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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ganz starker Wien-Krimi

Mörderische Wahrheiten
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Ein totes Mädchen wird aufgefunden. Gekleidet in ein altmodisches gelbes T-shirt und graue Shorts, die Fingernägel sind rosafarben lackiert. Erstochen mit 21 Messerstichen in den Bauch. Das Schema erinnert ...

Ein totes Mädchen wird aufgefunden. Gekleidet in ein altmodisches gelbes T-shirt und graue Shorts, die Fingernägel sind rosafarben lackiert. Erstochen mit 21 Messerstichen in den Bauch. Das Schema erinnert an den Kindermörder Alfred Riedl, dem 21er Mörder von damals. Denn genauso wurden seine sechs Opfer vor 30 Jahren aufgefunden. Zudem findet sich die DNA Riedls auf dem Opfer. Doch Riedl ist bereits vor drei Tagen gestorben. Ein Nachahmer? Oder ist gar Riedl unschuldig gestorben? Und es bleibt nicht bei dem einen Opfer, denn weitere Jugendliche werden gefunden.
Charlotta Fiori, Kaufhausdetektivin und gescheiterte Opernsängerin kannte die Familie Riedls und schaltet sich in die Ermittlungen ein. Gleichzeitig erwacht Konrad Fürst, von dem Charlotta glaubt, dass er ihr Vater sei, aus seinem 18 monatigem Koma auf. Er war damals mit den Ermittlungen im Fall Riedl am besten vertraut. Doch leider kann sich Konrad an nichts mehr erinnern, noch nicht mal an Charlotta…

„Mörderische Wahrheiten“ ist bereits der zweite Fall für Charlotta Fiori. Den Vorgänger „Wiener Totenlieder“ kannte ich leider nicht. Ich kam zwar problemlos mit der Handlung zurecht, dennoch hatte ich das Gefühl, dass es empfehlenswerter ist, die Bände in der chronologischen Reihenfolge zu lesen, da vieles hier schon offenbart wird. Erzählt wird aus der Perspektive Charlottas, einer eigenwilligen jungen Frau. Sie hat eine Beziehung mit dem Polizisten Hannes und die beiden haben ein gemeinsames Kind namens Konny. Doch ihre Beziehung stellt Charlotta immer wieder in Frage. Das gleiche gilt auch für die Frage, ob Konrad Fürst wirklich ihr Vater ist. Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.
Trotz all der Nebenhandlungen ist das Buch wirklich ein Knaller. Nicht nur der unkonventionelle Stil der Protagonistin, sondern auch die Handlung selbst ist sehr spannend beschrieben. Zum Ende hin geht es in den Showdown und die Lösung ist eine, die man so nicht erwartet hat.

Ein richtig guter Wien-Krimi, der seine fünf Sterne locker verdient hat. Eine der besten Entdeckungen des Jahres für mich.

Veröffentlicht am 24.04.2018

Böse Dinge geschehen

Das Böse in deinen Augen
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Die Kinderpsychologin Imogen Reid kehrt nach dem Tod ihrer Mutter in ihr Heimatdorf Gaunt zurück. Hier tritt sie auch eine neue Stelle an und lernt dabei die 11jährige Ellie Atkinson kennen. Ellie lebt ...

Die Kinderpsychologin Imogen Reid kehrt nach dem Tod ihrer Mutter in ihr Heimatdorf Gaunt zurück. Hier tritt sie auch eine neue Stelle an und lernt dabei die 11jährige Ellie Atkinson kennen. Ellie lebt bei einer Pflegefamilie, seit ihre eigene Familie bei einem Brand ums Leben kam. Doch es gibt Gerüchte, Ellie sei eine Hexe. Denn immer, wenn Ellie wütend wird, geschehen böse Dinge.
Imogen hingegen sieht nur ein verängstigtes Mädchen und glaubt nicht, dass Ellie besondere Fähigkeiten hat. Erst als Imogen selbst betroffen ist, kommen ihr doch Zweifel. Sollte sie sich wirklich getäuscht haben?

