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Veröffentlicht am 11.11.2017

Carl in Bestform

Verheißung, Der Grenzenlose
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Ach, was liebe ich dieses außergewöhnliche Ermittlertrio! Ich liebe den trockenen Humor, die genialen Sprüche, die Carl (zumeist) innerlich ablässt und eben diese Kombination aus Carl, Assad und Rose. ...

Ach, was liebe ich dieses außergewöhnliche Ermittlertrio! Ich liebe den trockenen Humor, die genialen Sprüche, die Carl (zumeist) innerlich ablässt und eben diese Kombination aus Carl, Assad und Rose. Daher freue ich mich auf jeden Band, der auf den Buchmarkt kommt, denn die Reihe ist nicht umsonst mit einer der besten. Manches Mal passen die Fälle nicht so ganz, entweder weil sie zu künstlich in die Länge gezogen werden oder weil Carl zu antrieblos und ich-bezogen ist, das seine Perspektive schon Mal schwieriger zu ertragen ist. Aber all das kann mein Lesevergnügen nie trüben, so dass ich bei „Verheißung“ gerne wieder zugegriffen habe.
„Verheißung“ beginnt vom Aufbau des Falls wie so viele aus der Reihe. Carl kommt nicht so recht aus dem Quark und Rose und Assad sind es, die den Motor bilden, damit richtige Ermittlungen in Gang kommen. Umso überraschter war ich dann, dass Carl doch recht schnell Lunte roch und ab da war seine lethargische, uninspirierte Persönlichkeit auf keiner Buchseite mehr zu finden und das war großartig zu erleben. Das lässt sein Zusammenspiel mit Assad und Rose noch witziger und spritziger wirken und hilft eben auch dem Vorantreiben des Falles.
Apropos Fall: der war durchaus interessant gemacht, aber auch hier schlägt wieder das bereits erwähnte künstliche in die Länge ziehen statt, denn es hat wirklich ewig gedauert bis dieses spirituelle Zentrum ausfindig gemacht werden konnte, obwohl so ein international vertretenes Zentrum sicherlich nicht so schwer zu finden sein dürfte. Sehr gut war dagegen gemacht, dass das durch eine Perspektive konsequent eine falsche Fährte gelegt wurde, so dass das Ende durchaus die eine oder andere unerwartete Wende zu bieten hatte.
Aber definitiv am besten hat mir an diesem Fall gefallen, dass sich auch die persönlichen Ebenen von Rose, Carl und Assad endlich mal wieder in den Vordergrund schieben. Bei Rose fällt der Anteil noch am geringsten aus, aber Carls Fall, der ihm schließlich die Versetzung ins Sonderdezernat Q bescherte, bietet neue Ergebnisse und auch Assads undurchsichtige Vergangenheit wird endlich beleuchtet. Ich habe große Hoffnungen, dass das im nächsten Band fortgeführt wird, denn die wahren Persönlichkeiten hinter den Ermittlern zu entdecken, das ist mir immer sehr wichtig, weil es mich noch mehr mit der Geschichte und den Figuren verbindet und folglich das Leseerlebnis nochmal steigern kann.
Fazit: „Verheißung“ ist definitiv mein Liebling aus den letzten Jahren, da Carl sich aktuell in einer tollen Form befindet, was der Geschichte insgesamt den richtigen Pfiff gibt. Zudem werden endlich (wenn auch noch im kleinen Rahmen) die persönlichen Geschichten der Ermittler mehr eingeflochten, was für die nächsten Bände Großes erwarten lässt.

Veröffentlicht am 25.10.2017

Erzählgewalt entfaltet sich jetzt so richtig

Days of Blood and Starlight
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Buchreihen sind auf dem Büchermarkt schon lange nichts Seltenes mehr, ganz im Gegenteil, sie scheinen sogar zur Regel zu werden. Die Krux bei diesen Reihen ist jedoch meist, dass sie einen genialen ersten ...

