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Veröffentlicht am 13.04.2024

Eine tragische Geschichte

Provokateure
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Aus Afghanistan erhält Bruno, Chef de Police in St. Denis, die Nachricht, dass ein junger Mann aus dem Ort fernab der Heimat aufgetaucht ist. Der junge Sami, kam als Kind nach einem traumatischen Ereignis ...

Aus Afghanistan erhält Bruno, Chef de Police in St. Denis, die Nachricht, dass ein junger Mann aus dem Ort fernab der Heimat aufgetaucht ist. Der junge Sami, kam als Kind nach einem traumatischen Ereignis von Algerien nach Frankreich. Er wurde von Verwandten aufgenommen und wegen seines Autismus in einer Schule unterrichtet worden, die einer Moschee angegliedert ist. Von dort verschwand er vor einigen Jahren. Tja, und nun ist er wieder da. Und die Dschihadisten sind hinter ihm her. Bruno versucht den jungen Sami zu schützen und gleichzeitig wollen etliche staatliche Stellen wissen, was er ihnen von seinem Aufenthalt in Afghanistan berichten kann.

Zum siebten Mal ermittelt Bruno, Chef de Police. Und der Fall ist heikel. Schließlich hört man nicht gerne, dass ein junger Mann, der möglicherweise wegen seiner Einschränkung nicht gut zwischen richtig und falsch unterscheiden kann, plötzlich unter Terroristen auftaucht, aber wieder nach Frankreich geschickt werden kann. Damit geraten so ziemlich alle, die mit ihm zu tun haben, in Gefahr. Zur gleichen Zeit erfährt Bruno von einem Erbe, das der Stadt St. Denis zufallen soll. Der Erblasser schreibt, er sei als Kind zusammen mit seiner Schwester im zweiten Weltkrieg in die Gegend gebracht und versteckt worden. Doch davon hat Bruno noch nicht gehört.

Dieser siebte Fall von Bruno Courréges hat es wirklich in sich. Was soll man anfangen mit einem möglichen Terroristen, dem man aufgrund seines Autismus die Taten, die ihm vorgeworfen werden, garnicht zutraut. Und dann gilt es noch die gesamte Familie zu schützen, denn die ehemaligen falschen Freunde sind nicht begeistert von der Idee, Sami könnte in seiner Naivität zu viel erzählen. Und dann will er noch dafür sorgen, dass sich das Städtchen St. Denis würdig erweist das Erbe des unbekannten Gönners anzunehmen. Bruno hat mal wieder alle Hände voll zu tun. Natürlich geht es auch wieder um Bruno und die Frauen. Veränderungen bahnen sich an. Wichtiger aber sind die spannenden und politisch brisanten Ermittlungen, die der Autor sehr überzeugend dargestellt hat. Und schon im Jahr 2014 war ihm klar, dass die westliche Gemeinschaft in Afghanistan nicht Fuß fassen würde, Wie wahr, leider. Diese Reihe ist sehr empfehlenswert, da nicht nur der Charme einer Urlaubsgegend herausgestellt wird.

Veröffentlicht am 11.04.2024

Die Saga Stiftung

Meeresfriedhof
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Im Jahr 1940 reist die junge Ehefrau und Mutter Vera Falck auf einem Hurtigrutenschiff in den Norden Norwegens. Sie ist im dem Schiffseigner Thor Falck verheiratet. Allerdings nicht mehr lange, denn die ...

Im Jahr 1940 reist die junge Ehefrau und Mutter Vera Falck auf einem Hurtigrutenschiff in den Norden Norwegens. Sie ist im dem Schiffseigner Thor Falck verheiratet. Allerdings nicht mehr lange, denn die Ehe läuft nicht gut. Der gemeinsame gerade erst geborene Sohn hält die beiden noch zusammen. Plötzlich erschüttert eine Explosion das Schiff und es beginnt zu sinken. 75 Jahre später ist Vera soweit, dass sie ein Unrecht wieder gutmachen will. Kurz darauf stirbt sie und es sieht so aus, als habe sie sich selbst umgebracht. Ihr Testament ist in der Folge nicht auffindbar und ihre Enkelin Sasha möchte Veras letzte Wünsche erfüllen.

Mit diesem Roman startet eine bisher auf drei Bände angelegte Reihe um die Familie Falck. Der Selbstmord ihrer Großmutter, die in ihren jüngeren Jahren Schriftstellerin war, ist ein einschneidendes Ereignis für Sasha Bei aller Trauer beginnt sie, nach dem Testament ihrer Großmutter zu suchen. Sie meint, dem anderen Teil der Familie Falck müsse Gerechtigkeit widerfahren. Hans Falck war einfach der Sohn vom falschen Bruder, der es im Gegensatz zu Thore nie zu etwas gebracht haben. Auch ihrer Großmutter wurde übel mitgespielt. Ihr letztes Buch wurde nicht nur nicht veröffentlich, nein, es wurde auch noch vom Staatsschutz beschlagnahmt.