Nach „Die stille Kammer“ und „Das Mädchen im Dunkel“ nun also der dritte Psychothriller von Jenny Blackhurst. Und wieder versteht es die britische Autorin mit den Gefühlen des Lesers zu spielen und ihn auf falsche Fährten zu locken.
Erzählt wird immer abwechselnd aus der Sicht von Imogen und Ellie. Die 35jährige Imogen hütet selbst ein dunkles Geheimnis, von dem man als Leser erst gegen Ende des Buches erfährt. Deshalb lässt sich anfangs auch so manches Verhalten von Imogen nicht ganz nachvollziehen. Als Psychologin fand ich sie zu unprofessionell, da sie Ellie und deren Gefühle viel zu nah an sich heranlässt.
Ellie selbst hat es auch nicht einfach bei ihrer Pflegefamilie, die aus den Pflegeeltern und deren 15jähriger Tochter, sowie einem weiteren Pflegekind besteht. Die unnatürlichen Dinge, die geschehen, wenn Ellie wütend wird, lassen so manches Mal an „Carrie“ von Stephen King denken. Als Leser fragt man sich natürlich, wie dies all sein kann und sucht verzweifelt nach einer logischen Erklärung.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und fesselnd und man ist ganz schnell in der Handlung drin. Es gibt falsche Verdächtige und Wendungen. Lediglich der Schluss war nicht so ganz nach meinem Geschmack. Es wird zwar vieles zum Ende hin geklärt, dennoch bleiben so einige Fragen offen und können verschieden ausgelegt werden.

Insgesamt aber ein spannender und auch gut erzählter Psychothriller, den ich gerne weiterempfehlen kann.

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  • Geschichte
Veröffentlicht am 16.04.2024

Ungewöhnlicher Thriller - dennoch spannend

Todschwarze Nacht
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Erst seit Kurzem lebt die ehemalige Journalistin Lou Endres auf der Straße. Hier lernt sie auch die junge Jenny kennen, die ebenfalls wohnungslos ist. Gerade in der Winterzeit ist das Leben auf der Straße ...

Erst seit Kurzem lebt die ehemalige Journalistin Lou Endres auf der Straße. Hier lernt sie auch die junge Jenny kennen, die ebenfalls wohnungslos ist. Gerade in der Winterzeit ist das Leben auf der Straße hart, die Menschen sind schutzlos der Kälte und Dunkelheit ausgesetzt. Jenny ist auf der Suche nach Anschluss, denn alleine lebt es sich noch gefährlicher. Es verschwinden neuerdings immer wieder andere obdachlose Frauen und tauchen tot wieder auf. Dies weckt den Journalistengeist in Lou. Sie beginnt zu recherchieren und ahnt dabei nicht, dass sie schon längst ins Visier des Killers geraten ist.

„Tiefschwarze Nacht“ ist ein spannender Thriller, der durch sein ungewöhnliches Setting, dem Obdachlosenmilieu, aus der Menge sticht. Sehr schnell merkt man, dass das Leben als Wohnsitzloser kein einfaches ist. Die vielen Alltagsprobleme wie Hunger, die Suche nach einem Platz zum Schlafen oder einfach nur Schutz vor dem widrigen Winterwetter fordern jede Menge Kraft und Energie. Um so beeindruckender fand ich den Zusammenhalt, der zwischen den Obdachlosen herrscht.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Lou, die durch anfänglich geheimnisvolle Umstände tief gefallen ist. Warum und wieso wird aber im Verlauf der Handlung noch erklärt. Insgesamt eine starke Figur, die nicht nur sehr entschlossen handelt, sondern auch hartnäckig sein kann. Noch sympathischer fand ich allerdings Jenny, eine junge Frau, die aber schon einiges in ihrem Leben mitmachen musste. Als Täter kommen mehrere Verdächtige in Frage. Man erfährt auch in einigen Abschnitten etwas über die Denkweise des Täters und was ihn antreibt. Doch wer schließlich dahintersteckt erfährt man erst ganz am Ende.
Insgesamt ein spannender und sehr gut erzählter Thriller, der nicht nur unterhält, sondern auch so manchen Denkanstoß liefert.
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  • Spannung
Veröffentlicht am 04.04.2024

Der Tote im See

Das Schweigen des Wassers
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Im Herbst 1991 wird Hauptkommissar Groth von Hamburg nach Mecklenburg versetzt. Hier in seiner alten Heimat soll er als Aufbauhelfer Ost seine Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Doch schon ...