Buchreihen sind auf dem Büchermarkt schon lange nichts Seltenes mehr, ganz im Gegenteil, sie scheinen sogar zur Regel zu werden. Die Krux bei diesen Reihen ist jedoch meist, dass sie einen genialen ersten Band bieten, der jeden Leser denken lässt „da muss ich dranbleiben!“ und dann können die Folgebände die Erwartungen leider nicht halten. Bei der Karou-Reihe bestand bei mir eine ähnliche Befürchtung, weil ich Band 1 sehr ansprechend fand, auch weil er ganz andere Figuren und eine ganz andere Entfaltung der Geschichte bereithielt. Anderssein ist auf dem Buchmarkt häufig ein Muss, aber wenn Band 2 nicht mehr anders sein kann, weil es eben wie Band 1, was bleibt dann übrig? Der zweite Teil der Karou-Reihe antwortet klar und deutlich: ganz viel!
Zunächst muss ich natürlich betonen, dass Band 2 so oder so kein Abklatsch vom ersten Band gewesen wäre, da vor allem die Erzählweise doch wieder eine ganz andere ist. Der erste Unterschied liegt darin, dass wir keine verborgene Erzählebene mehr haben. Diese Vergangenheit von Karou ist nun bekannt, aber da diese immer noch so viel Unerzähltes bereithält, finde ich es großartig, dass noch einmal Rückblenden geboten werden, um erzählerische Lücken zu füllen. Es werden auch Fragen beantwortet, die ich mir gar nicht gestellt habe und dadurch erhält alles noch einmal einen viel größeren Rahmen, der aber die fantastische Welt der Chimären und Engel besser erklärt.
Eine weitere Neuerung ist, dass wir wesentlich mehr Figurenperspektiven zur Verfügung gestellt bekommen. Vom Grundprinzip wäre das nicht nötig, da Karou und Akiva ja die gegnerischen Seiten besetzen, so dass auch beide Geschichten mit Infos gefüttert werden könnten. Aber so erhält die Geschichte wahrlich epische Ausmaße, da man vor allem ausschließlich mit Figuren verknüpft wird, die auch als Sympathieträger fungieren und die vieles Spannende zu berichten haben, die erneut der Welt den detaillierten Schliff geben.
Was in diesem Band völlig zurücksteht, ist die Liebesgeschichte zwischen Akiva und Karou. Sie haben nur wenige Szenen zusammen, diese sind zwar sehr berührend, aber trotzdem habe ich den fehlenden Impulsen in dieser Angelegenheit nicht nachgetrauert, da schon Band 1 nicht nur die Liebesgeschichte war. Band 2 unterstreicht das nun doppelt und dreifach. Ja, ihre Liebesgeschichte war der Anfang, aber jeder für sich bleibt ein eigenständiges Wesen, dass auch so für seine Ideale eintritt. In Band 3 gehe ich davon aus, dass es wieder zunehmen wird, aber grundsätzlich ist so deutlich angezeigt, dass solche Reihen auch ohne die große epische Liebesgeschichte einwandfrei funktionieren können.
Der Handlungsverlauf hält wirklich einige Überraschungen bereit, so dass ich mich wirklich grundsätzlich unterhalten gefühlt habe. Zum einen wurde für mich die fantastische Welt immer klarer und parallel wurde aber die eigentliche Handlung konsequent vorangetrieben. Dieser Band bietet wie auch der Erstling viele nachdenkliche Passagen, die sich über bis zu 6 Seiten ziehen, aber die habe ich dennoch in keiner Weise als langatmig empfunden, da die Sprache dabei auch etwas poetisches hat, so dass man regelrecht zu träumen beginnt.
Fazit: Laini Taylor ist eine Erzählerin wie sie im Buche steht, denn sie setzt dem ersten Band noch einmal die Krone auf. War im ersten Band noch vieles mit Fragezeichen verbunden, werden hier viele Antworten geboten und die Welt wird so weiter ausgebaut, dass ich mich nun fast heimisch fühle. Dazu werden auch einige erzählerische Neuerungen geboten und die Handlung wird spannend vorangetrieben. Somit hat „Days of Blood and Starlight“ für mich schon epische Ausmaße und ich bin voller Vorfreude auf den Abschlussband!

Veröffentlicht am 18.10.2017

Das Beste zum Schluss

Feel Again
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Mona Kasten hat mit „Begin again“ und „Trust again“ bewiesen, dass auch deutschen Autoren das in den letzten Jahren sehr bekannt gewordene Genre NA gut bedienen können. „Feel again“ bildet nun den Abschluss ...