Die Mischung aus geschichtlichen Ereignissen aus der Zeit des zweiten Weltkriegs und den 1970er Jahren mit solchen aus der Gegenwart weckt sofort Interesse. Was hat es mit der Familie Falck auf sich? Was ist in der Vergangenheit geschehen, das sich immer noch auswirkt? Wie kommt die Familie damit zurecht, dass ihr Ahne mit den Deutschen kollaboriert hat? Die Konflikte in der Familie auch mit Bezug auf die Vergangenheit sind so geschildert, dass man neugierig ist und bleibt und hinter die Geheimnisse kommen will. Richtig spannend wird es allerdings erst, wenn man zu ahnen beginnt, dass in der Familiengeschichte ein richtig heftiges Geheimnis begraben ist. Und vielleicht nicht nur eins.

Beim Anblick des Covers fühlt man sich in die Vergangenheit zurückversetzt, in der die Fjordlandschaft genauso beeindruckend aussah, wie heutzutage.

Veröffentlicht am 17.03.2024

Annaas Leben

Annas Lied
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Hannah ist noch klein als im Kopenhagen der 1930er die ersten Anzeichen auftauchen, dass das Leben der Familie Koppelman nicht immer so ruhig weitergehen wird. Doch zunächst wächst in Hannah der Wunsch ...

Hannah ist noch klein als im Kopenhagen der 1930er die ersten Anzeichen auftauchen, dass das Leben der Familie Koppelman nicht immer so ruhig weitergehen wird. Doch zunächst wächst in Hannah der Wunsch ein Instrument zu spielen. Ihre vier älteren Brüder sind der Musik ebenfalls sehr zugetan. Sie alle wollen ihre Mutter stolz machen, wobei die Jungen durchaus ihren eigenen Kopf haben und die jüdischen Traditionen nicht immer wunschgemäß befolgen. Trotz der Unstimmigkeiten hat Hannah eine glückliche Kindheit, Viel Zeit verbringt sie mit ihrer besten Freundin Elisabeth, die sie im jugendlichen Alter auch mal in die Freiheit einer Tanzveranstaltung entführt.

Die Erzählung eines Lebens entfaltet sich in diesem zeitgeschichtlichen Roman. Als jüdische Familie in Dänemark können die Koppelmans noch von Glück reden, dass sie vom Krieg relativ lange unbehelligt bleiben. Doch schon früher hatten sich die Eltern auf den Weg gemacht. Von Polen sollte es nach Amerika gehen, doch dafür reichte das Geld nicht. Und so hat sich Vater Yitzhak in Kopenhagen eine Schneiderwerkstatt aufgebaut, mit der er die Familie ernähren kann. Leider hält das glückliche und relativ sichere Leben nicht ewig und es kommen schwere Zeiten auf die Familie Koppelman zu. Hannah wird eine Entscheidung abverlangt, die eine so junge Frau eigentlich nicht treffen müssen sollte.

Als Leser oder Leserin begleitet man Hannahs bewegtes Leben. Ihr Traum von der Musik muss lange anderen Pflichten weichen. Überhaupt führt Hannah ein Leben der Pflichterfüllung. Manchmal ist es herzzerreißend, wenn man liest, wie Hannah sich selbst und ihre Wünsche hintenanstellt. Bis zu einem gewissen Punkt ist es verständlich, aber irgendwann waren Zeiten schon so, dass sich auch andere Möglichkeiten geboten hätten. Dann fragt man sich wieso. Dennoch ist Hannah eine tolle Persönlichkeit, die der Musik immer gewogen bleibt. Sie lebt ein verlustreiches, aber auch volles Leben. Nicht jede Einzelheit kann geschildert werden. Es sind die besonderen Episoden, die hervorgehoben werden. Ein bewegender Roman mit Bezug zur Wirklichkeit.

Mit dem Bildausschnitt auf dem Titelbild wird die innere Einsamkeit Hannahs, aber auch ihre Liebe zur Musik sehr gut ausgedrückt.

Veröffentlicht am 16.03.2024

Lucca Marino II.

Wer zuerst lügt
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Gemeinsam mit ihrer Mutter lebte sei in einem Trailerpark. Viel zu früh starb die geliebte Mutter an Krebs. Inzwischen hat sich einiges geändert in Evie Porters Leben. Sie hat einen Freund, um den sie ...

Gemeinsam mit ihrer Mutter lebte sei in einem Trailerpark. Viel zu früh starb die geliebte Mutter an Krebs. Inzwischen hat sich einiges geändert in Evie Porters Leben. Sie hat einen Freund, um den sie beneidet wird. Sie will zu ihm ziehen. Während einer Party will sie sich vor Ryans hippen Freunden beweisen. Etwas, etwas sehr, aus dem Konzept kommt Evie als sie eine Frau als Lucca Marino vorstellt. Die Fremde sieht ihr überraschen ähnlich und irgendwie läuft sie mit Evies Namen rum. Niemand darf wissen, dass Evie garnicht Evie ist.

