrickte) Quest begeben, um noch mehr Dämonen mit ihren Gewürzen zu retten, das ganze natürlich gewürzt mit ganz vielen Spice-Metawitzen und… Spice. 🌶

Ich muss echt sagen, mir gefallen diese Art von Bücher, obwohl sie wirklich nicht das beste Fantasy-World-Building haben. Ich war einfach gut unterhalten, die Figuren waren sympathisch und man konnte den einfachen und modernen Schreibstil in nullkommanix weglesen.

Zugegeben, manchmal stolperte ich doch über die ein oder andere sehr platte Formulierung, und ein paar wenige Male hat mich der Cringe doch gepackt. Der Plot war nicht super spannend oder so, eher vom Typ lustige D&D-Kampagne, aber:

Ich fands aber insgesamt super witzig, es war einfach etwas Aufheiterndes für Zwischendurch. Wer sich über die typischen TikTok-Spice-Bücher aufregt, sollte dieses Buch nicht lesen. Vergleichbare Titel wären z.B. die Ice Planet Barbarians von Ruby Dixon oder die "A Deal with a Demon"-Reihe von Katee Robert.

Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den zweiten Band “Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte” (der engl. Titel ist da gewitzter: That time I got drunk and yeeted a love potion at a Werewolf), der am 11. April erscheint. Es wird um die Käsemacherin Brie (ich nehme an, ihre Familienmitglieder sind ebenfalls nach Käsesorten benannt) und einen Werwolf gehen. 🧀

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 12.02.2024

Cozy queere Space Opera

Das Licht ungewöhnlicher Sterne
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Das Licht ungewöhnlicher Sterne von Ryka Aoki, übersetzt von Michael Pfingstl, ist eines dieser Bücher, die man nicht sinnvoll beschreiben kann, also entschuldigt meine verworrene Zusammenfassung: Es geht ...

Das Licht ungewöhnlicher Sterne von Ryka Aoki, übersetzt von Michael Pfingstl, ist eines dieser Bücher, die man nicht sinnvoll beschreiben kann, also entschuldigt meine verworrene Zusammenfassung: Es geht um Katrina Nguyen, ein trans Mädchen mit unbeschreiblicher Begabung fürs Geigenspiel, das von zuhause weggelaufen ist. Um Shizuka Satomi, die sieben Schülerinnen zu den besten Violinistinnen der Welt ausbilden muss, um ihre Seele nicht an den Teufel zu verlieren. Um die Familie Tran, die einen Donutshop betreibt. Um eine Geigenbauerin, die sich viel zu wenig zutraut. Und um einen fiesen Teufel.

Viele Figuren kommen hier zusammen, um eine Geschichte von Hoffnung und Akzeptanz zu erzählen und ganz warme, wohlige Gefühle bei Leser:innen auszulösen, ohne aber schwere Themen - die durchaus explizit und heftig gezeigt wurden - auszusparen.

Die Struktur war messy. Absolut chaotisch. Die Perspektiven wechselten unvorhersehbar von Absatz zu Absatz. Zwischendurch stellte sich ein Gefühl von Orientierungslosigkeit ein - aber gepaart mit dem absurden Humor à la Douglas Adams hat mir gerade das großen Spaß bereitet! Auch war die Liebe zu Kultur und Vielfalt allgegenwärtig.

Noch mehr Spaß hatte ich aber mit dem Thema der Musik. Ich selbst studiere Musiksoziologie, bin in klassischer Musik ausgebildet und fühlte Katrina und ihre Ablehnung von Wettbewerben und klassistischen Denkmustern sehr. Von der Erwähnung von Fakten über die Musikwelt, zum Beispiel dass der Geigenbau ein extrem gegenderter Beruf ist und viele Geigenbauerinnen immer noch nicht ernst genommen werden - bis hin zum krassen Elitismus, der die klassische Musik im Würgegriff hält; Aoki konnte mich auf ganz vielen Ebenen berühren. Denn Katrina mag zwar klassische Musik, aber eben auch Anime- und Videospielmusik, eben eine typische Teenagerin. Es wird total viel in Frage gestellt: Warum müssen “Wunderkinder” überhaupt von Wettbewerb zu Wettbewerb geschickt werden? Warum denken wir, dass Musiker:innen immerzu leiden müssen, um ihre Kreativität zu entfalten?

Ich könnte stundenlang so weitermachen, denn für mich wäre diese wunderbare, absurde, humor- und hoffnungsvolle Science-Fiction-Fantasy-Oper ein Jahreshighlight gewesen. So tut es mir unglaublich weh, dass ich wegen der Übersetzung keine volle fünf Sterne vergeben kann, sondern einen abziehe. Ich habe das Buch in einer Leserunde gelesen, bei der wir auch Zugriff auf das englische Original hatten. So stellten wir fest, dass nicht nur Pronomen und Begriffe rund um Gender seltsam altmodisch übersetzt wurden, sondern Figuren teilweise diskriminierende Worte in den Mund gelegt wurden. Ich bin sehr enttäuscht vom Heyne-Verlag, dass das so durchgegangen ist. Ich kann die deutschsprachige Version dieses Romans also nicht vollständig empfehlen.