Mona Kasten hat mit „Begin again“ und „Trust again“ bewiesen, dass auch deutschen Autoren das in den letzten Jahren sehr bekannt gewordene Genre NA gut bedienen können. „Feel again“ bildet nun den Abschluss der Reihe und ich muss sagen, dass ich mit der größten Skepsis in dieses Buch gegangen bin. Das lag zum einen daran, dass Sawyer mein Interesse in den ersten beiden Bänden nur bedingt geweckt hat und zum anderen dass Isaac viel zu nerdig wirkte, zu stereotyp, als dass ich ihn richtig ernstnehmen konnte. Und gerade wenn solche Skepsis beim Lesen eines Buches mitspielt, ist die Freude umso größer, dass es sich doch tatsächlich um eine großartige Lektüre handelt.
Was mich ganz besonders an „Feel again“ mitgerissen hat, war die Entwicklung von Isaac. In diesem Genre entwickeln sich in der Regel die weiblichen Protagonistinnen von verschüchterten Entlein zu stolzen Schwänen. Ja, auch Sawyer entwickelt sich, aber die Entwicklung von Isaac steht viel mehr im Zentrum und diese ist einfach großartig dargestellt. Wie bereits im vorherigen Absatz erwähnt, konnte mich der angedeutete Isaac aus den ersten beiden Bänden kaum überzeugen. Aber hier war er von Seite 1 auf eine Art und Weise präsent, die direkt ausstrahlte, der könnte zu meinem Liebling werden. Was mich direkt bei ihm mitgenommen hat, ist die Tatsache, dass er in sich ruht, aber dieses innere Selbstbewusstsein nicht nach außen transportieren kann. Und dieser Weg, wie er irgendwann zu dem innen als auch außen selbstbewussten jungen Mann wird, das war sehr berührend und durchweg einnehmend.
Bei Sawyer ist für mich das Problem gewesen, dass ich mit ihr so gar nichts gemein habe. Wenn ich Parallelen zu Figuren sehe (wie es stark bei Dawn der Fall war), ist die Identifikation schnell gegeben, aber das ändert letztlich nichts daran, dass auch mit diesen Figuren Frustpotenzial besteht. Bei Sawyer war dieser Weg folglich genau andersrum. Vor allem in den ersten beiden Bänden war sie mit Frustpotenzial für mich verbunden und auch zu Beginn von „Feel again“ macht sie viele Dinge, die ich nicht im Geringsten nachvollziehen kann. Aber immer wieder kommen diese kleinen Momente, wo ich ihre wahre Persönlichkeit erahnen kann und je mehr Zeit ich mit ihr und ihrer Denkweise verbrachte, desto mehr wurde mir bewusst, dass Figuren nicht wie ich sein müssen, damit ich sie als Gesamtkomplex faszinierend und nachvollziehbar sehen kann.
Zusammen haben diese beiden sehr unterschiedlichen Figuren wirklich eine hohe Explosionsgefahr, aber da sich beide aufeinander einlassen, entsteht eine wahnsinnig schöne Chemie, wo jeder seine Stärken ausspielen kann. Mal ist Sawyer die stärkere Hälfte, mal ist sie es und diese vollkommen gleichberechtigte Beziehung hat wirklich meinen Nerv getroffen. Als großartig erwies sich auch der Szenenwechsel weitestgehend weg vom Campus, hin zu der Farm von Isaacs Familie. Dort wurde so viel Heimeligkeit und Wärme ausgestrahlt, es wurden großartige Szenen geboten und es fühlte sich wirklich wie zuhause an. Diese Wohlfühlatmosphäre hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass ich stolz sagen kann, dass Mona Kasten die Reihe mit einem „Bäm!“ beendet hat!
Fazit: Das Beste kommt zum Schluss! Eine bessere Phrase lässt sich für „Feel again“ nicht finden. Mit den geringsten Erwartungen bin ich herangegangen, da mich die Protagonisten schon jeder für sich in den Vorgängerbänden nicht überzeugen konnte und von ihrem Zusammenspiel war da ja noch gar nichts zu erahnen. Folge ist nun, dass ich so positiv überrascht vom Gesamtpaket bin, dass ich „Feel again“ gerne zu meinem Lieblingsband der Reihe küre und noch einmal bekräftigen möchte, dass Mona Kasten eine grandiose Reihe geliefert hat, die für deutsche Autoren den Maßstab setzen wird!

Veröffentlicht am 13.09.2017

Emotional verwickelt in einer Zukunftswelt

Beautiful Liars, Band 1: Verbotene Gefühle
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Als Leserin, die sich immer noch gerne in Jugendbücher flüchtet, wurde ich früh auf „Beautiful Liars“ aufmerksam. Als es dann auch noch hieß, dass sich „Pretty Litlle Liars“ und „Gossip Girl“ in diesem ...