Aus der Not heraus hat Evie begonnen sich durchs Leben zu mogeln. Oft hat sie Glück oder auch mal Hilfe, denn das Schlimmste wäre es erwischt zu werden. Endlich scheint alles nach Wunsch zu laufen und es winkt ein sorgloses Leben. Tja, und dann taucht Lucca Marino auf. Evie sollte doch Lucca Marino sein. Was hat das zu bedeuten? Zu allem Unglück stirbt die falsche Lucca Marino bei einem vermeintlichen Unfall. Und Evie Porter bekommt es langsam mit der Angst zu tun. Sollte sie selbst das Opfer sein? Wer könnte ein Interesse daran haben? Sie möchte sich Ryan anvertrauen. Doch sei kann ihm einfach nicht alles sagen.

Evie ist noch nicht einmal dreißig und sie hat schon einiges erlebt. Das merkt man beim Lesen gleich. Und je mehr Facetten, die man von ihr kennenlernt, desto mehr Respekt bekommt man vor ihrer Intelligenz und ihrer Durchsetzungskraft. Das wird eine gewisse Weile nicht so klar. Erst wenn man merkt wie gewitzt Evie eigentlich ist, gewinnt sie an Profil und die Lektüre fängt an richtig Spaß zu machen. Auch wenn man eine solche Geschichte im wirklichen Leben nicht für möglich hält, funktioniert sie als fiktionale Story eben gut. Eine starke Frau geht ihren Weg. Man sorgt sich mit ihr, ob sie es schaffen wird, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Die echten Clous können nicht verraten werden. Die müssen Leser und Leserinnen selbst entdecken. Es kann mit gutem Gewissen gesagt werden, man wird gepackt. Der tolle Vortrag von Marina Gärtner trägt ein Übriges dazu bei, dass Evie Porters Geschichte lebendig wird.

Veröffentlicht am 11.03.2024

Bayrische Methode

Lichtjahre im Dunkel
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Der Ehemann Viola Ahorns ist verschwunden und die Frau ist nicht sicher, ob sie ihn wiederhaben will. Aber man sucht doch, oder? In der Polizei sieht sie keine Hilfe und so engagiert sie die Detektei in ...

Der Ehemann Viola Ahorns ist verschwunden und die Frau ist nicht sicher, ob sie ihn wiederhaben will. Aber man sucht doch, oder? In der Polizei sieht sie keine Hilfe und so engagiert sie die Detektei in der Tabor Süden der einzige Mitarbeiter ist. Eine Vermissung, so nennt er das. Obwohl die Frau ihm nicht besonders sympathisch ist, ein Verschwundener muss doch gefunden werden. Zunächst versucht Süden die letzten bekannten Schritte von Leo Ahorn zu finden. Doch viel erfährt er nicht, das Geschäft ist heruntergewirtschaftet, Ahorn häufiger in der Kneipe und er fotografiert gerne. Keine guten Voraussetzungen für eine intensive Suche.

Eine Vermisstensache, die nicht nur für Tabor Süden Fragen aufwirft, sondern bald auch die Kommissarin Fariza Nasri. So unbedingt will Tabor Süden nicht mehr soviel arbeiten. Es sind auch nicht immer Fälle da, die seine Chefin ihm zuteilen kann. Doch gerade in letzter Zeit lief es gut und diese Vermissung wird er auch ihrgendwie klären. Ist Leo Ahorn vielleicht sogar freiwillig abgehauen. Das Recht hat er als Erwachsener schließlich. Doch Süden hat ein ungutes Gefühl, zurecht, wie sich bald herausstellen wird. Und wie soll er der Viola Ahorn begegnen, die so kalt wirkt?

Der ehemalige Polizist und jetzige Privatdetektiv Tabor Süden hat eine spezielle Art an Fälle heranzugehen. Es ist als nähere er sich von der Seite, von hinten, ohne es merken zu lassen, immer auf seine spezielle Art und manchmal sind Lösungen einfach da. Fariza Nasri ist dagegen sehr geradeaus und zielstrebig. Ihre Ansätze sind also etwas gegensätzlich, doch die ergänzen sich gut. Das Verschwinden von Leo Ahorn ist zunächst sehr rätselhaft. Die Vermissung als solche wird bald geklärt. Was danach folgt ist eine spannende, teils auch verwirrende Karussellfahrt durch die Gedankenwelt verschiedener Personen. Man kann sich darin vertiefen oder auch verlieren. Wie gewohnt gelingt es dem Autor seine Leser zu packen und nicht mehr loszulassen bis eine Art Lösung präsentiert ist. Obwohl man sich manchmal mehr Klarheit und Eindeutigkeit wünschen würde, hat man einen fesselnden Roman, der einen noch weiter beschäftigt.

Das Cover mit den Menschen auf dem Zebrastreifen soll vielleicht die Verschwommenheit und die Zweideutigkeit einiger beteiligter Personen andeuten.