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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2024

sehr lesenswert

Amrum
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An diesem Buch hat mich einfach alles angesprochen. Zum einen der Autor Hark Bohm, dessen Filme ich sehr schätze. Der Titel und das Cover sind genau mein Geschmack und die Story ist absolut mein Beuteschema. ...

An diesem Buch hat mich einfach alles angesprochen. Zum einen der Autor Hark Bohm, dessen Filme ich sehr schätze. Der Titel und das Cover sind genau mein Geschmack und die Story ist absolut mein Beuteschema. Hoher Norden, Mitte des 20.ten Jahrhunderts, Coming of Age. Hach, da waren die Erwartungen ziemlich hoch.

Die beiden Autoren erzählen vom 10jährigen Nanning, der auf der Insel Amrum aufwächst. Das Ende des zweiten Weltkrieges ist nahe und auch wenn das Inselleben meist eher beschaulich und von Wind und Wellen umspült ist, so spürt man doch unterschwellig immer das radikale Regime und die Einschränkungen durch den Krieg. Eine sehr präsente Rolle spielen die Natur und die Insel in dieser Geschichte. Es ist mehr die Alltags-Dramatik, die den Ton angibt. Aber gerade das hat mir sehr gefallen, denn der Erzählstil ist ausgesprochen klug und intensiv. Nanning ist ein durch und durch liebenswerter Charakter. Wie er versucht, seine Mutter zu beschützen und den durch den Krieg abwesenden Vater zu ersetzen, ist herzerwärmend tapfer. Wie er mit noch kindlichem Blick auf die politischen Geschehnisse blickt, auch auf die Nähe der Eltern zum Nazi-Regime, das ist authentisch und mit einer klaren reinen Aufmerksamkeit, die zum Nachdenken animiert.

Hurra. all meine Erwartungen wurden erfüllt. Ein sehr lesenswerter Roman.

Veröffentlicht am 29.05.2024

herrliche Sommerlektüre

Im Sommer treffen wir uns wieder
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Ich verschlinge alle Sarah Morgan Romane. Einfach, weil sie gute Laune machen und so herrlich klug und humorvoll zugleich sind. Immer sind mehrere Frauen die Hauptdarstellerinnen. Und meist besitzen sie ...

Ich verschlinge alle Sarah Morgan Romane. Einfach, weil sie gute Laune machen und so herrlich klug und humorvoll zugleich sind. Immer sind mehrere Frauen die Hauptdarstellerinnen. Und meist besitzen sie eine tiefe innere Stärke, die manchmal nur ein wenig rausgekitztelt werden muss.
Wer ein Frauenbuch sucht, mit Herz und Verstand und ohne allzu viel Kitsch - gerade so die richtige Dosis - der ist hier genau richtig. Dazu ein wundervolles Cover, Leserinnenherz was willst du mehr. Ein herrliche Sommerlektüre. Volle Punktzahl

Veröffentlicht am 25.05.2024

dicke Leseempfehlung

Das Ende von gestern ist der Anfang von morgen
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"Das Ende von gestern ist der Anfang von morgen" ist nicht mein erste Buch von Kathinka Engel. Ich wusste also schon, dass die Autorin einen sehr angenehmen Erzählstil hat, dass man schnell an die Figuren ...

"Das Ende von gestern ist der Anfang von morgen" ist nicht mein erste Buch von Kathinka Engel. Ich wusste also schon, dass die Autorin einen sehr angenehmen Erzählstil hat, dass man schnell an die Figuren rankommt und dass es kein seichtes Liebessüppchen ist, das sie in ihren Büchern köchelt auch wenn Zuneigung und Liebe natürlich auch hier im Leben der Akteure eine Rolle spielen. Aber wie der gut gewählte Buchtitel schon andeutet geht es um zwei Frauen auf unterschiedlichen Zeitebenen, die ihr altes Leben und auch ihre alten Einstellungen und Ansicht ablegen und aus unterschiedlichen Gründen und auf unterschiedliche Art und Weise zu sich selbst und einem neuen selbstbestimmten zuversichtlichen Leben finden. Der Kern dieser beiden Geschichten ist es, der mich besonders berührt hat. Die Entwicklung der Frauen geht einerseits mit einem großen Bruch los, aber andererseits auch ganz leise im tiefsten Inneren. Das hat die Autorin wirklich gut hingebracht, dass man als Leser gerne und gespannt folgt und das Gefühl hat, eine dicke Portion Realität steckt hinter all dem.