Im Herbst 1991 wird Hauptkommissar Groth von Hamburg nach Mecklenburg versetzt. Hier in seiner alten Heimat soll er als Aufbauhelfer Ost seine Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Doch schon bald gibt es einen Toten. Siegmar Eck, der Bootsverleiher wird aus dem See geborgen. Groth wird misstrauisch, denn Tage zuvor suchte Eck ihn auf und gab an verfolgt zu werden. Seine Kollegen wollen die Akte schließen und als Unfall abtun. Doch Groth ermittelt weiter. Dabei stößt er auf eine Kellnerin, die im nahegelegenen Café arbeitet. Was hat sie mit dem Fall zu tun?

„Das Schweigen des Wassers“ ist der erste Kriminalroman von Susanne Tägder und beruht auf wahren Tatsachen. Ein Krimi mit eher leisen Tönen, der unblutig und sehr ruhig daherkommt. Mich hat besonders die Erzählweise beeindruckt. Die Autorin fängt gekonnt die Stimmung und Atmosphäre der ersten Jahre nach der Wende ein. Die Figuren sind nicht gleich von Anfang an sympathisch, sondern eher gewöhnungsbedürftig. Jeder hat seine Ecken und Kanten und trägt auch so manches Geheimnis mit sich. Groth beispielsweise wurde mehr oder weniger nach einem Vorfall in Hamburg in den Osten „abgeschoben“. Erst im Verlauf der Geschichte erfährt etwas darüber, ebenso wie die Päckchen, die die anderen Protagonisten mit sich tragen. Auch die Spannung baut sich zunächst langsam auf. Es ist kein Krimi in dem ständig etwas passiert, sondern wird von einer subtilen Spannung beherrscht. Die Figuren sind fein und säuberlich ausgearbeitet und wirken authentisch. Da die Geschichte aus mehreren Blickwinkeln erzählt wird, kann man sich als Leser ein gutes Bild machen und weiß immer ein bisschen mehr wie Groth.
Insgesamt ein sehr gut konstruierter Kriminalroman, der die Atmosphäre zwischen Ost und West der frühen Neunziger gut einfängt.

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Die Wahrheit steckt hinter der Wahrheit

Die Insel des Zorns
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Die ehemals berühmte Schauspielerin Lana Farrar lädt ihre engsten Freunde ein, die Osterfeiertage auf ihrer kleinen griechischen Privatinsel zu verbringen. Insgesamt sind es sieben Personen, die sich auf ...

Die ehemals berühmte Schauspielerin Lana Farrar lädt ihre engsten Freunde ein, die Osterfeiertage auf ihrer kleinen griechischen Privatinsel zu verbringen. Insgesamt sind es sieben Personen, die sich auf der Insel befinden. Als ein Sturm aufzieht, ist die Gruppe ist vom Festland abgeschnitten. Und dann geschieht ein Mord…
Was sich zunächst nach einem klassischen Kriminalfall anhört, entpuppt sich als eine vielschichte und tragische Geschichte. Der Einstieg in das Buch ist nicht gerade einfach, da der Erzähler anfänglich ziemlich ausholend und erklärend wirkt. Dabei handelt es sich um Elliot Chase, der ebenfalls mit auf der Insel war und nun mit dem Leser in einer Bar sitzt und ihm diese Geschichte erzählt von der man zunächst gar nicht weiß, welche Richtung das Ganze nehmen wird. Elliot spricht den Leser sehr direkt an, eine eher ungewöhnliche Erzählweise. Und so erfährt man zunächst das Vordergründige, doch wer der oder die Tote sein wird, ist noch völlig unklar. Doch darum geht es eigentlich auch gar nicht. Die Handlung zielt mehr auf das Warum ab. Zudem wird auch nicht chronologisch geordnet erzählt, sondern Elliot holt immer wieder aus und geht dabei mehrere Schritte zurück. Man bekommt dadurch den Eindruck, dass Elliot ein unzuverlässiger Erzähler ist. So wird manche Szene, die man bereits zuvor erlebte nun aus einem völlig anderen Blickwinkel betrachtet, da man als Leser an Wissen hinzugewonnen hat. Immer wenn man glaubt, dass man nun verstanden hat, worum es eigentlich geht, wird eine neue Wahrheit aufgedeckt. Und so enthüllt sich Schicht für Schicht die tragische Geschichte. Es gibt zwar immer wieder Wendungen und Überraschungen, doch so richtige Spannung kam bei mir nicht auf. Dafür fand ich die Erzählweise ziemlich originell.
Als einen Thriller oder Krimi würde ich das Buch nicht unbedingt bezeichnen, dazu hat es mir an Spannung gefehlt. Dennoch fühlte ich mich insgesamt gut unterhalten.

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