Als Leserin, die sich immer noch gerne in Jugendbücher flüchtet, wurde ich früh auf „Beautiful Liars“ aufmerksam. Als es dann auch noch hieß, dass sich „Pretty Litlle Liars“ und „Gossip Girl“ in diesem Buch vereinen, war ich besonders interessiert. Beide Serien sind zwar viel zu lange gelaufen und haben dadurch ihren Reiz verloren, aber ihr Grundkonzept was faszinierend und ihre ersten Staffeln daher ein unterhaltsamer Begleiter.
Ein faszinierendes Konzept bieten auch die „Beautiful Liars“ von Anfang an. Im Jahr 2118 spielend, also 100 Jahre voraus, wird uns ein New York präsentiert, das nicht mehr viel mit dem aktuellen gemein hat. Wo einst der Central Park Zuflucht für Naturliebhaber bot, steht nun ein fast 1000-stöckiger Turm und jede Etage stellt nochmal ein eigenes Viertel. Die Dimensionen dieses Wolkenkratzers sind fast nicht zu begreifen. Neben diesem veränderten Stadtbild wird auch die Technik gefeiert. Das ganze Buch ist von interessanten, faszinierenden, aber auch erschreckenden technischen Entwicklungen begleitet, die man gar nicht so schnell begreifen kann. Dennoch schwingt immer die Frage mit, würde ich dieses technische Wunder gerne erleben oder lieber doch nicht?
Neben diesem ungeheuer spannenden Setting wird dann eine Geschichte gesponnen, die aus der Sicht von 5 Jugendlichen oder Fast-Erwachsenen erzählt wird. Da hier Eifersucht, Träume, Liebe, Glück, Neid, Intrigen und Manipulationen einen Großteil der Erzählung ausmachen, ist auch nicht zu leugnen, dass die Autorin Katharine McGee einst an „Pretty Little Liars“ mitgeschrieben hat. Diese fünf Perspektiven mitsamt den Neuerungen der Welt der Zukunft waren für den Einstieg in die Geschichte eigentlich viel zu viel. Man braucht schon lange, um wirklich in der Handlung anzukommen und die Figuren auseinanderzuhalten und sie dann kennenzulernen. Hier ist zu Beginn sehr, sehr viel Komplexität, aber das legt sich doch recht schnell.
Ab da verfolgt man vielen einzelnen Handlungen, die sich durch Figuren immer mal wieder überschneiden, dann wieder auseinandergehen, um wieder neu zusammenzukommen. Dadurch entsteht ein toller Lesefluss, da ständig etwas passiert und auch eine schöne Spannung erzeugt wird. Da es einen Prolog gibt, den man für sich als Leser unbedingt auflösen will, steigt die Spannung irgendwann komplett an. Und die Erzählung liefert: am Ende spitzt sich alles zu, alles ist möglich und als die letzte Seite gelesen ist, ist man richtig bedrückt, dass das Lesevergnügen schon wieder vorbei ist. Dieses Lesevergnügen wird auch dadurch untermalt, dass man die Geschichte durch fünf höchst unterschiedliche Köpfe erlebt. Dadurch werden sehr, sehr viele Emotionen freigesetzt, weil man Figuren liebt, andere hasst, bei manchen tut man beides und dadurch war ich emotional so involviert, dass ich mich komplett abgeholt gefühlt habe.
Fazit: Der Einstieg ist sehr komplex, aber ich verspreche es wird besser! Und für das Durchhalten wird man mit einer Geschichte belohnt, die ungeheures Potenzial hat. Man wird mitgesogen, man fiebert mit, man rätselt mit und man wünscht sich, dass es doch nie enden würde. Für die einen mag es abschreckend sein, dass „Beautiful Liars“ tatsächlich Überschneidungen zu Serien wie „Pretty Little Liars“ oder „Gossip Girl“ aufweist, aber ich finde, es gibt nur Überschneidungen zu den besten Zeiten und alleine die detailliert entworfene Zukunftswelt ist es schon wert!

Veröffentlicht am 06.05.2024

In der Tat 'funny' und gefühlvoll

Funny Story
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Nachdem ich „Book Lovers“ von Emily Henry im vergangenen Jahr für mich entdeckt habe, war ich bei der Ankündigung zu „Funny Story“ sofort sehr interessiert dabei, um mal überprüfen zu können, ob mich die ...

Nachdem ich „Book Lovers“ von Emily Henry im vergangenen Jahr für mich entdeckt habe, war ich bei der Ankündigung zu „Funny Story“ sofort sehr interessiert dabei, um mal überprüfen zu können, ob mich die Stilistik der Autorin auch weiterhin begeistern kann.