Hervorheben muss ich noch, das ich kein Fan bin von Büchern mit zwei Handlungssträngen in verschiedenen Zeitebenen. Viel zu oft ist ein Strang spannend und der andere für mich nur nerviges Beiwerk. Das ist hier ganz und gar nicht so. Beide Storylines funtionieren perfekt und werden so schön miteinander verstrickt, dass ein unglaublicher Lesesog entsteht.

Dicke Leseempfehlung für dieses tolle Buch.

Veröffentlicht am 22.05.2024

schweres Thema toll umgesetzt

Die Zeit im Sommerlicht
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Die Autorin erzählt aus dem Leben von fünf samischen Kindern, die von den schwedischen Behörden zwangsweise von ihren Familien getrennt und in sogenannte Nomadenschulden gesteckt worden. Anfang des 20. ...

Die Autorin erzählt aus dem Leben von fünf samischen Kindern, die von den schwedischen Behörden zwangsweise von ihren Familien getrennt und in sogenannte Nomadenschulden gesteckt worden. Anfang des 20. Jahrhunderts war das in Schweden noch gängige Praxis. Man versuchte unter dem Deckmantel der nötigen Schulbildung die Samen so zur Anpassung zu zwingen. Wie oft in solchen Kinderheim-ähnlichen Schulen gab es Erwachsene, die die Kinder schikanierten und unnötig hart, ja sogar grausam, mit ihnen umgingen. Die Mutter der Autorin hat wohl eigene Erfahrungen einfließen lassen, das merkt man dem Buch wohltuend an. Es liest sich ergreifend und glaubwürdig. Ich bin wieder mal schockiert, dass die Urvölker überall auf der Welt von den scheinbar so gebildeten Großnationen unterdrückt und ihrer Kultur beraubt wurden. Inuit, Indianer, Samen und viele andere mehr. Es funktioniert überall ähnlich und es ist ein Wunder, dass die Naturvölker teilweise doch überlebt haben und jetzt versuchen, ihre Riten und Gebräuche, ihre Schätze der Vergangenheit zu finden, wiederzuerlernen und in ihrer Kultur zu verankern.

"Die Zeit im Sommerlicht" beleuchtet sowohl die harte Vergangenheit in der Schule als auch das, was aus den Kindern geworden ist. Ihre Erfahrungen und Schicksale haben sie geformt und als Erwachsene haben sie teilweise große seelische Nöte, die es zu verarbeiten gilt.

Trotz des traurigen harten Themas ein tolles Buch.

Veröffentlicht am 12.05.2024

Lesehighlight

Vor einem großen Walde
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Ich hatte es nach der Leseprobe schon im Gespür, dass da eine richtig gute Geschichte auf mich waren könnte. Das Cover und der Buchtitel stimmten auf etwas Großes ein.

Saba verlässt als Kind mit Vater ...

Ich hatte es nach der Leseprobe schon im Gespür, dass da eine richtig gute Geschichte auf mich waren könnte. Das Cover und der Buchtitel stimmten auf etwas Großes ein.

Saba verlässt als Kind mit Vater und Bruder Georgien. Die Mutter bleibt zurück. In England angekommen versucht der Vater jahrelang seine Frau nachkommen zu lassen. Aber es bleibt ein sehnlicher Wunsch bis die Nachricht von ihrem Tod den Vater aus der Bahn wirft. Schließlich geht er zurück in sein Heimatland, wo bald seine Briefe versickern. Sabas Bruder reist dem Vater hinterher und auch seine Stimme verstummt. Beide bleiben verschwunden. Saba entschließt sich also zur gleichen Reise, wie seine Familie und hofft, dass seine Fragen beantwortet werden und er womöglich seinen Vater und seinen Bruder wiederfindet. Diese Suche wird auf sehr fazinierende Weise erzählt. Man lernt Saba ganz nah kennen und lieben. Man erfährt sehr viel über das Land und die Menschen, die trotz Armut und hartem Leben, so herzlich und optimistisch sind, dass einem beim Lesen das Herz aufgeht. Das Ende wird nicht verraten.

Fazit: Ein Lesehighlight, nicht zuletzt der Sprache wegen, mit der berauschend klar und temporeich erzählt wird. Aber auch das fremde Land und die Menschen haben mich berührt und gefesselt. Bitte mehr von diesem tollen Autor.