Vielen Dank für dieses Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 17.10.2023

Ein versöhnliches Sachbuch über ungeliebte Insekten...

Wespen. Eine Versöhnung
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Wespen. Eine Versöhnung von Seirian Sumner, übersetzt von Andrea Schmittmann, ist ein unterhaltsames und sehr (SEHR) detailreiches Sachbuch über… Wespen. Ich war sofort neugierig: Eine Versöhnung? Mit ...

Wespen. Eine Versöhnung von Seirian Sumner, übersetzt von Andrea Schmittmann, ist ein unterhaltsames und sehr (SEHR) detailreiches Sachbuch über… Wespen. Ich war sofort neugierig: Eine Versöhnung? Mit den fiesen Biestern, die uns im Spätsommer auf dem Balkon oder der Terrasse, beim Eisessen - ja, eigentlich überall terrorisieren - wie soll das gehen? Allein schon der Klappentext: “Wespen gelten als die Gangster der Insektenwelt, als geflügelte Mörder mit gewaltigen Stacheln, als biblische Strafe und Inspiration für Horrorfilme. Was hat zu diesem miserablen Image geführt? Und haben sie diesen Ruf verdient?”

Ich oute mich hier mal als absoluter Bienen- und Hummelfan. Gibt es was süßeres, als die dicken, flauschigen Kügelchen, die von Blümchen zu Blümchen torkeln? Nein, was Süßeres gibt es nicht. Aber ich habe gelernt: Wespen sind definitiv verdammt cool.

Wusstet ihr zum Beispiel, dass es unzählige Wespenarten gibt, die alle ihren ganz eigenen Beitrag zu unserem Ökosystem leisten - manche sogar als Bestäuber für bestimmte Pflanzen? Einige von ihnen sind Einzelgänger und jagen ihre Beute gnadenlos mit einem Gift, das in der Krebsforschung Anwendung findet. Und manche Arten haben ein reges Sozialleben mit eigentümlichen Gesellschaftskonstellationen.

Seirian Sumner ist nicht nur Professorin für Verhaltensökologie, sondern auch unfassbar großer Fan von Wespen- das merkt man bei der Lektüre durch und durch. Mit ihrem britischen Humor hält sie einen bei der Stange, selbst wenn ich mich teilweise in meinen Bio-LK zurückversetzt gefühlt habe, als von Mendelschen Regeln zur Vererbung und Allelen die Rede war (solche Begriffe werden durchaus gut erklärt). Sumner ist einfach weird. Fast schon obsessiv. Und ich liebte es sehr, wie sie ihre Leidenschaft für ihre Forschung vermittelt.

Ein paar Dinge möchte ich allerdings kritisieren. So hätte ich mir gewünscht, mehr über die gesellschaftliche Rezeption von Wespen in den Medien zu erfahren, wie es der Klappentext verspricht - Bezüge außerhalb der Biologie und Ökologie gab es erstaunlich wenig. Auch das Thema Klimakatastrophe und Artensterben taucht nur am Ende am Rande auf, stattdessen verliert sich Sumner in der Mitte des Buches in einem viel zu langen “Dialog” mit Aristoteles und führt fiktive Zwiegespräche mit ihm, die ehrlich gesagt ziemlich langatmig waren.

Außerdem finde ich es schade, dass Sumner ihre Disziplin nicht einordnet und sich selbst, als britische Forscherin, nur selten reflektiert. Die Art und Weise, wie bestimmte Dinge beschrieben wurden - wenn zum Beispiel “exotischen” Wespenarten angeführt wurden, oder dass das strikte Kategorisieren der Umwelt nie in den Kontext von eurozentrischer Wissensproduktion gesetzt wurde - das würde ich durchaus kritisieren, denn Sumner gibt nie einen Ausblick auf andere Formen von Wissen als der sehr hierarchisch und kategorisierend aufgebauten europäischen/britischen.

Bleibt noch die Frage: Habe ich mich mit Wespen versöhnt? Ja, schon irgendwie. Ich habe gemerkt, wie ich an Blumenwiesen vorbei gegangen bin und eben nicht nur verträumt die pummelige Hummel oder die plüschige Biene beobachtet habe, sondern genauer hingeschaut habe, um die Vielfalt um mich herum wahrzunehmen. Denn noch ist sie vorhanden - und sie ist schützenswert.

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.

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