Es ist in jedem Fall schnell zu erkennen, dass Henry ein gewisses Muster hat. Bücher sind ihre Leidenschaft, sowie von uns Lesern auch, weswegen Hauptfigur Daphne in einer Bibliothek arbeitet und sich um die Heranführung der Jüngsten an das Medium kümmert. Zudem ist auch die ganze Geschichte wieder voll von Anspielungen auf Bücher jeglicher Art. Wer also sehr belesen ist und sich generell in der Welt der Bücher wie einem zweiten Zuhause bewegt, der findet alleine auf dieser Ebene wieder viel in „Funny Story“. Eine weitere Sache ist, dass Henry es für mich wieder gut meistert, Humor und Ernst unter einen Hut zu bringen. Ich hatte zwar den Eindruck, dass es viel lustiger anfing und sich dann immer mehr eine gewisse Melancholie eingeschlichen hat, aber dennoch kommen die Witze und Wortspiele dann doch wieder um die Ecke. Im deutschsprachigen Raum gibt es beispielsweise Kyra Groh, die mir sofort als Autorin einfällt, die immer einen Clown gefrühstückt hat. Bei Henry ist die Gagdichte nicht ganz so hoch, aber ich finde dennoch, dass sie durchgängig einen reizvollen Charme anbietet.

Der Einstieg in das Buch hat mir aus einem bestimmten Grund sehr gefallen. Normalerweise kennt man es in Liebesgeschichten, dass die Protagonistin ihren Traummann in den schillerndsten Farben und Ausschmückungen sieht und man erstmal selbst einen Realitätscheck vornehmen muss. Das ist hier mal ganz anders. Ich hatte den Klappentext zwar im Vorfeld mal gelesen, aber ich hatte mich dann vor allem für die Autorin entschieden, so dass ich bis zur eigentlichen Lektüre dann den Inhalt schon gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Deswegen konnte ich die Figur Myles auch erstmal nicht so recht einordnen. Als Mitbewohner, der etwas melodramatisch, stoned und schludrig dargestellt wird, hatte ich ihn erstmal als Nebenfigur auf dem Schirm. Umso positiver überraschter war ich, dass er letztlich der zentrale Protagonist wurde. Denn ich fand es genau richtig, dass es mal nicht der märchenhafte Prinz ist, der die Frau auf Dauer glücklich macht, sondern ein ganz normaler Kerl, dem durch ein Beziehungsende auch der Boden unter den Füßen weggezogen werden kann und dessen Fehler und Mäkel genauso präsent ausgespielt werden wie seine Stärken und Leidenschaften.

Ich mochte dann auch sehr das Tempo, in dem die gemeinsame Geschichte vorangetrieben wird. Es ist wahrlich nicht das direkte chemische, das eine Knallreaktion hervorruft, sondern es ist erst eine Freundschaft, die sich aufbaut und dann immer mehr Tiefe gewinnt. Dabei sind beide Charaktere toll ausgestaltet worden. Ich will aber auch Ashleigh und Julia nicht vergessen, die auch sehr große Rollen spielen und die ebenfalls ihren Beitrag für eine tolle Lektüre leisten. Da wir nur Daphnes Perspektive habe, wird ihr Geschichte folglich etwas intensiv beleuchtet und ich fand die ganze Herleitung über ihren Vater, warum sie was an Peter geschätzt hat und wie sich mit Myles dann anders gefunden hat, total logisch und mitreißend. Viele ihrer Gedankengänge kamen mir auch sehr bekannt vor oder aber ich habe mich durch eigene Familie oder Freunde mit den Themen schon auseinandergesetzt. Das eine war die Wertigkeit einer Person und wie man sich immer verlassen fühlen kann, aber auch wenn die Partnerschaft einen so konsumiert, das man mehr Wir als ein Ich ist. Es hat alles wirklich gut zusammengespielt und mir von Anfang bis Ende eine Geschichte geboten, die ich sehr gerne gelesen habe und deren Welt ich nur ungerne verlassen habe.

Fazit: Emily Henry werde ich eindeutig auf dem Schirm behalten. „Funny Story“ teilt mit „Book Lovers“ die Stärken und ist dennoch eine ganz eigene Geschichte geworden. Viele Themen fühlten sich für mich persönlich an, aber ich mochte auch, wie Myles so fernab vom Märchenprinz eingeführt wurde, aber dann im Sturm mein Herz eroberte. Dazu ist Humor immer dabei.

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